Rechtsruck: Kleinregion Gleisdorf

Die Kleinregion Gleisdorf ist eine heiße Zone des Neofaschismus. Nicht erst seit Jahren, seit Jahrzehnten.

18. Februar 2022: „Szene-Promi“ Konstantina Rösch in Gleisdorf

Um es etwas plüschig auszudrücken: Plötzlich stand einer der prominentesten Faschisten Österreichs mitten im Wohnzimmer, aber ich warte bis heute vergebens, daß Mandatstragende der regionalen Politik darauf erkennbar reagieren.

Aktuell war über Hofstätten Auffälliges zu berichten. Das nahe Eichkögl und Sankt Margarethen sind in der Hinsicht auch bemerkenswert. Ich kenne allein aus persönlichen Begegnungen, was auch über Social Media da und dort anklingt. In solchen Orten finden Sie Antisemiten, Hitler-Nostalgiker, Identitäre und andere Arten vaterländischer Kräfte, die ihre Auffassungen nicht gerade verbergen.

Das alles wurzelt auch in den Bemühungen von Formationen, die man als Europas Neue Rechte zusammenfassen kann. Das handelt von internationalen Bemühungen, sich politisch und kulturell zu etablieren. Eine Anstrengung, die seit den 1980er Jahren gut dokumentiert ist und jüngst durch die Konsequenzen der Corona-Pandemie frische Schubkraft entfaltet hat.

September 2023: Kleine Zeitung

Reagieren in der Oststeiermark Funktionstragende der regionalen Politik in der Öffentlichkeit wenigstens ab und zu erkennbar auf diese Umstände? Mir ist derzeit kein einziges Beispiel bekannt. Wir erleben schließlich permanenten Angriffe auf die Republik. Ich denke, Gemeinderäte, Landtagsabgeordnete und Parlamentarier haben sich dieser Republik per Eid verpflichtet.

Wozu? Weil die Republik das politische Haus ist, in dem die Demokratie wohnt. Und weil wir eine repräsentative Demokratie leben. Das heißt, wir haben diesen Funktionstragenden bedeutende Rechte und Aufgaben übertragen, wofür sie uns im Sinne der Demokratie verpflichtet sind. Worauf könnten sie nun aktuell reagieren?

Die Kleine Zeitung berichtete am 14. September 2023: „Sogar ein Priester vor Ort. Neonazi Küssel moderierte Treffen von Coronamaßnahmen-Gegnern.” Dabei wurden einige Namen genannt, die zum Beispiel bei der Gleisdorfer “Trefferei” nicht bloß geläufig sind.

Zitat: “Bekannte Gesichter der Szene der Coronamaßnahmen-Gegner wie Roman Schiessler, Konstantina Rösch, und Maria Hubmer-Mogg nahmen im August an einem „Netzwerktreffen“ im oststeirischen Hofstätten an der Raab teil.”

Aufschlußreiche Post aus der „Kulturfestung“ (Identitäre) in Eichkögl.

Hofstätten liegt etwas südlich von Gleisdorf, in komfortabler Nähe zu Eichkögl und Sankt Margareten, hat einen Autobahnzubringer und ist Teil der Kleinregion Gleisdorf, wo der Kulturverein “Trefferei” jüngst vom Stadtrand in das Zentrum Gleisdorfs übersiedelt ist. [Google Maps]

Konstantina Rösch, die bei einem der vielen Protestmärsche auf einem Pferd durch Gleisdorf ritt, hatte auf Facebook über Monate Statements und Kontakte promotet, die ich nach meinen Kriterien als neofaschistische Positionen einstufe. Zwei Gründungsmitglieder der “Trefferei”, nämlich Tanja Lederer und Gerlinde Reicht, sind mit dieser Frau damals in bestem Einvernehmen aktiv gewesen. Als Lederer gegenüber dem Gleisdorfer Gemeinerat Wolfgang Weber straffällig wurde, war Rösche übrigens mit im Spiel.

Transfrau Monika Donner ist auch schon in der “Trefferei” zu Gast gewesen. Damals hatten sich überdies die Identitären mit einigen anderen rechtsextremen Formationen in der “Trefferei” wohlgefühlt, wie der Veranstaltungskalender belegt. (Siehe dazu die Notizen vom 17.5.2023 und vom 29.5.2023!)

„Szene-Promi“ gibt Nachhilfe in Staatsbürgerkunde 😉

Ich habe in mehreren Gesprächen versucht, Klarheit zu finden, was genau Stand der Dinge in Gleisdorf ist. Es bleibt recht unscharf, weil sich Aktive smart darum bemühen, unter dem Radar zu fliegen. Außerdem ist das, was ich den hybriden Neofaschismus nenne, stark von Euphemismen geprägt, von beschöningenden Codes, auch von allerhand Widersprüchen.

Hier die Transfrau als Promi der Bewegung, da im gleichen Boot Trans-Hater, die entsprechend abwertende Memes posten. Hier die Ehefrau des Afrikaners als erkennbar gute Freundin einer Aktrivistin, die da FPÖ und AfD promotet, bei denen maßgebliche Leute lieber keine Afrikaner im Land hätten. Und so weiter und so fort… Alles kein Problem? Na, schauen wir amal, dann sehn wir schon.

+) Rechtsruck (Projekt-Übersicht)

Ergänzend
Was ich den hybriden Neofaschismus nenne, ergibt sich aus dem Zusammenwirken höchst heterogener Gesellschaftsteile. Das reicht von völlig unbedarften Leuten, die nicht einmal ideologisch fundiert erscheinen, über angriffslustige Rabauken, bis zu smarten Geschäftsleuten und schließlich zu einer intellektull und strategisch sehr leistungsfähigen Liga.
+) Vier Gruppen: Zierfische, zeitlose SA, nächste Bourgeoisie und Junker

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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