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Vom Subventionsempfänger zum Kooperationspartner

Wir durchlaufen eine Serie kleiner Arbeitstreffen, die nicht bloß organisatorischen Fragen gewidmet sind. Diese Treffen münden zunehmend auch in Debatten von Fragen der Kunst und des Kunstbetriebes, wodurch wir die kontrastreichen Positionen innerhalb dieser Community besser kennenlernen.

Karl Bauer (links) und Werner Sonnleitner

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Zwischen den Ebenen pendeln

Winfried Lehmann hat jetzt so weit Klarheit, daß seine „kunst ost“-Location Crew in Ludersdorf als konstituiert gelten darf. Er ist die Schlüsselperson eines Kreises Kreativer, die nun in gemeinsame Praxisschritte gehen. Details wird er zu einem späteren Zeitpunkt seines Projektverlaufes bekannt geben. Lehmann im Web: [link]

Winfried Lehmann schafft in Ludersdorf eine neue kulturelle Faktenlage

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kunst ost: zwischenstand II

Wie schaut’s aus? Gut schaut’s aus! Ich hab zwar die Zeit ab Oktober 2010 als extrem anstrengend erlebt. Da waren so gut wie keine Pausen möglich, viel Unklarheit und auch Unsicherheit am Beginn, vor allem in Summe ein sehr großes Arbeitspensum zu bewältigen. Ich hab in letzter Zeit auch schon einigen Unmut entwickelt, daß ich kaum noch zum meiner künstlerischen Arbeit komme; und das wäre ja eigentlich meine primäre Profession. Aber Krisen haben es eben so an sich, daß man sich die Belastungen in ihrem Ausmaß und ihrem Zeitpunkt nicht aussuchen kann.

Dem steht jedoch viel an positiven Ereignissen und Erfahrungen gegenüber. Die „Hauptsensation“ ist für mich das Funktionieren des Strukturdetails „Location Crew“. Im heurigen „April-Festival“ hat sich das fulminant bewährt: [link] Ohne diese Ereignis-Basis wäre ein derart üppiges Programm niemals realisierbar gewesen; schon gar nicht mit den heuer eher geringen Mitteln.

Werner Sonnleitner (Markt Hartmannsdorf)

Irmgard Hierzer (Gleisdorf), Michaela Knittelfelder-Lang (Markt Hartmannsdorf), Winfried Lehmann (Ludersdorf) und Hildegard Sowinz (Oberdorf) repräsentieren da einen definitiv neuen Typ regionaler Kulturschaffender in so einer Konzeption, welche meines Erachtens nun an der Schwelle zur Ausgereiftheit steht.

Zu diesen „Schlüsselpersonen“ des 2012er-Festivals ist außerdem anzumerken, daß sie etwas eingebracht haben, was in der „Initiativenszene“ der Steiermark ein wenig rar geworden ist: Sie haben sich vergnügt den gegebenen Möglichkeiten gewidmet, also getrachtet, mit den begrenzten Ressourcen ein möglichst feines Ergebnis zu erarbeiten, statt die Kraft mit Lamentieren zu vergeuden und der Welt mitzuteilen, was man alles tun KÖNNTE, wenn man ganz andere Bedingungen HÄTTE.

Hilde Sowinz (Oberdorf)

Diese fröhliche Art, sich der österreichischen Jammerkultur fernzuhalten, ist nach meiner Überzeugung ein Garant, daß sich weitere Vorhaben gut entwickeln lassen und dafür dann auch bessere Bedingungen und reichere Ressourcen zu gewinnen sind.

Ein anderer Aspekt, der in diesem Festival Wirkung gezeigt hat, ist die wachsende Kooperation mit völlig eigenständigen Kulturinitiativen. So war Werner „Sonni“ Sonnleitner von „Kultur & Begegnung“ in Markt Hartmannsdorf [link] zum wiederholten Mal unser Projektpartner.

Besonders wichtig erscheint mir die „werkstatt gleisdorf: zeitgeschichte + kultur“ [link] des versierten Wolfgang Seereiter, weil da nicht nur, aber sehr wesentlich an Themen gearbeitet wird, die mit Tabus behaftet sind, die gegenwärtig hohe Relevanz haben. (Wir haben noch allerhand Arbeit vor uns, um zu klären, wie man derlei kritische Positionen in einem Gemeinwesen stabilisieren, erhalten kann.)

