Kulturspange: Das historische Dreieck

Die „Kulturspange Gleisdorf“ ist eine Metapher. Sie hat künstlerische, kulturpolitische und zivilgesellschaftliche Implikationen.

Wo der Florianiplatz den Hauptplatz erreicht.

Das muß ein wenig erläutert werden. Gleisdorf hat aktuell keine eigenständige, zivilgesellschaftliche Kulturinitiative, die kontinuierlich arbeitet und über relevante Inhalte Präsenz zeigt, die konsequent für das Bottom up-Prinzip steht. (Uns ausgenommen.)

Kulturelles Engagement kann sehr unterschiedlich gewichtet werden. Die zwei dominanten Grundsituationen sind a) Selbstrepräsentation und b) diskurswürdige Themen. Auf diese Stadt bezogen kann das bedeutet:
a) Kulturelles Engagement soll demonstrieren, daß hier kultivierte und kunstsinnige Menschen leben.
b) Kultivierte und kunstsinnige Menschen loten aus, was diesen Lebensraum – über seine Vergangenheit hinaus – zum nächsten Horizont hin ausmacht.

Blick vom Schloß Freiberg auf Gleisdorf.

Sollten also Kunst und Kultur nicht als Mägde des Marketings benutzt werden, stellen sich allerhand inhaltliche Fragen. Als Künstler muß ich stets sehr viel über das Ambiente wissen, in dem sich meine Werke ereignen. Wo sich das in Projekten manifestiert, besteht eine grundlegende Anforderung. Es zählen Schritte, über die Sachpromotoren und Machtpromotoren zusammenfinden.

Nun ist leicht zu erraten, ich zähle zu den Sachpromotoren. Ich bin Teil eines Konsortiums von Menschen mit höchst unterschiedlichen Kompetenzen und Mitteln. Ich bin auch Teil anderer Allianzen im Rahmen einer kollektiven Wissens- und Kulturarbeit, die sich prozeßhaft entfaltet.

Historie ist ein Gedankenpalast
Aus der Deutung von Quellen beziehen wir Vorstellungen, was der Fall gewesen sein mag, bevor wir hier gewesen sind. Mündliche Überlieferung reicht ja nicht sehr weit zurück und menschliches Wissen geht sehr schnell verloren, falls es nicht dokumentiert wird.

Georg Matthäus Vischer ließ im 17. Jahrhundert vom Schloß Freiberg in die Gegend blicken. Da entdecken wir Gleystorf dank zweier Kirchtürme. Der linke gehört zur Stadtpfarrkirche, der recht zur Marienkirche. Damals war das Rathaus noch ein Rathäuschen, Gleisdorf noch keine Stadt, sondern ein Markt. Dieser Bildausschnitt stammt aus der Sammlung „Topographia Ducatus Stiria Freiberg.“

Das Dreieck: GROSSE ANSICHT

Die Stadtpfarrkirche, in Sichtweite vom Rathaus, war durch ihren einstigen Wehrbau von besonderer Bedeutung, denn das Leben in dieser Region ist ständiger Bedrohungen ausgesetzt gewesen. Vom Gleisdorfer Tabor blieb aber nichts erhalten.

Die Marienkirche war von Bedeutung, weil dort ein Piaristenkloster bestand, das verschiedene kommunale Einrichtungen bot. Außerdem war die Kirsche ein populärer Wallfahrtsort. Daß zwischen diesen beiden alten Terrains die Bürgergasse verläuft, illustriert durch die Namensgebung einen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel.

Den sehe ich – grob bemessen – zwischen etwa 1820 und 1920 (Stadterhebung). Dieses Zeitfenster halte ich für die „Erste Gleisdorfer Gründerzeit“, nach der sich – so bin ich überzeugt – auch eine „Zweite Gleisdorfer Gründerzeit“ beschreiben läßt. Marienkirche, Bürgergasse, Stadtpfarrkirche, Rathaus… Ein historisches Dreieck. Das ist der primäre Raum unseres kulturellen Engagements.

Überblick
+) Kulturspange Gleisdorf
+) Die Roten Sterne auf der Karte sind:
++) Florianiplatz [Das Festland]
++) Zeit.Raum [Die Transit-Zone]
++) Archipel [Die Insel-Welt]

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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