Archipel: Zwei historische Zeitfenster II

Ich hab in der vorherigen Notiz erwähnt: „Das alte Denkmuster ‚Zentrum/Provinz‘ ist hinfällig.“

Ochsengespann: Skizze des oststeirischen Künstlers Albin Schrey.

Deshalb ist es aber noch nicht verschwunden. Wenn heute Kommunen abseits des Landeszentrums kulturell zentralisieren, als wären wir noch im 19. Jahrhundert, steht in einigen regionalen Zonen eben die Zeit still, wo über Wege in die Zukunft nachgedacht werden könnte.

Ich bleibe bei meiner Überzeugung, daß Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft ein Wechselspiel eingehen sollten, um taugliche Strategien und eine adäquate Praxis zu entwickeln, wie wir besser in die Zukunft gelangen als durch diese geistige Stagnation, die sich an vielen Stellen belegen läßt.

Ich meine damit übrigens nicht, daß man in einem Metier das jeweils andere als Geldquelle betrachtet und behandelt. Ich meine eine inhaltliche Wechselwirkung, in der sachkundige Personen aller Genres von sich aus Rollen für diesen kulturellen Prozeß finden.

Im Jahr 1971 fand man in den hobby-Heften ein Spiel, das einen mit dem Thema Computer vertraut machen sollte.

Aber die historischen Zeitfenster! Wie ich sie vorhin schon als Hintergrundfolie definiert habe, um kulturelles Engagement in der Zeit zu ordnen. Ich finde, eine wenigstens kursorische Kenntnis der Ereignisse in diesen Zeiträumen unverzichtbar, um unsere Gegenwart zu verstehen, um zu begreifen, wie wir in der Vierten Industriellen Revolution angekommen sind:
+) Zeitfenster #1: Die letzten 50 Jahre: 1974 bis 2024.
+) Zeitfenster #2: Wir leben seit rund 200 Jahren in einer permanenten technischen Revolution.

Die letzten 50 Jahre
In diesem Zeitfenster endete die Dampfmaschinen-Moderne. Die Dritte Industrielle Revolution (Digitale Revolution) brachte zwar einen neuen Maschinentyp (Computer) in die Mitte der Gesellschaften, was sich aber nun als Vierte Industrielle Revolution manifestiert hat, ist ganz anderer Art. Selbstlernende Systeme, eigenständig miteinander kommunizierende Gegenstände (Internet der Dinge) etc. Die Dampfmaschinen-Moderne ging in die Digitalmoderne über.

Genau das bildet sich übrigens auch im Kunstbetrieb und in der Kunsttheorie ab. Ich stütze mich dabei zum Beispiel auf die Essays von Hanno Rauterberg, der diese Entwicklungen untersucht und beschrieben hat.

Dafür hab ich nun konzeptionell einiges an den Start gebracht, mit dem ich überdies auch Bezugspunkte zum klassischen Handwerk und zur „Volkskultur in der technischen Welt“ (Hermann Bausinger) schaffe.

Manche werden sich erinnern, in vielen Betrieben verlief es während der 1970er und 1980er bezüglich der Rechenbehelfe so: Vom Rechenschieber zum programmierbaren Taschenrechner. Dem folgten Personal Computers, was auch bedeutete, man war in etlichen Aufgaben nicht mehr auf Rechenzentren mit ihren Mainframes angewiesen. Siehe dazu auch: „Da gibt’s kein Dort“ (Über Veränderungen im Verhältnis von Zentrum und Provinz)

An diesen Prototypen von 1978 war noch vieles handgschnitzt, Fotos davon sind kaum erhalten. Dieses stammt aus einer Dokumentation aus dem Puchwerk.

Meine „Leitikone“ und Generalmetapher für diesen Projektteil ist der Puch G (heute: Mercerdes-Benz G-Klasse). Der Puch G kam 1979 auf den Markt und wird in zeitgemäßer Form bis heute gebaut. Aber 1974 rollten in Graz die ersten Prototypen vom Gelände. An diesem Fahrzeug läßt sich der gesamte Umbruch (Dampfmaschinen-Moderne/Digitalmoderne) darstellen.

Das verknüpfe ich mit der Youngtimer-Szene, mit der ich vernetzt bin. Ein Milieu der Sammler und Schrauber, von denen rollendes Kulturgut und schwindendes handwerkliches Know how erhalten werden. Die Projekt-Site: „Mythos Puch“.

Überblick
+) Vorlauf: Teil I
+) Archipel (Ein Logbuch)
+) Mythos Puch IX

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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