Andere Kooperationen für das Festival bedürfen der Reflexion, um klären zu können, was sich da an weiterem Potential zeigen kann.

Winfried Lehmann (Ludersdorf) und Martin Krusche (rechts)

Ein eigenes Kapitel ist die Kooperation mit Geschäftsleuten. Davon werde ich noch separat berichten. Wichtig ist mir dabei: Das ist eine Phase bei kunst ost, wo wir primär nicht losgehen, um bei der Wirtschaft Budgets zu akquirieren, sondern um zu erwirken, daß sich Geschäftsleute handelnd in unsere Projekte einbringen.

Das ist ganz persönlich gemeint; ich versuche Situationen herbeizuführen, in denen sich Geschäftsleute als Akteurinnen und Akteure in das Kulturgeschehen einlassen, individuell dabei mitmachen. Ich bin überzeugt, daß wir auf dieser Ebene MITEINANDER etwas Nachhaltigeres entwickeln können, als dort auf herkömmliche Akquise zu setzen.

Der Fokus ist dabei keineswegs zufällig auf das Miteinander gerichtet. Um es polemisch verkürzt auszudrücken: Ich suche keine Financiers, sondern Verbündete und KooperationspartnerInnen. Das halte ich für die menschlich und ökonomisch interessantere Option in der Arbeit am kulturellen Klima unseres Lebensraumes.

Grundlagen und Modi

Die Praxis der Zuversicht konnten wir gerade sehr gründlich trainieren. Die vergangenen zirka 18 Monate waren für mich von sehr wechselhaften Emotionen geprägt. Dem Kulturbetrieb wurden 2010 große Einbrüche bei Budgets und Strukturen angekündigt. So kam es teilweise auch. Das belastete Projekte, gefährdete Existenzen; ein Situation, die wir vor allem mit dem Sozialbereich geteilt haben.

Wo Finanzierungen ursprünglich von Kommunen gekommen waren, fielen sie großteils aus, weil in den Gemeindeämtern zur Sanierung beigetragen wurde, indem Kulturbudgets fielen. Wer dennoch mit den Leuten aus Politik und Verwaltung im Gespräch blieb, hatte da und dort realistische Chancen, neue Anknüpfungspunkte zu finden.

Bereichsübergreifende Arbeitsgespräche: Tierarzt Karl Bauer und Malerin Irmgard Hierzer

Im Rückblick zeigt sich auch, daß die Krise eine gute Gelegenheit war, den Funktionstragenden zu demonstrieren, wie ernst uns die Sache ist und daß wir unsere Positionen auf dem Kulturfeld halten, auch wenn die Bedingungen dafür rapide schlechter werden, daß wir uns also auf jeden Fall selbst zu helfen wissen.

Es ist zwar so, daß ich für mich feststelle, dieser wachsende Druck über den genannten Zeitraum hat mich beschädigt, ich trage unerfreuliche Folgen davon. Aber dem steht wenigstens auch etwas positives gegenüber; nämlich ein Bündel allerhand erfreulicher Effekte.

Wir sind alle gefordert worden, unsere Grundlagen und Modi zu überdenken, unsere Verfahrensweisen zu überprüfen. Ich bin bezüglich der Folgerungen und Zwischenergebnisse in meinen Bereichen mehr als vergnügt. Da haben eine ganze Reihe von Leuten ernst gemacht, kluge Schlüsse gezogen.

Musiker Reinhard Weixler („blizzfrizz“)

Da wurde in der Selbstverantwortung kräftig zugelegt und Eigeninitiative gesteigert. Wie sich nun zeigt, hatte das nicht zur Folge, die kommunalen Instanzen aus ihren Aufgaben zu entlassen. Es waren bloß die Karten neu zu mischen, mögliche Vorhaben und Kooperationen zu entwerfen, zu verhandeln.

