An diesem Foto müßte einem kaum etwas auffallen. Unternehmer Ewald Ulrich korrespondiert. Ein üppig gefaßter Spiegel an der Wand reflektiert eine Fahrzeugminiatur. Dieses Bild stammt von einer Vernissage zur Ausstellung „30 Jahre WiGL-Design“: [link]
Wissen Sie, was ein „Captcha“ ist? Wenn Sie online unterwegs sind, waren Sie damit höchstwahrscheinlich schon befaßt. Für manchen Zugriff auf eine Website erscheint eine Abfrage. Eine Grafik zeigt Ihnen dabei eine Kombination von Zahlen und/oder Buchstaben. Wenn Sie den gezeigten Code korrekt eintippen, geht’s weiter.
Was eben noch ein „Projekt für Mädchen ab zehn Jahren“ war und aus einiger Grundlagenarbeit von „kunst ost“ hervorgegangen ist, entwickelt sich nun in die Eigenständigkeit.
Technikerin Mirjana Peitler-Selakov und Künstler Niki Passath
Wir haben unser heuriges „April-Festival“ mit einer Session in Bad Gleichenberg abgeschlossen: [link] Nun lädt Kathi Velik, Initiatorin der Kulturinitiative „Kopfbahnhof“, für den kommenden Pfingstsonntag zu Finissage und Brunch, um dieses Ereignis abzurunden: [link]
Währenddessen bereiten wir alles für den heurigen „FrauenMonat“ vor, der diesmal stärker dem praktischen Tun gewidmet ist. Mit Stefanie Wuschitz, Miss Baltazar’s Laboratory, Niki Passath… Dazu sind uns noch Mädchen und junge Frauen willkommen, welche in die (gratis) Workshops einsteigen möchten: [link] Es wird allerdings eine abschließende Veranstaltung dazu geben, die öffentlich zugänglich ist.
Kulturpolitische Fragen sind akuter denn je. Die IG Kultur Steiermark hat in der Sache eine Veranstaltungsserie konzipiert, welche auch in der Provinz Station machen wird. Wir leisten dazu einen Beitrag im Rahmen der „talking communities“. Der Titel sollte Anlaß für ausführlichere Erörterungen sein: „Kunst ist kein Reparaturbetrieb“ [link]
Es ist ja nach wie vor so, daß in regionaler Kulturpolitik die Budgets oft genau NICHT für den Bereich Gegenwartskunst eingesetzt, sondern Richtung sozialer Agenda bewegt werden. Das erzeugt Klärungsbedarf. Siehe dazu auch den Beitrag #22 bei „Wovon handelt Kulturpolitik?“ [link]
Es ist nun bezüglich Mobilitätsgeschichte ein nächster Schritt in Arbeit. Ich mache gerade in Kooperation mit dem Wiener Historiker Matthias Marschik ein weiteres „Puch-Puch“ startklar, das kommenden Herbst unter dem Titel „In Österreich weltbekannt“ (Die Geschichte des Steyr Puch 500) erscheinen wird.
Marschik ist mit den Bereichen Sozialgeschichte und Massenkultur sehr gut vertraut, also ein vorzüglicher Kooperationspartner für unseren diesbezüglichen Vorhaben: [link]
Wir haben im Vorjahr erlebt, daß die Themenstellung „Frauen und Technik“ erhebliche Reaktionen ausgelöst hat; sehr positive Reaktionen. Eine Ermutigung, diesen Fokus weiter zu bearbeiten. Dazu kommt, daß unsere Kuratorin Mirjana Peitler-Selakov gerade ihre Dissertation im Bereich Kunstgeschichte abschließt, sich aber für die nahe Zukunft wieder stärker dem Technikbereich zugewandt hat. Sie ist momentan Functional Safety Manager bei MAGNA E-Car Systems.
