Kulturpolitik: An der Basis VII

Von avancierten Kunst- und Kulturschaffenden erwarte ich nicht nur, daß sie ihr Handwerk beherrschen, sondern auch, daß sie ihr Metier kennen. Unser Berufsfeld hat ja kaum Rätsel vorrätig.

Krauses Zeugs ist kulturpolitisch bloß eine trübe Kategorie.

Es nützt auf jeden Fall, wenn man möglichst unaufgeregt klären kann, in welchem Segment man aufgestellt und wozu man in der Lage ist. Das handelt beispielsweise von Fragen nach der künstlerischn Qualität, nach der Marktfähigkeit und danach, ob man international reüssieren möchte oder ein regionales Engagement zufriedenstellend findet.

Ich bin seit rund 50 Jahren aktiver Teil dieses Geschehens, was unter anderem bedeutet: Da gibt es keine Ausreden mehr. Ich kann jede dieser Fragen (und einige weitere) mühelos beantworten. Das bedeutet so nebenbei, ich hab für Posen nichts übrig. Die mögen Menschen als Zwischenpositionen willkommen sein, bis ihnen ihr berufliches Selbstverständnis klar ist.

Da gibt es allerhand romantische Variationen. Manche davon, vor allem quasi-rebellische Attitüden, seien den Teenies vorbehalten, die neben ihrer künstlerischen Entwicklung auch noch allerhand ungelöste Autoritätsprobleme abarbeiten müssen.

Etablierte Leute sollten meiner Ansicht nach ohne solche leeren Gesten auskommen und stattdessen gut begründete kulturpolitische Positionen einnehmen. Wenn etwa in einer aktuellen Kampagne der Appell „Rettet das Kulturland Steiermark!“ ausgegeben wird, löst das in mir Alarmismus-Alarm aus.

Wo und wodurch soll denn die Steiermark einem Untergang ausgeliefert sein, also der Rettung bedürfen? Das sehe ich nicht. Es gibt bloß Kontroversen und folglich Brösel. Sowas ist für Freelancers immer bedrohlich. Das muß man bearbeiten. In meinem Lager sehen wir uns als selbstbewußt und kompetent, so daß wir Schwierigkeiten überwinden und vom „Untergang des Kulturlandes“ gar keine Rede sein kann.

Jüngst fielen bei einer Veranstaltungs-Eröffnung in Gleisdorf offiziell romantische Worte wie: man müsse „die Hand beißen, die einen füttert“. So spricht entweder ein Teenager, welcher mit der Erwachsenenwelt noch ein paar Hühnchen zu rupfen hat, oder ein Untertan, der seine rebellischen fünf Minuten hat.

Es ist doch ganz klar, daß Politik und Verwaltung Ambitionen zeigen, Wissen und Macht institutionell zu steuern. In der Sphäre des Öffentlichen sollten wir über die Muster von Machtbeziehungen allerhand Klarheit haben. Solches Know how und passende Ideen, mit welchen Strategien man dabei die Rolle als Kunst- und Kulturschaffende entwickelt, gehört zur Grundausstattung meiner Profession.

Alarmismus, Funktionärssprache, Propagandamethoden, rebellische Attitüden sind kein Ausdruck kulturpolitischer Kompetenz auf der Höhe der Zeit. Ich finde, das verbietet allein schon ein Mindestmaß an intellektueller Selbstachtung. [Fortsetzung]

+) Vorlauf: Kulturpolitik: An der Basis VI
+) Ein Feuilleton (Kulturpolitische Beiträge, laufende Debatte)

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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