GISAlab: Irritationen

Als ich eben die Fotos vom zweiten Workshop („Bestiarium“) mit Künstler Niki Passath erhielt, war ich von einer Kleinigkeit sehr überrascht. Der Kontext: das GISAlab lädt Mädchen zwischen 10 und 16 Jahren zur Teilnahme am Projekt „Geteilte (in)Kompetenzen“ ein. Ein Beitrag zu „Graz Kulturjahr 2020“.

Kuratorin Mirjana Peitler-Selakov, selbst eine versierte Technikern, engagiert sich seit Jahren für Angebote, durch die Mädchen klare Erfahrungen mit ihren technischen Talenten machen können. Es finden ja immer noch zu wenig begabte Mädchen in diese Berufszweige.

Niki Passath, der seine Handfertigkeit und seine technischen Kompetenzen einerseits in künstlerischer Praxis vertieft hat, andrerseits für die Arbeit mit Kindern ein Glückstreffer ist, hat mit uns über Jahre hinweg schon etliche solcher Sessions realisiert.

Ich bin also mit der Situation gut vertraut, außerdem inhaltlich fundiert. Meine langjährige Befassung mit unseren industriellen Revolutionen sowie meine ebenso langjährige persönliche Auseinandersetzung mit den alten Meistern aus der Fabrikarbeit haben dazu geführt.

Aus den ersten Veranstaltungen zum Thema „Frauen, Macht & Technik“ entstand bei Kunst Ost der „Frauenmonat“. Daraus ging schließlich das GISAlab als eigenständige Formation hervor. Das ist eine Geschichte von mehr als einem Jahrzehnt.

Entsprechend verdutzt war ich nun bei Übernahme der Fotoserie vom jüngsten Passath-Workshop. In einem ersten Impuls löste das bei mir immer noch einen Hauch von Irritation aus: kleine Mädchen, lange Haare, Werkzeug und Maschinenbauteile. Das Bild war für einen Moment sperrig. Dabei bin ich in Theorie und Praxis schon so viele Jahre mit diesen Situationen vertraut.

Meine kurze Irritation ergibt einen kleinen Hinweis, wie viel Arbeit uns das Thema noch machen wird, um Ressentiments und irritierende Konventionen einzuebnen, damit Mädchen mit technischen Talenten das dereinst auch beruflich umsetzen können, ohne ihre Kräfte an unsinnigen Barrieren zu vergeuden. Das wäre allein schon aus volkswirtschaftlichen Erwägungen klug, handelt aber von einem ganzen Katalog guter Gründe.

+) Niki Passaths „Bestiarium“

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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