Vor einem Jahr, während des April-Festivals 2011, wurde die jetzige Themenstellung deutlich greifbar. Ab dem Frühjahr 2007 hatten sich weltweit verschiedene Krisen entfaltet, Ende 2010 schlugen deren Auswirkungen bis in unser regionales Kulturgeschehen durch, haben aber vor allem soziale Bereiche erschüttert und das Folgejahr geprägt.
Das erzeugte viel Unruhe. Vor unseren Augen lösten sich allerhand Budgets in Luft auf. Sparmaßnahmen im Kulturbereich fanden österreichweit allgemein die meiste Akzeptanz; wenn auch nicht unter uns Kulturschaffenden.
Unsere nächste Kunstpostkarte zeigt eine Grafik von Michela Knittelfelder-Lang
Wir wollten uns keiner Niedergeschlagenheit ergeben, statt dessen unsere Kompetenzen bündeln, unsere Vorhaben neu ordnen. Und wir wollten ein Zeichen setzen, daß wir uns von dem, was uns wichtig ist, nicht abbringen lassen.
Hier geht es um die Qualität unser aller Leben, um Inhalte und um die Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen. Es geht um künstlerische Wege sich damit zu befassen und um eine sehr konkrete Praxis der Zuversicht. So wurde das heurige April-Festival von „kunst ost“ zu einer starken Kooperation höchst unterschiedlicher Kräfte. Es ist der Kunstpräsentation und der Wissensvermittlung gewidmet.
Dieses April-Festival drückt aus, daß ein recht kontrastreicher Kreis von Menschen Verantwortung für das kulturelle Geschehen in der Region übernommen hat und dabei nicht erst wartet, ob Funktionstragende der Kommunen in solchen Angelegenheiten aktiv werden.
Mit dieser Veranstaltung haben wir in der Oststeiermark kulturpolitisches Neuland betreten und möchten deutlich machen, daß uns inspirierte Menschen aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft willkommen sind, um in solchem Sinn weiter zusammenzuarbeiten.
Ich hab mit der Themenleiste „Die Gefolgschaft des Ikarus“ [link] nun begonnen, zentrale Grundlagen unserer Mobilitätsgeschichte kulturgeschichtlich aufzuarbeiten. Das weist übrigens auf eine Station beim kommenden „April-Festival“ hin, wo wir dieses Thema im Raum Weiz auf eine Praxisebene herholen werden: „gehen, reiten, fahren“ [link]
Mobilitätsgeschichte greifbar: Unser "Puch-Buch"
Das hat eine andere Verzweigung in einer Print-Publikation, die gerade fertig wird. In „Das Puch-Buch“ [link] (Einige Puch-Werke), gemeinsam mit Magna Steyr-Mitarbeiter Michael Toson und Graphic Novelist Jörg Vogeltanz erarbeitet, skizzieren wir das am Beispiel eines Stückes (alt-) österreichischer Konzerngeschichte, die bis in die Gegenwart Präsenz zeigt. (Dazu gibt es eine Serie von Tosons Ausschneidebögen mit den wichtigsten Fahrzeugen.)
Unsere nächste Kunstpostkarte zeigt eine Grafik von Michela Knittelfelder-Lang
Eine andere Produktion ist demnächst verfügbar. Die Ausgabe #9 in unserer Kunstkarten-Editon ist [link] gerade in Arbeit. Sie wird eine Druckgrafik von Michaela Knittelfelder-Lang zeigen.
Für das kommende „April-Festival“ kristallisiert sich nun eine interessante Struktur heraus. Wir haben eine autonome „Location Crew“ [link]im Raum Gleisdorf, die von Malerin Irmgard Hierzer koordiniert wird. Diese Formation wird einen Beitrag für das „MIR“ („Museum im Rathaus“) erarbeiten.
Wir haben eine andere autonome „Location Crew“ im Raum Pöllau bei Markt Hartmannsdorf, welche die Malerin Michaela Knittelfelder-Lang koordiniert. Die Betonung des „Autonomen“ bedeutet: Jede Formation gibt sich ihre Regeln selbst, gestaltet ihre Station eigenständig, hat sich aber dem Kernteam von „kunst ost“ auf die Themenstellung verpflichtet und ist der Drehscheibe über eine Schlüsselperson verbunden.
Malerin Michaela Knittelfelder-Lang im "Herrenhof Lamprecht"
Die Pöllauer Formation agiert ihrerseits in Kooperation mit der Markt Hartmannsdorfer Initiative „Kultur & Begegnung“ [link] Damit sind wir übrigens einmal mehr der Nachbarregion, dem „Vulkanland“, verbunden. Eine andere Option führt in eine weitere Nachbarregion, in das „Hügelland östlich von Graz“. Dort hat uns das Unternehmerpaar Jaqueline und Tino Pölzer [link] wieder eingeladen, eine Station zu gestalten. Diese Station werden wir vom Kernteam aus entwerfen.
Einen dritten Modus für das „April-Festival“ repräsentiert die „Malerwerkstatt Gleisdorf“. Gernot Schrampf koordiniert deren alljährliche Malerwochen mit Gästen aus Ungarn und Deutschland diesmal wieder in Wetzawinkel. Die Ausstellung mit den Ergebnissen findet dann im Gleisdorfer „MIR“ statt. Wir werden im Rahmen dieser Aktivitäten und in Kooperation mit der „Malerwerkstatt Gleisdorf“ in Wetzawinkel eine Kulturkonferenz realisieren.
Einige andere Teilvorhaben sind derzeit in Arbeit und werden hier ausführlicher dargestellt, sobald sie spruchreif sind. Insgesamt hat „kunst ost“ also nun eine ausdifferenzierte Struktur, in der Kooperation und Eigenengagement jene Basis ergeben, auf der wir dann mit Mitteln, die wir zu lukrieren versuchen, verstärkend wirken können.
Fotograf Franz Sattler im "Museum im Rathaus"
Dazu gehört zum Beispiel ein Abend mit dem Fotografen Franz Sattler, wo er uns zu Fragen der Blick-Kompetenz das große Kunstthema REDUKTION nahebringen wird. Wir werden nicht nur solche inhaltliche Arbeit betonen. Es geht auch um jene Zusammenhänge, die wir bei „Kunst Wirtschaft Wissenschaft“ [link] bearbeiten. Nicht zu vergessen das Quintett, das nun schon seit Monaten in Sachen „Agrarische Welt“ [link] in der Region unterwegs ist.
Daraus ergibt sich in Summe, daß dieses „April-Festival“ ein vitales Beispiel für die Wechselbeziehung von Aktion und Reflexion wird. Theorie und Praxis der Kunst, soziokulturelle Themenstellungen, Fragen zum Leben in der Region…
Das April-Festival 2012: „Leben: Die Praxis der Zuversicht“ [link]
Vision 2050: [link]
Es war vor Jahren, als wir während eines „April-Festivals“ in der Region gerade eine Vernissage in Gleisdorf absolviert hatten. Danach fanden sich etliche von uns noch in einem Lokal ein, um den Abend dort ausklingen zu lassen. Unter den anderen Gästen waren auch einige Geschäftsleute des Ortes um einen Tisch versammelt. Das brachte eine Puppenspielerin in der Runde dazu, diesen Leuten quer durch den Raum zuzubrüllen: „Die Künstla hätt’n an Durscht!“
Tage später sprach mich einer der Unternehmer auf diese Situation an und fragte mich, ob wir eigentlich ganz bei Trost seien. Es ist auch für mich einigermaßen irritierend, daß doch recht viele meiner Leute die Rolle von Gauklern, Bittstellern und Bettlern selbst wählen, was sie zugleich lautstark beklagen.
Zwischen KMU und Global Player: MIchaela Knittelfelder-Lang und Christian Strassegger auf Besuch bei "Wollsdorf Leder"
Anders ausgedrückt, es herrscht in meinem Milieu nicht gar so viel Klarheit, was man unter „Begegnung in Augenhöhe“ verstehen könnte und wie es folglich dazu kommen solle.
Warum sollte mir jemand bei eine Deal entgegenkommen, wenn ich deutlich ausdrücke, daß ich eigentlich nur mit mir beschäftigt bin und den anderen gering schätze, womöglich verachte? Außerdem sind derartige Egozentrik-Nummern im Kunstbetrieb nicht mehr ganz State of the Art. Das Genie, welches allein durch seine Gegenwart höchste Aufmerksamkeit und Zuwendung verdient, ist etwas aus der Mode gekommen.
Für den Rest an Relevanz stehen wir Kunst- und Kulturschaffende in einer langen Reihe an; mit Leuten aus dem Bildungswesen, Gesundheitswesen, Sozialbereich etc. Überall ist die grundsätzliche Wichtigkeit des Metiers für den hohen Lebensstandard Österreichs prinzipiell außer Streit gestellt. Aber betreffs der angemessenen Budgetierungen kursieren krasse Auffassungsunterschiede.
Kulturschaffende schleppen ein bescheidenes Problem mit sich: Wir haben in den letzten 20, 25 Jahren kaum etwas getan, um einen breiteren gesellschaftlichen Konsens zu erwirken, daß das, was wir tun, wichtig sei. Ich sah gerade in diesem krisenhaften Jahr 2011 allerhand Beleidigtheit darüber, daß es diesen Konsens nicht gibt. Aber ich sah kaum adäquate Antworten auf diesen Status quo.
Das dominante Reaktionsmuster war eigentlich, anderen zuzubrüllen: „Die Künstla hätt’n an Durscht!“ Und obwohl etwa das steirische Landeskulturförderungsgesetz von 2005 ein durchaus klar verständliches Regelwerk ist, obwohl die Vergabepraxis seit Jahren keinen Zweifel läßt: Kofinanzierung ja, Vollfinanzierung nein!, kommen wir nicht in die Gänge, um den Weg von der Förderung zur Kooperation wenigstens einmal konzeptionell zu schaffen.
Kooperation, das würde voraussetzen, mein Gegenüber weder tendenziell noch generell abzulehnen. Das würde auch voraussetzen, jeweils jenem „System“, mit dem man kooperieren möchte, grundsätzlich zuzustimmen. Momentan haben wir die ans Neurotische grenzende Situation, daß wir jene, die uns Ressourcen verfügbar machen, lieber ablehnen und notfalls attackieren, als sie an unsere Tische zu bitten.
Strikt KMU: Der Apotheker Richard Mayr (links) und der Ingenieur Andreas Turk
Das hat natürlich auch seine Entsprechungen hinter Gardinen, Vorhängen, verschlossenen Türen. Dort geht es dann weit weniger radikal und kämpferisch zu. Das führt zu wenisgstens zwei völlig verschiedenen Kommunikationsstilen und –inhalten einzelner Personen. Zum eigenen Milieu hin widerborstig, in widerständischer Attitüde, aber „to make a living“ bleiben dann ja nur der Markt, der Staat und das „Hotel Mama“. Also zum anderen Milieu hin verbindlich und vielleicht etwas verbogen.
Muß man die Gabe der Prophetie haben, um das für aussichtslos bis irreführend zu halten?
Klischees, Ressentiments, Feindbilder; kennen wir, haben wir. Es ist ganz bemerkenswert, was sich dagegen finden und erfahren läßt, wenn man loszieht, um Gespräche zu führen, die vorerst einmal überhaupt zu brauchbaren Annahmen führen sollen, wer es da mit wem auf welche Art zu tun bekommt. Wir haben dazu ein „Quintett auf Reisen“ formiert, welches sich dieser Mögllichkeit widmet.
Wir ersuchen darum, für einige Zeit Gäste sein und Fragen stellen zu dürfen. Es ist mehr als erstaunlich, was das auf beiden Seiten zu bewirken scheint.
P.S.:
+) Dieses „Quintett auf Reisen“ ist eine komplementäre Ebene zu „Kunst Wirtschaft Wissenschaft“: [link]
+) Es hat seinen Themenschwerpunkt momentan bei den „Tagen der agrarischen Welt“: [link]
+) Das ergibt auch Inputs für den Berech „Vision 2050“: [link]
Die aktuelle Ausdifferenzierung von „kunst ost“ schreitet voran. Aus dem Umfeld der „Kulturspange“ hat sich nun ein Team (Fickel, Flekatsch, Krusche, Peitler-Selakov) zum Schwerpunkt „Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft“ herauskristallisiert, das augenblicklich schon einmal via „Facebook“ an die Öffentlichkeit tritt: KWW [link]
Die nächste größere Zusammenkunft wird am 25. Jänner 2012 stattfinden und öffentlich zugänglich sein. Die Themenstellung lautet „Regionale Identität: eine Illusion oder unsere Wirklichkeit?“ [link]
Ein anderes Team ist auf der „Reise über die Dörfer“ und besucht Betriebe, um in laufenden Gesprächen einen verfeinerten Eindruck zu erarbeiten, was genau die Themen der Region seien, soweit das einige maßgebliche Akteurinnen und Akteure der Wirtschaftswelt angeht. (Das Team: Bauer, Knittelfelder-Lang, Krusche, Peitler-Selakov und Strassegger.)
Diese Arbeit, als Work in Progress angelegt, liefert uns klarere Vorstellungen, womit wir es in der Begegnung mit Wirtschaftstreibenden zu tun haben. Es herrscht nach unserer Erfahrung unter den Kulturschaffenden der Region noch viel zu wenig Kenntnis dieser anderen Milieus, vice versa.
In den nächsten Tagen trifft sich eine Gleisdorfer „Location Crew“ zur Projektbesprechung, wodurch nun die neue Struktur für die Ebene regionaler Kunstpräsentation ihre konkrete Form erlangt. Das soll beispielgebend für andere Kunstschaffende sein, die im Rahmen von „kunst ost“ Präsenz zeigen wollen.
Gernot Schrampf ("Malwerkstatt Gleisdof") und Sigrid Meister ("Musuem im Rathaus")
Es gibt aber auch noch weitere Optionen. Etwa daß sich eine vollkommen eigenständige Formation in ein Projekt einbringt. Das wird 2012 beispielsweise die „Malwerkstatt Gleisdorf“ machen, die einen eigenen Part entwirft und realisiert, dabei aber mit dem Kernbereich von „kunst ost“ kooperiert.
Zwischen den praxisbezogenen Angelegenheiten haben wir auch grundlegendere Dinge zu bearbeiten. Zwei von diesen drei Logos dürften in der Steiermark einigermaßen geläufig sein, nämlich jene, wo es um 25 Prozent Kulturbudget rauf oder runter geht. Das dritte Logo, dem Thema „no culture no future“ gewidmet, ist bei uns nicht so populär. Warum?
Es handelt nicht nur von einer kritischen Prüfung der Gesamtsituation des Kulturbetriebes, sondern auch von einer Selbstreflexion, die Konsequenzen verlangen würde. Im Sinne von: „die anderen zwei zeichen handeln in der steiermark vor allem davon, EINER der drei instanzen etwas zuzurufen; im sinne von: wenn IHR euer verhalten ändert, werden UNSERE angelegenheiten in ordnung kommen.“ Weite Details dazu: [link] In diesem Zusammenhang sollte klar sein, wir setzen nicht auf Förderung, sondern auf Kooperation.
Michael Toson mit Prototypen seiner Bastelbogen-Autos
Aber es geht bei uns gerade auch um lustigere Themen. Das „Kuratorium für triviale Mythen“ bringt in wenigen Tagen eine kuriose Publikation heraus. Techniker Michael Toson und Graphic Novelist Jörg Vogeltanz haben in Kooperation eine Serie von Ausschneidebögen gestaltet. Die repräsentieren ein Stück Sozial- und Mobilitätsgeschichte, welche auch in einem erläuternden Text skizziert wird.
Lokal, regional, national… klar, fehlt noch international. Die Aktivitäten von „kunst ost“ sollten schrittweise eine Relevanz in all diesen Aktions-Radien entwickeln. Das verlangt Prozesse, in denen ZEIT ein enorm wichtiger Faktor ist. Und natürlich Kommunikation.
Es scheint auch, daß einige Funktionstragende der Kommunen zu verstehen beginnen, es habe einen WERT, solche Prozesse zu entwickeln und zu betreuen, Kulturarbeit solle nicht NUR in Events bzw. eröffenbare Veranstaltungen münden.
Mit dem Themenfokus KWW (Kunst Wirtschaft Wissenschaft) haben wir gerade eine Arbeitsbereich fix konstituiert, der vor allem einmal auf lokale und regionale Wirkung zielt. Siehe: [link] Das zuständige Team (Fickel, Flekatsch, Krusche, Peitler-Selakov) wird dazu am 25. Jänner 2012 in der Oststeiermark einen weiteren Akzent setzen.
