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Was es wiegt, das hat’s XVIII: Kommunale Kulturpolitik I

(Beiträge und Fragen zu einer nächsten Kulturpolitik)

Manche Verhältnisse erscheinen mir nicht reformierbar. Also: Schwamm drüber! Ich finde derzeit weder beim Kulturvölkchen noch bei Politik und Verwaltung Hinweise darauf, daß eine nennenswerte Anzahl von Menschen jene Situation verändern möchte, die von den gleichen Leuten stellenweise beklagt und kritisiert wird.

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Was es wiegt, das hat’s III: Clubgespräche

(Beiträge und Fragen zu einer nächsten Kulturpolitik)

Ich hab an verschiedenen Stellen notiert, in der Steiermark fehle es nun seit Jahrzehnten an einem konsequenten und vor allem öffentlichen kulturpolitischen Diskurs. Was wir derzeit in meiner Branche an Problemen haben, ist durch die Corona-Krise zwar vertieft und akzentuiert, aber nicht herbeigeführt worden. Die problematische Lage in steirischer Wissens- und Kulturarbeit sowie Kunstpraxis konnte sich vor allem in den letzten Jahren recht ungestört entfalten und etablieren.

Hannes Schwarz (Foto: Karl Gruber / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0)
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Ortswahl und laufende Prozesse

Im Verhältnis von Zentrum und Provinz besteht bis heute ein erhebliches Gefälle der Mittel und Möglichkeiten. Die historische Situation, daß Zentren entstehen, indem sie ihre Peripherie zur Provinz machen, scheint ungebrochen. Sollte sich eine private Kulturinitiative dennoch Strukturen wie in urbanen Räumen wünschen?

Die Wunderkammer, eine Mischung aus Kuriositätenkabinett, Lesezimmer und Gaststube

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Was wir derzeit wissen

Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann, zugleich Landeskulturreferent, spricht über die Region, spricht darüber mit Funktionstragenden aus der Region, und erwähnt dabei eine Reihe positiver Aspekte.

Kunst- und Kulturschaffende der Region auf gutem Weg, um in neuer Weise ernst genommen zu werden.

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Wovon handelt Kulturpolitik? #23

Wie sollen oder können Kooperationsverhältnisse zwischen Zentrum und Provinz angeordnet sein, um beiden Seiten zu nützen? Welche gemeinsamen geschäftlichen Grundlagen sind denkbar, wenn private Initiative, öffentliche Hand und Wirtschaft zu Übereinkünften finden sollen? Und wozu all das?

Ich hab in einem früheren Eintrag jenes Motiv herausgestellt, mit dem wir einen gemeinsamen Nenner für sehr verschiedene Instanzen dieser Gesellschaft haben dürften:

„Dieser Region ein Bild ihrer selbst zu geben“ [link]

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Talking/Walking Communities

Wir haben mit der „novi sad-session“ im Dezember 2010 die Reihe Talking Communities eröffnet und eingeführt: [link] Sie ist als Konferenz in Permanenz den Fragen der Kunst und der Kulturpolitik gewidmet. Nun werden daraus auch gewissermaßen Walking Communities ;-))

Für das kulturelle Engagement abseits des Landeszentrums bieten Telekommunikation und Teleworking eine Reihe von Vorteilen. Aber die reale soziale Begegnung bleibt unverzichtbar. Wo Kooperation gewünscht wird, sollten außerdem die herkömmlichen Muster des Verhältnisses „Zentrum/Provinz“ nicht reproduziert werden. Also „zentralisieren“ wir diesen Prozeß nicht, wir wandern mit unseren Arbeitstreffen stets durch die Region, suchen die verschiedenen Plätze auf, wo einzelne Personen oder Gruppen Kulturarbeit leisten.

Manchmal reisen wir gemeinsam ein Stück des Weges. So zum kommenden „Picknick im Kopfbahnhof“, wo wir eine „Konferenz in Permanenz“ realisieren. Das bedeutet, wir besuchen Künstlerin Kathi Velik, die im alten Bahnhof von Bad Gleichenberg wohnt und ihn zu einem kleinen Kulturzentrum umgestaltet hat. Wir machen das mit einer gemeinsamen Bahnfahrt Gleisdorf – Bad Gleichenberg; ein Teil der Leute von Graz aus.

So wird nun die neue, südlichste Position der Kulturspange [link] markiert. Basics: Bringen Sie individuellen Picknick-Proviant mit. Decke und/oder Klapphocker dürften nützlich sein. Kleingeld für den Fahrkarten-Automat nicht vergessen!

