Routen 291: Design-Aspekte der G-Klasse

Industriedesigner Louis Lucien Lepoix setzte sich damals zwar nicht durch, hatte aber über den „Steyr-Mercedes“ nachgedacht.

Der H2 Prototyp im Jahr 1974 auf der Teichalm (Archiv Rudolf)

Doch der Reihe nach! Die markante Form, wie wir sie bis heute am G sehen können,. hat eine interessante Hintergrundfolie. Als der Zweite Weltkrieg vorüber war, boomte in der Automobilwelt die selbsttragende Karosserie auf breiter Ebene. Das meint den Bereich PKW. Bei den Nutzfahrzeugen lebte der stabile Leiterrahmen weiter. Parallel machte der Zentralrohrrahmen Furore.

Blattfedern-G (Archiv Rudolf)

Konstrukteur Hans Ledwinka war nicht allein damit, das Zentralrohr zu nutzen, aber sehr exponiert. Durch seinen Sohn Erich, der etliche Puch-Fahrzeuge prägte, haben wir das Konzept dann auch in unserer Geschichte gut vertreten. Haflinger und Pinzgauer auf Zentralrohrrahmen, schließlich der Puch G auf Leiterrahmen.

Metallmodell 1:18. (Archiv Rudolf)

Markus Rudolf, der mit dieser Nachkriegsgeschichte in den Puchwerken groß geworden ist, hat eben ein Blatt aus seinem Archiv gezogen, das einen 1972er Entwurf des G mit Blattfedern zeigt. Außerdem hat er ein metallenes 1:18er Modell, wie man es im Fachhandel wohl nicht bekommt.

Lepoix-Entwurf (Archiv Kiesling)

Von Rudolf bekam ich den Hinweis, daß 1974 der erste Prototyp gefahren sei. (Darum nun unser internes 50er Jubiläum.) Ich finde interessant, in welchen Zeitfenstern sich allerhand einst ereignet hat. Während der Jahre 1933/34 setzte sich die Stromlinie durch; und zwar gleichermaßen in Europa wie in den USA. Die Streamliner liefen auf den Rennstrecken und den Straßen. (Stichwort Silberpfeile und Chrysler Airflow.)

Lepoix-Entwurf (Archiv Kiesling)

Der Steyr 100 (1935) von Karl Jenschke galt formell als erstes österreichisches Stromlinienauto in Serienproduktion. Spätestens sein Steyr 50 (das „Baby“ von 1936) sah dann auch ganz unverwechselbar wie ein echter Streamliner aus.

Rund vierzig Jahre später brachte das Haus Giugiaro mit dem VW Passat (1973) und dem VW Golf (1974) die Keilform auf eine breite Basis. Es wurde auf Kante geschneidert. Jetzt schauen Sie sich den Puch G an, dessen formale Grundlagen bis heute in der G-Klasse problemlos zu erkennen sind!

Lepoix-Detail (Archiv Kiesling)

Gut, seine Nutzfahrzeuggeschichte legte schlichte Formen nahe, die ohne verspielte Raffinesse auskommen. Eher einfache Werkstücke aus den Stahlpressen, gut zu warten, möglichst leicht zu reparieren, falls es Schäden gibt. Aber das G-Design ist ja keinesfalls plump. Es ist außerdem so hochkarätig, daß man den Typ seit nun 50 Jahren jederzeit erkennt.

Verwechslungsgefahr ausgeschlossen. Schwank am Rande, sehen Sie sich den 2018er Suzuki Jimny an. Verblüffend, wie der Kleine formal in etlichen Details dem G-Wagon gleicht. Und die Anfänge des Puch G? Dank Constantin Kiesling, der sich im Lepoix-Archiv umgesehen hat, wissen wir, daß sich der Franzose nicht bloß mit dem Pinzgauer befaßt hatte.

Postsendung von Micky Tieber.

Und sehr schlüssig, sein Entwurf hätte die asymmetrische Kühlermaske, wie sie bei den Steyr-Lastwagen überaus erfolgreich wurden, in die G-Klasse mitgebracht. Gut, es kam anders. Das Andere sprang mich dann dieser Tage aus einem Päckchen von Micky Tieber an, der mir einen Jubiläums-G von Matchbox schenkte. Der 2015er G 550 macht ebenfalls anschaulich: Wir haben hier ein Design aus jenen Jahren, da sich die Keilform breit durchgesetzt hat.

Übersicht
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Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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