Was es wiegt, das hat’s XXXII: Res publica & Transparenz-Abwehr

(Beiträge und Fragen zu einer nächsten Kulturpolitik)

Das steirische Kulturgeschehen darf sich überwiegend in einem etwas diffusen Begriffs-Dschungel entfalten. Schleier haben sehr oft den Zweck Machenschaften zu verbergen. Die Politik einer Res publica darf aber genau das nicht fördern: den Weg zur Res secret, zur Geheimsache.

Amtliche Transparenz-Abwehr?

Ich erwarte von Politik und Verwaltung, daß hier mit Etiketten und Zuschreibungen möglichst seriös umgegangen wird, weil „Das Politische“ ein paar besondere Anforderungen aufwirft. Das Kulturgeschehen im Bezirk Weiz hat durch die Städte Weiz und Gleisdorf zwei prägnante Gravitationsfelder, die anschaulich machen, wovon ich rede.

Das Beispiel ist überdies tauglich, weil Weiz von der SPÖ regiert wird und Gleisdorf von der ÖVP, was potentiell einen interessanten Kontrast ergäbe. Gehen aber Politik und Verwaltung zugunsten der eigenen (Institutions-) Interessen Hand in Hand, bedeutet das: bevorzugter Zugriff auf Ressourcen. Ein diskussionswürdiger Vorteil gegenüber der Zivilgesellschaft.

Das ist generell ein wesentlicher Anlaß, um Seilschaften zu bilden: bevorzugter Zugriff auf Ressourcen. In der Politik wird so ein Bestreben dann ideologisch aufgeladen und entsprechend ethisch begründet. Ansonsten wäre es ja bloß ein nacktes Streben nach Macht. Denn was ist Macht anderes, als daß ich erstens Menschen ohne Gewaltanwendung zu Verhaltensänderungen bewegen kann und zweitens bevorzugten Zugriff auf Ressourcen habe?

So etablieren bewährte Seilschaften ein möglichst stabiles Wechselspiel zwischen Machtvermehrung (die vorhin skizzierte Wirkmächtigkeit) und Legitimation (ideologische Begründung), um
a) diesen Anspruch und
b) solche Praxis
…vor Einwänden zu schützen. Das ergibt eine recht verbreitete Transparenz-Abwehr.

So, genau so, funktioniert Kulturpolitik in Weiz und Gleisdorf. Es wäre eine eigene Aufgabe, nun zu ergründen, inwiefern das exemplarisch auch für andere Ressorts stehen könnte. Aber ich bleib bei dem Bereich, in dem ich mich gut auskenne.

Wir müssen in der Res publica offen über den jeweiligen Zustand der Balance zwischen Eigennutz und Gemeinwohl reden können. Wir müssen auch offen über die Organisation von Herrschaftswissen (Informationsvorsprung) und Ressourcennutzung reden.

Wo das fehlt, wo das behindert würde, wäre von einer Entpolitisierung zu sprechen, die letztlich ein Angriff auf das ist, was wir als Demokratie kennen.

— [The Long Distance Howl] —

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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