das kühle extrazimmer 13

Netzkultur handelt unter anderem von den Möglichkeiten, die uns Kommunikationstechniken bieten, wie sie die Menschheit kürzlich noch nicht kannte. Aber gerade WEIL diese Technologien mächtige Werkzeuge sind, brauchen wir dazu kulturelle Kompetenzen, die keineswegs neu sind.

Wieso soll ich mich auf Informationsangebote von Kulturschaffenden einlassen, die den Kommunikationsstil von Klinkenputzern haben? Ich verzichte! Unter all dem Müll, der einem ungefragt zugeworfen wird, sind nicht einmal Nuggets. Gold auf Schutthalden? Nur im Märchen.

Habe ich in den letzten zwei Jahrzehnten je das besondere Stück aus einer Massensendung erhalten, in dem mir etwas Interessantes angedient wurde? Nein, mir ist kein Beispiel erinnerlich. Es mag ja Geschäftsbereiche geben, wo von einer Million rausgefeuerter Werbemails ein halbes Promille der Leute reagiert. Das ist dann schon was. Oder auch nicht.

Im Kulturbereich ist dieser Modus „fire and forget“ der Ausdruck von Wichtigtuerei und Geringschätzung auch der eigenen Arbeit gegenüber. Die meisten kulturellen Angebote setzen ja auf diese oder jene Art auf Kommunikation. Die Version „Ein Sender, viele Empfänger“, das alte „Broadcasting“, übrigens eine grundlegende Zutat des Faschismus, ist weder der gegenwärtigen Mediensituation gerecht, noch kulturellen Themen angemessen.

Ich empfinde es als provokant, als ärgerlich, wenn mir gedankenlose Schussel ihre Nachrichten aufdrängen; ohne jede Rücksicht, ob ich das wissen möchte oder nicht, ohne jedes Augemerk auf eine sinnvolle Kommunikationssituation.

Als Großmeister dieser bornierten Sturheit erweist sich etwa Manfred Kielnhofer mit dem banalen Dauerläufer „Wächter der Zeit“. Den Kerl wird man nicht los, da kann man freundlich oder unfreundlich kommen. So hat eben auch der Kulturbetrieb seine Lugners, Posaunisten der eigene Wichtigkeit, die sich nicht über die Qualität des Werkes erweist, sondern über die „Lautstärke“ der Medienanwendung.

Es gibt aber auch ganz andere Beispiele. Eines davon möchte ich hier zitieren. Ein rares Beispiel. Und obwohl ich festgestellt habe, daß mir dieses Informationsangebot eher nichts für mein laufendes Tun nützt, ist es dann dieser Kommunikationsstil, der mich bewegt hat, mir die Website genauer anzusehen und dem Absender zu schreiben.

Sehr geehrte Damen und Herren,

da aufgrund der Gesetzeslage in Österreich das versenden von e-mails ohne vorangehende Einwilligung des Empfängers verboten ist, ersuchen wir Sie um eine Bestätigung, um Ihnen weiters Baunews über Bauvorhaben aus Österreich zusenden zu können.

Senden sie einfach dieses Mail über folgenden Link an uns zurück (Anmelden) und Sie werden in unser System aufgenommen. Sollten Sie keine weiteren Informationen wünschen, löschen Sie einfach diese Nachricht und Ihre e-Mailadresse wird nicht in unser System aufgenommen. Sie erhalten keine weiteren Zusendungen mehr.

Es würde uns freuen Sie weiterhin Informieren zu dürfen.

Mit freundlichen Grüßen
Roland Kreslin
(baunachrichten.at)

[NETZKULTUR: der überblick]

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
Dieser Beitrag wurde unter Feuilleton abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar