Was es wiegt… #96: Fair Pay

(Beiträge und Fragen zu einer nächsten Kulturpolitik)

Intrada #1: Aus dem Ministerium erfahre ich: „Die Gebietskörperschaften haben sich erstmals in der Geschichte auf eine gemeinsame Fair-Pay-Strategie verständigt – also ein gemeinsames Bekenntnis, diese meines Erachtens größte kulturpolitische Herausforderung unserer Zeit anzugehen.“

Andrea Mayer, österreichische Staatssekretärin für Kunst und Kultur: „Halte dieses Dokument für historisch“ (Foto: BMKÖS/P. Lechner)

Zugegeben, als Autor bin ich in Formulierungsfragen manchmal eine Zicke. Dieses „erstmals in der Geschichte“ kommt ja fast gleich nach „Es ist vollbracht!“ und es macht mich mißtrauisch, wenn die eigene Arbeit seitens der Politik im Stil des Buches Genesis promotet wird.

Intrada #2: Ich halte Gabi Gerbasits für eine der profiliertesten kulturpolitischen Kräfte Österreichs. Also stelle ich die Ohren auf, wenn sie einen Bericht so betitelt: „If you are not at the table, you are probably on the menu“. Was meint Gerbasits? Eine Art von Durchbruch, so darf ich vermuten. Fragt sich nur, zu wessen Vorteil.

Superismus
Größte kulturpolitische Herausforderung unserer Zeit? Das ist mir viel zu hoch gehängt und zu super lackiert. Ich hätte im Kulturgeschehen lieber unaufgeregtere Leute um mich. Ich hab gestern in der vorangegangenen Glosse unter „Ceterum censeo“ eben erst notiert: „Es hieß schon vor Monaten, die Steiermark habe bezüglich Fair Pay außergewöhnliche Schritte getan. Wer weiß darüber etwas Näheres? Wo kann ich es nachlesen?“ [Quelle]

Jetzt kann ich es nachlesen. Gerbasits: „Der Bund hat am 10. Juni 2022 im Rahmen der Landeskulturreferent*innenkonferenz ein Dokument mit dem Titel ‚Fair Pay-Strategie der Gebietskörperschaften‘ vorgelegt. Unterzeichnet haben alle Bundesländer, der Städtebund und der Gemeindebund.“

Alles waagrecht und nichts hängt schief? Gerbasits weiter: „An der Ausgestaltung der ‚Fair Pay-Strategie‘ waren die Interessenvertretungen nicht beteiligt.“ Sie schrieb auch: „Welche ‚gemeinsame Strategie‘ hier zu verfolgen ist, bleibt ungeklärt, da kein Referenzmodell für eine Strategie im Dokument genannt wird.“

Ein weiteres Beispiel für das, was ich kulturpolitische Geheimdiplomatie nenne. Aber immerhin: „Ein Blick in die anderen Bundesländer zeigt, dass sich die Steiermark bereits auf den Weg gemacht hat und eine Fair Pay-Reform mit seiner Kulturstrategie verschränkt.“

Ich hatte am 12. Februar 2022 ein Gespräch mit Heidrun Primas, in dem sie mir versicherte, es seien bezüglich Fair Pay in der Steiermark nennenswerte Fortschritte erreicht worden. Aber sie konnte mir keine öffentliche Quelle nennen, aus der ich dazu Informationen erhalten würde. [Siehe: #64: Die Landesebene!] Immerhin, nun ist es a) amtlich und b) öffentlich.

— [Das Weizer Panel] —
— [The Long Distance Howl] —

Die Quellen
+) BMKÖS präsentiert gemeinsame Fair-Pay-Strategie der Gebietskörperschaften für den Kulturbereich [Link]
+) Das Dokument als PDF: „Fair-Pay-Strategie 2022 der Gebietskörperschaften“
+) Der Kommentar von Gabriele Gerbasits

Postskriptum
Und die IG Kultur Steiermark? Die postete zuletzt auf Facebook am 10.6.2022: „Die Erreichung der Klimaziele und die Beiträge der Kultur zu den Emissionsreduktionen stellen die Kulturarbeit vor die größte Herausforderung seit Jahrzehnten. Das IG-Kulturmagazin KLIMA.KULTUR.ARBEIT reflektiert das Thema in Theorie und Praxis…“ Okay. Cool.

PPS
Heute ist Montag, der 13. Juni 2022. Um 19:00 Uhr beginnt im Öblarner „Haus für Alle“ die Regionalkonferenz in der Region Liezen. Für Christopher Drexler, Landeskulturreferent und neuer Landeshauptmann der Steiermark, eine passende Gelegenheit, das Thema zu erläutern. [Das Dokumentations-Video auf Youtube]

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
Dieser Beitrag wurde unter Kulturpolitik, Reflexion und Grundlagen abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.