Arbeitsessen mit dem Publizisten Helmut Römer. Unser ganzes Milieu hat allerhand Winkel, wo es an Medienkompetenz mangelt. Da verlieren wir an Möglichkeiten, da geht die Wirkung getaner Arbeit stellenweise verloren.

Nun eben diese Session im temporären Konvergenzraum von Schloß Freiberg, Ewald Ulrich schraubte sich tiefer in die Themen rein, Helmut Oberbichler sah sich einmal um. Ich renn allerweil mit so viel Kontext im Nacken durch die Gegend, daß Menschen offenbar manchmal das Gefühl entwickeln, sie stünden einem fahrerlosen Möbelwagen im Weg.
Wissen Sie, was ein „Captcha“ ist? Wenn Sie online unterwegs sind, waren Sie damit höchstwahrscheinlich schon befaßt. Für manchen Zugriff auf eine Website erscheint eine Abfrage. Eine Grafik zeigt Ihnen dabei eine Kombination von Zahlen und/oder Buchstaben. Wenn Sie den gezeigten Code korrekt eintippen, geht’s weiter.
Im Dezember 2014 ist die Weggabelung auffindbar. Der Kulturpakt hat sich in seiner bisherigen Phase bewährt und nun verselbstständigt. Das ist eines der Ergebnisse des EU LEADER-Projektes „Kulturpakt Gleisdorf 2014“. Das andere Ergebnis ist die „Kulturspange“.
Ich gehe gerade durch eine Reihe von Vorgesprächen. Gestern war ich mit Experimentalbäckerin Ida Kreutzer in einem sonnigen Winkel, wo der Kaffee in Strömen fließt. Wir hatten einen Konsens-Check zu absolvieren, denn sie wird in unserer kommenden Session einen „Kriegskuchen“ auf den Tisch bringen: [link]
um sam peckinpah zu zitieren: „wir haben einen konvoi!“ aber was haben wir nun genau? sie merken schon: da ist auf jeden fall ein hang zu trivialen mythen [link] doch ich greife vor.
wir haben also nun eine „kulturspange“ konstituiert, welche quer durch die steiermark reicht. ich habe das thema schon öfter voranzubringen versucht. ende 2009 war das kurz in einiger reichweite, wie im projekt-logbuch nachzulesen ist:
>>Dieser neue Abschnitt in der Entwicklung von „kunst ost“ wird von der kommenden“Freitags-Konferenz“ unterstrichen, in der wir die „Kulturspange“ bearbeiten. Da zeichnet sich ein Kommunikations- und Kooperationsraum zwischen Weiz, Gleidsorf und Feldbach ab.<< [quelle]
damals bin ich mit dieser vorstellung offenbar noch zu früh unterwegs gewesen. heute sieht das anders aus. die „gang of excellence“, konkret: gerhard flekatsch, günther marchner franz maunz, mirjana peitler-selakov eva ursprung und ich, ist auf der primären kompetenzebene folgendermaßen aufgestellt: drei kunstschaffende (flekatsch, ursprung und ich), ein kulturschaffender (maunz), zwei leute aus der wissenschaft (peitler-selakov und marchner).
auf einer zweiten ebene verfügbarer kompetenzen sind alle im team seit jahren mit kunstvermittlung, fragen der kulturpolitik und auch mit kunsttheorie vertraut. das bedeutet, in dieser crew werden aktion und reflexion beieinander gehalten.
dazu kommt der räumliche/regionale aspekt. feldbach und gleisdorf (südost- und oststeiermark), graz als landeszentrum, gesäuse und salzkammergut (als obersteirische bezugspunkte) ergeben territorial einen sehr passablen ausgangspunkt für unsere steirische präsenz.
nach südosteuropa führen unsere wege momentan vor allem nach bosnien-hercegovina und in die serbische vojvodina. das bedeutet unter anderem, wir etablieren einen laufenden erfahrungsaustausch mit kunst- und kulturschaffenden, die uns in den krisen- und mangelerfahrungen bei der arbeit viel voraus haben.
zugleich ist der künstlerische austauch in diesen bereichen vielversprechend, weil die kunstschaffeden dort von völlig anderen hintergünden und zusammenhängen geprägt sind, was wechselseitige horizonterweiterung in aussicht stellt.
es ist auch nicht gerade unerheblich, daß franz maunz und ich die kooperation zweier LEADER-kulturprojekte repräsentieren, bei denen eine klare auffassung besteht, daß gegenwartskunst und „voluntary arts“ zwei grundverschiedene kategorien sind, die unterschiedliche rahmenbedingungen haben und verlangen.
zu all dem kommt, daß wir nun in gleisdorf eine fixe kooperation mit kunstsammler erich wolf eingegangen sind, um in einer zweijährigen vorlauf-phase die grundlagen für ein kompetenzzentrum zur gegenwartskunst zu erarbeiten. (siehe: „eine wegmarke„!)
