Denke ich jene Worte: „die Stadt“, dann ist das für mich einfach eine andere Formulierung für „ständige Veränderung“. Das wiederum halte ich annähernd gleichbedeutend mit „geistiges Leben“.

Die Menschheit hatte sich in der Seßhaftwerdung mit radikaler Wucht verändert und vieles an inneren Zuständen aus dieser Transformation wirkt bis heute ungebrochen; auch wenn uns Jahrtausende von den Anfängen trennen. (Die Schrift ist sehr viel jünger.)
Ich habe folgende Annahme oft notiert: Ausnahmslos jeder Mensch hat spirituelle und kulturelle Bedürfnisse. Spiritualität handelt von inneren Vorgängen, die man nicht ansehen, auch nicht veräußern kann. Kultus und Kultur sind die äußeren Erscheinungsformen. Darin hat das Schreiben einen ganz besonderen Rang erlangt. Unter anderem, weil es uns ermöglicht, nicht alle Erfahrungen selbst machen zu müssen. Literatur öffnet Räume der Wahrnehmungs- und Lebenserfahrungen von Gemeinschaften.
Das konnte ich nicht wissen, als ich zu schreiben begann, weil ich da noch sehr viel einfacher darüber nachgedacht hab. Ich gehöre allerdings nicht zu jenen, die gerne erzählen, sie hätten „schon als Kind zu schreiben begonnen“. Das ist Attitüde. Mein literarisches Schreiben mit entsprechender Intention war erst Mitte der 1970er manifest. Deshalb warf ich 1977 mit großer Geste eine Anstellung als Buchhändler hin, um ab da in der Kunst zu leben.
Das wurden dann sehr intensive Erfahrungen mit dem Innen und dem Außen, mit dem Spirituellen und dem Kulturellen. Sprache bietet dabei zweierlei. Ein mächtiges Reflexionsinstrument und ein weitreichendes Medium sich mitzuteilen. Auch da wieder: das Innen und das Außen. Solches Wechselspiel befähigt manche Menschen zu künstlerischer Praxis. Die Grundlagen dazu bietet unsere Fähigkeit zum symbolischen Denken.
Was die Kunst angeht, bevorzugen manche die Position eines Eremiten, sorgen wiederkehrend für ausreichend Distanz zur Welt. Wer aus der Weltbezogenheit heraustritt, um Klarheiten zu finden, dann aber zurückkehrt, wird das vielleicht als Erzählerin oder als Lehrer tun; im Berichten oder andere anleitend, wie sie selbst solche Erfahrungen machen können.
Dann wären da noch die Prediger, aber denen traue ich nicht. So weit ich sehe, tut sich rund um den Prediger meist ein großer Jahrmarkt auf. Ein Feld des Posierens und der Possenreißer, der Lakaien und der Wichtigtuer. Viele drängen in das Licht dieser oder jener Aufmerksamkeit. Das alles ist Teil des Boulevards.
An jenem Terrain habe ich kein Interesse, denn mir fällt nichts von Bedeutung ein, was je auf dem Boulevard entwickelt worden wäre. Dort regiert der Mob in der Arena.
+) Meta (Über das Schreiben)