Von links: Fotograf Christian Strassegger, Zuchtleiterin Johanna Winkler, Assistent Jure Kolaric, Tierarzt Karl Bauer
Eine andere Formation ist auf Tour über die Dörfer, um in Gesprächen mit höchst unterschiedlichen Menschen in größeren Unternehmen überhaupt erst einmal zu erfahren, womit wir es da wirtschaftlich in der Region konkret zu tun haben. Wir erleben in diesen Gesprächen, daß hier Kompetenzen wirken, die uns zu Facetten führen, auf die wir selbst teilweise nie gekommen wären. So wie kürzlich in der Lederfabrik Wollsdorf: [link] Oder jüngst bei der „Saatzucht Gleisdorf“: [link]
Dieses Team sind Tierarzt Karl Bauer, Malerin Michaela Knittelfelder-Lang, Künstler Martin Krusche, Kunsthistorikerin Mirjana Peitler-Selakov und Fotograf Christian Strassegger.
Die Kooperation mit Kunstsammler Erich Wolf und unser Ziel, eine regionale Plattform von internationalem Rang aufzubauen, welche der steirischen Gegenwartskunst gewidmet ist, habe ich schon mehrfach erwähnt: [link]
Dem stehen strukturell kleinere Initiativen gegenüber, die sich beispielsweise als eigenständige Location Crews formieren, um Beiträge für regionale Veranstaltungen zu erarbeiten. Ein Exempel dafür ist die Runde um Irmgard Hierzer, die ein konkretes Team für einen Beitrag zum kommenden April-Festival stellt: [link]
Der Gleisdorfer Maler Gernot Schrampf
Das April-Festival 2012 hat schon eine konzeptionelle Vorgeschichte, wird aber gerade dem neuen Stand der Dinge angepaßt: [link] Dazu gehört auch die Kooperation mit eigenständigen Kulturinitiativen der Region.
So hat eben ein Arbeitsgespräch mit Gernot Schrampf von der „Malwerkstatt Gleisdorf“ zu einer Verknüpfung von Vorhaben geführt. Diese Gruppe wird im Frühjahr in Wetzawinkel eine Klausur mit Gästen aus Deutschland und Ungarn realisieren. Das wollen wir für eine kleine Kulturkonferenz nutzen, in der wir uns Fragen nach Rahmenbedingungen und kulturpolitischen Anforderungen widmen wollen.
Die Ausstellung der Klausur-Ergebnisse im „Museum im Rathaus“ wird einen Beitrag zum April-Festival ergeben. So verdichten sich Verfahrensweisen, wo einerseits „kunst ost“ seine eigenen Schwerpunkt-Teams einsetzt, wo aber andrerseits der Kontakt und Austausch mit völlig eigenständigen Kultuformationen der Region gesucht wird.
Zusammenfassend:
Am Anfang des April-Festival 2011 stand folgende Idee: „Wenn diese Region eine Erzählung wäre, dann könnte sie sich selbst erzählen, falls die Menschen, die hier leben und arbeiten, ihre Stimmen erheben würden. …“ [Quelle]
Das ist die Grundidee, mit der wir auch in den Prozeß „Vision 2050“ einstimmen. Mit den Mitteln Kulturschaffender anregen, daß die Region sich quasi selbst erzählt…
Malerin Michaela Knittelfelder-Lang zeigt in Graz Ende des Monats neue Arbeiten. Die Ausstellung wird am Freitag, dem 30. September 2011, um 19 Uhr eröffnet: Miteinander leben GmbH, 8020 Graz, Lagergasse 12
Sie haben die Möglichkeit, ein Objekt der Künstlerin im Rahmen einer amerikanischen Auktion zu Gunsten der Miteinander leben GmbH zu ersteigern.
Ausstellungsdauer bis Ende Dezember Montag – Freitag 9:00 – 12:00 bzw. 15:00 – 17:00
Miteinander leben
Organisation für betreutes Wohnen
[link]
es sind oft feine kräftespiele, die eine position vom feld des kunsthandwerkes hinüber zur kunst verschieben. irmgard eixelberger bewegt sich gerade als grenzgängerin zwischen diesen zonen. ihre profunde kenntnis des brauchtums im agrarischen leben ergab nun einen anknüpfungspunkt für uns, um zu einer ersten „erweiterten runde“ zusammenzufinden, in der wir einige künstlerische optionen der „tage der agrarischen welt“ debattierten.