Ich hab vorhin schon beschrieben, daß die Stadt Gleisdorf nun gerüstet ist, mit uns kulturpolitisches Neuland zu betreten: [link] Das wird auch von angemessenen Schnittstellen für die Wirtschaft handeln. Wie sehr wir dabei auf antiquierte Ideen verzichten müssen, daß also überhaupt erst ganz neu geklärt sein will, wie und warum abseits des Landeszentrums Kultur und Wirtschaft zusammenfinden mögen, habe ich schon mehrfach erwähnt.

Dazu haben wir übrigens mit KWW eine eigene Diskurs- und Arbeitsebene eingeführt, wo Grundlagen und Rahmenbedingungen dieser Zusammenhänge geklärt werden sollen: [link] Die nächste KWW-Session („Kunst Wirtschaft Wissenschaft“) ist übrigens für Donnerstag, den 15. März 2012, angesetzt. Wir werden damit zu Gast im Hause der „estyria – Naturprodukte GmbH“ sein (Wollsdorf 75, 8181 St. Ruprecht/Raab): [link]

Die wichtigste Konsequenz der Krisenmonate liegt sicher in den autonomen „location crews“ und einigen Kooperationspartnern, mit denen wir das aktuelle „April-Festival“ zustande gebracht haben: [link]

Ich erlebe da gerade eine sehr spannende Team-Situation, in der diverse Kunst- und Kulturschaffende a) eigenständig wirken und b) für das größere Ganze kooperieren, wie ich das zuvor noch nicht erlebt habe.

Wir haben damit möglicherweise jenes neue Terrain betreten, auf dem die zwei Hauptprobleme des steirischen Kulturbetriebes, wie sie seit einer Ewigkeit und drei Tagen Wirkung haben, offenbar nimmer greifen: Brotneid und Eitelkeit.

Und wir haben den Ansatz einer ausgeweiteten „Kulturspange“, die nun von Gleisdorf bis Bad Gleichenberg reicht, wo Kathi Velik aus dem alten Bahnhof des Ortes die Kulturinitiative „Kopfbahnhof“ gemacht hat. Auf dem Weg dort hin besteht übrigens nahe Feldbach die Kulturinitiative „bluethenlese“, deren Initiator Gerhard Flekatsch unser Kooperationspartner beim oben erwähnten Projekt KWW ist.

Das bedeutet, wir haben in Summe eine Kooperationssituation erreicht, deren künstlerisches Potential noch gar nicht abzuschätzen ist und deren Kraft zur Selbstverantwortung und -organisation ziemlich tragfähig sein sollte. Daraus müßte sich ein erhebliches Spektrum an weiterführenden Kooperationsmöglichkeiten ergeben, über das wir mit der Regionalpolitik und der Wirtschaft vorankommen dürften.

Kulturpolitisches Neuland in Gleisdorf

Gerwald Hierzi ist der neue Geschäftsführer des TIP Citymanagements und leitet ab nun das Gleisdorfer Büro für Kultur und Marketing. Wir hatten gerade ein ausführliches Gespräch darüber, wie er seinen Auftrag sieht, welche Prioritäten er setzt und was dabei die möglichen Schnittpunkte mit dem Kulturbereich sind, soweit das engagierte Bürgerinnen und Bürger betrifft.

Damit ist schon ein sehr wesentlicher Punkt berührt, mit dem wir bei „kunst ost“ offenbar richtig lagen. Es bewährt sich, was wir beschlossen haben: In der Selbstorganisation auf ein höheres Niveau, mindestens mittelfristige Planung vor dem Hintergrund eines Jahreskonzeptes, relevante Themenstellungen, Kooperationsangebote.

Gerwald Hierzi leitet das Gleisdorfer Büro für Kultur und Marketing

Das 2011er-Jahr darf im Rückblick als ausgesprochenes Krisenjahr gelten. Im Oktober 2010 hatten die Kommunen alles zusammengekürzt, was der Politik vertretbar erschien; das betraf am härtesten den Kulturbereich, weil er vielerorts am meisten Akzeptanz für Kürzungen hatte. Siehe dazu den Eintrag „Einige Takte…“: [link]

Auch die Stadt Gleisdorf hatte gekürzt. In zwei Schritten. Das ergab von 2010 auf 2011 ein Minus von rund 75% im Kulturbudget. Wir haben darauf mit einer Konzentration der Vorhaben reagiert und die Konstituierung von autonomen „location crews“ forciert, außerdem verstärkt auf Kooperation gesetzt. Das ist auch die Grundlage des kommenden „April-Festivals“: [link]