Mirjana Peitler-Selakov wurde Functional Safety Manager im Bereich der neuen Elektrofahrzeuge
Der „FrauenMonat“ 2012, den kunst ost eben vorbereitet, führt nun in eine konkrete Praxis des Zuganges zu Technikfragen für Mädchen und junge Frauen. Siehe dazu auch: [link]
Peitler-Selakov: “Das FMTech_Lab fördert aktive Partizipation von Mädchen in technischen Bereichen. Das realisieren wir auch mit Hilfe von Künstlerinnen und Künstlern. So sorgen wir zugleich für die Präsentation von Wissen und Erfahrungen, die am Schnittpunkt zwischen Technik und Kunst entstehen. Es geht ferner um soziale Dynamiken, die sich zwischen diesen Elementen generieren.“
Grafik: Stefanie Wuschitz
Für die Umsetzung dieses Vorhabens hat eine außergewöhnliche Crew zugesagt: Barbara Huber, Miss Baltazar’s Laboratory, Niki Passath und Stefanie Wuschitz. Interessierte können sich mit uns nun in Verbindung setzen.
Im Jahr 2011 war der FrauenMonat, den kunst ost alljährlich veranstaltet, von den feinen und geistreichen Arbeiten der Künstlerin Ulla Rauter dominiert. Im Jahr davor durften wir eine bewegende Schau mit Arbeiten von Jelena Juresa zeigen.
Ulla Rauter
Mir ist es sehr wichtig, daß wir unsere regionale Kunstpraxis stets auch mit Impulsen von außen anreichern können. Andere Sichtweisen, andere Verfahrensweisen, überraschende handwerkliche Modi… Hinzu kommt, daß wir seit einer Weile den Themenschwerpunkt „Frauen, Macht und Technik“ bearbeiten.
Das hat uns eine sehr verblüffende Überraschung ins Haus gebracht. Seit etwa einem halben Jahr scheint dieses Thema eine enorme Relevanz zu gewinnen, vor allem in den letzten Monaten ist es auch medial überaus präsent.
Das hat für uns zwei besondere Vorteile. Erstens sind wir in dieser Themenstellung mehr als fit und nun schon mit etlicher Praxis auf dem Set unterwegs, zweitens gehen auf einmal Türen auf, an die wir vorher noch gar nicht gedacht hatten.
Kommenden Juni wird demnach der FrauenMonat wieder dem Thema Frauen und Technik gewidmet sein, genauer: dem Auftakt eines FMTech_Lab, dessen Konzept unsere Kuratorin Mirjana Peitler-Selakov erarbeitet hat.
“Da sich die Energie-Region Weiz-Gleisdorf als Gebiet der Kreativität, Forschung und Innovation entwickelt und weiter entwickeln möchte, halten wir es für unverzichtbar, in diesen Bereichen Frauen bzw. Mädchen intensiv einzubeziehen. Diverse Quellen der Kreativität (Kunst, Kultur) sollen sich mit den Elementen der Wissenschaft und Technik bzw. der Neuen Technologien verbinden. Und zwar in einem speziell dafür vorgesehenem Modell: im FMTech_Lab.“
Mirjana Peitler-Selakov ist nicht nur Kunsthistorikerin (sie schließt gerade ihre Dissertation ab), ihre aktuelle Funktion als Functional Safety Manager bei der MAGNA E-Car Systems GmbH stellt eine reale Verbindung zur Welt von Forschung und Entwicklung in der Technikwelt dar.
Nun zum kommenden FrauenMonat. Da werden einerseits Stefanie Wuschitz und Miss Baltazars Laboratory ordinieren, andrerseits haben wir Niki Passath dabei, mit dem schon ein paar sehr anregenden Sessions hinter uns liegen.
Ich darf versichern, daß wir auch heuer wieder sehr spannende Zusammenkünfte erleben werden, aus denen sich für die eigene Kunstpraxis, egal in welchem Genre, Anregungen mitnehmen lassen.
Kunstschaffende, die rein aus ihrer Kunstproduktion ein annehmbares Jahreseinkommen erwirtschaften, sind in Österreich die Ausnahme. Solche Leute können sie in vielen Genres mit der Lupe suchen. Es bleibt ein Rätsel, warum genau dieser Typ von Professional das dominante Rolemodel der Branche sein soll und überdies noch mit allerhand moralischen Implikationen behängt wird.