Diese „Konferenz in Permanenz“ ist ein weiterer Beitrag, um zur Verständigung und zur Kooperation Kunst- und Kulturschaffender anzuregen. Ich hab im Intro zum „April-Festival“ 2012 [link] schon eine klare Position formuliert, die keine Bittsteller-Pose vorsieht, sondern davon handelt:

Wir vertreten unsere Sache in jeder denkbaren Situation. Wir haben in Fragen der Kulturpolitik eine deutliche Themenführerschaft aufgrund gebündelter Kompetenzen. Wir suchen die Kooperation mit anderen Kulturschaffenden, mit Funktionstragenden aus Politik und Verwaltung, mit Wirtschaftstreibenden.

Die Themen für unsere Zugfahrt und den Aufenthalt im Kopfbahnhof:
+) Kennenlernen neuer Leute
+) Vorbereitung der Station vom 5. Mai 2012
+) Kooperationsmöglichkeiten innerhalb der Kulturspange
+) EPU-Know how, Strategien gegen die Krisensituationen

Zum Teilthema EPU-Know how beziehe ich mich auf Inhalte der Gruppe „Amici delle SVA“: [link] Siehe dazu auch: „Wir sind 55,6 Prozent!“ [link]

Chris Hildebrandt präzisierte zur Frage, wer in dieser Community zur Debatte steht: „…selbstverständlich sehen wir — neben EPUs, neuen Selbstständigen, Freiberuflern und Kleingewerbetreibenden — auch Teilselbstständige mit (oft) Gering- oder Teilzeitanstellung als unsere Zielgruppe. Wie du ja weisst sind solche Fälle ja z.B. besonders bei Kunstschaffenden sehr häufig.“

Sonntag, 25. März 2012
Talking/Walking Communities
[link]

Wovon handelt Kulturpolitik? #13

Wenn wir im Kulturbereich Boden gewinnen möchten, sollten wir in der Lage sein, den Status quo realistisch zu betrachten und darzustellen. Das betrifft natürlich auch die Selbsteinschätzung, denn jene, die uns in kulturpolitischen Verhandlungen gegenüber stehen, verzichten ja keinesfalls darauf, uns so oder so einzuschätzen. Wir sollten demnach allfällige Diskrepanzen dieser Ansichten erörtern können.

Unsere Praxis zeigt außerdem, daß es vorteilhaft ist, wenn uns die anderen Positionen nicht egal sind, wenn wir uns über angemessenes Interesse brauchbare Eindrücke verschaffen können, was die Prioritäten, Codes und Reglements jener Metiers sind, mit denen wir aus sachlichen Gründen zu tun bekommen.

Kulturpolitische Froststarre? Sicher nicht!

Kleiner Eischub: Wenn ich hier „wir“ und „uns“ schreibe, meine ich Kunst- und Kulturschaffende im Sinne eines Metiers, eines Berufsfeldes, NICHT im Sinne einer bestimmten „Szene“.

Ich möchte deutlich machen, daß ein kulturpolitischer Diskurs nicht nur von uns und unseren Prioritäten handeln kann, weil ja unser Tun von anderen Bereichen mitbestimmt wird, stellenweise abhängig ist. Wir können also nicht bloß über Positionen reden, wir müssen uns auch mit den Relationen (zwischen verschiedenen Metiers) befassen.

Ich finde genau an diesen Schnittpunkten oft ein schlampiges Reden über eine „Freiheit der Kunst“. Doch diese Freiheit ist meines Wissens inhaltlicher Natur, was die Kunstwerke selbst angeht, sie ist nicht als soziale Kategorie eingeführt. Wir müßten ja sonst entweder eine quasi aristokratische Existenz anstreben, die sich materiell völlig auf Kosten anderer ereignet oder wir müßten „geschützte Arbeitsplätze“ wünschen, an denen wir von herkömmlichen Anforderungen, wie sie werktätige Menschen meist kennen, weitgehend freigestellt sind.

Ich teile die vehemente Forderung nach angemessener Bezahlung von Kunst- und Kulturschaffenden. Dazu müssen wir freilich sehr konkret klären, WOFÜR wir bezahlt werden sollen. Ich denke, anders ist das nicht verhandelbar.

