Wegmarken und Horizontfragen

Was war das nun knapp zwei Wochen lang für ein Gezerre rund um das Thema Kulturpakt Gleisdorf. Und wie stets habe ich jenen zu danken, die meine Ansichten in Frage stellen, denn das führt mich immer zu nächsten Klarheiten.

Eben war besonders erbaulich, daß jemand überzeugt schien, ich hätte mindestens, oder ich sei ein Problem, womöglich beides. Gut. Es wäre nichts Neues: Wer mich nicht versteht, hält mich gerne für abschätzig.

Letztlich verachte ich nur das: wer nicht zu fragen braucht, weil er schon weiß.

Als Kulturschaffender habe ich nichts als mein Denken, wie es von meinen Reflexionen und meinen Emotionen abfällt. Jede Klarheit ist nur vorläufig. Kein Ergebnis verdient Vertrauen.

Im 2011er Aprilfestival hatten wir einen brillanten Gast, den Wissenschafter Michael Narodoslawsky, der am Institut für Prozess- und Partikeltechnik der TU Graz arbeitet. Er betonte in seinem Vortrag, Wissenschaft habe nichts mit Wahrheit zu tun. In der Wissenschaft werde versucht, „das, was die Leute vor uns gefunden haben, zu widerlegen“. Hier die Aufzeichnung seines Vortrags: [link]

In welchem Zusammenhang das steht? Wir haben uns bei Kunst Ost nun einige jahre damit befaßt, Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft in Wechselwirkung zu bringen. Nicht als eine Geld-Akquise, sondern um verschiedene Kompetenzen zu bündeln.

Warum ich all das gerade erwähne? Wo ich mich eben bemüht habe, eine ebenbürtige Kooperation von Staat, Markt und Zivilgesellschaft zu erproben, hätte den Akteuren aus Politik und Verwaltung eigentlich dämmern müssen, daß es nicht mein Part sein kein, eine Institutionalisierung zu befördern und zu befestigen.

Ich muß, schon allein aus Gründen intellektueller Selbstachtung, das Bestehende in Frage stellen. Ich muß jeder Lösung mißtrauen und mich von Ergebnissen angetrieben fühlen, hinter den nächsten Horizont blicken zu wollen, wo ja besser Ergebnisse liegen könnten.

Ohne solche Beweggründe könnte ich kein Künstler sein, nur ein Dekorateur. Oder ein Hausmeister.

So gesehen hätte man ahnen dürfen, daß ich mich nicht zum Maschinisten eines Kulturmanagements a la voriges Jahrhundert eigne. Kein Einwand gegen solche Institutionen. Sie sind vorerst das Einzige, was einem Gros regionaler Kulturschaffender Trost und Aussicht spendet.

Darin liegt bloß ein bescheidenes Problem. Es kommt sehr selten vor, daß aus solchen Konfigurationen irgendetwas Neues entsteht.

Nun kann man sich freilich Innovation nicht als Arbeitsinhalt vornehmen. Was innovativ war, zeigt immer erst der Rückblick. Aber wir wissen doch stets in der Zeit, was das Beharrende ist.

Was dagegen das Bleibende sein wird, wissen erst unsere Kinder.

— [Kunst & Kohle] [Generaldokumentation] —

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
Dieser Beitrag wurde unter Feuilleton abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.