Viele Berufsgruppen kennen Freelancers. Der „freischaffende Künstler“ ist in Österreich bloß eine Variation und auf dem Feld der Kunst keineswegs das Hauptereignis. Leute von Rang haben zum Beispiel Lehraufträge; wie etwa Brigitte Kowanz oder Niki Passath an der Angewandten in Wien.
Der Weizer Maler Hannes Schwarz
Die FH bietet auch attraktive Anstellungen, wie in Graz beispielsweise Melitta Moschik eine inne hat, oder Lehraufträge, wie Jörg Vogeltanz einen pflegt. Auch auf der TU kann man fündig werden. Der Universitäre Bereich ist ebenfalls ein sicherer Hafen für Künstler. Dichter Alois Hergouth, ein Mitbegründer des „forum stadtpark“, war am Institut für Volkskunde an der Universität Graz beschäftigt. Außerdem verdienen an zahlreichen Mittelschulen Künstler ihr Brot. Hannes Schwarz, der bedeutenste lebende Maler der Oststeiermark, ebenfalls ein „forum stadtpark“-Gründer, war Jahrzehnte als Lehrer tätig. Im Bereich der Literatur kommt das genauso häufig vor.
Von Alfred Kolleritsch bis Wolfgang Pollanz reichen Beispiele der Lehrer, die auf solche Art von den drückendsten existenziellen Lasten befreit sind und etwa über eine verminderte Lehrverpflichtung Zeit für ihr kulturelles Engagement finden. Bildungseinrichtungen aller Art bieten solche Beispiele. Aber auch Politik und Verwaltung haben Jobs für Kunstschaffende. Andrea Wolfmayr war beispielsweise Nationalsratsabgeordnete und ist heute im Kulturamt der Stadt Graz tätig.
Medienkünstler Niki Passath
Ökonomisch erfolgreiche Freelancer wie Thomas Glavinic sind die Ausnahme. Selbst eine bedeutende Größe der österreichischen Literatur wie H.C. Artmann hat zum Lebensabend materielle Probleme gekannt und durfte sich dafür noch von einem Schnösel wie Jörg Haider vorführen lassen.
Das heißt also unterm Strich, daß Freelancers den geringeren Teil der Kunstschaffenden ausmachen. Unter ihnen, und dafür bin ich selbst ein Beispiel, bemühen sich viele, in kunstnahen Bereichen Geld dazuzuverdienen, weil sich aus nur künstlerischer Praxis kein adäquates Jahreseinkommen ausgeht.
Viele Kunstschaffende üben Brotberufe aus. Recht häufig sind auch Ensembles wie der freischaffender Künstler und die Lehrerin etc., also Ehepaare, bei denen ein Part über ein fixes Einkommen verfügt und dem anderen Teil entsprechenden Freiraum sichert.
Viele Menschen haben nicht einmal die Spur einer zutreffenden Vorstellung vom österreichischen Kunstbetrieb. Da gab es vor Jahren eine Veranstaltung in Weiz, zu der ich eingeladen war, in einer Debatte über die Bedeutung Kunstschaffender in dieser Gesellschaft mitzuwirken. In der Runde saß auch Markus Wilfling. Ich erinnere mich noch an das Staunen einiger Gäste, als sie erfuhren, daß Wilfling KEIN wohlhabender oder zumindest gut situierter Mann ist, denn „er hat es doch geschafft“.
Künstler Markus Wilfling und Kunsthistorikerin Mirjana Peitler-Selakov
Wir leisten uns in Österreich also ein doppeltes Problem. Einerseits herrschen keine realistischen Auffassungen von realen Berufsbildern auf dem Kunstfeld. Andrerseits tun wir selbst offenbar zu wenig oder kaum Angemessenes, um die vorherrschenden Bilder und Klischees zu korrigieren.
