Schlagwort-Archiv: kuratorium für triviale mythen

Im zehnten Jahr: the long distance howl

Vor zehn Jahren haben die Vorbereitungen für das Langzeitprojekt „the long distance howl“ begonnen. Dieses Vorhaben als Beispiel einer „Kunst unter Bedingungen der Vernetzung“ entfaltete sich als komplexes Ereignisfeld wie ein ausuferndes Theaterstück, das sich auf mehreren Bühnen manifestiert; teilweise zeitgleich, meist in zeitlichen Abfolgen.

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Südost: Präzisierung

Die Konsolidierung des heurigen Herbst-Projektes „The Track: Axiom | Südost“ ist nun in Planung und Basisorganisation auf den Punkt gebracht. Reflexion, Diskurs, künstlerische Beiträge; wir sind aufgestellt, um eine anregende Grundlage für das Jahr 2014 zu erarbeiten.

Kunsthistorikerin Mirjana Peitler-Selakov (links) und "diSTRUKTURA": Milan Bisnoc und Milica Milicevic

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Individuelle Mobilität als kulturelles Thema

Unsere Session zum „Internationalen Museumstag 2013“ im Johann Puch-Museum Graz hatte als quasi Angelpunkt zur Region einen sehr wichtigen Fokus. Die regionale Themenstellung Energieautarkie und Mobilität könnte ja als rein technisch-technokratische Angelegenheit gedeutet werden; ist sie aber keinesfalls.

Peter Piffl-Percevic (rechts), Grazer Gemeinderat und praktizierender Puch-Pilot, führte durch das Museum

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Vergangenheit erinnern – Zukunft gestalten

So legt es unsere Kulturgeschichte nahe: In der Kunstpraxis bestehen wir auf Autonomie. Es hat gute Gründe, daß die Kunst frei sein soll und sich selbst ihre Aufträge gibt. In der Kulturpraxis sind die Aufgaben etwas anders verteilt.

Vom Karren zum Wagen zur Kutsche zum Automobil...

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April-Festival 2013: Organisations-Finish

Die Vorbereitungen im Kernbereich des „April-Festivals“ sind fast abgeschlossen. Künstler Helmut Rabel [link] hat ein zwölfseitiges Programmheft gestaltet, das als Innenteil des „Gleisdorfer Stadtjournal“ in über zwanzigtausend Stück rausgehen wird.

Postkarten-Entwurf von Jörg Vogeltanz

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Das Gehen, Reiten und Fahren

Das Thema „Mobilitätsgeschichte“ mußte nun eine Weile ruhen. Aber es bleibt für uns im Fokus, zumal wir heuer in Gleisdorf auf einen dichten Herbst zugehen, in dem wir die Geschichte der individuellen Mobilität über die Nutzung von Fahrzeugen näher betrachten.

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Mobilitätsgeschichte: Jubilar Johann Puch

Im Zeichen der Marke Puch sind nicht mehrere, sondern viele Generationen mit dem Straßenverkehr vertraut geworden. Fahrräder, Mopeds, Roller, Motorräder und Automobile der Steyr-Daimler-Puch AG haben bis heute einen exzellenten Ruf, obwohl es die ursprünglichen Produktionen längst nicht mehr gibt.

Der Namenspatron Johann Puch, ein gewesener Keuschlerbub, welcher es in Graz zum Fabrikanten gebracht hat, starb 1914: [link] Sein Tun hatte also mit den Nachkriegsprodukten keinerlei direkte Verbindung. Es waren allerdings die Qualitätsstandards, die Vielseitigkeit des Altmeisters und seine Erfolge im Alltagsgebrauch der Fahrzeuge wie im Rennsport, die als wegweisend galten.

