Talking Community: Fokus Freiberg

Wie haben die Diskurs-Reihe „Talking Community“ im Jahr 2010 in Novi Sad (Serbien) begonnen. Öffentlich zugänglicher Debatten über Fragen der Kunst, der Kulturpolitik, der Wissensarbeit, der Verfaßtheit einer Gesellschaft. Siehe: [link]

Die erste Session, 2010 in Novi Sad. Rechts Vizebürgerbeister Vladimir Kopicl (Foto: Nikola Dzafo)

Diese Arbeitsreihe war immer auf die Inhalte und die Arbeit daran konzentriert, kein „Event-Typ“, um Publikum zu generieren. Die Betonung liegt seit jeher auf „Öffentlicher Diskurs“. Es geht also dabei um Formen des Diskurses und um Öffentlichkeit.

Eine bewußte Gegenposition zum österreichischen Volkssport, am Wirtshaustisch die Welt erklären zu können, doch darüber hinaus eher zurückhaltend zu bleiben. Somit ist das auch eine politische Frage.

Es geht bei der „Talking Community“ ebenso darum, sich mit den verschiedenen Codes der diversen Metiers und Milieus vertraut zu machen, um über allfällige Grenzen hinweg eine reale Verständigung zu schaffen. Das ist gerade in der Begegnung „Kunst und Wirtschaft“ von allerhand Stereotypen belastet.

Wenn nun in den Räumen von Unternehmer Ewald Ulrich der Unternehmer Wolfgang Weber mit ins Gespräch kommt, hat das für sich schon symbolischen Gehalt. Weber ist überdies Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses der Stadt Gleisdorf.

2013: Wolfgang Weber (rechts) in der Debatte mit TIP-Vorstand Bernhard Pilz (Mitte) und WOCHE-Geschäftsstellenleiter Otto Sapper

Wo wir also in der heurigen Auftakt-Session den Themenkomplex „ Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft“ wieder aufgreifen, geht es um Bezüge zur regionalen Realwirtschaft. Es geht dabei um das Ausloten konkreter Zusammenhänge, was wir hier in der Region miteinander zu tun haben können.

Solange wir uns in schlampig angewandten Begriffen verlieren, klappt Verständigung nicht. Kunstschaffende haben dabei meist zwei Kategorien im Auge: Sponsorin und Mäzenatentum.

Ich durfte im Vorjahr als Jury-Mitglied beim „Maecenas Steiermark“ erleben, daß nicht einmal dieses Gremium eine klare Auffassung von solchen Kategorien pflegt. Siehe dazu: [link]

Um es kurz zu halten:
+) Eine Mäzen überläßt Kunstschaffenden Geld oder andere Ressourcen, ohne dafür eine Forderung zu deponieren, einen konkreten Gegenwert zu fordern.
+) Ein Sponsor investiert in solche Bereiche, um selbst einen Imagegewinn zu lukrieren, um einen konkreten Leistungsaustausch zu erwirken.

Wer auf eine dieser Optionen hofft, sollte eine klare Vorstellung haben, worin der Wert des eigenen Tuns liegt und wie es sich einem gegenüber darstellen, geltend machen läßt, damit der konkrete Leistungsaustausch deulich wird.

Ich sehe für unseren Bereich vor allem eine dritte Option:
+) Kooperation

Dazu muß freilich geklärt werden, welche Themen man gemeinsam relevant findet und welche Aufgaben sich aus solch gemeinsamem Interesse ableiten ließen. In diesem Zugang können wir als Kunst- und Kulturshaffende auch im regionalen Geschehen neue Rollen entwickeln, Relevanz gewinnen.

Unternehmer Ewald Ulrich (links) und Künstler Winfried Lehmann

Wo Kunst und Kultur also nicht bloß einen Imagefaktor ergeben sollen oder der Dekoration gewidmet sind, müssen inhaltliche Fragen gestellt und behandelt werden. Sie sind die Voraussetzung für konkretes Handeln in diesem Bereich.

Ich schließe Selbstrepräsentation von Kunstschaffenden als ernstzunehmenden Zweck in der eigenständigen Regionalentwicklung eher aus.

In eben dieser Orientierung ist die Session auf Schloß Freiberg auch schon ein Vorbote unseres kommenden Kunstsymposions, das zum einen Teil der Kunst selbst gewidmet ist, zum anderen Teil aber den Fragen der Rahmenbedingungen; und zwar speziell in der Provinz, im Kontrast zum Landeszentrum.

— [Das Kunstsymposion] [Generaldokumentation] —

„KWW: Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft“
Martin Krusche (Künstler) im Gespräch mit
Ewald Ulrich (Unternehmer)
Wolfgang Weber (Unternehmer, Gemeinderat)
Freitag, 8. August 2014, Ab 19:00 Uhr, Kanzley
Schloß Freiberg, Ludersdorf 30, 8200 Gleisdorf
[link]

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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