Das bedeutet, mehr Eigenverantwortung und Engagement als Basis, konsequente inhaltliche Arbeit und wachsende Kooperationen, um verfügbare Ressourcen besser nutzen zu können. All das im Rahmen einer mittelfristigen Planung und ausdrücklich längerfristigen Perspektiven, die klar formuliert sind. So hofften wir, einen Status quo zu schaffen, an dem dann Kommunen und andere Einrichtungen wieder andocken möchten, durch den es zu wachsenden Kofinanzierungen kommen kann.

Hierzi kann sich mit diesem Arbeitsansatz sehr gut anfreunden. Wir müssen im Augenblick nichts übers Knie brechen, sind uns aber einig, daß wir eine weitreichendere, detailliert ausgearbeitete Kooperation herbeiführen werden, die alle drei Sektoren verknüpft: Staat, Markt und Zivilgesellschaft, also 1) Politik und Verwaltung, 2) Wirtschaftstreibende und 3) Einzelpersonen und Kulturinitaitiven.

Bei solchen Themen schweben gerne alte Klischees im Raum, daß Künstler dies nicht leisten könnten und das nicht mit ihrem Tun vereinbar sei etc. Dieses Gedanken-Gerümpel haben wir gleich entsorgt. Die Professionals, also Freischaffende, sind EPU, sind „Einpersonen-Unternehmen“, mit den ganz banalen Anforderungen jedes EPU und wer denen nicht gerecht werden kann, verschwindet vom Markt. Das ist so klar wie unsentimental. Die Befassung mit Kunst konstituiert da keinerlei Sonderstatus.

Und andere, die sich aus persönlicher Passion in ihrer Freizeit der Kunst widmen, sind dadurch nicht daran gehindert, jenes bißchen Know how zu erwerben, das nötig ist, um in einem Kollektiv Kulturschaffender mehr Eigenverantwortung zu übernehmen, als es viele bisher in Betracht gezogen haben.

Wie gesagt, davon ausgehend versprechen wir uns, aus eigener Kraft ein Organisationsniveau zu erreichen, das es Leuten aus der Politik, der Verwaltung und der Wirtschaft attraktiv erscheinen läßt, mit uns zu kooperieren und Kofinanzierungen einzubringen.

Hierzi hat mich übrigens nun informell unterrichtet, daß der Kulturausschuß unser aktuelles Ansuchen einstimmig angenommen hat. Damit ist ein neuer Modus eingeführt, der sich bewähren sollte. Ein Zitat aus unserem Ansuchen:

[…] Ich möchte Sie namens des Vereins “kunst ost” ersuchen, mit uns kulturpolitisches Neuland zu betreten. Gleisdorf war nun über Jahre der Angelpunkt einiger Innovationen im Kulturbereich. Wir würden das gerne in eine neue Phase überleiten und zu einem Beispiel von „best practice“ entwickeln, welches nicht nur steiermarkweit Gewicht hat, sondern EU-weit zur Debatte stehen kann.

Damit ist eine Kooperationssituation gemeint, in der die Stadt Gleisdorf an einem Kulturschaffen teilnimmt, das sich prozeßhaft entfaltet. Es wird nicht über die eine oder andere einzelne Veranstaltung realisiert, sondern über Ihre Unterstützung einer gesamten Jahrestätigkeit des Vereins. […]

Gleisdorf hat sich also nun mit uns auf einen Weg begeben, im Kulturbereich Verfahrensweisen zu erproben, die hier noch nicht gepflegt wurden. Wir verlassen damit eindeutig den altgedienten Modus, indem Menschen von den Kommunen Dienstleistungen und Subventionen erwarten, und gehen auf ein Feld, wo wir uns in Augenhöhe begegnen und gemeinsame Vorhaben erarbeiten.

Der nächste Abschnitt

Mit “kunst ost” entstand das überhaupt erste LEADER-Kulturprojekt der Steiermark. Eine Besonderheit, da dieses EU-Programm davor dem landwirtschaftlichen Bereich, den Kommunen und regionalen Firmen gewidmet war, nicht den Kulturinitaiativen und der Gegenwartskunst.

