Artesische Brunnen

Auch Laien haben eine Vorstellung, daß man Brunnen gräbt, um vom Grundwasser zu schöpfen. Arteser gehen tiefer.

Eine von mehreren Sicherungen unserer Trinkwasserversorgung

Wenn man am Ostufer an die Raab herankommt und nach Norden ins Industriegebiet schwenkt, findet man da einen Damm ähnlich dem auf dem Westufer. Dieser Damm läßt bald zwischen Fluß und Raabtal eine Au aufgehen, wie man es auch auf der gegenüberliegenden Seite sehen kann.

Hier ist am Beginn ein Brunnenschutzgebiet eingezäunt. Darin liegen die 2004 errichteten Raabwegbrunnen 3 und 4. Die Anlage geht auf Raabtalbrunnen zur städtischen Wasserleitung zurück, 1963 errichtet und 1969 erweitert, also längst bevor Gleisdorf ein umfassendes Kanalnetz hatte. Wie angedeutet, hier wird nicht aus dem Grundwasser geschöpft, sondern aus tieferen Schichten.

Arteser wurden im Raum Gleisdorf seit 1900 geboht

Hydrologie-Experte Hilmar Zetinigg notierte in seiner Monographie “Wasser für die Oststeiermark” (2019) zu diesem Terrain: “Die Stadt Gleisdorf liegt z.T. auf einer Terrasse (Stadtterrasse) fraglichen Alters (älteres Pleistozän) und z.T. in der Alluvialebene der Raab.”

Da heißt es auch: “Außerdem floss der Gleisbach, der heute verrohrt ist, entlang des westlichen Ortsrandes. So war immer die Möglichkeit gegeben ohne allzu großen Aufwand an Wasser mit qualitativen Mängeln, die allerdings zunehmend an Bedeutung gewannen, zu gelangen.”

Das steht folglich für eine Menge an Aktivitäten. Zetinigg: “Dies führte dazu, dass zwischen 1900 und 1910 die ersten artesischen Brunnen hergestellt wurden. Zuletzt konnten bei einer Brunnenerhebung im Jahr 1970 148 Bohrungen nach artesischem Wasser gezählt werden. In der Alluvialebene waren es die artesischen Brunnen mit freiem Überlauf. Im Bereich der Stadtterrasse reichte der Druck nicht aus, um das Wasser über Terrain aufsteigen zu lassen. So wurden die Bohrungen von der Sohle von Schachtbrunnen abgestoßen (Tiefe ca. 6 m) in denen sich das Wasser sammelte.”

Aber was ist nun ein Arteser?
Der Kartograph und Forschungsreisende Ferdinand Freiherr von Richthofen hat das anno 1866 so definiert: „Unter ganz anderen Bedingungen als das Grundwasser, welches dem lockeren Erdreich der obersten Bodenschichten angehört, steht dasjenige Wasser, welches unter der obersten wasserundurchlassenden Schicht zirkuliert oder stagniert. Da jene Schicht immerhin kleinen Wassermengen allmählich den Durchlass gewährt, so könnte auch ohne irgendeinen anderen Zufluss das Erdreich unter ihr mit Wasser erfüllt sein. Doch wird selten ein vollkommener Abschluss stattfinden und vielmehr fast immer noch ein anderer Zufluss von Wasser möglich sein.“ (Der Mann gilt als Begründer der modernen Geomorphologie.)

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Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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