Vol. 30: Die Drama-Lama GmbH

Von Monika Lafer

In Zeiten von Krisen und Unsicherheiten gibt es viel zu tun – auch für Rattenfänger aller Art. Während sich viele Menschen den Kopf zerbrechen, wie sie finanziell um die Runden kommen sollen, geraten sie verständlicherweise oft in eine Spirale von Angst und Hoffnungslosigkeit.

„Ruhe will man nicht, es muss Theater geben…“

Gerade da wäre es hilfreich, eine Besonnenheit zu finden, um sich nicht weiter in die Bredouille zu begeben. Aber das ist keine leichte Übung, denn es dauert lange und erfordert Kraft, um unbrauchbare Denkmuster zu verlassen und einer üblen Situation adäquat zu begegnen. Nicht jeder findet den Halt, den er braucht.

Und das wissen die Rattenfänger von links und rechts. Außerdem wissen sie noch etwas ganz anderes – nämlich, dass Menschen, die innerlich in Aufruhr sind, besonders leicht ansprechbar sind. Mit positivem oder negativem Gedankengut, ganz egal – Hauptsache es gibt den EINEN Inhalt, der die Ömpörten verlässlich einsackt: Das Drama.

Ich nenne es die Drama-Lama GmbH mit ihren Kompetenzfeldern, wovon ich fünf davon genauer anschauen möchte:

+ 1) Da wäre das Fischen im Trüben mit 100%iger Fang-Garantie. Es ist egal, was im Tümpel herumwabert – es gibt immer etwas, das am Haken baumelt und verwertbar ist. Man glaubt nicht, welche Schlagzeilen und Aufregung man aus „In China ist ein Fahrrad umgefallen“ bauen kann.

+ 2) Der zweite Punkt schließt an den ersten nahtlos an: die großartige Kreislaufwirtschaft des Unternehmens: aufklauben (manchmal auch ohne „auf“ und „b“) – pushen – fallenlassen – aufklauben – pushen – fallenlassen – …. Man kann einfach alles brauchen und verwertet es immer wieder. Wäre man eine Kuh, könnte man mit nur 5 Mägen glatt neidisch werden.

+ 3) Eine der Kernkompetenzen ist das Geschäft mit der Angst. Es dient dazu, den Menschen nur ja keine Ruhepause zu gönnen – siehe Ansprechbarkeit bei innerlichem Malheur. Ruhe will man nicht, es muss Theater geben – oder ist man so verpeilt, dass man sämtliche allgegenwärtigen Bedrohungen einfach wegblendet?!?! DAS KANN DOCH NICHT SEIN!!! (Rufzeichen mal 1000)

+ 4) Und was ist bei einer aufgescheuchten Menge wichtig? – Genau, sie sollte zielgerichtet aufgescheucht unterwegs sein. Zunächst wird Nestwärme suggeriert, indem einfache Lösungen (die selten welche sind) gebrüllt, gekräht oder skandiert werden, es geht um „Huck di her, samma mehr“. Anschließend wird mobilisiert und sichergestellt, dass jeder Schreihals auch bei Bedarf brüllt, sprich, die Botschaft lautstark den Unwissenden an die Backe klatscht.

+ 5) Natürlich haben die Dramakundigen von rechts und links auch viele nette Seiten. Sie überbringen Blümchen (allerdings mit der Baggerschaufel), kredenzen selbstgemachtes Biologisches aus dem Selbstversorgerladen zum Probieren (im Tausch für ein immaterielles Stückchen der Seele) und sind mitunter sehr charmant und zuvorkommend. Auch sehr aufs Äußere bedachte gutaussehende Männer reüssieren mit ihrer Fassade ganz gut – Damen älteren Semesters schmelzen reihenweise dahin, weil sich der fesche Kampl so gut benimmt. Eine Mischung aus Schwiegermums Liebling und herzeigbarer Grabredner.

Diese vermeintlich nette Seite wird von der Marketing-Abteilung des Unternehmens erstklassig beackert – es geht darum, dass das verabscheuungswürdige Treiben unter der „Wir sind die Guten“-Fassade stets verborgen bleiben soll. Aber das ist eine andere Geschichte oder Episode.

Zeit.Raum Gleisdorf
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+) Kontext: Rechtsruck

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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