tierarzt karl bauer, die künstlerinnen herta tinchon, michaela knittelfelder-lang und irmgard eixelberger
auch hier gilt, daß kunstschaffende nicht zu einem „dekorationsgeschäft“ aufgerufen sind. es geht darum, daß sie mit ihren bevorzugten mitteln auf gemeinsam festgelegte frage- und aufgabenstellungen reagieren. im dialog mit leuten, die genau das mit anderen mitteln tun. dieser zugang basiert auf einer vorstellung, die wir dem „april-festival“ 2011 zugrunde gelegt hatten:
„Wenn diese Region eine Erzählung wäre, dann könnte sie sich selbst erzählen, falls die Menschen, die hier leben und arbeiten, ihre Stimmen erheben würden. Die Stimmen zu erheben ist in diesem Fall auch metaphorisch gemeint und bezieht sich auf das Einsetzen der jeweils bevorzugten Kommunikations- und Gestaltungsmittel.“ [quelle]
medienkünstler niki passath (links) und unternehmer tino pölzer bei den startvorbereitungen der „essigrakete“
das bedeutet zum beispiel ebenfalls, kunstschaffende von auswärts mit verschiedenen akteuren des regionalen gemeinwesens in interaktion zu bringen. ein beispiel dafür war die session beim unternehmer-ehepaar jaqueline und tino pölzer, bei der wir experimentalbäckerin ida kreutzer, medienkünstler niki passath und fotograf emil gruber zu gast hatten. [die crew]
nun arbeiten wir am kommenden „april-festival“ das den titel „leben: die praxis der zuversicht“ [link] tragen wird. mit dem eingangs erwähnen arbeitstreffen ist auch eine erste laborgruppe formiert worden, zu der sich noch der fotograf christian strassegger und die künstlerin renate krammer zählen. strassegger arbeitet übrigens auch an einem eigenen konzept für einen beitrag zu den „tagen der agrarischen welt“.
wir gehen gerade daran, unseren aktuellen arbeitsansatz mit landesrat christian buchmann zu debattieren. aus unserer konzeption ergibt sich nämlich ein ganz anderer modus als herkömmlich zirkulierende „geschäftsmodelle“, wie wirtschaftstreibende und kunstschaffende mit einander zu tun haben können. dieser modus steht auch im kontrast zu gängigen befürchtung, die wirtschaft werde die kunst vereinnahmen. wenn sich dieser ausgangspunkt klar markieren läßt, nämlich eine gemeinsamen fragen- und aufgabenstellung, dann ergeben phantasien vom vereinnahmen keinen sinn.
der kanadier simon brault gibt in seiner streitschrift “no culture, no future” einen anregenden hinweis auf solche zusammenhänge: „We are still locked in a restrictive mode that is preventing us from taking full advantage of the potential of the arts and culture, which are incredible vectors of creativity, the principal driver of economic and social growth.“
brault sagt ebenso unmißverständlich: „Culture is not a parasite of economic and social development, but it can be a motor for it.“
apotheker richard mayr (links) und büchsenmacher franz lukas als akteure im kunstgeschehen
das verlangt etwa, herkömmliche rollenzuschreibungen aufzugeben. als beispiel: wenn ich mich bemühe, versierte unternehmer für ein projekt zu gewinnen, und zwar als akteure, dann betrachte ich sie nicht als „geldquelle auf zwei beinen“, sondern als personen, die a) interessante kompetenzen einbringen und b) ihrerseits sehr konkrete erfahrungen mit unserem milieu und unseren arbeitsweisen machen.
das bringt nicht bloß interessante ergebnisse, wie sich etwa im fall von „ist gleich/ungleich“ gezeigt hat. da ging es mir darum einen kaufmann (richard mayr), einen ingenieur (andreas turk) und einen handwerker (franz lukas) für ein gemeinsames vorhaben zu gewinnen: [link]. derlei modi verändern auch die kulturelle situation eines ortes.
nun geht es darum, solchen wechselseitigen erfahrungsprozessen mit ihrer gemeinsamen wirkung nach außen als ein spezielles kulturelles geschehen dauer zu verleihen. dabei spielt zwar die gegenwartskunst eine wichtige, aber nicht die einzige rolle.
ich hab übrigens gerade zusammengefaßt, welche art von rolle ich in solchen zusammenhängen für kunstschaffende sehe: [link]
es geht mir da um eine klare position, sich den verschiedenen varianten simpler verwertungslogik zu entziehen. was sich nun interessanterweise zeigt: genau darin, nämlich im ablehnen simpler verwertungslogik, finden wir dann auch mit manchen wirtschaftstreibenden und einzelnen leuten aus politik und verwaltung konsens. offenbar ein tauglicher ansatz, um begegnung und umgang in augenhöhe zu erproben.
