Netzkultur: Avatare & Trolle

Wie amüsant, daß ich Post von Inga Ribbentrop-Goethe bekomme. Gleichermaßen eine junge Verwandte des Dichters und des Kriegsverbrechers? (Joachim von Ribbentrop war ein hochrangiger Nazi.)

Die Flut der dubiosen „Freundschaftsangebote“ auf Facebook reißt nicht ab. Das kommt schubweise daher. Jugendliche Busenwunder, in wenig Stoff gehüllt, unlängst noch mit allerhand exotischen Namen, inzwischen erkennbar europäisiert, auch: eingedeutscht.

Klar, das sind Avatare aus Trollfabriken, keine realen Personen, schon gar keine sehr jungen Frauen, die sich nach alten Männern verzehren. Da die Textmodule leicht identifiziert werden können, muß ich annehmen, Facebook hat da ein Geschäftsmodell laufen, anstatt solche Postings generell zu blockieren.

Anfangs hab ich derlei Avatare nicht nur weggedrückt und blockiert, sondern auch noch bei Facebook gemeldet. Eine unsinnige Pose. Ein Arbeitsgang zu viel. Das Blockieren bleibt leider nötig, weil man von den Trollprodukten abonniert wird, was heißt: sie heften sich an einen dran und verbinden einen so per Software fix mit irgendwas.

Seit gestern kenne ich die nächste Masche. Eine füllige Matrone, die eher bieder wirkt, haut an mehreren Stellen Kommentare zu meinen Postings. Belangloser Text. So harmlos die Biedere per Portraitfoto rüberkommen will, ihr Hintergrundbild zeigt Fetisch-Gewand, suggeriert also einen exotischen sexuellen Kontext. Wozu? Was hat sie mir über den Brenner Basistunnel zu sagen?

Eh nichts. Fake-Janne ergänzt jetzt bloß auf einer anderen Schiene die kindlichen Busenwunder, um mir einen Online-Kontakt anzubieten, der garantiert Ärger bedeutet. Das Grundmuster kannten wir ohnehin aus der Welt vor Internet: da draußen treiben sich Legionen von Leuten um, die an mein Geld wollen und mir daher irgendwas andienen. Ganz klar, daß sich sowas in den Netzen laufend verdichtet.

— [Netzkultur] —

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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