Symposion: Zwischenbilanz und Ausblick

Kürzlich besuchte mich Herbert Nichols-Schweiger, damit wir in meinen sich verdichtenden Vorbereitungen des Kunstsymposions einige Fragen erörtern konnten.

Mir liegt daran, ihn gerade in dieser Serie von Konferenzen an Bord zu haben, denn es gibt bei uns nur wenige Menschen, die das Kunstgeschehen und den Kulturbetrieb in der Steiermark der Zweiten Republik so gründlich und umfassend kennen.

Herbert Nichols-Schweiger, ein profunder Kenner des steirischen Kulturbetriebs der Zweiten Republik

Nichols-Schweiger hatte immer auch einen aufmerksamen Blick auf die Initiativenszene und wurde über all die Jahre laufend in der Provinz gesehen, hat sich also nie bloß auf das Landeszentrum konzentriert.

Wir haben einige gute Gründe, heuer für eine kleine Zwischenbilanz zu sorgen.

Was ist denn das, die „autonome Initiativenszene“? Als sich Jeff Bernard konsequent mit dieser Frage befaßte, waren wir noch wesentlich jüngere Leute. Ihm ist inzwischen schon ein „In Memoriam“ gewidmet: [link]

Ich darf davon ausgehen, daß seine Arbeit geflissentlich vergessen wurde. In meinem Milieu ist sowas wie eine Gesamtschau aus der Mode gekommen; zu viele sind derzeit vor allem mit sich selbst beschäftigt.

Bernards Befassung mit dem Thema geht auf die späten 1970er-Jahre zurück, als sich dieses soziokulturell Phänomen überhaupt erst herausentwickelte. Mitte der 1990er-Jahre legte er uns seine Überlegungen zu den „Strukturen autonomer Kulturarbeit in Österreich“ vor, aber ich kann mich nicht erinnern, daß diese umfangreiche Arbeit auch früher in unserem Milieu rezipiert und debattiert worden wäre.

Ende der 1990er-Jahre faßte die IG Kultur Österreich wesentliche Überlegungen zusammen. Dabei habe ich die Impulse von Gerald Raunig als maßgeblich empfunden. Daniela Losenicky hat diesen Zeitraum reflektiert: [link]

Das mündete in einen Abschnitt, der für mich bis heute grundlegend ist. Ich empfand die „MeKo 99“ (Medienkonferenz Linz 1999) als Anlauf zu einer neuen Ära für die Kulturinitiativen Österreichs. In der „Linzer Erklärung“ haben wir unsere Positionen präzisiert: [link]

Zu jener Zeit gab es auch für den Raum Gleisdorf eine elaborierte Position bezüglich dieser Zusammenhänge; siehe dazu: [link]

1999 war auch der Raum Gleisdorf ein Gebit der "Sektor 3-Medienkultur"

Raunig hatte damals zwei Dokumentationen herausgegeben, die ich heute noch für wegweisend halte:
+) sektor3/kultur. Widerstand, Kulturarbeit, Zivilgesellschaft [link]
+) sektor3medien 99. Kurskorrekturen zur Kultur- und Medienpolitik [link]

Bei der IG Kultur Österreich hat diesen Abschnitt Markus Griesser zusammengefaßt: [link] Eine vergleichbare inhaltliche Arbeit wird man bei der IG Kultur Steiermark über die Jahre nicht finden können.

Aber zwei von Herbert Nichols-Schweiger herausgegebene Bücher sind solchen Themen gewidmet.
+) 2004: „Mehr als. Soziokulturelle Chancen seit 1977“
+) 2010: „die szene und ihre initiativen“

Ich hatte mich 2009 zuletzt bemüht, in einem Netzkunst-Kongreß Zentrum und Provinz zu verknüpfen, im damaligen Fall Wien, Graz und Gleisdorf. Ich erinnere mich noch, wie ausgesprochen widerwillig sich etliche Vorstandsleute von mur.at und der IG Kultur Steiermark dazu gestellt hatten.

Wir sind also mit diesem Kontrast im Denkschema Zentrum-Provinz und im praktischen Umgang damit schon länger befaßt. Siehe dazu das 2009er-Programmpaket: „Der dislozierte NCC-Beitrag in der sogenannten ‚Provinz’ hat mit dieser Betonung des Ortes außerhalb des Landeszentrums mehrere Gründe und Implikationen…“; übrigens damals auch mit Berufung auf die „Meko 99“ [link]

Gleisdorf als Außenstelle des net Art Community Congress 2009

Was ich vor Jahren festzustellen hatte, gilt heute unverändert; siehe in der gleichen Quelle: „Die aktuellen Themenstellungen und Zusammenhänge, um ein kulturelles Klima zu erreichen, das sich neben der ausdauernden Ignoranz und dem grenzenlosen Ressourcenhunger des Landeszentrums behaupten und entfalten kann …“

Allerdings haben wir die Jahre nicht ungenutzt verstreichen lassen…

Nun also eine kleine Zwischenbilanz und Aublicke. Herbert Nichols-Schweiger wird bei unserer Konferenz mit Kulturminister Josef Ostermayer das Impuls-Statement zum Auftakt des Abends abgeben.

— [Die Konferenzen] [Generaldokumentation] —

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
Dieser Beitrag wurde unter Feuilleton abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.