Florianiplatz: Das südliche Fragment

Ich war von mir selbst überrascht, wie sehr eigene Interessen die Wahrnehmung bestimmen.

So sah dieses südliche Stück Florianiplatz vor rund zwei Jahrzehnten aus.

Meine Vorstellung von Florianiplatz ist schlicht unzureichend. Dabei bin ich lang genug an diesem Platz zuhause. Ich hab nun in der Gleisdorf-Chronik von Robert Hausmann nachgesehen. Dort sind die maßgeblichen Häuser der Innenstadt detailreich beschrieben.

Mir war schon klar, daß heute vom Zentrum her nummeriert wird. Es beginnt daher mit der Seetaller-Hofstatt, heute Florianiplatz 1 und 2, wo die Volksbank etabliert ist. Es endet mit der Rohrer-Hube, heute Florianiplatz 20. Dort findet man aktuell einen Hörgeräte-Anbieter und einen Drogeriemarkt.

Links das nördliche Ende des Platzes, wo der Hauptplatz sich auftut. Rechts in meiner Wahrnehmung das Ende des Florianiplatzes, faktisch aber die Franz Josef-Straße, wo die Schillerstraße heraufkommt. (Zum Vergrößern anklicken!)

Klar, beide Anwesen bestehen in Sichtweite zueinander. Das ist die nördliche Position. Aber wie sieht es im Süden aus? Südwestlich, auf der Höhe des Rathauses, ist Florianiplatz 15, vormals Gasthaus und Bäckerei Hierzer, im Moment leerstehend. (Das Nachbargebäude zählt schon zur Franz Josef-Straße.)

Mitten auf der Anhöhe die kleine Insel mit Brunnen und Florianisäule. Darüber das Rathaus und die Firma Stranzl. Das wars? Keineswegs! Hausmann: „Die Liegenschaft entstand 1898 durch Abtrennung von der Realität Florianiplatz 10 und 11.“ Das ist aktuell die Steuerberatungskanzlei Pilz mit der Adresse Florianiplatz 12.

Der einzige Platz, auf dem Platz ist, wurde eine Insel mit viel Zierrat und einer Sitzbank.

Der Platz selbst ist hier vor allem Parkfläche für Fahrzeuge und bloß eine Bodenmarkierung trennt den öffentlichen Grund vom Pilz’schen Privateigentum, wo für die Kundschaft ebenfalls Parkplätze bestehen.

Mir ist zuvor noch nie aufgefallen, daß wir mitten in Gleisdorf einen öffentlichen Platz haben, der praktisch in zwei Teile zerfällt, zwischen denen nicht einmal Sichtverbindung besteht. Dabei ist das für mich vertrautes Terrain, weil dieses südliche Fragment des Florianiplatzes direkt unter meinem Küchenfenster liegt.

Ich teile eine Marotte mit Auggie Wren (Harvey Keitel) im Film „Smoke“ (1995). Auggie macht über Jahre hinweg Fotos von der immer gleichen Stelle in der Stadt. Ich mach das seit über 20 Jahren auch. Aber ich wußte bisher nicht, daß diese Passage zum Florianiplatz gehört.

Dafür ist meine nördliche Markierung, die Einmündung der Schillerstraße, eigentlich nicht mehr formeller Teil des Platzes, sondern gehört schon zur Franz Josefstraße. Andrerseits befindet sich gegenüber dieser Einmündung der Rathausplatz.

Der einzige (Floriani-) Platz, der nennenswert Platz bietet, liegt hinter dem Rathaus und ist ein öffentlicher Parkplatz mit anschließendem Privatparkplatz.

Das reibt sich etwas an Vertrautem, weil man einen Rathausplatz ja nicht hinter, sondern vor dem Rathaus vermuten würde. Aber inzwischen stimmt es wieder, weil auf dem vormaligen Klostergelände das Service Center der Gemeinde errichtet wurde und der stattlicherer Eingang zum Rathaus auf diese Seite verlegt wurde,

Man kann freilich immer auch noch vom Florianiplatz her das Rathaus betreten, doch dieser Zugang ist nachrangig geworden. Ich denke, insgesamt macht die Situation des Platzes anschaulich, wie Veränderungen in den Lebensgewohnheiten der Menschen zu Verschiebungen der Funktionen führen, was zwingend das Stadtbild wandelt. Daher bin ich sehr neugierig, was sich im 2025er Umbau des Florianiplatzes zeigen wird.

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Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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