Vol. 33: Sicherungskopie 2.0

Von Monika Lafer

Die Idee der Sicherungskopie im zeit.raum ist nun bereits zweieinhalb Jahre alt. Der Ausgangspunkt für Sicherungskopie 1.0. war die Wiese am Ende der Schießstattgasse

Sicherungskasten, 2023 (60 x 40 cm, Bleistift auf Papier)

Damals war davon auszugehen, dass zeitnah Bagger anrollen und eine Baustelle für einen Wohnblock eingerichtet werden würde. Damals war mein Plan folgender:

Ich begleite die Baustelle von nun an ein halbes Jahr (vielleicht auch länger, man wird sehen) und sammle Befunde, erstelle Skizzen,… so neutral (bzw. intersubjektiv heißt das ja nun) wie die Schweiz. Weder steige ich verbotenerweise in der Baugrube herum noch sammle ich spitzfindig Material (…) Skizzen und Befunde bedeuten für mich: alles was für mich dazu brauchbar ist, zu verstehen, wird aufgenommen z.B. Aquarellskizzen, Zeichnungen, Frottagen von der Rinde der Bäume auf Papier, verlorene Sachen, Gesprächsfetzen,… (Mai 2021)

Nun, inzwischen ist einiges passiert, die Wiese mit ihren vielen Büschen, Bäumen und einem Bach wurde als Wald definiert und es liegt eine Rodungsbewilligung vor. Die Bürgerinitiative „Wake up Gleisdorf“ gibt sich kämpferisch, zumal in Bezug auf die Biodiversität vieles verloren wäre. Weitere Statements überlasse ich Fachpersonal, wenngleich ich meine Wahrnehmung zu dem Thema kundgetan habe:

Die Beziehung zu unserer Mitwelt scheint einseitig geworden zu sein, auf ihre vermeintliche Funktion als Ressource reduziert. Wälder werden gerodet, Parks und Almen nach der „Hoch-die-Hände-Wochenende“-Session vermüllt hinterlassen. Der Klimawandel wird geleugnet. Menschen nennen parasitäres Verhalten „Netzwerken“ oder gar „Kooperation.“

Egal ob im Umgang mit Natur oder Mitmenschen – Mitgefühl und echte Beziehung sind von größter Wichtigkeit. Dann würden wir als Lebewesen mit unseresgleichen in Resonanz kommen, berührt werden.

Und plötzlich wird vieles möglich – mit vereinten Kräften vielleicht sogar die Erhaltung des Waldes am Ende der Schießstattgasse.

Die Sicherungskopie 2.0 befasst sich mit einem anders gelagerten Aspekt: Ein Gebäude soll einer neuen Funktion zugeführt werden. Modernisieren, neuen Ansprüchen gerecht werden, Vorhandenes muss weichen oder wird integriert, … Fragen, mit denen sich Ziviltechniker in Absprache mit den Auftraggebern beschäftigen.

Ein alter Sicherungskasten soll nun den Auftakt zur neuen Sicherungskopie symbolisieren. Er war jahrelang den Elementen ausgesetzt, als seine Abdeckung zerbrochen war. Mit Sicherheit ist von diesen Komponenten jede einzelne ein Fall für die Mülltonne. Die Bleistiftzeichnung fungiert als Sicherungskopie des Gewesenen mit Hinweis auf Verschwindendes – nämlich die desolate Plastikabdeckung.

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+) Rückblickend: Episode I, Monika Lafer: Sicherungskopie
+) Querverweis: Archipel (Ein Logbuch)
+) Essay: Rhythmus und Obsession (Ein Erklärungsmodell zur künstlerische Grundlagenarbeit)

Zeit.Raum Gleisdorf
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Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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