Die Drehbank ist ein Original aus der Werkstatt des Johann Puch

Am 27. Juni 2012 jährt sich Puchs Geburtstag zum 150. Mal. Das wird der Anlaß zur Wiedereröffnung des Grazer Puch-Museums. Damit haben wir im „Kuratorium für triviale Mythen“ zwei gewichtige Aspekte im Fokus.

a) Am Beispiel Puch läßt sich Sozial- und Mobilitätsgeschichte darstellen und nachvollziehen, wie sie in genau jenen 150 Jahren das Antlitz der Welt verändert haben und eine davor völlig unbekannte Massenkultur hervorbrachten.
b) Mit dem einstigen Untersteirer Puch und den regionalen Konsequenzen seiner Karriere ist dieser Geschichtskomplex eng an die Steiermark gebunden, hat also ein geografisches Bezugsfeld ersten Ranges, in dem wir Einblicke erhalten können, die anderorts so nicht möglich sind.

Wir arbeiten ja schon eine Weile an diesem Themenkomplex, inwischen auch zum Grazer Museum hin verzweigt, das teils völlig einzigartige Artefakte und Archivalien birgt.

Die neue Website des Grazer Puch-Museums ist in Betrieb

Momentan baue ich für das Museum zur Neueröffnung gerade dessen neue Website auf: [link] Das bringt nicht nur einen Nutzen fürs Haus, es ist auch ein Stück praktischer Erfahrungsstrecke, um einiges zu klären, auf welche Arten sich Zentrum-Provinz-Beziehungen (und vice versa) zwischen kulturellen Einrichtungen gestalten lassen.

Ja, ich weiß, das ist jetzt noch kein „Pool der Wissenschaft“. Aber es ist ein Angelpunkt, ein Umschlagplatz, an dem akademische, allgemein kulturelle und triviale Interessenslagen in eine nützliche Wechselbeziehung kommen können. Es geht mir um eben diese Mischung. Es geht uns zur Zeit ganz wesentlich um die Frage,
a) warum und
b) falls je: wie
in der Praxis Kunst, Kultur und Wissenschaft mit einander längerfristig zu tun haben können/sollten.

Dabei würden uns keinerlei an Haaren herbeigezogene Gründe etwas nützen. Wir müssen an sehr konkreten Gegebeneheiten ansetzen; was hiermit geschieht.

— [die feierlichkeiten]–
— [die gefolgschaft des ikarus] —

TIP: Bernhard Kober stellt aus

Bevor ich Bernhard Kober näher kannte und längst bevor er zu einem frühen Akteur des kuratoriums für triviale mythen wurde, habe ich ihn als Fotograf wahrgenommen. Und zwar in der Gleisdorfer Galerie einraum. Das ist nun etliche Jahre her.

Damals war die Themenstellung „Vom Mythos zum Fetisch zur Kunst“ im Raum, verschiedene Querverbindungen lagen an: [link]

Kober by Kober

Seither hat Kober höchst unterschiedliche Aktivitäten gesetzt. Eine der brisantesten ist die Serie von Radrennen in Altbauwohnungen: [link]

Nun ist Kober wieder einmal mit einer Fotoausstellung präsent. Dabei geht er in ein gravierendes Thema. Kober: Unsere Gesellschaft erhöht den Druck in allen Bereichen, beruflich, sozial, wirtschaftlich. Dieser Druck löst Angst aus. Angst nicht zu genügen, Angst davor zu Wenig zu haben, Vorstellungen nicht zu entsprechen u.v.m. Genau diese Gesellschaft aber lagert das Problem Angst zum Individuum aus.

Das Fehlen familiärer Netzwerke, lose zwischenmenschliche Beziehungen und wieder der Druck in den Medien ‚immer gut drauf’, ‚selbstbewußt’, ‚sorgenfrei’ und ‚fit’ zu sein lasest uns allein mit unseren Ängsten. Ängste die bei uns allen ähnlich sind, aber durch das Verdrängen, Marginalisieren oder Ignorieren die Distanz zwischen Menschen vergrößert.

