Hochkarätige Fotografie

Plötzlich hatte ich den Eindruck, hier begegne ich Menschen, denen ich nie begegnen werde. Damit meine ich eine Serie von Fotografien, über die ich für Augenblicke sehr nahe an Menschen herankam, welche an sehr fernen Orten leben. Der Moment. Die Details. Eine merkliche Initimität in der Situation.

Štefi Borko und Vetart-Exponent Karl Bauer

Dann aber auch Naturaufnahmen, die mir nicht zumuten, was ich ohnehin schon tausendfach gesehen habe oder was die geschleckte Gefälligkeit von Werbefotografien vor sich herschiebt. Man wird in seinem Schauen ja etwas lahm von all dem visuellen Ramsch, der einen täglich umspült. Hier also der Kontrast zu solcher Beliebigkeit.

Die Gemeinde Hofstätten an der Raab hat mit der Tierklinik Gleisdorf Süd eine gut frequentierte Einrichtung, deren öffentlich zugängliche Bereiche von Hausherr Hannes Resch für Ausstellungszwecke adaptiert wurden.

Dort kann man bis 23. Dezember 2017 Fotografien von Štefi Borko sehen. Ein wohltuender Gegensatz zu all dem, was Smartphones an Bildern auswerfen und was die Flut der kleinen, digitalen Kompaktkameras auch nicht besser werden läßt.

Die slowenische Künstlerin, auf Einladung des Vetart-Kunstforum zu Gast, stützt sich in ihrer Arbeit auf hochkarätige handwerkliche Fähigkeiten als Basis für subtile Schilderungen. Dabei wiegen jeweils Augenblick und Komposition ebenso wie jene Fähigkeit, sich mit der Kamera versiert in die Nähe von Menschen zu begeben, auf daß diese dabei nicht in eine Pose verfallen.

Bürgermeister Werner Höfler (links) und Hausherr Hannes Resch

So führt einen Borko an sehr verschiedene Plätze dieser Welt und läßt uns ahnen, daß die Fremden nicht „Das Fremde“ sind, denn das Menschliche ist in all den Gesichtern und Situationen leicht zu erkennen, erscheint auf Anhieb vertraut, egal wo die Fotografin es angetroffen hat. Borko zeigt, was uns Menschen in allen Kontrasten gemeinsam ist.

Dabei liegt zwischendurch ein besonderes Augenmerk auf so mancher Gemeinschaft von Mensch und Tier. Ob ein Hirte und sein Schwein, ob ein Krebspatient ohne Kehlkopf mit seinem gleichermaßen stummen Goldfisch, ob die Jahrtausendgeschichten der Gemeinschaft mit freundlichen Hunden und unbezähmbaren Katzen anklingen, wir sind eben soziale Wesen in weit größerem Sinn, als der Alltag es oft vermuten läßt.

Hofstätten setzt damit einen weiteren Akzent in Ausstellungen, die nicht als ein soziales Ereignis kreative Leute in den Vordergrund rücken, sondern als ein künstlerisches Vorhaben den Fokus primär auf das qualitativ relevante Werk richten.

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Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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