Was es wiegt, das hat’s XIII: Schwarz hat geantwortet

(Beiträge und Fragen zu einer nächsten Kulturpolitik)

Eine Behauptung vorweg: Wo wir mit Kräften der Politik bloß noch das Gespräch suchen, um uns selbst zu promoten und um uns den Zugriff auf Ressourcen zu sichern, dabei aber auf Grundsatzdebatten verzichten, blüht uns garantiert das, was wir aus der Wissenschaft schon kennen. Wer nämlich die Grundlagenforschung zugunsten angewandter Formen beiseite schiebt, wird vielleicht einige Zeit Profite einfahren. Doch dann geht es unweigerlich den Bach hinunter…

Wenn wir miteinander nicht in seriöse Gespräche finden, bleibt die Demokratie chancenlos. Man kann meine Auffassung kennen, daß wir erst von Politik reden können, wenn Staatskunst (politiká) und Gemeinwesen (polis) im Dialog, im Austausch, in Wechselwirkung miteinander stehen. Darum freut es mich, daß der Landtagsabgeordnete Hannes Schwarz nun ein Gesprächsangebot deponiert hat.

Ich bin kulturpolitisch etwas antiquiert aufgestellt. Es gab eine kurze Ära, als die IG Kultur Österreich sich einsetzte, eine „Sektor 3 Kulturpolitik“ zu debattieren und zu präzisieren. Das meint: Staat, Markt und Zivilgesellschaft verhandeln miteinander, welche kulturpolitischen Schwerpunkte auf der Höhe der Zeit zu betonen wären.

Die drei Sektoren sind 1) Politik & Verwaltung, 2) Geschäftswelt und 3) Privatpersonen wie Vereine. Ich sah diese Debatte in der „IG-Ära Anita Hofer“ bei uns untergehen und hab seither in meinem Milieu keinen Diskurs-Ersatz finden können, der jene Überlegungen adäquat abgelöst hätte.

Ohne einen konsequenten und daher kontinuierlichen Sachdiskurs kommen wir aber in all dem nicht voran; unter anderem, weil ich überzeugt bin, im Zeitfenster 2010-2015-2020 habe sich ein radikaler Umbruch im Lauf aller Dinge vollzogen, der uns verbietet, daß wir uns auf alten Argumenten und Strategien ausruhen.

Der Landtagsabgeordnete Hannes Schwarz hat auf meine aktuellen Einwände anläßlich der „Clubgespräche“ nun mit einem Gesprächsangebot geantwortet. Ich denke, es könnte der Auftakt dafür sein, daß Professionals verschiedener Metiers, die mit dem steirischen Kulturgeschehen befaßt sind, solide Arbeitsgespräche führen, bei denen auch Dissens seinen Wert haben sollte.

Solche Arbeitsschritte mögen dann bei Bedarf auch ins Licht der Öffentlichkeit führen. Doch davor sind wir vermutlich gut beraten, erst einmal herauszufinden, was in der aktuellen Modernisierungskrise gute Fragen sind.

— [The Long Distance Howl] —

Post Sriptchen
Bezüglich Modernisierungskrise bitte ich zu beachten, daß Krise nicht Problem bedeutet. Dieses Wort markiert bloß den Höhepunkt eines Umbruchs. Wir entscheiden dann handelnd, ob es aus der Krise a) Richtung Katastrophe oder b) Richtung Katharsis geht. Etwas hemdsärmelig ausgedrückt: entweder wir Surfen die Lawine oder sie reißt uns weg.

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
Dieser Beitrag wurde unter Feuilleton, Kulturpolitik abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.