Während andere Verfahrensweisen darauf zielen, möglichst viele Personen und Formationen unter ein gemeinsames Dach zu holen, bemühen wir uns, kulturpolitisches Neuland zu betreten. Das heißt, wir forcieren die Bildung und Konsolidierung völlig eigenständiger Gruppierungen, die in sich autonom bleiben.

Das bedeutet auch, wir haben keineswegs vor, als „kunst ost“ über Quantität zu punkten, sondern über kontinuierliche Prozesse, die im regionalen Leben wirken.

Ein gemeinsames Auftreten mit „kunst ost“, beziehungsweise unter dem Signum von „kunst ost“, erfolgt jeweils nur temporär, projektbezogen. Das geschieht von Mal zu Mal mit einer generellen Themenstellung, die wir in ihren möglichen Aspekten gemeinsam bearbeiten.

Damit haben wir heuer einen neuen Status quo erreicht, der sehr vielversprechend ist. Ich denke, dieses Mehr an Eigenverantwortung bringt ein Mehr an Engagement. Das wiederum dürfte Kommunen in den krisenhaften Budgetsituationen eher dazu bewegen, Kofinanzierungen einzubringen. Außerdem haben wir für die jeweils gewählten Zeitfenster und Vorhaben ein großes Maß an wechselseitig verfügbaren Ressourcen im Spiel.

Das bedeutet, die einzelnen „Kleingruppen“ („location crews“) verstärken sich in diesem begrenzten Miteinander gegenseitig, ohne darin ihre Autonomie zu schmälern. Daraus sollten ausreichend positive Arbeitserfahrungen entstehen, damit zukünftige Kooperationsbereitschaft zunimmt.

Wir würden das inzwischen gerne in eine neue Phase überleiten und zu einem Beispiel von „best practice“ entwickeln, welches nicht nur steiermarkweit Gewicht hat, sondern EU-weit zur Debatte stehen kann. Ich denke, diesen neuen Abschnitt haben wir inzwischen schon betreten.

Die Formationen für dsas kommende „April-Festival“: [link]

Selbstermächtigung und Autonomie

Ich erlebe in diesen Tagen, daß sich einer der wichtigsten Arbeitsinhalte von „kunst ost“ auf breiterer Ebene einlöst. Der Schritt zu Selbstermächtigung und Autonomie auf einer kollektiven Ebene. Das bedeutet, es haben sich nun einige eigenständige „location crews“ formiert, die ihren Part für das kommende „April-Festival“ [link] vollkommen nach eigenen Vorstellungen gestalten; in Korrespondenz mit der generellen Themenstellung.

Winfried Lehmann ist die Schlüsselperson der neuen Ludersdorfer Gruppe

Die jüngste dieser Formationen ist gerade in Ludersdorf entstanden. Da hat Winfried Lehmann die Aufgaben der „Schlüsselperson“ übernommen: [link] Heute werde ich noch eine Gruppe im Raum St. Ruprecht besuchen, die Interesse gezeigt hat, sich einzubringen.

Ich denke, in diesen Zeiten, wo Kommunen so vielfältig belastet sind, ist das ein vielversprechendes Konzept, wenn kulturell engagierte Leute solche Art von Eigenverantwortung zeigen. Auf die Art wird es sich am ehesten erreichen lassen, daß auch die Gemeinden zu den Vorhaben etwas beitragen.

Außerdem bedeutet diese Form der Kooperation, mit der wir hier beschäftigt sind, daß ein gemeinsamer und wechselseitiger Nutzen von in Summe erheblichen Ressourcen möglich wird. Auf die Weise kann überdies ausgelotet werden, was „bottom up“ in der regionalen Praxis konkret bedeuten soll.

„BürgerInnenbeteiligung“ ist ja leicht gesagt und klingt gut. Aber die letzten Jahre haben uns gezeigt, da müssen BEIDE Seiten erst üben und lernen, wie wir damit am besten umgehen. Für „kunst ost“ dürfen wir geltend machen: Darüber wissen wir heute sehr viel mehr als noch vor drei Jahren.

