Archipel: An solchen Tagen

Werner Strahalm ist Historiker, was mir behagt, weil man in einem Gespräch mit ihm nicht erst klären muß, was Tiefe in den Themen bedeutet.

Verleger Werner Strahalm.

Es ist daher naheliegend, mit ihm ein paar Fragen zum Medientyp BUCH zu erörtern und Aspekte von Historiographie zu debattieren. Tiefe in den Themen. Das wäre selbstverständlich, lebten wir nicht in einer Ära, da Kunstpraxis für viele Aktive eine Art des Tagebuchführens ist. (Aber Geschichtskenntnis?)

Mir geht das ziemlich auf den Senkel, weil die meisten Menschen kein so bemerkenswertes Leben führen, daß mich ihr künstlerisches Tagebuch interessieren würde. Uuups! Ein Nebenschauplatz unseres Tuns: kulturpolitische Fragestellungen.

Wir sind ja aus anderen Gründen zusammengekommen. Strahalm hat sich als Verleger auf Styriaca spezialisiert und überdies mit Fotograf Richard Mayr schon einige Projekte realisiert. Also war es anregend, mit Strahalm Fragen zum Metier zu erörtern, denn der Buchmarkt ist ja wie ein stürmischer Ozean.

Mayr und ich haben eine Art Dialog in Arbeit, der aus unseren Gängen ins Gestrüpp resultiert. Ich möchte das mit Szenen und Nuancen unseres Landes verknüpfen. Mayr ist darin erfahren, sehr unterschiedliche Landschaften zu lesen. Ich übe das erst eine Weile. Begreifen, was einen umgibt, wenn man vertraute Zonen verlassen hat. Ich hab vorhin in „Raw Book: Thais Bauer“ (Das Konvergieren) beschrieben, wie es uns derzeit beschäftigt, daß wir Bild, Text und Klang als verschiedene Kommunikationssysteme verstehen, die sich zu gemeinsamen Erzählungen bündeln lassen müßten.

2003: Die Verschwörung der Poeten. (Zum Vergrößern anklicken!)

Genau das haben Mayr und ich nun auch mit einem Buchprojekt vor, wobei ich den etwas verstaubten Begriff „Naturlyrik“ wieder betonen möchte. Dazu kommt, daß wir gemeinsam im „Archipel“ unterwegs sind, wo ich einen „Raum der Poesie“ eingerichtet habe. Nein, keine Art „Gedichte-Zimmer“. Ich meine eine Zone der Poiesis, wo etwas in Existenz gebracht wird, was es vorher nicht gab.

Auch des eben im Sinn von künstlerischen Aufgabestellungen, nicht als ein privates Tagebuch, welches – artifiziell verbrämt – nach außen gekippt wurde. Das meint: Künstler suchen sich Aufgaben und bearbeiten sie mit künstlerischen Mitteln.

Country, Blues und überhaupt: Jim Cogan (links) und Martin Krusche anno 1982

Diese Konvergenz-Frage bezüglich der verschiedenen Ausdrucksmittel wurzelt übrigens in einem Stück meiner Vorgeschichte. Ich komme aus einer Szene, da war einst meine Lyrik mit der Musik von Blues-Leuten, Folkies oder Jazzern kombiniert haben. Recht und schön…

Das ließ sich ein wenig tiefer verzahnen, weil mir einst Altmeister Jimi Cogan beigebracht hatte die Blues Harp zu spielen. Aber diese Momente waren damals multidisziplinär und nicht interdisziplinär; doch immerhin manchmal spektakulär. Wie etwa unser Mundharmonika-Trio beim „First Waltz“. (Gemeinsam mit Leo Kysela und Jürgen Rottensteiner.)

Oder unser Set bei der „Verschwörung der Poeten“, wo ich im Duett mit Wolfgang Siegmund Harp gespielt habe. (Siegmund ist übrigens ein exzellenter Lyriker. Damals an unserer Seite Blues Man Oliver Mally und Geiger Bernie Mallinger.) Nun also eine nächste Ebene der Verstrickung unserer Genres…

Wir haben übrigens entscheiden, eine Gedichtzeile zum Projekttitel zu machen, jetzt erst einmal einen Möglichkeitsraum aufzufalten, aus dem auch ein Buch herorkommen könnte: „an solchen tagen“.

Übersicht
+) An solchen Tagen (Krusche & Mayr)
+) Archipel (Ein Logbuch)
+) Raum der Poesie

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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