Was der Fall ist: Trefferei VII

Ich fasse einen Zwischenstand zusammen. Es war nicht meine Initiative, mit Leuten der „Trefferei“ persönlich zu sprechen.

Also genau wessen Ideen? Mit welchem Konzept?

Das ging von ihnen aus. Aber der Rückblick zeigt: bisher ein Scheindialog. Mein Eindruck: Sie wollten ihre Ansichten anbringen, ihre Interessen verfolgen, doch keine Debatte führen. Okay. Darf man wollen. Kein Problem! Das hat übrigens so seine Analogie zu den monatelang durchgeführten Gleisdorfer Protestmärschen: Botschaften raushauen, die eigene Spannungsabfuhr betreiben, fertig. Das ist freilich kein relevantes politisches Engagement für die Zukunftsfähigkeit eines Gemeinwesens. Aber womöglich geht es den Leuten darum auch gar nicht.

Die Protestmärsche auf Gleisdorfs Straßen sind verebbt, haben geendet. Meine Hauptthese: die „Protest-Promis“ zogen weiter, nachdem lokale Ömpörung für sie keinen Nutzen mehr abwarf. Die Zurückgebliebenen zerstreuten sich. Inhaltlich war nichts geblieben außer ein paar Phrasen.

Ach so! Es geht eh nicht um Politisches.

Vormals exponierte Leute mußten sich was Neues einfallen lassen. Es wurde weit weniger spektakulär und ist nicht einmal annähernd so publikumswirksam wie die „Spaziergänge“. Welche Rolle könnte ein Kulturverein dabei spielen? Konjunktiv! Könnte.

Downtown Gleisdorf
Ich vermag ja nur auszuwerten, was seitens der „Trefferei“ und aus deren Umfeld medial verbreitet wird. Deshalb fand ich jene Messe der „alternativen Medien“ so aufschlußreich, weil sich dadurch in der Stadt Gleisdorf ein rechtes Netzwerk geoffenbart hat.

Selbstverständlich bestätigt mir heute niemand, daß diese Zusammenhänge bestünden, daß eine Kooperation der Fall sei. Ist das Wasser naß? Ist der Papst katholisch? Solche Verbindungen muß man über Schlußfolgerungen adressieren. Aber die (gehabten?) Kooperationspartner nehmen sich kein Blatt vor den Mund. Mehr noch, Sie möchten, daß wir wissen, was sie vorhaben. Sie publizieren ihre Ambitionen.

Rechte bis rechtsradikale Medienplattformen…

Vorpolitischer Raum
Die Neue Rechte hatte von Antonio Gramsci gelernt, daß man im „vorpolitischen Raum“ reüssieren müsse, um eine Bewegung voranzubringen. Dazu kann man auch gute Verbindungen zu einer etablierten Partei aufbauen, die dann als politischer Arm funktioniert. Es kostet sehr viel Geld, selbst eine Partei zu gründen und sie zu etablieren. Geld, das etwa die Identitären und ihre Verbündeten nicht haben.

Aber, und da berufe ich mich auf den rechtskonservativen Ewald Stadler, der diese Leute kennt und nach eigener Aussage schätzt, rund 300 engagierte Menschen, die nicht drauf aus sind, in Politik oder Verwaltung einen Posten zu bekommen, können in unserem Land sehr viel bewegen.

Folder an Schaukasten in Gleisdorfs Innenstadt.

Die „Kulturfestung“ im nahen Eichkögl ist sicher ein Beispiel für das Besetzen und Bespielen von vorpolitischen/metapolitischen Räumen. Zählt die „Trefferei“ zu diesem Milieu? Ich weiß es nicht. Aber es sieht so aus. Vor allem, weil seitens der „Trefferei“ öffentlich nicht klargestellt wurde, was deren Präsidentin mir am Tisch und im Kreis einiger ihrer Leute mündlich mitgeteilt hat. Daß sie nämlich gar nicht wisse, was das für Initiativen seien und daß man mit rechtsextremen Bewegungen nichts zu tun habe.

Clique? Szene? Community?
Wer saß mit uns am Tisch? Unser Gespräch, in dem ich angeboten hab, mit meinen Notizen eine Pause einzulegen, auf daß man in der „Trefferei“ den Stand der Dinge klären könne, fand in dieser Runde statt: Gottfried Hammerl, Mira Jato Hayashi, Richard Hornischer, Isabella Tomschitz.

Hayashi gefiel es, mir vorzuwerfen, ich würde „Anschuldigungen“ verbreiten. (Sie und Hammerl in einem Crowdfunding-Aufruf: „Gottfried und ich haben im vergangenen Jahr eine Reise zu uns selbst gemacht.“) Falsch! Ich rezensiere bloß die offiziellen Mitteilungen der „Trefferei“. (Wie und womit sich diese Personen während der Gleisdorfer Unruhe hervorgetan haben, werde ich noch weiter aufschlüsseln.)

8. Juni 2023: Kickl zitiert „Info direkt“

Behalten Sie auf jeden Fall im Auge: das Thema „The Great Reset“ gehört zu den verbindenden Narrativen, dank derer sich ein äußerst kontrastreiches Milieu laufend neu formiert und fallweise an konkreten Orten etabliert. Dabei kann man auch interessante Geschäftsinteressen ausmachen, sowohl individueller Art als auch institutioneller Art.

Dieses Milieu stützt sich in der Verständigung auf „Brückenmedien“ wie zum Beispiel „Info direkt“. Das ist einerseits ein Sprachrohr der Identitären, andrerseits promotet es zum Beispiel Herbert Kickl gerade dieser Tage wieder als relevante Informationsquelle.

Abwertung anderer als Basisübung
In all dem werden die Republik, die Wissenschaft und die Publizistik in Verallgemeinerungen laufend desavouiert. Politisches Personal mit aufrechten Mandaten wird gerne herabgewürdigt. Es werden Begriffe wie Liebe, Freiheit und Demokratie etc. gekapert. Wer in der Medienwelt nicht bereit ist, die Inhalte dieser Leute zu verbreiten, bekommt leicht den Vorwurf der Zensur umgehängt.

Welche Räume? Wie gestaltet man Zeit? Womit werden die nötigen Budgets erwirtschaftet?

Das Motiv ist simpel: kritische Stimmen sollen schweigen, kritische Debatten sollen nicht stattfinden. Was hat das alles mit Gleisdorf zu tun? Genau darüber sollte Klarheit entstehen. Da die „Trefferei“ inzwischen auch räumlich in der Mitte der Stadt und in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, besteht ein nachvollziehbares Interesse an der Frage, ob hier nun die neue Rechte ein „Basiscamp“ hat oder nicht.

Postskriptum
Zum Thema „Kulturrevolution von rechts“ siehe auch: „Thema ‚Neue Rechte‘ und die Identitäre Bewegung“ von der „Beratungsstelle Extremismus“ (Bundeskanzleramt). Da heißt es unter anderem: „Ein Selbstverständnis als neue Intellektuelle rechter Bewegungen, der Bezug auf die Ideen der sogenannten ‚Konservativen Revolution‘ sowie eine strategische Fokussierung auf den ‚vorpolitischen‘ oder ‚metapolitischen‘ Raum.“ (Quelle)

+) Vorlauf: Status quo (Teil VI)

Übersicht
+) Die Trefferei (Kultureinrichtung)
+) Rechtsruck (Das Thema)

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
Dieser Beitrag wurde unter Corona, Kulturpolitik, Politik abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.