Die laufende Verständigung zwischen den verschiedenen Bereichen des Kulturgeschehens ist unverzichtbar! Karl Bauer (links, Kulturausschuß der Gemeinde Gleisdorf) und Wolfgang Seereiter („werkstatt gleisdorf: zeitgeschichte + kultur“)

Solche Überlegungen werden wohl auch Gegenstand einiger Erörterungen sein, die von LEADER-Kulturleuten der ganzen Steiermark angestellt werden. Zur Erinnerung, LEADER ist ein EU-Programm, das ursprünglich der Regionalentwicklung und auch dem agrarischen Bereich gewidmet war.

Die Steiermark hat als einziges Bundesland einen Kulturbereich in dieses Programm einbezogen: [link] Die LEADER-Kulturleute treffen sich einige Male pro Jahr, kommenden April in Gleisdorf: [link]

Und als Nachsatz zur jüngsten „KWW-Session“ [link], weil das ja auch für diese Arbeit hier Gewicht hat: Es wurde offensichtlich, Identität ist kein Zustand, sondern ein Ensemble von Relationen und ein Prozeß. Wenn wir mit dieser Kategorie „Identität“ arbeiten wollen, erweist sich gelingende Kommunikation als Hauptereignis von zentraler Bedeutung.

Komplementäre Momente

Das nennen ich wirklich gute Nachrichten! Malerin Irmgard Hierzer, Schlüsselperson einer „location crew“ für das kommende „April-Festival“, schrieb mir eben:

“noch etwas: die kleine gruppe ist so richtig angenehm. jeder leistet seinen beitrag, es ist für mich eine total schöne ZUSAMMENARBEIT“

Das bedeutet, wir haben nun mehrere kleine Formationen, die in sich völlig autonom arbeiten, was dann auch heißt: Der eigenen Chemie entsprechend und folgend. Das führt zu sehr unterschiedlichen Ensembles. Ich bin überzeugt, daß dieser Modus für die nahe Zukunft äußerst vielversprechend ist.

Das Foto für diese Station stammt von Christian Strassegger

Somit bekommt das „April-Festival“ voraussichtlich eine Stabilität, die sich als sehr wertvoll erweisen wird. Denn das bedeutet auch, es können sich kontroversielle Ansichten und Vorstellungen formieren, die dann NICHT in einer Plenar-Situation aufeinanderprallen müssen, sondern die sich in eigenständigen Stationen bewähren mögen, um so letztlich zu einander komplementär zu wirken.

Das sollte auch bedeuten, wo Konfrontation unverzichtbar erscheint, ereignet sie sich zwischen den Ideen und nicht zwischen den Menschen, die diese Ideen vertreten. (Ich hoffe, der grundlegende Unterschied in dieser Gewichtung wird deutlich.)

Das Augenmerk auf komplementäre Entwicklungen drückt sich auch in der thematischen Orientierung jener „location crew“ aus:
8 Künstler
8 Leben
8 Versuche zur PRAXIS DER ZUVERSICHT
[link]

Ein anderer Bereich, der sich konzeptionell gerade sehr gut einlöst, ist unsere Kooperation „KWW – Kunst Wirtschaft Wissenschaft“: [link] Zur dritten Session in dieser Serie haben wir augenblicklich für das Podium drei Zusagen, die eine äußerst interessante Kombination ergeben.

Hans Meister (links) im Gespräch mit Karl Bauer

Johann Baumgartner [link] leitet den Kulturbereich im Grazer „Raiffeisenhof“. Hans Meister, vormals Vizebürgermeister und Kulturreferent von Pischelsdorf, unterrichtet in der Obstbaufachschule Wetzawinkel: [link] Otto Sapper, aktiver Landwirt im Nebenerwerb, ist der Geschätftsstellenleiter der „WOCHE“ Gleisdorf: [link]

In dieser Arbeitsreihe möchte ich zu mehr Klarheit finden, WAS die Prioritäten und Fragestellungen in anderen Metiers sind, um so nicht nur ein wechselseitiges Kennenlernen voranzubringen, sondern auch besser sehen zu können, worin Kooperation denkbar und wünschenswert wäre.

