Ebenen-Zuwachs

Das vorhin gepostete „Brieflein zum Stand der Dinge“ [link] hatte ein kleines Memo zur Grundlage. Das Ereignis dazu ist (regional) größer als derzeit ersichtlich scheint. Wir haben nun über einige Jahre einen sehr komplexen Prozeß durchlaufen, in dem eine kulturpolitisch völlig neue Situation entstehen konnte.

(Im GISAlab)

Das wurde im Jahr 2009 auf formelle Art zum ersten LEADER-Kulturprojekt der Steiermark. Es sind dabei, entsprechend zweier Halbjahresschwerpunkte, derzeit zwei Arbeitsbereich als Hauptereignisse etabliert.

a) Der Kulturpakt Gleisdorf
b) Das Projekt 1914/2014

Der Kulturpakt hat heute eine Hauptfunktion im Zusammenhang mit dem alljährlichen „April-Festival“. Hier wirken speziell regionale Kunst- und Kulturschaffende in Kooperation mit der Kommune; einerseits in der „Kleinregion Gleisdorf“, andererseits auf die Oststeiermark bezogen.

Das Projekt 1914/2014 ist der heurige Arbeitsschwerpunkt für das jeweils zweite Halbjahr, wo es immer um Kunst und Diskurs im internationalen Zusammenhang geht. Da korrespondiert unser Projekt-Status mit einem Thema von gesamteuropäischer Dimension.

(Im GISAlab)

Diese Bemühungen, „kunst ost“ heute lokal, regional und international zur Wirkung zu bringen, haben noch einen dritten Schwerpunkt. Aus dem sommerlichen „FrauenMonat“ entstand der Themenschwerpunkt „Frauen, Wissenschaft und Technik“. Den bearbeitet unser „GISAlab“, das sich aber heuer noch institutionell verselbstständigen wird: [link]

Diese Handlungsebenen eines mehrjährigen Prozesses, ergänzt um etliche Beiträge anderer Personen und Initiativen, waren nun Grund genug, daß zwei regional maßgebliche Instanzen aufgegriffen haben, was sich darin bündelt.

Im Kontext der LEADER-Region („Energieregion Weiz-Gleisdorf“) und des Projektes „Smart Cities“ (Weiz und Gleisdorf) werden nun formell Grundlagen erarbeitet, die klären sollen, auf welche Art dieser Raum sich als „Kulturregion“ etablieren könnte.

Das meint keine touristisch ausgelegte Operetten-Nummer, also das Abspielen veralteter Konzepte, die man aufwärmt und etwa mit derzeit populärer „Kulinarik“ unterfüttert. Derlei fällt heute jedem ein, dem nichts einfällt. Nein, hier geht es um Gegenwartskunst und Querverbindungen zu anderen kulturellen Feldern auf der Höhe der Zeit.

Dieser Teil des Prozesses liegt freilich nicht in unseren Händen, sondern wird auf der Ebene regionaler Funktionstragender bearbeitet. Das sind nun Bürgermeister, Kommunen, Regionalmanagements gefordert. (Ein eigens dafür bestellter Regionalentwickler hat mit dieser Arbeit begonnen.)

(April-Festival)

Ich darf nun geltend machen: Da ist von der Basis her etwas entstanden, „bottom up“, das nun von Politik und Verwaltung in der Region aufgegriffen wurde.

Wir erproben im Kulturpakt noch weitere Aspekte der Praxis einer wechselhaften Kooperation von Staat, Markt und Zivilgesellschaft. Damit sollen unter anderem auch Finanzierungsmodelle möglich werden, mit denen sich ausgleichen läßt, was etwa die Steiermark und die einzelnen Kommunen an Budgeteinbrüchen im aktuellen Doppelbudget des Landes hinzunehmen hatten.

Dieser Weg ist als Ganzes auch eine klare Absage an antiquierte Szene-Konzepte. Sie kennen den Modus bestimmt aus anderen Lebensbereichen; er darf als zutiefst österreichisch gelten: Lagerbildung, Lagerbindung, Lagerabgrenzung.

Über die letzten zwei Jahrzehnte läßt sich eines mit Sicherheit feststellen: Nie zuvor ist in allen Genres so viel über Vernetzung geschwafelt worden, während zugleich das Lager-Prinzip befestigt wurde.

Das kam innerhalb der Initiativen-Szene zur Wirkung, das etablierte sich auch im Verhältnis zwischen Kulturschaffenden, Politik und Verwaltung. Darin werden vor allem exzellente Lobbyisten der jeweils eigenen Sache bestehen, der Rest dürfte zunehmend ins Trudeln geraten, soferne für Vorhaben Kofinanzierungen aus öffentlichen Geldern nötig sind.

Wenn wir also keine neuen Varianten kultureller Formationen entwickeln, erproben, umsetzen, wird sich auf unserem Feld ein enormer Kahlschlag ereignen, dem viele völlig ratlos ausgeliefert bleiben, wo sie sich in einseitigen Schuldzuweisungen trösten, statt Auswege zu eröffnen und dann auch zu gehen.

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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