Neues NID-Booklet: Die Raab

Hier ein nächstes Booklet von Richard Mayr, der sich die Raab von ihrer Quelle bis zur Einmündung in die Moson Donau angesehen hat. Eine kleine Auswahl.

Wo die Raab beginnt.

Dazu meine Überlegungen. Es beginnt mit einer klar ausgewiesene Quelle. Das ist nicht bei jedem Fluß der Fall. Dann finden mehrere schmale Rinnsale zusammen, bevor die Wasser von den Osser-Hängen in der Ebene ankommen. Das ist eine generell typische Situation, an die sich in der Oststeiermark aber eine Besonderheit reiht. Die längste Klamm Österreichs.

Hier durfte sich also der Fluß sehr lange Zeit in die Landschaft fräsen. Einst wurde die Raabklamm unter anderem sogar als Transportweg genutzt. (Dazu konnte man bei Bedarf und gegen Entgelt ein Pferd vorspannen lassen.) Eine wichtige Phase der Dampfmaschinenmoderne, die aufkommende Nutzung von Elektrizität, hinterließ in der Klamm Spuren eines frühen Kraftwerks.

Auf dem Weg bis ins Ungarische zeigen sich an der Raab sehr kontrastreiche Abschnitte. Hier wurde sie menschlicher Nutzung unterworfen, dort sich selbst überlassen, da gab es mittlerweile Schritte des Rückbaus einstiger Regulierungen. Sieht man sich den Fluß von der Quelle bis zu seinem Ende an, lernt man allein durch die bloße Betrachtung allerhand über die Wechselwirkungen zwischen der Natur und den menschlichen Interessen.

Flüsse wie die Raab waren nie bloß Kraftquellen für einzelne Betriebe, sondern sehr weitreichend für wirtschaftliche Entwicklungen wirksam. Es ist übrigens noch nicht lange her, da konnten Massengüter nur auf dem Wasser transportiert werden, weil die Landwege dazu meist ungeeignet waren.

Wo die Raab endet.

Mühlen, Sägewerke und Kraftwerke zur Stromerzeugung kamen aufgrund ihrer Verwandtschaft in der Basistechnik vielerorts zusammen. Damit entstanden auch besondere Orte der sozialen Begegnungen und des Informationsumlaufs. Dafür mußten Transportwege ausgebaut werden. Vielfältige soziokulturelle Kräftespiele…

Flüsse mit ihren Mäandern sorgten – je nach Wetterlage – immer wieder für Überschwemmungen. Ein Segen für fruchtbaren Boden, ein Fluch für Siedlungen. Genau das, ein Flußlauf mit seinen Feuchtgebieten, konnte seinerzeit aber auch sehr nützlich sein, um anrückende Feinde zu bremsen oder sogar zu stoppen. Manche Flüsse wirken bis heute abschnittweise als Landesgrenzen.

An vielen Stellen der Raab lassen sich immer noch Spuren all dieser Themen entdecken. Dazu kommt eine kontrastreiche Tier- und Pflanzenwelt. Außerdem sind die Einmündungen regionaler Bäche lebhafte Verbindungen zur Sozialgeschichte einzelner Regionen.

Wenn man bloß die Bandbreite der verschiedenen Bauweisen von Brücken und Stegen beachtet, deren Standorte in Augenschein nimmt, lernt man auch allerhand über solche Lebensräume. Ein Teil der begleitenden Auen kann einem überdies das Gefühl geben, sich grade in einem anderen Land aufzuhalten; so stark zeigen sich mache Kontraste zu den vertrauten Wohngebieten.

Wo die Raab in Ungarn bei der Stadt Györ ankommt, ist es nicht mehr weit zu ihrer Einmündung in die Moson Donau. Ein wohlgeordnetes, baulich solide gestaltetes Terrain. Danach geh dieser Seitenarm des Stromes seinerseits in der Donau auf.

So finden die Wasser aus dem Quellgebiet des Osser (in der oststeirischen Gemeinde Passail) letztlich ins Schwarze Meer.

Richard Mayr: „Die Raab“
(Eine Erkundung)

+) Die Raab (Übersicht)

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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