Kein Wunder, daß der kulturpolitische Diskurs entsprechend hinkt und holpert, was allerhand dazu beiträgt, daß die sozialen Rahmenbedingungen Kunstschaffender weitgehend inadäquat sind. (Vor allem im Bereich der Steuergesetzgebung und der Sozialversicherung.)
Es muß einigen sehr verschrobenen psychischen Dispositionen zu verdanken sein, wie gerne verwischt wird, daß Kunstschaffende seit Jahrtausenden vor allem einmal Dienstleister waren. Selbst der große Leonardo befand seine künstlerischen Potentiale nachrangig gegenüber den praktischn Fertigkeiten, die er den Fürsten seiner Zeit anbot, um sein Brot zu verdienen.
Ab der Renaissance kennen wir Traditionen, worin der höfliche Dienstleister teilweise zum sebstbewußten Unternehmer wurde. Superstars des Geschäfts wie Brunelleschi oder Cellini sind freilich Ausnahmeerscheinungen geblieben. Jedenfalls haben sie Wege geebnet, damit der individuelle Künstler, dem eine besondere Aura zugeschrieben wird, sich als Einzelpersönlichkeit im Betrieb profilieren, hervorheben kann. Und nur ausnahmsweise wird er auch großen ökonomischen Erfolg schaffen.
In Österreich sind wir teilweise bei einem romantischen Motiv aus Romanen hängengeblieben. Der Bohemien, die Bohemienne, antibürgerlich aufgestellt, alle „bürgerlichen Werte“ und das „Establishment“ verachtend, um doch niemand anderen als Publikum und als Geldquelle zu haben, denn da ist nur die Bourgeoisie, der sich ein Bohemien mit seiner Attitüde und seiner Kritik widmen kann, von der ihm der Lebensunterhalt bezahlt wird.
Solche Klischees und Ressentiments ergeben Gemengelagen des Diffusen, in denen natürlich überhaupt nicht klar sichtbar wird, welche realen und realistischen Berufsbilder auf dem Kunstfeld zu finden sind und welche Bedarfslagen kulturpolitisch zu verhandeln wären.
Ich meine, wer solche Diffusion mehrt, statt durchschneidet, wer sich in solchen Unschärfen geborgen fühlt, statt aus ihnen herauszutreten, ist natürlich verurteilt, in diesen prekären Verhältnissen hängen zu bleiben.
Eine Kulturpolitik, die nicht bloß der Funktionärswelt überlassen ist, sondern auch von der Elgenverantwortung Kunststschaffender getragen wird, müßte solcher Diffusion eigentlich energisch entgegenwirken. Siehe zu diesen Überlegungen auch: „Wovon lebt der Krusche?“ [link]
es sind oft feine kräftespiele, die eine position vom feld des kunsthandwerkes hinüber zur kunst verschieben. irmgard eixelberger bewegt sich gerade als grenzgängerin zwischen diesen zonen. ihre profunde kenntnis des brauchtums im agrarischen leben ergab nun einen anknüpfungspunkt für uns, um zu einer ersten „erweiterten runde“ zusammenzufinden, in der wir einige künstlerische optionen der „tage der agrarischen welt“ debattierten.
