Demokratie-Punk

Was wurde uns als Quintessenz jener Subkultur überliefert, als der Mainstream sich damals als „The Great Rock ’n’ Roll Swindle“ bearbeiten lassen mußte?

Angefressen sein, Leute anpöbeln, drei Akkorde lernen, eine Band gründen. Wer mehrere Gitarren-Riffs drauf hat, ist ein Streber. (Deutschlandfunk: „Drei Akkorde reichen für die Weltrevolution“.)

Das ist ein supernes Basiskonzept. Es blieb unvergessen und ließ sich auch für andere Lebensbereiche adaptieren. Revolution! (Oder wenigstens Revolutiönchen.) Volle Kanne gegen das Establishment! Große Emotionen! Fette Lautsprecheranlagen. Terz und Getöse.

Man darf bloß nicht zimperlich sein. Auch wenn man dabei politisch weit nach rechts schlingert. Schwamm drüber, daß Johnny Rotten den Donald Trump für einen Heilsbringer hält. Heute kann man sich ja für Putin begeistern. Der zeigt, wo vorne ist, und alle Welt regt sich auf.

Genau so hab ich es dann in den Straßen von Gleisdorf erlebt. Scheiß auf die Wissenschaft! Pfeif auf die Lügenpresse! Blas der Politik den Marsch! Wir sind das Volk! Anarchie für alle und ein Bier zu mir!

Statt der drei Akkorde auf der Gitarre nun: „Liebe! Freiheit! Demokratie!“ Lautsprecher auf ein Auto gepackt. Raus in die Nacht. „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Freiheit klaut!“

Wenn es sich auch jetzt zur Gründung einer Band oder politischen Partei nicht ausgegangen ist, Selbstermächtigung für ein paar Monate war eine feine Fete. Und? Nichts und!

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Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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