Kein Raum für Selbstmitleid und Angst

Als Autor streift man früher oder später an die Empfehlung: „Don’t tell, show!“ Es bedeutet etwa, nicht „ein schöner Morgen“ zu sagen.

Zum Abschluß der Reihe

Ich will auf anregende Art erzählt bekommen, was das Schöne sei. Sonst brauch ich den Autor nicht, Das meine ich in meiner Arbeit zum Beispiel mit „laufende Erzählung“. Deshalb kann ich mich für Slogans nicht erwärmen, nicht für Protestgeschrei und nicht für Alarmismus, der – wen auch immer – bewegen soll.

Ich denke, das war schon ein Aspekt der antiken griechischen Tragödie, wenn protagonistische Personen vom Chor aufgefordert wurden: Erzähle, was du erlebt hast! Genau diesem Aspekt ist nun das letzte Booklet meiner Zehn12er-Reihe „Gleisdorf.Überlagerungen“ gewidmet. Es handelt von einem Teil meiner Reaktionen auf den Lockdown in der Pandemie.

In die Tiefe gehen: Meine Lockdown-Indoor-Grabungen (Eine Auswahl)
Gleisdorf.Überlagerungen: Notizen, Band 10

Ich war nicht sonderlich beeindruckt, als die Regierung uns wissen ließ, daß Österreich am 16. März 2020 in einen bundesweiten Lockdown gehen werde. Natürlich fand ich diese Corona-Sache unheimlich. Es war immerhin meine erste Pandemie.

Nun, im Juni 2023, hat sich der Staub gelegt und wir können uns damit befassen, was diese Pandemie an uns angerichtet hat; individuell und gesamtgesellschaftlich. Ich bestaune, wie manche Erwachsene in meiner Umgebung schon während der akuten Pandemie zum quengeligen Teenager regrediert sind, wie einige aus dieser Pose noch immer nicht herauskommen, um mit dem Aufräumen zu beginnen.

Wehgeschrei? Vorwürfe? Wozu? Wir wissen, was diese Erfahrung mit uns gemacht hat. Es ist wieder einmal Zeit für ordentliche Verfahren, um jene zur Verantwortung zu ziehen, denen Täterschaft nachgewiesen werden kann. Ich gehöre aber nicht zum Personal solcher Prozesse. Ich habe anderes zu tun.

Um es einmal mehr mit Toni Morrison zu sagen: „This is precisely the time when artists go to work — not when everything is fine, but in times of dread. That’s our job!” Das stammt aus dem Jahr 2015, ein Zitat aus: „No Place for Self-Pity, No Room for Fear“ (In times of dread, artists must never choose to remain silent.)

+) Zehn12: Gleisdorf.Überlagerungen (Übersicht)

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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