Lyrik #9: Erwin Klauber

Ich erinner mich an den Autor Erwin Klauber als einen ruhigen freundlichen Menschen, den man als Künstler vermutlich eher unterschätzt hat.

Erwin Klauber (†), in mehreren Genres geübt.

Klauber war Schuldirektor sowie Bürgermeister von St. Ruprecht an der Raab, also in der Region eine exponierte Persönlichkeit. Man sprach von ihm gelegentlich als einem Mundartdichter. Es wäre lohnend, einmal genauer zu erörtern, wie angebracht diese Präzisierung eigentlich ist.

Ein Dichter ist ein Dichter und wir können über Fragen des Niveaus seiner Arbeit reden, über die Qualität seiner Texte. Ist die Sprachform dabei besonders erwähnenswert? Ich vermute, daß Heimatdichter und Mundartdichterinnen gute Gründe haben, das Genre zu betonen.

Ich vermute ferner, dies ist Ausdruck eines Emanzipationsbedürfnisses gegenüber den hochsprachlichen Milieus. Besonders in der Lyrik sehe ich keine Gebundenheit an eine bestimmte Sprachvariante. Hier ist jede Art von Text zulässig, selbst in kühnen Kombinationen.

Je nach gewählter Aufgabe zwischen Hochsprache und Dialekt pendeln.

Es war für mich überraschend, Erwin Klauber persönlich kennenzulernen und in seinem Haus zu besuchen. Ich bin nämlich davor unachtsam gewesen und hatte mir (gerade wegen der Zuschreibung Mundart) kaum Gedanken gemacht, zumal Klauber für seine Gebrauchsdichtung bekannt war.

Das meint anlaßbezogene, gereimte Texte, die eine bestimmte Person oder Situation betreffen. Reime, die möglichst geistreich und unterhaltsam daherkommen sollen, ohne dabei tieferen künstlerischen Konzepten entsprechen zu müssen.

Ich hatte oft genug Lesungen erlebt, da meinten Menschen, Endreime würden genügen, um Lyrik anzufertigen. Kein Rhythmus im Text, keine Sprachmelodie, mäßig interessante Inhalte… Derlei Stümpereien werden durchaus vor Publikum getragen.

Augenzwinkernd: Was sich lohnt. (Aus „Zeitnwandl“)

Freilich sah ich Klauber da in einer ganz anderen Liga, zumal seine Lyrikbände aus den 1970ern und 1980ern bei Styria erschienen sind, was derart mäßige Qualität ausschloß. Aber ich wußte zum Beispiel lange nicht, daß er – je nach gewählter Aufgabenstellung – Texte in Mundart oder in Hochsprache verfaßte. Ich wußte auch nicht, daß Klauber dabei sehr präzise arbeitete, also eine klare literarische Position hatte, der er in seinen Texten gerecht wurde.

Dazu kam, daß mein privater Besuch mir offenbarte: Klauber war ein vorzüglicher Zeichner, Maler und ein vergnügter Fotograf. Das heißt, der Mann blieb in einem steten Fluß von Wahrnehmungserfahrungen eingebunden, übte sich laufend in jenen Fähigkeiten, die man für taugliche Kunstwerke stets schulen muß, wie auch eine Ballerina oder ein Pianist in ihren Genres keine längeren Pausen einlegen.

Ich merke eben immer wieder, daß mir Ressentiments im Weg stehen, den Blick auf interessante Momente verstellen. Man kann da nicht genug aufpassen.

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Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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