Episode XXXI: Schnittstelle

(Ein Raum der Poesie)

Als hätte ich es bestellt. Genau an jenem Wochenende, da im „Zeit.Raum“ meine neue Episode fällig ist, bekomme ich dort eine Schnittstelle zu einem meiner anderen Vorhaben gebaut.

Engpaß in der Bürgergasse.

Was wäre bei uns ein radikaleres Beispiel für „Die Bewältigung der Wildnis“, wenn nicht die Stadt, die Stadtentwicklung, eingebettet in diese oder jene Raumordnung? Die Stadt, vermutlich schon im neolithischen Kultbau von Göbekli Tepe angelegt, als ein Bollwerk gegen die Wildnis, gegen Feinde und gegen andere Widrigkeiten. Naja, wir dürfen uns heute vor Ort mit allerhand Annehmlichkeiten der Sicherung unseres Komforts widmen.

Die Passage mit der Künette.

Das hab ich erst einmal gemeinsam mit Fotograf Richard Mayr in der „Matrix der Gewässer“ zu erkunden begonnen. Als schließlich die Stadt Gleisdorf mit einem großen Bauvorhaben belegt wurde, Tiefbau gebündelt, konnte ich mir zusätzlich jene von Menschen gebauten Bäche, Kanäle, Leitungen ansehen, die demnächst zugeschüttet werden. (Sie sind dann wenigstens für die nächsten dreißig Jahre verborgen.)

Dieses imposante Vorhaben hat nun eine Station unmittelbar bei unseren beiden Fenstern, über die wir aus dem „Zeit.Raum“ Inhalte anbieten können. Davor nun eine tiefe Künette sowie nahe den Fenstern stählerne Fahrplatten als Abdeckung, damit der Autoverkehr durchkommt.

Links die Stelle vor dem „Zeit.Raum“, rechts die verbindende Künette zwischen Schillerstraße und Bürgergasse.

Das bedeutet zwar, solange diese Baustelle besteht, werden kaum Menschen direkt am Fenster Halt machen, um die die angebotenen Inhalte näher anzusehen, aber das ist eben ein Aspekt des Lebens in der Innenstadt. Dieser Terrain kommt nie zur Ruhe.

Es läßt sich gewissermaßen im Sinn von Grundgesetzen der Thermodynamik deuten. Die Ordnung kann nur aufrecht erhalten werden, wenn es einen permanenten Input an Energie gibt. Versiegt solcher Input, lehnen Menschen sich zurück, wirkt Entropie. Der Kosmos tendiert zum Chaos, wo es an wirksamen Kräften mangelt.

Okay, so hoch muß in dieser Erzählung gar nicht erst gezielt werden. Ich mag diese Prozesse, die einen zur Wachsamkeit zwingen, wenn man verstehen möchte, was mit einem geschieht. Das Poetische (als Poiese) hat natürlich auch diese ganz trivialen Aspekte.

+) Episode XXXI:  Die Startseite
+) Kontext: Schächte und Kanäle

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
Dieser Beitrag wurde unter Wasser, Zeitraum abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.