Meta: Was tut ein Schriftsteller?

Krusche by Mayr

Wie komme ich bloß dazu, mich als Schriftsteller vor allem unserer Zeit und meiner nächsten Umgebung zu widmen? Manche Schriftsteller tun das. Seit Jahrhunderten. So auch ich.

Man muß das ja nicht gleich an Karl Kraus und an jener Liga festmachen, in der er rangiert. Es kommt eben auch hier in der Provinz vor, ohne dabei Weltrang zu erreichen. (Regionale Wirkmächtigkeit darf ja genügen.)

Dazu gibt es ferner Beispiele aus der österreichischen Nachkriegszeit und durch das Forum Stadtpark speziell steirische Beispiele. Falls das jemandem schleierhaft ist, empfehle ich gerne „Österreichische Literatur 1945-1998“ vom oststeirischen Literaturwissenschafter Klaus Zeyringer.

Wie komme ich bloß dazu, mich als Schriftsteller dem geistigen Leben meiner unmittelbaren Umgebung zu widmen? Manche Schriftsteller tun das. Seit Jahrhunderten. So auch ich. Man muß das jetzt nicht gleich an den ganz großen Beispielen festmachen, aber es ist anschaulich. So wurde zum Beispiel Dostojewski genau dafür nach Sibirien verfrachtet, nämlich sich mit dem geistigen Leben seiner Umgebung zu befassen.

Wir waren uns doch nicht allerweil einig. Von links: Martin Krusche, Klaus Zeyringer und Walter Grond anno 2000.

Eine Nummer moderater
Unter den 1940er und 1950er Jahrgängen war es im steirischen Kunstbetrieb selbstverständlich allemal üblich, Debatten zu führen, Kontroversen auszutragen, die das eigene Metier betrafen. Keinen Sie zum Beispiel Walter Gronds Schlüsselroman „Der Soldat und das Schöne“? Nein? Bedauerlich!

Ganz zu schweigen von einer legendären Kontroverse, die sich einst zwischen Michael Scharang, Alfred Kolleritsch, Peter Handke und anderen entsponnen hatte. Ich darf also geltend machen, es ist üblich und naheliegend, daß ein Schriftsteller sich unter anderem auch den Bedingungen seines Berufs widmet, den Akteurinnen und Akteuren des Kulturbetriebs.

Aus: „Über die Romane von Michael Scharang“ von Masahiko Tsuchiya, 1988

Bei uns in der Provinz ist das offenbar noch nicht allgemein bekannt. Allerhand Leute stoßen sich an meinen Reflexionen, die ich als Glossen publiziere; auch Menschen, die sich den Kunstschaffenden zurechnen. Rufschädigung? Üble Nachrede? Unethisches Verhalten? Na klar! Warum denn nicht auch im Kunstbetrieb Message Control einführen?

Ich kann mich freilich mit solchen Flausen nicht näher befassen; außer beruflich. Als Autor. Ich bin Essayist und Lyriker. Ich tue, was Schriftsteller seit Jahrhunderten tun. Ich schreibe über Angelegenheiten, die ich für relevant halte, ohne dafür einen Auftrag abzuwarten oder um Genehmigung zu bitten. Da wäre nun mit einem Zitat von Jimi Hendrix zu schließen: „’scuse me while I kiss the sky!“

+) Das ist der Auftakt der Kolumne „Metaebene

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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