Kooperation bedeutet unter anderem, Ressourcen zu teilen, um für gemeinsam gewählte Aufgaben besser gerüstet zu sein. Ein Denkansatz, den ich zum Beispiel im aktuellen Diskurs rund um das Grazer „Künstlerhaus“ kaum finden kann: [link]

Ich hab hier in einem vorigen Eintrag notiert:
“Zurück zur Frage der Begegnung mit Leuten aus anderen Metiers und zu Fragen der Kooperation. Das ist für mich nämlich eines der Schlüsselwörter, wenn wir a) aus den Posen gebeugter Bittsteller und b) aus den Verknappungen durch jüngste Krisenfälle herauskommen wollen. Kooperation als die Grundlage von Kofinanzierung statt Förderung.“ [Quelle]

Dieser Orientierung zu folgen handelt nicht bloß von der Frage, was wir als Kunst- und Kulturschaffende brauchen, um UNSERE Ideen umzusetzen, sie handelt AUCH von der Frage, warum und wodurch andere mit uns zu tun haben sollen. Darauf brauchen wir konkrete Antworten…

2012 ist klar

Das kommende „April-Festival“ [link] ist nun nächster größerer Orientierungspunkt für die aktuelle Arbeitsweise bei „kunst ost“. Zentraler Angelpunkt des Geschehens ist eine „Location Crew“, eine in sich autonome Formation, die sich einem selbstgewählten Aspekt des Generalthemas widmet. (In Zukunft sollte es mehrere solche autonomen Einheiten geben.)

Irmgard Hierzer (links, neben Mirjana Peitler-Selakov) ist die Schlüsselperson der ersten eigenständigen „Location Crew“ von „kunst ost“

Die Kleingruppe hat sich gestern konkret formiert. Das bedeutet, hier ist ein künstlerischer Schwerpunkt fixiert, der NICHT als Sammelbecken für andere Interessierte dient, sondern ein Beispiel gibt, wie sich AUCH andere untereinander verständigen sollten, um einen Beitrag zum Generalthema zu erarbeiten.

Die „Location Crew“ ist dem Verein „kunst ost“ verbunden und bekommt von daher angemessenen Support. Einen anderen Modus demonstriert die „Malwerkstatt Gleisdorf“. Das ist eine völlig eigenständige Initiative von Kreativen, deren aktuelle Vorhaben im April 2012 einen Schnittpunkt mit unseren finden. Hier entsteht eine temporäre Kooperation mit „kunst ost“, die wir unter anderem in einer kleinen Kulturkonferenz einlösen werden. Siehe dazu: [link]

Im Themenzusammenhang „Tage der agrarischen Welt“ hat ferner ein „reisendes Quintett“ zusammengefunden, das augenblicklich mit Basisarbeit befaßt ist, mit Firmenbesuchen, bei denen erst einmal grundlegende Gespräche geführt werden. Schlüsselperson dieses Quintetts ist Karl Bauer. Siehe dazu den vorherigen Link und: [link]

Georg Enzinger und Michaela Knittelfelder-Lang

Einen speziellen Schwerpunkt ergibt unser wiederkehrender „Frauenmonat“ mit dem Fokus auf „Frauen, Macht und Technik“. Schlüsselperson ist dabei Mirjana Peitler-Selakov, die schon am Programm für 2012 arbeitet. Siehe dazu: [link] Damit ist unser Themenbogen, wie wir ihn für die Region definiert haben, konkret markiert: „Zwischen Landwirtschaft und High Tech“; siehe: [link]

So haben wir auch eine klare inhaltliche Orientierung für allfällige Beiträge zum regionalen Prozeß „Vision 2050“: [link] Dieser gedanklich Blick hinter nächste Horizonte berührt auch unsere Kooperation mit der „Sammlung Wolf“ (Schlüsselperson: Martin Krusche), in der wir über einen mehrjährigen Prozeß einen speziellen Akzent zum Thema Steirische Gegenwartskunst setzen möchten: [link]

Das werden wir im Herbst 2012 mit einem großen Symposion an die Öffentlichkeit tragen. Auf die Art ist der Jahreslauf 2012 nun einmal in Arbeitsvorhaben dargestellt. Wer auf diese oder jene Weise an der Mitwirkung Interesse hat, ist eingeladen, sich bei den laufenden Plenartreffen mit seinen/ihren Vorstellungen einzubringen. Die werden stets hier avisiert: [link]

Ich darf erneut empfehlen, sich für mögliche Vorhaben ganz eigenständig mit möglichen Kooperationspartnerinnen und -partnern in Verbindung zu setzen. Wir werden solche Kleingruppen gerne anlaßbezogen mit dem größeren Ganzen verknüpfen und gemäß unseren Möglichkeiten unterstützen.

