Kulturspange: Ethos und Praxis

Ich habe nun in einem sehr intensiven Prozeß das Kulturlabor Kunst Ost mit seinen Vorhaben neu ausgerichtet. Wir gehen, wie schon erwähnt, zurück an die Wurzeln einer Wissens- und Kulturarbeit in der Provinz, die bewußt in eine Tradition der Eigenständigen Regionalentwicklung gestellt ist.

Das führte auch zu einer Durchsicht unserer eigenen Vorgeschichte und zur Überprüfung der Prinzipien, mit denen wir arbeiten.

Im Juni 2013 notierte ich: „Ethos hat keine allgemeine Verbindlichkeit.“ Ich hatte offenbar Anlaß, damals festzuhalten: „Andere verstehen Kooperation als etwas, wo ihr Part ihnen bedeutet, daß sie sich um ihre eigenen Vorteile kümmern müssen; und zwar NUR um ihre Vorteile.“

Das war auf Erfahrungen aus mehreren Jahren bezogen und stand in jenen Sommertagen so nachzulesen: „Das Kulturfeld ist, wie auch etliche andere Metiers, enorm anfällig für Eifersucht und Mißgunst. Oft bekämpfen Zwerge andere Zwerge aus mitunter schwachen persönlichen Motiven.“

Der kulturpolitische Diskurs ist seither leider nicht viel vom Fleck gekommen.

Mir waren die dabei nötigen Kriterien klar, als ich notierte: „Daher gibt es in unserem Netzwerk ein paar eiserne Regeln und wer immer sich mittelfristig nicht aufraffen kann, diese Regeln in ihrer Gesamtheit zu achten und zu vertreten, kommt für eine nähere Kooperation nicht weiter in Betracht.“

Wie lauten diese damals formulierten Regeln? Ich zitiere:

1) Wir zentralisieren nicht
Wir bevorzugen eine Mehrheit völlig eigenständiger, stabiler Formationen, Initiativen, die an verschiedenen Orten der Region wirken. Ein Zusammenziehen von aktiven Leuten an bloß einem Ort ist unakzeptabel.

2) Kommunikation
Wechselseitiges Informieren, das Dokumentieren von Teilprojekten und die Ablehnung verdeckter Intentionen sind vorrangig.

3) Kooperation
Das bedeutet, ich will die Prioritäten anderer kennen, ich setze die Schritte nicht nur zu meinem Wohl, sondern zum Wohl des gesamten Projektes, das allen Beteiligten nützen soll. Kein Teilsystem soll ein anderes oder die anderen dominieren.

4) Niemand wird bekämpft
Auch Dissens ist fruchtbar. Doch manche können einfach nicht mit einander; bis an die Grenze von Feindseligkeit. Solche Emotionen sind im Konfliktfall normal, doch wer gegen andere interveniert, wer Kampfmaßnahmen in Erwägung zieht, um andere zu beschädigen, hat in unseren Projekten nichts mehr verloren.

Ich halte diese Prinzipen nach wie vor für tauglich, genauer: für unverzichtbar. Die hier genannten Zitate kann man in einem Text, der am 24.6.2013 online ging, nachlesen: [link]

Das Kulturlabor Kunst Ost (als ein Projekt des kultur.at: verein für medienkultur) widmet sich nun verstärkt seiner Neuformation unter dem Motto „Eine Epoche begreifen!“, wie es von einer interantional tätigen Kulturspange nun realisiert wird.

Ich habe in meinem Logbuch kürzlich zusammengefaßt, was das für den Augenblick konkret bedeutet: [link]

Der thematische Schwerpunk ist hier in seinen wesentlichsten Punkten überschaubar gemacht: [link]

Kunst Ost gehört zu den wenigen Formationen, die auch ihre kulturpolitischen Optionen offenlegen und zur Debatte stellen. Ein Thema, das selbst von offiziellen Funktionstragenden meist eher gemieden wird; siehe: [link]

Da dieser Diskursbereich heuer auch funktionaler Bestandteil des vierten Gleisdorfer Kunstsymposions ist, in dem eine grundlegenden Standortbestimmung erfolgen soll, werden solche Beiträge in einer eigenen Debatten-Leiste überschaubar gemacht: „Peripherie. Regionale Wissens- und Kulturarbeit.“ [link]

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
Dieser Beitrag wurde unter Reflexion und Grundlagen abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.