Wasser, Salz und Eisen: Zeiten, Epochen

Ich könnte den Satz nun eigentlich in Krusches kleines Büchlein bewährter Mantras aufnehmen: „Die Dampfmaschinen-Moderne hat geendet, wir sind in einer Digitalmoderne angekommen“.

1862: Der Dampf-Bulle in The Mechanic’s Magazine.

Wer darf denn überhaupt eine Ära ausrufen und benennen? Das wird sich in diesem Fall erst zeigen. Ich gehe momentan bloß davon aus, daß die Digitale Revolution, die wir als Dritte Industrielle Revolution deuten, faktisch geendet hat.

Das scheint mir klar, weil die aktuellen Maschinensysteme, selbstlernende Werkzeuge, das Internet der Dinge und diverse KI-Ensembles essenziell anders sind, als es die programmierbaren Taschenrechner und die Personal Computers der vergangenen Ära waren.

Deshalb betrachte ich jene Ära als beendet. Weil wir mit radikal neuen Werkzeugen, Assistenzsystemen, Robotern ausgestattet wurden. Wie kommt das als „Steiermark-Thema“ in Betracht?

Den großen Bogen sehe ich in den letzten rund 200 Jahren einer permanenten technischen Revolution. Die hat ihre speziell regionale Färbung dadurch, daß Erzherzog Johann von Österreich aufgrund von Aktivitäten, die sein Bruder (der Kaiser) als politische Verfehlungen gedeutet hat, an die Steiermark gebunden wurde.

Erzherzog Johann von Österreich setzte fundamentale Prozesse in Gang. Seine Popularität verstellt etwas den Blick auf seine Leistungen.

Die Reisen des wohlhabenden Aristokraten nach Großbritannien, von wo er umfassende Notizen mitbrachte, wurden zu einem Musterbeispiel modernen Know how-Transfers. Ich hab in meinem Logbuch skizziert, was es mit jenen Jahren 1815/1816 speziell auf sich hatte; siehe: „Nach rund 200 Jahren…“!

Dann das markante Jahr 1848, in dem die Erbuntertänigkeit abgeschafft wurde. Adel, hoher Klerus und Untertanen mußten völlig neu verhandeln und definieren, welche ihrer Rechte und Pflichten sich wie zu einander verhalten mögen. Darin wurzeln auch damalige Neuigkeiten wie die Bezirkshauptmannschaften, die Bezirksgerichte, das Vereinswesen etc.

Vom Wiener Kongress (in der Überwindung der Napoleonischen Kriege) zum Großen Krieg, der als „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ gedeutet wird, haben wir dieses markante Zeitfenster 1814/1914 vor Augen.

Das Steirerwagerl im Buch „Das Luxus-Fuhrwerk“ von Carl Gustav Wrangel (1898).

Doch es dauerte bis nach dem Zweiten Weltkrieg, auf daß in der Steiermark jene Modernisierungsschritte ausreichend gediehen waren, die es brauchte, um aus den Formen der Ärmlichkeit einer alten agrarischen Welt herauszukommen.

Das hat mit sehr verschiedenen Aspekten zu tun, unter anderem mit einer Mechanisierung der Landwirtschaft, neuen Futter- und Düngemitteln, effizienteren Produktionsmethoden… Vor dem Hintergrund einer sprunghaften Industrialisierung des Landes.

Nicht zu vergessen, daß bei uns eine Volksmotorisierung (über den individuellen Privatbesitz von Automobilen) erst Ende der 1950er Jahre in die Gänge kam. Persönliche Mobilität, sowohl in der physischen Raumüberwindung als auch im Sinn einer sozialen Mobilität, halten wir gerne für selbstverständlich. Ich wurde 1956 geboren. Da hat das auf breiterer Ebene erst begonnen…

+) Wasser, Salz und Eisen (Übersicht)

Postskriptum
„We recognize that we are collective agents of history and that history cannot be deleted like web pages.“ (Angela Davis, 21.1.2017)

Weiterführend
+) Vom Steirerwagerl zum Puch G (Fahren, fahren, fahren in steirischer Prägung)

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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