tierarzt karl bauer, die künstlerinnen herta tinchon, michaela knittelfelder-lang und irmgard eixelberger
auch hier gilt, daß kunstschaffende nicht zu einem „dekorationsgeschäft“ aufgerufen sind. es geht darum, daß sie mit ihren bevorzugten mitteln auf gemeinsam festgelegte frage- und aufgabenstellungen reagieren. im dialog mit leuten, die genau das mit anderen mitteln tun. dieser zugang basiert auf einer vorstellung, die wir dem „april-festival“ 2011 zugrunde gelegt hatten:
„Wenn diese Region eine Erzählung wäre, dann könnte sie sich selbst erzählen, falls die Menschen, die hier leben und arbeiten, ihre Stimmen erheben würden. Die Stimmen zu erheben ist in diesem Fall auch metaphorisch gemeint und bezieht sich auf das Einsetzen der jeweils bevorzugten Kommunikations- und Gestaltungsmittel.“ [quelle]
medienkünstler niki passath (links) und unternehmer tino pölzer bei den startvorbereitungen der „essigrakete“
das bedeutet zum beispiel ebenfalls, kunstschaffende von auswärts mit verschiedenen akteuren des regionalen gemeinwesens in interaktion zu bringen. ein beispiel dafür war die session beim unternehmer-ehepaar jaqueline und tino pölzer, bei der wir experimentalbäckerin ida kreutzer, medienkünstler niki passath und fotograf emil gruber zu gast hatten. [die crew]
nun arbeiten wir am kommenden „april-festival“ das den titel „leben: die praxis der zuversicht“ [link] tragen wird. mit dem eingangs erwähnen arbeitstreffen ist auch eine erste laborgruppe formiert worden, zu der sich noch der fotograf christian strassegger und die künstlerin renate krammer zählen. strassegger arbeitet übrigens auch an einem eigenen konzept für einen beitrag zu den „tagen der agrarischen welt“.
wir gehen gerade daran, unseren aktuellen arbeitsansatz mit landesrat christian buchmann zu debattieren. aus unserer konzeption ergibt sich nämlich ein ganz anderer modus als herkömmlich zirkulierende „geschäftsmodelle“, wie wirtschaftstreibende und kunstschaffende mit einander zu tun haben können. dieser modus steht auch im kontrast zu gängigen befürchtung, die wirtschaft werde die kunst vereinnahmen. wenn sich dieser ausgangspunkt klar markieren läßt, nämlich eine gemeinsamen fragen- und aufgabenstellung, dann ergeben phantasien vom vereinnahmen keinen sinn.
der kanadier simon brault gibt in seiner streitschrift “no culture, no future” einen anregenden hinweis auf solche zusammenhänge: „We are still locked in a restrictive mode that is preventing us from taking full advantage of the potential of the arts and culture, which are incredible vectors of creativity, the principal driver of economic and social growth.“
brault sagt ebenso unmißverständlich: „Culture is not a parasite of economic and social development, but it can be a motor for it.“
apotheker richard mayr (links) und büchsenmacher franz lukas als akteure im kunstgeschehen
das verlangt etwa, herkömmliche rollenzuschreibungen aufzugeben. als beispiel: wenn ich mich bemühe, versierte unternehmer für ein projekt zu gewinnen, und zwar als akteure, dann betrachte ich sie nicht als „geldquelle auf zwei beinen“, sondern als personen, die a) interessante kompetenzen einbringen und b) ihrerseits sehr konkrete erfahrungen mit unserem milieu und unseren arbeitsweisen machen.
das bringt nicht bloß interessante ergebnisse, wie sich etwa im fall von „ist gleich/ungleich“ gezeigt hat. da ging es mir darum einen kaufmann (richard mayr), einen ingenieur (andreas turk) und einen handwerker (franz lukas) für ein gemeinsames vorhaben zu gewinnen: [link]. derlei modi verändern auch die kulturelle situation eines ortes.
nun geht es darum, solchen wechselseitigen erfahrungsprozessen mit ihrer gemeinsamen wirkung nach außen als ein spezielles kulturelles geschehen dauer zu verleihen. dabei spielt zwar die gegenwartskunst eine wichtige, aber nicht die einzige rolle.
ich hab übrigens gerade zusammengefaßt, welche art von rolle ich in solchen zusammenhängen für kunstschaffende sehe: [link]
es geht mir da um eine klare position, sich den verschiedenen varianten simpler verwertungslogik zu entziehen. was sich nun interessanterweise zeigt: genau darin, nämlich im ablehnen simpler verwertungslogik, finden wir dann auch mit manchen wirtschaftstreibenden und einzelnen leuten aus politik und verwaltung konsens. offenbar ein tauglicher ansatz, um begegnung und umgang in augenhöhe zu erproben.
