Meine Gedichte im Ebenenwechsel

Kammerschauspieler Franz Robert Wagner hatte um die Zusendung meiner Gedichte gebeten, denn er müsse erst sehen, was da vorliege.

Franz Robert Wagner (links) neben Regisseur Alfred Ninaus. (Foto: Richartd Mayr)

Sonst könne keine Vereinbarung getroffen werden, denn Wagner ist nicht bereit, Texte zu lesen, denen er qualitativ zu wenig Kraft zuschreibe. Also ging eine PDF-Datei auf Reisen. Fotograf Richard Mayr fuhr eben nach Wien, um Wagner zu treffen. (Es war nach der Postsendung keine Absage gekommen.)

Nun erfuhr ich das festgelegte Aufnahmedatum und Herr Wagner ließ mir ausrichten, es würde ihn sehr freuen, wenn ich zu diesem Termin ins Studio kommen könnte, auf daß wir herausfinden mögen, ob ich mit seiner Interpretation einverstanden sei. Läuft!

Was aber bedeutet dabei Ebenenwechsel?

Ich hab als Autor stets über längere Zeit viel zu wenig Distanz zu meinen Texten, bin in einem gewissen Sinn dafür blind und taub. Das löst sich meist nach einer Weile, wenn ich einen Text völlig vergessen hab. Danach kann ich ihn zum ersten mal überhaupt unbefangen lesen.

Wenn aber ein versierter Schauspieler meine Gedichte liest, entsteht etwas Neues, etwas Nächstes; genau genommen: eine andere Erzählebene. Ganz einfach, weil die Schauspielkunst etwas hervorbringt, was vorher nicht da war. (Genau das meint übrigens der Begriff Poesie.)

Diese Situation ermöglicht mir vor allem nach so kurzer Zeit nach dem Verfassen der Gedichte eine Art der wohltuenden „Entfremdung“ und ich kann meine Texte auf eine neue Art kennenlernen.

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