styrian contemporary

Ich hab im vorigen Beitrag [link] deutlich zu machen versucht, wie wir gerade bei kunst ost konkret zu machen beginnen, was an Zusammenwirken von Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft a) wünschenswert und b) realistisch erscheint. Von unserer Kooperation mit Kunstsammler Erich Wolf war hier schon öfter die Rede: [link]

Kunstsammler Erich Wolf

Von meinen Erörterungen mit Historiker Robert F. Hausmann hab ich auch schon erzählt: [link] Nun saß ich mit beiden an einem Tisch, weil ich angenommen hatte, es gebe einige Fragestellungen, die uns gemeinsam interessieren, also könnten wir eventuell auch einige Aufgabenstellungen finden, für die uns Kooperation reizen mag. Da geht es um Kunst und Wissenschaft, im Kielwasser dieser Optionen natürlich auch um die Wirtschaft.

Ich bevorzuge solche Kräftespiele. Meine eigene künstlerische Praxis hat ja sehr viel mehr den Charakter von Forschungstätigkeit, als daß sie vor allem an ein Publikum adressiert wäre. Mit dieser Tendenz bin ich keinesfalls allein auf weiter Flur. Wolf hat als Sammler (mit dem Schwerpunkt bildender Kunst der Steiermark nach 1945) eine sehr aktuelle Vorstellung vom Status quo. Er sagte: „Die Kunst war nie zuvor so wissenschaftsaffin wie heute.“

Historiker Robert F. Hausmann

Was das Potential für eine Kooperation dieser beiden Genres betrifft, nannte Wolf einen recht interessanten Aspekt: „Die Kunst kann dort weiter gehen, wo die Wissenschaft aufgrund ihrer Bedingungen einmal innehalten muß.“ Außerdem betonte er, auch das Kunstpublikum müsse sich heutzutage mehr mit Zugängen zur Wissenschaft befassen, um Zugänge zur Kunst zu finden.

Damit bin ich erneut bei dem im vorigen Beitrag [link] zitierten Richard Buckminster Fuller: “Je fortgeschrittener Wissenschaft ist, desto näher kommt sie der Kunst. Je fortgeschrittener Kunst ist, desto näher kommt sie der Wissenschaft.”

Historiker Hausmann berührte in unserem Gespräch dann noch einen äußerst brisanten Punkt, der heute, was seine Wirkung angeht, zu gerne übersehen wird oder unzureichend bewertet wird: „Im 19. Jahrhundert kommt die Freizeit. Was tut man damit?“

Wir sehen heute, daß eine mit Milliarden-Budgets gerüstete Freizeitindustrie, eng begleitet von Medienkonzernen, um die von Erwerbstätigkeit freie Zeit und das Geld der Menschen ringt. Diesem Kräftespiel stehen wir Kulturschaffende in der Wissensarbeit und im kulturellen Engagement gegenüber. Das ist kein einfaches Match!

In diesem Zusammenhang sei notiert: Der Verein „styrian contemporary“ (Federführend: Erich Wolf) ist gerade in seiner Gründungsphase und wird in Kürze als formeller Kooperationspartner von kunst ost und kultur.at im regionalen Kulturgeschehen auftauchen.

Wir werden so zwar die vorhin angedeuteten Major Companies der Freizeit- und Medienindustrie nicht anrempeln können, aber wir werden eine klare, regionale Position zugunsten von Bildung, Kunst und Kultur errichten. Neugier, Debatten, Wissenserwerb, ästhetische Erfahrungen…

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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