Ich hab am Beispiel des aktuellen kulturpolitischen Diskurses, der rund um das Grazer Künstlerhaus entstanden ist, skizziert, daß diese Diskussionen in der Steiermark überwiegend, wenn auch nicht ausnahmslos, hinter sich selbst herhinken. Damit meine ich, was viele Kunst- und Kulturschaffende dazu gerade äußern, erreicht nicht einmal das Level jener Papiere, die schon verfügbar sind und der steirischen Politik an mehreren Stellen übergeben wurden: [link]

Man mag darüber spekulieren, woran das liegt. Mich schert diese Frage am allerwenigsten. Es muß einem in einer Demokratie freistehen, aus gemachten Überlegungen genau KEINE Schlüsse zu ziehen, diesen fehlenden Schlüssen daher KEINEN Handlungsplan nachzureichen und in der Folge NICHT zu handeln, sondern weiterhin vor allem bloß zu sudern.

Ich hab bei meiner einschlägigen Themenleiste im Web (“kunst.rasen“) schon vor einer Weile eine Liste mit Links publiziert, auf der die wichtigsten Quellen zusammengefaßt sind: [link] Im oben erwähnten Artikel zur Lage findet sich folgende Empfehlung:

„Ich weiß, ich weiß, das Lesen kostet Zeit, Zeit ist kostbar. Aber lassen Sie mich phantasieren. Jemand verwendet einen Nachmittag, einen einzigen mickrigen Nachmittag, auf eine flüchtige Lektüre der hier genannten und leicht verfügbaren Dokumente. Zum Beispiel auf einem bequemen Sofa ruhend, zum Beispiel bei Kaffee und Kuchen.

Das würde nach meiner Meinung tatsächlich genügen, um sich kulturpolitisch einigermaßen auf die steirische Höher der Zeit hin zu bewegen.

Zurück zur Frage der Begegnung mit Leuten aus anderen Metiers und zu Fragen der Kooperation. Das ist für mich nämlich eines der Schlüsselwörter, wenn wir a) aus den Posen gebeugter Bittsteller und b) aus den Verknappungen durch jüngste Krisenfälle herauskommen wollen. Kooperation als die Grundlage von Kofinanzierung statt Förderung.

Ich meine, der Begriff Förderung impliziert ein GEFÄLLE, der Begriff Kooperation setzt Augenhöhe voraus. Über welche Fragen und Schritte lassen sich Augenhöhe, Kooperation, folglich da und dort Kofinanzierung erreichen? Das beschäftigt uns zum Beispiel im Arbeitsbereich „Kunst Wirtschaft Wissenschaft“: [link]

(Quelle: Kleine Zeitung)

Künstler Gerhard Flekatsch hat eben ein Fazit aus unserer zweiten Session zusammengefaßt: „Fliessende Identitäten und veränderbare Beziehungen“ [link] Wir waren davon ausgegangen, daß verschiedene Berufsgruppen permanent mit der Begrifflichkeit „regionale Identität“ laborieren und wollten genauer herausarbeiten, was sichtbar wird, wenn man in diese Geschichte tiefer reingeht.

Flekatsch: „Vom individuellen Selbstverständnis, über unterschiedlichste Identifikationsangebote, die Relativität überlappender Kollektiv-Zugehörigkeiten oder über die Modelle der Konsumation gegenüber der Partizipation, kristallisierte sich immer mehr heraus, dass Identität ein Ensemble von Relationen und ein Prozess ist – dass wir Identität als ständigen Fluss begreifen müssen.“

Fußnote: Hier ist mein Intro als Soundfile von neun Minuten: [link] Das soll deutlich machen, wovon wir ausgegangen sind. Nun bereiten wir gerade die dritte Station vor, die wieder öffentlich zugänglich sein wird.

Es geht mir hier aber noch um ein anderes Gefälle als bloß das soziale zwischen Kulturleuten und jenen aus übrigen Metiers. Jenes zwischen Landeshauptstadt und Regionen, wie es sich nicht nur im Denkschema „Zentrum/Provinz“ ausdrückt, sondern auch in einer Asymmetrie der Mittel und Möglichkeiten. In den letzten Jahren habe ich öfter notiert: „Provinz war gestern!“ Jetzt meine ich, daß wir uns das Wort Provinz zurückholen und es neu konnotieren sollten.

[überblick]

Wir und wer?

Ich hab es in letzter Zeit öfter betont, wir müssen neu klären, wie sich der Kulturbetrieb zur Privatwirtschaft verhalten soll, vice versa. In der sogenannten „Provinz“ helfen uns urbane Konzepte aus den Zentren nichts. Die Bedingungen sind zu verschieden.