Förderung oder Kooperation?

Die aktuelle Ausdifferenzierung von „kunst ost“ schreitet voran. Aus dem Umfeld der „Kulturspange“ hat sich nun ein Team (Fickel, Flekatsch, Krusche, Peitler-Selakov) zum Schwerpunkt „Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft“ herauskristallisiert, das augenblicklich schon einmal via „Facebook“ an die Öffentlichkeit tritt: KWW [link]

Die nächste größere Zusammenkunft wird am 25. Jänner 2012 stattfinden und öffentlich zugänglich sein. Die Themenstellung lautet „Regionale Identität: eine Illusion oder unsere Wirklichkeit?“ [link]

Ein anderes Team ist auf der „Reise über die Dörfer“ und besucht Betriebe, um in laufenden Gesprächen einen verfeinerten Eindruck zu erarbeiten, was genau die Themen der Region seien, soweit das einige maßgebliche Akteurinnen und Akteure der Wirtschaftswelt angeht. (Das Team: Bauer, Knittelfelder-Lang, Krusche, Peitler-Selakov und Strassegger.)

Diese Arbeit, als Work in Progress angelegt, liefert uns klarere Vorstellungen, womit wir es in der Begegnung mit Wirtschaftstreibenden zu tun haben. Es herrscht nach unserer Erfahrung unter den Kulturschaffenden der Region noch viel zu wenig Kenntnis dieser anderen Milieus, vice versa.

In den nächsten Tagen trifft sich eine Gleisdorfer „Location Crew“ zur Projektbesprechung, wodurch nun die neue Struktur für die Ebene regionaler Kunstpräsentation ihre konkrete Form erlangt. Das soll beispielgebend für andere Kunstschaffende sein, die im Rahmen von „kunst ost“ Präsenz zeigen wollen.

Gernot Schrampf ("Malwerkstatt Gleisdof") und Sigrid Meister ("Musuem im Rathaus")

Es gibt aber auch noch weitere Optionen. Etwa daß sich eine vollkommen eigenständige Formation in ein Projekt einbringt. Das wird 2012 beispielsweise die „Malwerkstatt Gleisdorf“ machen, die einen eigenen Part entwirft und realisiert, dabei aber mit dem Kernbereich von „kunst ost“ kooperiert.

Zwischen den praxisbezogenen Angelegenheiten haben wir auch grundlegendere Dinge zu bearbeiten. Zwei von diesen drei Logos dürften in der Steiermark einigermaßen geläufig sein, nämlich jene, wo es um 25 Prozent Kulturbudget rauf oder runter geht. Das dritte Logo, dem Thema „no culture no future“ gewidmet, ist bei uns nicht so populär. Warum?

Es handelt nicht nur von einer kritischen Prüfung der Gesamtsituation des Kulturbetriebes, sondern auch von einer Selbstreflexion, die Konsequenzen verlangen würde. Im Sinne von: „die anderen zwei zeichen handeln in der steiermark vor allem davon, EINER der drei instanzen etwas zuzurufen; im sinne von: wenn IHR euer verhalten ändert, werden UNSERE angelegenheiten in ordnung kommen.“ Weite Details dazu: [link] In diesem Zusammenhang sollte klar sein, wir setzen nicht auf Förderung, sondern auf Kooperation.

Michael Toson mit Prototypen seiner Bastelbogen-Autos

Aber es geht bei uns gerade auch um lustigere Themen. Das „Kuratorium für triviale Mythen“ bringt in wenigen Tagen eine kuriose Publikation heraus. Techniker Michael Toson und Graphic Novelist Jörg Vogeltanz haben in Kooperation eine Serie von Ausschneidebögen gestaltet. Die repräsentieren ein Stück Sozial- und Mobilitätsgeschichte, welche auch in einem erläuternden Text skizziert wird.