damit haben wir natürlich nicht bloß regionale reichweite im auge, sondern auch bundesweite und internatioale relevanz. diese arbeitsansätze korrespondieren mit der bereitschaft des „offiziellen gleisdorf“, im bereich politik und verwaltung mit uns regelmäßige arbeitstreffen zu pflegen, um relevanten aspekte all dieser themen in kontinuität durchzugehen. (siehe dazu: „zur praxis des bottom up-prinzips„!)
das bedeutet, wir klären nun in einer außergewöhnlichen gesamt-kooperation, wie sich eine kulturelle situation, in der gegenwartskunst eine erhebliche rolle spielt, abseits des traditionbellen landeszentrums so entfalten kann, daß wir uns a) absolut auf der höhe der zeit bewegen und b) in den wesentlichen positionen nach internationalen standards bestehen.
was ich am zusammenkommen von versierten leuten sehr mag: wir müssen uns die branche nicht erklären. niemand hat lust, sich jammereien anzuhören. wir überprüfen unsere befunde auf klare schnittpunkte, wir debattieren die schlüsse, die daraus zu ziehen sind, und welche handlungspläne diese nahelegen. so ist das nach meinem geschmack.
oh, was könnten wir in dreißig jahren für eine verrückte rentner-gang abgeben! (womöglich kommt es ja so.) es ist also von einer denkwürdigen session in weng bei admont zu erzählen. die gegend hat besonderen reiz. es herrscht dort etwa acht monate winter und zwei monate ist es kalt. nein! kleiner scherz! wir hatten bei unserer klausur milde sommertage.
kürzlich gab es eine „erfahrung von weng“, der folgte meine erste „erklärung von weng“. das war eine kleine wegmarke am rand möglicher routen. zwischendurch hatte ich einige leute gefragt, ob sie mit mir in eine konzentrierte arbeitssituation gehen würden. meine lieblings-annahme: gerade WEIL die zeiten schwierig sind, der kulturbereich schläge gegen seine fundamente und strukturen hinnehmen muß, die sich offenbar nicht abwenden lassen, möchte ich mit inspirierten leuten losziehen und zusätzlichen boden gewinnen.
diese idee fand jazz-promotor franz maunz ganz interessant. zumal ihm auch die vorstellung behagte, wir könnten quer durch die steiermark eine art „kulturachse“ installieren, der entlang sich kompetenzen bündeln und möglichkeiten verknüpfen ließen.
diese vorstellung mußte ich dem sozialwissenschafter günther marchner [link] nicht erst buchstabieren, der mann ist seit wenigstens 20 jahren mit solchen zusammenhängen gut vertraut. künstler gerhard flekatsch [link] bringt auch so viel an erfahrung und vorausschau mit, daß wir uns mit fragen nach den basics keinen moment lang aufhalten müssen. damit war unser pflänzchen von neuem bezugssystem — über gleisdorf — nach norden und nach süden verzweigt.
man kennt hier mein wiederkehrendes räsonieren über „zentrum-provinz-verhältnisse“ und die diversen arten von gefälle, welche darin zutage treten. das ist EIN aspekt der geschichte. ein anderer aspekt liegt in den zusammenhängen künstlerischer praxis im landeszentrum graz, wo ja von keinem honigschlecken berichtet werden kann; wie künsterin eva ursprung zu erzählen weiß. [link] unserer erfahrungen handeln von allerlei kontrasten und schnittpunkten. das macht die erörtererung von gemeinsamen optionen ziemlich spannend.
kuratorin mirjana peitler-selakov pendelt in ihrer arbeitspraxis zwischen höchst verschiedenen lebensräumen zwischen „zentrum“ und „provinz“, vertieft durch aktuelle projekte auf dem balkan, der ja seinerseits als ganzes dem „westlichen“ europa gegenüber eine art provinz-funktion wahrnehmen muß.
so, da sind wir also nun, drei kunstchaffende (flekatsch, ursprung und ich), ein kulturschaffender (maunz), eine kunsthistorikerin (peitler-selakov) und ein sozialwissenschafter (marchner). das ergibt in summe weit über hundert jahre kulturelle praxis und theoriegestützte diskurse. ich darf behaupten, hier hat sich nun eine „gang of excellence“ formiert, die lustig ist, über das bündeln der diversen kompetenzen und kenntnisse arbeitsbedingungen herbeizuführen, die das bei weitem übertreffen, was uns zur zeit quasi „gnadenhalber“ von herkömmlichen einrichtungen angeboten wird.
themen, strategien, methoden, ich darf weiter behaupten: wo wir hinfassen, ist auf jeden fall die action. und zwar auf der höhe der zeit. schauen wir also wer das zeug und die laune hat, auf diese art für kunst und kultur neuen boden zu erarbeiten. (siehe zum aktuellen hintergrund auch: „wetterfest im schlechten wetter“!)