Es geht ferner darum, neu zu klären, warum, womit und wozu sich diese Lager verständigen sollen. Da gibt es derzeit viel zu viele unüberprüfte Annahmen. Meine Erfahrung zeigt mir ja nicht „Die Unternehmer“, sondern höchst unterschiedliche Persönlichkeiten, deren Orientierungen und Prioritäten eigentlich stets individuell erfahren werden müssen.

Was jenseits davon allgemeine Zusammenhänge wären, die sich den Genres „Die Wirtschaft“ und „Der Kulturbetrieb“ zuschreiben ließen, halte ich ebenso für klärungsbedürftig. Es steht für mich außer Zweifel, daß diese Klärungsprozesse zu fruchtbaren Ergebnissen führen können. Ebenso halte ich für evident, daß wir dazu einige Ressourcen einsetzen müssen und daß wir dafür Zeit brauchen. Es gibt in dieser Sache keine „schnellen Ergebnisse“.

Folgendes ist vermutlich da wie dort konsenstauglich und kann zur Ausstattung „erster Gemeinsamkeiten“ gehören: Wir übernehmen Verantwortung für ein vorteilhaftes kulturelles Klima in unserem Lebensraum. Ein stark entwickeltes kulturelles Klima erleichtert uns
+) die Alltagsbewältigung,
+) den Umgang mit besonderen Aufgaben.

Dies ist eine Zeit, die uns beides in hohem Maß abverlangt. Aber wie sollen so unterschiedliche Metiers und Genres zusammenwirken? Das zu lösen, sind sozio-kulturelle Agenda.

Bei aller Verschiedenheit von Aufgaben und Milieus, von Codes und Jargons, kann sicher auch das zur Ausstattung „erster Gemeinsamkeiten“ gehören:
+) Gibt es Fragen, die uns gleichermaßen interessieren?
+) Führt uns das zu Themen, die uns gemeinsam beschäftigen?
+) Lassen sich daraus Aufgabenstellungen ableiten, für die eine Bündelung unserer sehr unterschiedlichen Kompetenzen vielversprechend wäre?

In der Annäherung und Verständigung nützt uns sicher auch, wenn wir klären, welche Kompetenzen wir individuell zur Verfügung haben, die über unsere „primäre Zuständigkeit“ hinausreichen. Damit meine ich, daß ich ja nicht nur meine Profession repräsentiere, sondern auch ein Bürger bin, der als Teil des Gemeinwesens weiterreichende Ambitionen und Interessen hat.

Das halte ich für vorrangig klärungsbedürftig in Auftaktphasen der Annäherung:
+) Was sind meine berufsspezifischen Schwerpunkte und Fragen?
+) Was habe ich, darüber hinaus, als Privatperson an Interessen und Kompetenzen, die ich hier einbringen würde?

Ein konkretes Beispiel:
Ich bin von Beruf Künstler und bestehe da auch auf dem Prinzip der Autonomie der Kunst, wofür ich in künstlerischer Arbeit eigenen Regeln folge. Aber ich befasse mich ebenso mit anderen Themenkomplexen und den Inhalten anderer Berufsfelder. Darin folge ich NICHT den Regeln der Kunst.

Durch mein spezielles Interesse an Sozialgeschichte findet ich aktuelle Bezugspunkte zu jenen Themen angelegt, die das 20. Jahrhundert ausmachen. Das betrifft vor allem die Verhältnisse zwischen agrarischer Welt und Industrialisierung, das betont Mobilitätsgeschichte (Die Motorisierung einer Massengesellschaft) und das bearbeite ich in Fragen zum „Denkmodell Zentrum/Provinz“. Dazu kommt — übergreifend — meine Medien-Kompetenz bezüglich der Wechselbeziehungen zwischen Print, Radio und Internet.

Es sind vorrangig einmal solche Aspekte, über welche ich die Verständigung mit Wirtschaftstreibenden suche. Ob sich das dann auch in künstlerischen Optionen einlöst, muß der jeweilige Prozeß zeigen, falls es eben nach der Anbahnung zu Formen von Work in Progress kommt.

Für den Arbeitsbereich „Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft“ hat sich ein Quartett formiert, das solche Möglichkeiten bearbeitet. KWW auf Facebook: [link]

Zum großen Thema Mobilitätsgeschichte läuft momentan auf Facebook eine Leiste im Plauderton: [link]

Bezüglich Regionalentwicklung liegt für uns ein Arbeitsansatz in der Frage nach einer „Vision 2050“ (Projekt „iEnergy“): [link]