Tesserakt: Strategie und Transzendenz

In diversen regionalen Managements und kommunalen Einrichtungen, aber auch in Kulturinitiativen, sehe ich manchmal einen Modus, der mich an Artillerie denken läßt.

Fleißig am Lauf der Dinge zu kurbeln bedeutet eben noch gar nichts.

Da wird die ganze Maschinerie hochgefahren, auf eine Stelle ausgerichtet, um in der und der Entfernung einen bestimmten Punkt zu treffen. Zackig, knackig, ohne Umschweife. Okay, es gibt einige gute Gründe, diverse Vorhaben anzugehen wie ein Kanonier.

Wenn aber in der Wirtschaft, in der Politik, im Kulturbereich allerhand auf Schienen läuft, konkrete Ergebnisse definiert und erreicht werden, dann fährt man früher oder später im Kreis, falls man man dem Nachdenken über Zustände hinter dem nächsten Horizont keinen Raum und keine Ressourcen gibt.

Architekt Winfried Lechner, der als Unternehmer mit respektablen Betriebs-Dimensionen vertraut ist, bestätigte mir genau das in unserem letzten Gespräch. Wenn man nicht aufpaßt, verfällt man in Routine, das schadet dem Betrieb.

Fotograf Richard Mayr, als Unternehmer über Jahrzehnte für eine Firmenbelegschaft verantwortlich, bestätigt das ebenso. Nun hab ich noch bei Mirjana Peitler-Selakov nachgefragt. Sie ist Functional Safety Expert bei Infineon Technologies, also in einer gehobenen Position mit Fragen der Chipentwicklung befaßt.

Das bedeutet unter anderem, sie ist eine exzellente Mathematikerin. Für mich interessant, weil ich Mathematik – im Zusammenhang mit theoretischer Physik – als eine der Disziplinen sehe, mit der man dort ein Stück in die Transzendenz hineinkommt, wo wir keine sprachlichen Begriffe mehr haben, um etwas zu beschreiben.

Wer das Unwägbare scheut, wird wohl zuhause bleiben müssen.

Peitler-Selakov hat es für mich differenziert. In ihrem Bereich gibt es natürlich etliche Abteilungen, da müssen nach klaren Vorgaben zu einem bestimmten Zeitpunkt ganz konkret definierte Ergebnisse geliefert werden. Aber dann ist da noch diese spezielle Ebene, wo darüber nachgedacht wird, was hinter dem nächsten Horizont Relevanz haben dürfte. Sie sagt: „Das heißt Strategie“.

Das nützt mir für mein Nachdenken über den Ausgangspunkt zu einem komplexen kulturellen Vorhaben, das nicht einfach reproduziert, was gängige steirische Kulturinitiativen ohnehin längst machen. (Genau das, dieses ohnehin Geschehende, kommt völlig ohne mich aus.)

Sie ahnen nun vielleicht, da möchte ich hin, daß sich eine Art Denkraum markieren läßt, in dem versierte Leute aus ganz verschiedenen Metiers/Branchen einen Nutzen im Austausch miteinander sehen. Die Kunst, die Wirtschaft, die Wissenschaft, in jedem dieser Genres müssen Strategien gefunden werden, um nicht im Kreis zu fahren, sondern hinter den nächsten Horizont zu gelangen.

Niemand kann sagen, wie das konkrete Handlungsfeld hinter diesem nächsten Horizont genau aussehen wird. Aber gemeinsam dürfen wir davon ausgehen, daß sich hinter diesem Horizont und hinter diesem konkreten Handlungsfeld jene Transzendenz auftut, in die wir nicht eingehen können.

Die letzten Jahrzehnte haben mir gezeigt: Genau das wird von konventionellen Gschaftlhubern nicht verstanden. Deshalb machen sie, was „schon immer“ gemacht wurde und es kommt heraus, was wir schon kennen. So wird im Kreis gefahren, Hauptsache die Gehaltszahlungen reißen nicht ab.

Deshalb reden sie auch gerne von Innovation und Nachhaltigkeit, weil wenigstens in solchen Erwähnungen vorkommt, was sich nicht ereignen wird. Damit muß ich mich freilich nicht näher befassen. Es gibt andere Aufgaben…

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Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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