Archipel: Gegenwartskunst

Wir sind übereingekommen, daß wir ein Statement erarbeiten, was wir, das Kultur-Trio des Archipels, unter Gegenwartskunst verstehen.

Kunstwerk: Ich kannte auch den Ort, wo dieses Gemälde von Michael Geyer (†) entstanden ist.

Anhand einer Sammlung konkreter Beispiele werden wir anschaulich machen, worin wir Gegenwartskunst von den Voluntary Arts („Hobbykunst“) unterscheiden, aber auch von angewandtem Formen, Design, Kitsch und Dekoration. (Auf dieser Page ein paar Beispiele, was bei mir zuhause hängt.)

Eine Standardfrage lautet: „Kannst du mir erklären, was Kunst ist?“ In unserer Kultur hat sich offenbar keine ausreichende Klarheit durchgesetzt, daß sich dieses Thema mit so einer Frage unmöglich bewältigen läßt. Das liegt an der gesamten Komplexität und an der Tatsache, daß Kunstpraxis tief in die Transzendenz hineinreicht.

Gebrauchsgrafik an der Schwelle zum Kunstwerk: Buchcover-Original von Chris Scheuer.

Sie können Fragen: „Kannst du mir erklären, was der Unterschied zwischen einem Benzin- und Dieselmotor ist?“ Das läßt sich elegant und zügig erledigen. Wenn es um das Thema Kunst geht, erlebe ich mitunter vor allem zwei Reaktionsweisen. In der einen Variante wird der Kunstdiskurs, über den man sich das Thema erschließen kann, abgewehrt, als „elitär“, „abgehoben“ etc. desavouiert.

In der anderen Variante wehren sich vor allem Hobby-Leute gegen Klärungsmöglichkeiten, indem sie auf der nutzlosen Frage bestehen, die es ihnen festzustellen erlaubt: „Siehst du, man kann eh nicht so genau sagen, was eigentlich Kunst ist.“

Iterationen von Industriedesigner Willibald Gangl, wie sie auch auf das Kunstfeld führen könnten.

Sehr beliebt ist auch das „Beuyseln“. Damit meine ich das Verdrehen und Mißbrauchen eines Zitats von Joseph Beuys, der gesagt hat, jeder Mensch sei ein Künstler. Dabei fällt unter den Tisch, daß er ausdrücklich meinte, jeder Mensch habe das Potential ein Künstler zu sein. Und Beuys betonte unmißverständlich, danach stelle sich die Frage nach dem Niveau einer Arbeit, nach ihrer Qualität.

Wer diesen Teil der Beuys’schen Ansicht unterschlägt, „beuyselt“ auf nutzlose Art. Ich erlebe auch erstaunlich feindselige Vorhaltungen, wenn jemand die Behandlung solcher Fragen für ärgerlich hält. („Obwohl’s Herr Krusche in seiner selbst angeeigneten Funktion als Arbiter aller Gleisdorfer Kreativen natürlich bösartig meint, wenn er von Hobbykräften spricht, sollte er schon auch bedenken,…“)

Wir, das Kultur-Trio des Archipels, werden also eine konkrete, natürlich individuelle Deutung vorlegen, was wir mit Gegenwartskunst meinen. Wir, das bin ich gemeinsam mit Malerin Monika Lafer (promovierte Kunsthistorikerin) und Fotograf Richard Mayr.

Kunstwerk: Aquarell von Radenko Milak.

Wir nutzen in dieser ersten Betrachtung Werke aus eigenem Besitz und Werke, auf die wir über persönliche Kontakte Zugriff haben. In meinem Fall handelt das von einem Nachdenken, das zeitlich bei der Russischen Avantgarde ansetzt, über DADA und den Surrealismus in jene Ära führt, in der viele unserer Leute damalig Gegenwartskunst als „Entartete Kunst“ denunziert haben.

Aus jenem Klima ging etwas wir die „Steirische Moderne“ hervor, entstand über diverse Sezessionen so allerhand wie etwas das Forum Stadtpark, ging schließlich meine Generation ins Geschehen hinein. Damit meine ich 1950er- und 1960er Jahrgänge. Selbstverständlich haben wir Kriterien, die sich aus Vergleichen ergeben. Daher lautet dann meine bevorzugte frage nicht „Was ist Kunst?“, sondern „Wann ist Kunst?“

+) Archipel (Das Projekt)

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
Dieser Beitrag wurde unter Archipel, Kulturpolitik, Tesserakt abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.