Wiener Zeitung: Es ist eine Schande!

Heute, am 1. Juli 2023, ist das Ende der Wiener Zeitung Faktum. Mehrere Regierungen Österreichs, schwarz-blau und schwarz-grün, sahen keinen hinreichenden Grund, diese Entwicklung zu stoppen.

(Quelle: Der Standard)

Und das, während unter den Kanzlern Kurz und Nehammer enorme Geldbeträge in Inseratenkampagnen investiert wurden, anstatt hauptsächlich durch die Leistungen politischer Kräfte eine angemessene redaktionelle Berichterstattung auszulösen.

Ich halte das für ein Untergraben der Vierten Gewalt im Staat und für Wasser auf die Mühlen jener, die solche profunde journalistische Arbeit auch verallgemeinernd als „Lügenpresse“ denunzieren. Dabei wurde Politik stellenweise einfach in Public Relations umgewandelt, was einer Res publica spottet.

Wiennerisches Diarium 8. August 1703

Es besteht ausreichende Evidenz, wie sehr der Boulevard von diesen Kampagnen profitiert hat, während die Wiener Zeitung nun untergehen durfte. Wikipedia faßt zusammen: „Die Wiener Zeitung wurde 1703 als Wiennerisches Diarium von Johann Baptist Schönwetter gegründet. Ab ihrer Gründung war sie rund eineinhalb Jahrhunderte lang führend auf dem österreichischen Zeitungsmarkt. Am 17. Dezember 1857 übernahm der österreichische Staat das Blatt.“

Es ist unter versierten Leuten unbestritten, daß in deren Redaktion hochkarätige Arbeit geleistet wurde, was man von etlichen Nutznießern der Presseförderungen und Inseratenkampagnen nicht behaupten und nicht belegen kann.

Natürlich nicht! (Quelle: Wiener Zeitung)

Mein Fazit: Regierende in Schwarzblau und Schwarzgrün haben das geistige Leben unseres Landes sehenden Auges beschädigt. Damit haben sie jene Probleme vertieft, die vor allem während der Corona-Pandemie dafür gesorgt haben, daß weite Bevölkerungskreise der Publizistik und der Wissenschaft massiv mißtrauen.

Derlei Vorgänge haben übrigens ihre Entsprechungen in allerhand regionalen und lokalen Blättern, wo der Inseratenteil oft den readaktionellen Teil annähernd erdrückt. Wenn also den politischen Kräften des Landes ernsthaft an der Demokratie gelegen ist, wären in solchen Angelegenheiten nun deutliche Zeichen fällig, die zur Zuversicht berechtigen.

+) Ein Feuilleton
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