Zerkowitz & Aigner: Filmpremiere

Man hätte den anmaßenden Kanaillen der Nazi-Ära kaum eine elegantere Botschaft auf die Gräber streuen können als diese.

Regisseur Fritz Aigner.

Claudia Zerkowitz-Beiser hat ein Buch verfaßt, erzählt ohne Zorn, was diese Leute ihrer Familie grundlos angetan haben, was dabei an Kompetenzen und Werten zerstört wurde. Sie macht aber auch klar, daß ihr Leben mit all diesen Hintergründen gelungen ist, daß sie gut gelaunter Teil einer Grazer Grätzelgemeinschaft ist, das Verstörende an jenen Ereignissen überwunden werden konnte.

Die Barbaren haben nicht nachhaltig tilgen können, was die Familie an Graz bewirkt hat, konnten sie auch nicht endgültig vertreiben. Davon handelt das Buch „Meine jüdische Familie. Ihr Leben in Graz und ihre Auslöschung.“, erschienen bei Clio – ein Verlag für Zeit- und Kulturgeschichte.

Autorin Claudia Zerkowitz-Beiser im Film.

Mit Clio-Exponent Heimo Halbrainer, einem Historiker, war Regisseur Fritz Aigner zu einem Gespräch verabredet gewesen, was auch eine zufällige Begegnung mit Claudia Zerkowitz-Beiser ergab. Das hatte Konsequenzen. Ein Ergebnis dieser Begegnung wurde am 5. November 2023 im Grazer Geidorf-Kino vorgestellt.

Da fand die Premiere des gleichnamigen Filmes zum Buch statt. Die Geschichte wird ruhig und unaufgeregt erzählt, um der Tiefe genügend Raum zu geben; begleitet von fein abgestimmter Musik, einer Komposition von Thais Bauer.

Links Kameramann Reinhold Ogris (neben Fotograf Richard Mayr.)

Der Film wird am 11. November 2023 im Rahmen der Reihe „zeit.geschichte“ (um 19:25 Uhr) in ORF III ausgestrahlt. Diese Filmreihe bezieht sich auf die Novemberpogrome, wie sie in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 stattfanden. Sie sind vor allem auch unter dem Begriff „Reichskristallnacht“ bekannt.

Ein zynischer Euphemismus für all die Trümmer und Splitter durch das Wüten der Angreifer. Wie Halbreiner im Film anmerkt, war das freilich keineswegs eine Art „spontane“ Unmutsäußerung der Bevölkerung, wie die Nazi-Propaganda behauptete, sondern ein geplantes und organisertes Vorgehen gegen jüdische Menschen.

Eine der Qualitäten des Filmes ist der völlige Verzicht auf drastische Bilder und polemische Töne. Es ist gerade diese ruhige Erzählweise, wodurch deutlich werden kann, welche Talente damals zerstört wurden, und zwar von Leuten, deren Kompetenzen nicht annähernd an jene ihrer Opfer heranreichten. Das Fazit des Films: Lebensfreude. Eine Kraft, die dem Herzen der Finsternis entgegensteht…

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