Das Aprilfestival (Wie etwas begann)
Das Aprilfestival wurzelt in der langjährigen Arbeit von Kunst Ost. Dabei waren zwei Kunstveranstaltungen (2008 und 2009) wegweisend, die bewußt dezentral angelegt wurden, um den Bezirk zu durchlaufen.

Das Aprilfestival (Wie etwas begann)
Das Aprilfestival wurzelt in der langjährigen Arbeit von Kunst Ost. Dabei waren zwei Kunstveranstaltungen (2008 und 2009) wegweisend, die bewußt dezentral angelegt wurden, um den Bezirk zu durchlaufen.
Netzwerke und prozeßhafte Arbeit, Teil I
Was ich vor Jahren als Kulturpakt Gleisdorf konzipiert und eingeführt habe, hielt bis ins erste Quartal 2015, um dann etwas völlig anderes zu werden. Was es 2013 und 2014 war, verdankt sich der konzeptionellen Leistung und kontinuierliche Umsetzung dr Kulturinitiativen Kultur.at und Kunst Ost.
Dies ist das letzte der oststeirischen April-Festivals als Teil eines mehrjährigen Projektes. Im Jahr 2006 begann die Kunstformation kultur.at mit einem kulturpolitischen Experiment, auf das sich die Stadt Gleisdorf einließ.
Wir haben im Jahr 2007 unsere erste Kooperation mit dem Festival „steirischer herbst“ realisiert. Das war die Vorläufer-Phase von „the track“, welche damals unter dem Titel „next code“ lief. Die Grundüberlegung jener Phase hatte ich an der Tatsache festgemacht, daß wir im 20. Jahrhundert die Codes des 19. ausdifferenziert und gründlich erprobt hatten, was auf der Schattenseite vor allem mit zwei Orten verbunden ist: Auschwitz und Srebrenica.
Ich mag die Vorstellung sehr, daß das zehnte Jahr meines Langzeitprojektes („the long distance howl“) ausgerechnet in Serbien begann, um von da her auf das Jahr 2014 zuzugehen. Aber jetzt muß erst einmal 2013 durchmessen werden.
Das Jahr endet für mich, für uns, mit einer Station im serbischen Novi Sad, wo unsere mehrjährige Zusammenarbeit mit der „Art Klinika“ nun einen bemerkenswerten Punkt passiert.
Zur Vorgeschichte: Ein Eintrag vom 10. Dezember 2010 erzählt vom Auftakt zur „Schock-Allianz“ und von unserer ersten Session im Rahmen der „talking communities“: [link] Das handelt in der Folge auch von einigen Markierungen und weiterführenden Prozessen: [link]
Wer unsere Arbeit über die Jahre verfolgt hat, wird — bewußt oder unbewußt — ein Thema immer wieder entdeckt haben. Etwa 2005, als der Abschnitt „next code“ startklar wurde, ging es auf jeden Fall schon um „Die Außenhaut der Innenstadt“.
Heute haben wir im Rahmen der „talking communities“ unsere Session mit Kulturwissenschafter Günther Marchner realisiert. Das ist ein Stück Diskursarbeit zur Reflexion darüber, wo ein Teil unserer Arbeit angelangt sei, wo die Aktivitäten hinzielen und was das mit eigenständiger Regionalentwicklung zu tun habe.
Kulturelles Engagement auf der Höhe der Zeit
Aber nun kurz zurück zu den klar erinnerbaren Anfängen von kunst ost, in erster Schreibweise noch kunst O.ST, was auf den Regionsbegriff „Oststeiermark“ verwies. Rückblickend läßt sich ein Abend konstituierender Ereignisse markieren. Der 6. März 2007: [link]
Wir hatten bei kultur.at zu der Zeit eine Kooperation mit dem Festival steirischer herbst erreicht, um so im Herbst 2007 einen Kunstakzent von internationaler Relevanz zu realisieren. Der Auftakt dazu war für 16. März festgesetzt: [link] Im Mai folgte, als Zwischenschritt, die kleine Ausstellung „Nobody Want’s To Be Nobody“.
Das eingangs erwähnte Treffen vom 6. März hatte ich als eine Einladung an regionale Kräfte konzipiert, mit einem Auftritt an die Herbst-Geschichte anzudocken und ein Gesamtereignis herbeizuführen, in dem internationale und regionale Kräfte in Wechselwirkung kamen.
Das war also 2007 gewissermaßen die Vorläufersituation zum aktuellen Programmschema, in dem diese zwei Positionen allerdings heute geteilt sind: Regionale Kräfte im ersten Halbjahr (April-Festival), internationaler Kontext im zweiten Halbjahr.
