Balkan Art Strategija: Dichte Tage

Wir möchten es mit November beginnen lassen. Davor verdichtet sich das Gleisdorfer Kunstsymposion 2014, zugleich der Auftakt für unser Vorhaben, Strategien der Kunst und der Wissensarbeit zu überprüfen; im Austausch zwischen Serbien, Bosnien und Österreich.

Federführend: diSTRUKTURA = Milica Milicevic & Milan Bosnic

„This project will be developed within the context of self contained/independent regional development in the case of Serbia and Bosnia and Herzegovina. Focus is on the definition and exchange of new artistic strategies that were developed within this region as a result of dealing with questions:…“

Am 10. Mai, knapp vor der Deadline, kam Post von diSTRUKTURA/MilicevicBosnic: „Thank you all, for your contributions. I think we have all now and I’m compiling everything today.“ Intensives Teleworking zwischen Gleisdorf, Graz, Banja Luka und Beograd.

Zwischendurch hatte mich mein Mädchen ermahnt, ich solle bei diSTRUKTURA nicht bloß Milan ansprechen, wo doch Milica gerade die Daten schupft. Teleworking und ein Duo, die pragmatische Kommunikationsregel lief dann auf „milmil“ hinaus. Das wird beiden gerecht und klingt auch freundlich.

Mir schien dann: „huh! it worked?“ Die weiterführende Überraschtheit quittierte mir Milica, eindeutig identifizierbar, so: „Hold your horses, Martin, it’s not over yet 🙂 Deadline is tomorrow, so lot more time to mess things up :)“

Ha! Die Frau kennt sich mit dem Lauf der Dinge aus. Aber ich wußte, daß für mich das Gröbste erledigt war. Dazu kam, daß Mika, zu meinem Glück eine herausragende Mathematikerin, ein Rechenmodell ersonnen hatte, wie sich eine über vier Kulturinitiativen verlaufende Gesamtkalkulation irgendwie fast deppensicher hervorbringen läßt.

Mirjana "Mika" Peitler-Selakov und Radenko Milak

Aber wenn Mika im Reich der Zahlen etwas für einfach hält, bin ich meist immer noch in Schwierigkeiten, um das Gefüge zu verstehen UND allfällige Fehler in zumutbarer Zeit zu entdecken.

Derweilen dümpelte Radenko tief in seiner Hauptaufgabe, die – wenn ich es recht verstanden hab – derzeit lautet: Pro Tag ein Aquarell. So was in der Art. Nicht lieblich hingeschüttet, sondern das 20. Jahrhundert wie ein Schneidbrenner durchfostend.

Dann war da noch Feedback von Selman. „@Martin: I have been talking with mirjana. So we should make the collective actions-action part of this project. This is great! 🙂 I think this is right frame to invite Collective Actions.“

Das meint die Gruppe „Kollektive Aktionen“ aus Moskau. Eine große Inspiration für uns alle. Das wird, wenn alles gut geht, unsere dritte gemeinsame Session.

Ich hing inzwischen am Hals einer Flasche gut gekühlten gelben Muskatellers. Rund vier Wochen hatte ich mit Schmerzmitteln absolviert und daher solche Köstlichkeiten meiden müssen, weil der Alkohol die Wirkung der Tabletten aufhob. Einfach so. Blöder Effekt.

Mirjana Peitler-Selakov und Selman Trtovac

M&M vulgo MilMil mailten schließlich: „Hey folks, actually this is it :)“ Dazu rutschte auch der rechtswirksame Satz: „and if you have any comments speak now or remain silent for ever!“

Radenko, mutmaßlich mit trockenen Händen über feuchtem Papier, rang sich noch ein „puno srece… sve najbolje“ ab: „Viel Glück… alles Gute!“ Hätte er uns das nicht zu Beginn des Prozesses wünschen müssen? (Kleiner Scherz!)

Das ist also nun eine intensive Österreich-Bosnien-Serbien-Sache mit einer Querverbindung nach Moskau, wo ja für sich mehr Menschen leben als in ganz Österreich.

Es ist übrigens unser Bemühen um Austausch von der Intention bestimmt, daß es ein „Lernen vom Balkan“ gibt, denn die kreativen Kräfte einer Post-Kriegs-Gesellschaft sind ja eventuell von etwas radikaleren Erfahrungen geprägt als die etwas müden und von Rezessionen verunsicherten Kräfte Österreichs. Um an eine eingangs zitierte Textpassage anzuknüpfen:

„This self-contained/independent regional development took place within the framework of art as well. Dealing with specific circumstances and experiences, artists from countries like Serbia and Bosnia and Herzegovina, found new ways of dealing with both art and non-art related issues, coming up with new strategies of producing and practicing art despite harsh conditions. However, first of all these new experiences need to be defined and shaped into a new knowledge and then shared among other participants, but not only from Balkan but other European countries too. …“

— [Generaldokumentation] [Gleisdorfer Kunstsymposion 2014] —

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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