Angst, du auch?
Photographien von und mit Bernhard Kober

Galerie einraum
Bürgergasse 12
8200 Gleisdorf
2. bis 30. Juni 2012

Vernissage: Samstag, 2. Juni 2012, 18:00 Uhr

Es wird gegrillt, bitte Grillgut selbst mitbringen!

Tage der Reflexion

Das „April-Festival“ [link] liegt hinter uns, hat sich quer durch die Region ereignet, und die Serie der Veranstaltungen ist im Landeszentrum verklungen. Die Session unseres Kuratoriums für triviale Mythen setzte einen besonderen Akzent in einem Denkmal der heimischen Industriegeschichte, wo nächsten Monat das neu adaptierte Johann Puch-Museum eröffnet wird: [link]

Unsere Session im ehemaligen "Einser-Werk" von Johann Puch

Wie schon erwähnt, das Festival war heuer zur Hälfte der Kunstpräsentation und zur anderen dem Gewinn an Know how gewidmet. Unsere Reihe „Talking Communities“ bringt laufend Inputs von außen. Einen Teil davon können Sie als Soundfiles (MP3) downloaden und in Ruhe noch einmal durchgehen, was an den Abenden zur Debatte stand.

So sind etwa die wichtigsten Statements von Michael Narodoslawsky (Institut für Prozess- und Partikeltechnik, TU Graz) in zwei kleinen Serien verfügbar: [Serie #1] [Serie #2] In Summe ein klares Plädoyer für die Langsamkeit grundlegender Prozesse der Meinungsbildung. Außerdem voll interessanter Hinweise darauf, wie wir über unsere Debatten zeitgemäße Formen des „Öffentlichen Raumes“ konstituieren.

Michael Narodoslawsky

Bei einer anderen Diskussion tauchte erneut die Idee auf, KUNST sei etwas LEBENSFREMDES, wenn sie angesichts gesellschaftlicher Probleme nicht zurücktrete und ihre Budgets für „wichtigere“ Agenda verfügbar mache. Genau DAS ist nämlich die Botschaft, die uns erreicht, wenn etwa mit trinkfreudigen Teenagern argumentiert wird, die als zügellose Party-Kinder den Erwachsenen Sorgen bereiten.

Warum sollte die Gegenwartskunst dafür einstehen? Warum kommt jemand auf die Idee, Kunst sei ein „Mittel um zu…?“ In der Sache sind noch klärende Debatten ausständig. Hier auf jeden Fall ein klares Statement GEGEN die unakzeptable Vorstellung, Kunstpraxis müsse ihre Legitimation im Bearbeiten sozialer Defizite beweisen: [link]

Zum eingangs erwähnten Abend des Kuratoriums für triviale Mythen, bei dem es um das Thema Mobilitätsgeschichte am Beispiel „Puch“ ging, ist auch ein Live-Mitschnitt verfügbar: [link] Weitere Tondokumenten werden demnächst verfügbar sein. Hie ein kleiner Gesamtüberblick des jüngeren Bestandes: [link]

Vision 2050: Die Ausgangspunkte klären

Wir haben bei kunst ost einen Arbeitsschwerpunkt, der den Bereichen Sozialgeschichte und Mobilitätsgeschichte gewidmet ist. Diesen Fokus betreut unser „Kuratorium für triviale Mythen“. In derlei Zusammenhängen liegt die zeitlich gut überschaubare Entwicklung von Untertanen der Feudalzeit zu Bürgerinnen und Bürgern einer völlig neu geordneten Massengesellschaft.

Die Untertanenbefreiung erfolgte formell 1848, die Monarchie endete 1919, der Beginn einer neuen Massenkultur läßt sich in unserem Lebensraum in den Jahren 1933/34 festmachen. Das herausragende Kräftespiel dieser Zeiten war die industrielle Revolution (und der Faschismus), dem dann zu unseren Lebzeiten eine elektronische Revolution folgte.

