Routen 250: Rund um Porsches Anfänge

Ich hab im vorigen Blatt jene älteste uns bekannte Porsche-Konstruktion gezeigt, deren Fahrgestell erhalten ist. In dem Zusammenhang finden Sie eine Reihe früher Kraftfahrzeuge erwähnt.

Cugnots Fardier (Foto: Roby, CC BY-SA 3.0).

Die Geschichte der pferdelosen Wagen in tauglichen Umsetzungen ist gut überschaubar. Dabei laufen seit rund einem Jahrhundert allerhand Kontroversen, welche Ursprünge vorrangig seien. Im Hause Mercedes gefällt man sich, „The birth of the automobile“ der eigenen Firmengeschichte anzurechnen.

Geschenkt! So geht eben Public Relations. Kultur funktioniert ja anders, ist voller Ungleichzeitigkeiten und vergleichbaren Initialmomenten an verschiedenen Orten. Wer unter den Primaten hat zum allerersten mal einen Stock angespitzt, um daraus ein Werkzeug und eine Waffe zu machen? Wer hat aus einem Stein mit einem anderen Stein den ersten Faustkeil geschlagen?

Replika des Benz Patent-Motorwagens.

Der Generalfetisch
Mich interessiert viel mehr, wie in wenigen Jahrzehnten eine Art Generalfetisch unserer Kultur entstehen konnte, in dem der primäre Zweck (die mühelosere Raumüberwindung) zu einer Funktion unter mehreren wurde. Zur Erinnerung, das Verlaufsmuster sieht so aus: Tragen, schleifen, fahren. Vom schleppenden Leib zur Stangenschleife (wahlweise Schlitten), zum Karren.

Wir dürfen annehmen, daß die ersten zweirädrigen Karren entstanden, indem Menschen die stabilisierende Querverbindungen von Stangenschleifen zu Achsen machten, sie mit Holzscheiben versahen. Aber hier nun, zur Orientierung, die kleine Übersicht früher Kraftfahrzeuge.

Replika des zweiten Marcus-Wagens.

+) 1769: Fardier von Nicholas Cugnot
+) 1885: Benz Patent-Motorwagen Nummer 1
+) 1888/89: zweiter Marcus-Wagen
+) 1899: Egger-Lohner C2
+) 1902: Albl Phönix
+) 1906: Puch Voiturette

Der Albl Phönix und die Puch Voiturette stammen beide aus Grazer Produktion und sollen veranschaulichen, wie es in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts flott zu Kategoriensprüngen kam. Der Albl fährt mit einem kleinen Einzylindermotor, der Puch schon mit einem Zweizylinder.

Der Albl Phönix (in Privatbesitz).

Kurz darauf verlangte die wohlhabende Kundschaft mehr Leistung und Komfort. Es wurden Vierzylindermotoren entwickelt und verbaut. Die Karosserien begannen von der Plattform nach oben zu wachsen. Aus den Phaetons (offene Wagen) gingen Sedans (geschlossene Innenlenker) hervor, während sich eine Karosserievielfalt entwickelte, die teils aus der Kutschenwelt übernommen wurde.

Die Puch Voiturette (im Besitz von Magna Steyr).

Ich schrieb übrigens: „Aber erst ab Anfang der 1960er Jahre konnten sich bei uns breitere Bevölkerungsteile ein Auto leisten.“ Dazu merkte Ferdinand M. Lanner treffend an: „…gut – nur die Datierung für ‚breitere Bevölkerungskreise‘ würde ich vorverlegen – Mit VW, Renault 4CV, Fiat 600 u.a. wurde die Preisschwelle – auch für die Unterhaltskosten – so weit heruntergesetzt, dass der Umstieg vom Motorrad aufs Auto um Mitte der 50er begann.“

(Quelle: Facebook., Februar 2023.)

Unbestreitbar! Ich bin bloß von der eigenen Erfahrung ausgegangen, wonach meine Eltern, wie auch ich selbst, nie einen Neuwagen besaßen. Ich nehme an, es kann von einer ersten und einer zweiten Welle der Volksmotorisierung mit Automobilen gesprochen werden; per Neuwagen und per Gebrauchtwagen.

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Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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