Ende März 2007 hatte ich außerdem noch ein Gespräch in Weiz erwirkt, bei dem wir eine mögliche Kooperation Kulturschaffender quer durch die Region erörterten: [link] Das war die kulturpolitische Ebene; mit einigen Konsequenzen, die ich damals nicht einmal geahnt habe, denn es sollte später noch für erhebliche Unruhe sorgen, daß unser Arbeitsansatz der regionalen Kulturpolitik ganz neue Optionen zumutete: [link]
Für die Ebene der primären Kräfte hatte ich einen „Dreisprung“ vorgeschlagen. Es ging mir darum, daß wir in drei festgelegten Schritten innerhalb von drei Jahren die praktische Kooperation üben konnten und innerhalb der Region schrittweise wachsen würden; falls alles gut ging. Die „1 von 3“ trug den Titel „next code: flow“ und ging im November 2007 auf dem Weizberg über die Bühne: [link]
Mit der „2 von 3“ im Jahr 2008 waren wir bei den konzeptionellen Grundlagen des April-Festivals angelangt: [link] 2009 folgte die „3 von 3“ und 2010 hatte ich mit der ganzen Geschichte einen Status quo erreicht, der uns neue Möglichkeiten bot, weil kunst ost inzwischen zu einem LEADER-Kulturprojekt geworden war; weshalb wir es aus kultur.at auslagerten und als eigenständige Rechtsperson aufstellten. Hier eine kleine Zusammenfassung dieser Schritte: [link]
Ich denke, einer der wichtigsten Aspekten dieses Prozesses lag darin, regionale und internationale Kräfte in ein Wechselspiel zu bringen, so daß für die Kreativen in der Region neue Impressionen und Erfahrungen zum fixen Bestandteil unseres gemeinsamen Tuns wurden. Außerdem haben wir im kulturpolitischen Bereich eingelöst, was die Kommunen seit Jahren offiziell erwarten und erbitten: „Bürgerbeteiligung“, Bürgerinnen selbstverständlich eingeschlossen. Genau dieses Einlösen des Bottom up-Prinzip hat uns allerdings in manchen Gemeindestuben auch erhebliche Widerstände beschert.
Ich hab vor fast genau einem Jahr, beginnend am 21. März 2011, kurz zusammengefaßt, wo wir damals gerade mit kunst ost standen: [link] Es war das „Krisenjahr“, in dem die bestürzenden Budgeteinbrüche der Kommunen voll zur Wirkung kamen. Die weltweiten Krisen von 2008/2009 hatten voll zu uns durchgeschlagen, gerade im Kulturbereich wurde bedenkenlos gekürzt.
Ich habe in sehr schöner Erinnerung, was uns als Kollektiv in diesem schwierigen Jahr gelungen ist. Für mich steht außer Zweifel, daß wir diese Ergebnisse heuer bestätigen und stabilisieren können. Nächstes Jahr wird die aktuelle LEADER-Periode enden. Diesen Zusammenhang möchte ich noch kurz erläutern.
Wir sind in einer LEADER-Region, der Energie-Region Weiz-Gleisdorf (Oststeiermark), angesiedelt. Deshalb haben wir eine grundlegende Themenstellung formuliert, die ausdrückt, was hier prägend erscheint: „Zwischen Landwirtschaft und High Tech“. In diesem Gesamtzusammenhang entfalten wir seit Jahren unsere Aktivitäten.
Was diese Region angeht, finden Sie hier weiterführende Details: [link]
Auf dem Weg zum überhaupt ersten LEADER-Kulturprojekt des Landes im Jahr 2009 hatte ich die erhebliche Freiheit, daß mir niemand sagen konnte, wie zu verfahren wäre. Es gab ein interessantes Regelwerk, das sich von der Landesebene her aus a) Sonderrichtlinien und b) einem eigenen Arbeitspapier zusammensetzte:
a) Aktionsprogramm Achse 4 LEADER [Link]
b) Sechs Punkte zum Kulturgeschehen (Gerald Gigler) [link]
Es gab meine eigenen Erfahrungen aus der Praxis mit kultur.at und dem künstlerischen Langzeitprojekt the long distance howl, dessen damaliger Abschnitt unter dem Titel next code der Suche nach neuen Codes und Vorgangsweisen im Kunstkontext gewidmet war: [link]
Ich hatte außerdem seit den 1980ern meine Erfahrungen mit den Ideen eigenständiger Regionalentwicklung. Von da her war klar, daß jenseits des Landeszentrums noch keinerlei kulturpolitische Konzepte bestanden, die über Gemeindegrenzen hinausreichten; wenn wir vom Veranstaltungstyp „Landesausstellung“ und dessen Folgekonzept „regionale“ absehen. Aber die sind beide top down angelegt. Mich interessierte, was für einen Künstler bottom up möglich wäre…