Wir bemühen uns bei "kunst ost" höchst unterschiedliche Kompetenzen zu bündeln. Auch Dissens ist ein Gewinn.

Von der Industriemoderne in die noch höchst unscharfen Zustände einer „Wissens-„ bzw. „Informationsgesellschaft“, das handelt in Summe von irritierenden Abläufen, die sich teils in einander verschränkt, teils gegen einander gewirkt haben. Das handelt von Umwälzungen, in denen ein begabter Keuschlerbub zum Fabrikanten aufsteigen konnte. Das versprach in der Nazi-Ära einen kommenden Wohlstand, an dem alle teilhaben sollten; und der „Generalfetisch“ für dieses Heilsversprechen wurde das Automobil.

In der Folge gelang in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nur eine umfassende Massenmotorisierung, sondern auch eine Dimension der individuellen Freiheit und des Wohlstandes, wie beides zuvor in der gesamten Menschheitsgeschichte für diese Gesellschaft völlig unbekannt gewesen ist.

Inzwischen erleben wir allerdings ökologische und ökonomische Probleme durch die Massenmotorisierung. Wir erleben, daß Freiheit eventuell gegen Sicherheit eingetauscht werden möchte. Wir wußten, daß einst Handwerksarbeit in der aufkommenden Industriearbeit abgewertet wurde. Wir erlebten, daß auf unserem Weg zur „Wissensgesellschaft“ die Industriearbeit abgewertet wurde.

Oft arbeiten drei Generationen Kreativer in unseren Projekten zusammen

Nun erfahren wir längst, höchst irritierend, daß auch Wissensarbeit abgewertet wird; der Bedarf an Content steigt zwar enorm, aber die Preise für die dazu nötige Arbeit rutschen in den Keller.

Wenn ich noch kurz anmerken darf, daß wir seit Jahren von einer neuen Landflucht wissen, die zunimmt, haben wir als Kulturinitiative abseits des Landeszentrums gute Gründe, sehr genau zu überlegen, welche Aufgaben und Anforderungen gerade auf uns zukommen.

Mit dem heutigen April-Festival [link] haben wir einen Abschnitt erreicht, in dem ausreichend neue Klarheiten bestehen, wie es prinzipiell weitergehen soll und was aus der Krisensituation der letzten Jahren an Schlüssen zu ziehen war.

Mit „Krise“ meine ich hier die Summe der Auswirkungen, welche sich auf kommunaler Ebene gezeigt haben, nachdem 2008/2009 ein ganzes Ensemble von Vertrauens-, Banken- und sonstigen Krisen die Welt umrundet hat.

Wo das aktuell einigermaßen abgefangen und kompensiert werden konnte, droht uns nun regional neue Unruhe, weil eine steirische Verwaltungsreform, die mit 31. 12. 2014 auf den harten Punkt gekommen sein wird, die kommunalen Kräfte zunehmend nervös macht und bestehende Regionalstrukturen erschüttert.

Ich habe hier keine Alarmrufe abzusetzen, denn wer heute noch nicht alarmiert ist, wird kaum verstehen, was mich und was uns bei kunst ost gerade beschäftigt. Ich habe hier schon von Ergebnissen der Reflexion zu reden und was wir daraus für Schlüsse ziehen, um eine adäquate Praxis des kulturellen Engagements daraus zu entwickeln.

• Mittwoch, 2. Mai 2012
19:00 Uhr, Input & Arbeitsgespräch:
Vision 2050 („Talking Communities“)
Ein Themenabend mit Michael Narodoslawski (TU Graz)
Einführung: Iris Absenger-Helmli („Energie-Region Weiz-Gleisdorf“)
werkstatt gleisdorf: zeitgeschichte + kultur
im Pfarrzentrum Gleisdorf
Franz Bloder-Gasse 3, 8200 Gleisdorf [link]