mein hang zur repräsentationsarbeit hält sich sehr in grenzen. aber sichtbarkeit, wahrgenommen zu werden … es gehört zum geschäft, diese aspekte nicht zu ignorieren. umgekehrt betrachtet: es freut mich natürlich auch, wenn unsere arbeit u.a. dadurch gewürdigt wird, daß sie in einem größeren rahmen beachtung findet.
beim „europa-tag“in der aula der alten universität, graz (von links): frido hütter (kultur-chef „kleine zeitung“), landeskulturreferent christian buchmann und kulturpublizist peter wolf
so ein größerer rahmen war ohne zweifel der „europatag 2011“ in graz, zu dem ich exemplarisch für steirische basis-kulturinitiativen jenseits des landeszentrums eingeladen war; in ziemlich bunter gesellschaft, wie sich zeigte:
+) Elisabeth Arlt, Verein Pavelhaus
+) Max Aufischer, Kulturvermittlung Steiermark
+) Anna Badora, Schauspielhaus Graz
+) Christian Buchmann, Landesrat für Wirtschaft, Europa und Kultur
+) Frido Hütter, Kleine Zeitung
+) Dzevad Karahasan, Schriftsteller und Literaturwissenschaftler
+) Martin Krusche, kunst ost: Soziokulturelle Drehscheibe
+) Margarethe Markovec, Verein
+) Gerhard Melzer, Franz-Nabl-Institut Graz/Literaturhaus Graz
+) Peter Pakesch, Universalmuseum Joanneum
+) Eberhard Schrempf, Creative Industries Styria
+) Gottfried Wagner, Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
daß ich hier nicht bloß nominell neben dem bosnischen autor dzevard karahasan gelandet bin, hat mir sehr gefallen, weil uns eine längere geschichte verbindet [link], die wohl auch ihre querverbindungen zu unseren kommenden vorhaben finden wird.
tags darauf folgte eine weitere station im rahmen unserer „talking communities„. viele kulturschaffende haben sich erfahrungsgemäß das steirische kulturförderungsgesetz noch nie näher angeschaut. wir haben einen der „architekten“ dieses gesetzes, heimo steps, gebeten, es uns zu erläutern, es mit uns zu debattieren.
referent heimo steps und kunsthistorikerin mirjana peitler-selakov
wir werden diese art der inhaltlichen „basis-arbeit“ beibehalten. es geht mir dabei sehr wesentlich um einen andauernden kompetenzgewinn der kulturschaffenden, was uns in summe dazu verhelfen sollte, unsere vorhaben zu sichern und so den boden zu befestigen, auf dem sich gegenwartskunst — auch abseits des landeszentrums — zeigen und ereignen kann. das braucht freilich ganz andere strategien und wege als die „zentrums-situationen“. (den gesetzestext kann man HIER downloaden.)
wir sind zugleich laufend richtung praxis unterwegs. im augenblick bedeutet das, es geht mit „close to nature“ zur sache. basierend auf einer konzeption von mirjana peitler-selakov übertragen wir künstlerische arbeiten auf die region; nicht im metaphorischen sinn, sondern ganz konkret auf die landschaft.
ein erster, knapper blick auf ein stück der arbeit von christian strassegger
unser „raketenprojekt“ mit medienkünstler niki passath war ja schon ein kurioser vorbote dieses genres. wir hatten dabei auf dem anwesen der familie pölzer gehörigen spaß, was ein weiterer, wichtiger hinweis ist: die ernsthafte arbeit schließt den spaß nicht aus.
eine arbeit von christian strassegger wird nun dieser erste formelle akzent von „close to nature“ 2011 sein, ergänzt um eine session mit bernhard kober. man könnte sagen: rasenmäher trifft hubschrauber. das schafft auch querverbindungen zu unserem „kuratorium für triviale mythen„, bei dem augenblicklich die geschichte der mobilität und des verkehrswesens zur debatte steht.
unser engagement für die gegenwartskunst hat vor- und rahmenbedingungen. wir haben gewissermaßen boden zu bereiten, um neue verfahrensweisen abseits des landeszentrums zu entwickeln und zu erproben. es geht um akzente von der basis her und um impulse von außen, um den blick über den tellerrand, aber auch um konkrete schritte über solche ränder hinaus.
das heißt für’s „basis-team“ konkret, die prägenden sozialen und kulturellen kräftespiele der region zu beachten, in die arbeit einzubeziehen. die grundlage dafür ist auf kontinuität ausgelegtes themenzentriertes arbeiten. das hat einen speziellen fokus im alljährlichen „april-festival“, dessen 2012-version wir nun schon vorbereiten:
wir haben einige themenbereiche und arbeitsansätze festgelegt, um die gegenwart der agrarischen welt in der „energie-region“ auszuleuchten. meine primären gesprächspartner für die entwicklung einer diesbezüglichen schwerpunkt-linie von „kunst ost“ sind der tierarzt karl bauer und der künstler christian strassegger. (zum aktuellen hintergrund siehe den beitrag „brisanz und idylle“!)
christian strassegger, präziser fotograf und schöpfer humorvoll gehaltener objekte
über die befassung mit der „nikola tesla-doktrin“ entwickeln wir außerem einen technologie-schwerpunkt, den ich augenblicklich mit kunsthistorikerin mirjana peitler-selakov detaillierter ausarbeite.
sie kommt ursprünglich aus der motorenentwicklung (avl list), ist also mit beiden metiers, der technik und dem kulturbetrieb, vertraut. bei diesem teilthema sind wir via teleworking mit dem, belgrader forscher branimir jovanovic im einvernehmen und im austausch. (er war eben unser gast beim „april-festival“ 2011.)
eine der arbeiten, mit der malerin michaela knittelfelder-lang auf einen besuch im elin-werk für elektromotoren reagiert hat
so bemühen wir uns um die erzeugung eines „möglichkeitsraumes“, aus dem kunstschaffende anregungen für weitere vorhaben finden. es sind nicht nur die inhalte, es sind auch ambiente und inventare im bereich der genannten themen, aus denen sich ästhetische impulse beziehen lassen, wie etwa die aktuelle arbeit von malerin michaela knittelfelder-lang belegt.
mirjana peitler-selakov befaßt sich zur zeit auch mit dem thema „frauen und technik“, womit der bereich „frauenemonat“ weiter geführt wird. sie bereitet überdies für den herbst unseren tradtionellen kunst-schwerpunkt mit internationalem bezug vor.
mit dem oben erwähnten christian strassegger arbeiten wir ferner an der „künstlerischen klammer“, die zwischen den genannten themenbereichen vermitteln und sie zusätzlich auf das reale gebiet der „energie-region“ übertragen soll. das realisieren wir unter dem titel „close to nature“, inhaltlich 2010 von mirjana peitler-selakov erarbeitet.
mirjana peitler-selakov (rechts) mit zwei "schlüsselpersonen" des heurigen "april-festivals", den malerinnen irmgard hierzer (links) und michaela knittelfelder-lang
zu all diesen vorhaben, die auf künstlerische und themenbezogene schwerpunkte ausgerichtet sind, kommt begleitend die serie „talking communities„, in der es vor allem darum geht, know how zu mehren.
dabei verfolgen wir zwei linien. mit dem einen teil „konferenz in permanenz“ bieten wir vor allem anregungen zu kulturpolitischen fragen an, mit dem anderen teil „was sagen kunstwerke?“ erschließen wir möglichkeiten der debatte über kunst und kunstwerke. den auftakt dazu hatten wir mit medienkünstler niki passath: [link]
das ist die aktuelle aufgabenstellung von „kunst ost“, an der wir mit engagierten menschen arbeiten möchten. das bedeutet vor allem, wir sehen es NICHT als unsere aufgabe, FÜR andere eine bühne zu bauen und so „kulturprogramm“ zu fahren. wir sehen es als unsere aufgabe, MIT anderen an der kulturellen situation dieser region zu arbeiten.