unser engagement für die gegenwartskunst hat vor- und rahmenbedingungen. wir haben gewissermaßen boden zu bereiten, um neue verfahrensweisen abseits des landeszentrums zu entwickeln und zu erproben. es geht um akzente von der basis her und um impulse von außen, um den blick über den tellerrand, aber auch um konkrete schritte über solche ränder hinaus.
das heißt für’s „basis-team“ konkret, die prägenden sozialen und kulturellen kräftespiele der region zu beachten, in die arbeit einzubeziehen. die grundlage dafür ist auf kontinuität ausgelegtes themenzentriertes arbeiten. das hat einen speziellen fokus im alljährlichen „april-festival“, dessen 2012-version wir nun schon vorbereiten:
wir haben einige themenbereiche und arbeitsansätze festgelegt, um die gegenwart der agrarischen welt in der „energie-region“ auszuleuchten. meine primären gesprächspartner für die entwicklung einer diesbezüglichen schwerpunkt-linie von „kunst ost“ sind der tierarzt karl bauer und der künstler christian strassegger. (zum aktuellen hintergrund siehe den beitrag „brisanz und idylle“!)
christian strassegger, präziser fotograf und schöpfer humorvoll gehaltener objekte
über die befassung mit der „nikola tesla-doktrin“ entwickeln wir außerem einen technologie-schwerpunkt, den ich augenblicklich mit kunsthistorikerin mirjana peitler-selakov detaillierter ausarbeite.
sie kommt ursprünglich aus der motorenentwicklung (avl list), ist also mit beiden metiers, der technik und dem kulturbetrieb, vertraut. bei diesem teilthema sind wir via teleworking mit dem, belgrader forscher branimir jovanovic im einvernehmen und im austausch. (er war eben unser gast beim „april-festival“ 2011.)
eine der arbeiten, mit der malerin michaela knittelfelder-lang auf einen besuch im elin-werk für elektromotoren reagiert hat
so bemühen wir uns um die erzeugung eines „möglichkeitsraumes“, aus dem kunstschaffende anregungen für weitere vorhaben finden. es sind nicht nur die inhalte, es sind auch ambiente und inventare im bereich der genannten themen, aus denen sich ästhetische impulse beziehen lassen, wie etwa die aktuelle arbeit von malerin michaela knittelfelder-lang belegt.
mirjana peitler-selakov befaßt sich zur zeit auch mit dem thema „frauen und technik“, womit der bereich „frauenemonat“ weiter geführt wird. sie bereitet überdies für den herbst unseren tradtionellen kunst-schwerpunkt mit internationalem bezug vor.
mit dem oben erwähnten christian strassegger arbeiten wir ferner an der „künstlerischen klammer“, die zwischen den genannten themenbereichen vermitteln und sie zusätzlich auf das reale gebiet der „energie-region“ übertragen soll. das realisieren wir unter dem titel „close to nature“, inhaltlich 2010 von mirjana peitler-selakov erarbeitet.
mirjana peitler-selakov (rechts) mit zwei "schlüsselpersonen" des heurigen "april-festivals", den malerinnen irmgard hierzer (links) und michaela knittelfelder-lang
zu all diesen vorhaben, die auf künstlerische und themenbezogene schwerpunkte ausgerichtet sind, kommt begleitend die serie „talking communities„, in der es vor allem darum geht, know how zu mehren.
dabei verfolgen wir zwei linien. mit dem einen teil „konferenz in permanenz“ bieten wir vor allem anregungen zu kulturpolitischen fragen an, mit dem anderen teil „was sagen kunstwerke?“ erschließen wir möglichkeiten der debatte über kunst und kunstwerke. den auftakt dazu hatten wir mit medienkünstler niki passath: [link]
das ist die aktuelle aufgabenstellung von „kunst ost“, an der wir mit engagierten menschen arbeiten möchten. das bedeutet vor allem, wir sehen es NICHT als unsere aufgabe, FÜR andere eine bühne zu bauen und so „kulturprogramm“ zu fahren. wir sehen es als unsere aufgabe, MIT anderen an der kulturellen situation dieser region zu arbeiten.
Einer der „Tage der Kunst“ wurde von Malerin Michaela Knittelfelder-Lang in Markt Hartmannsdorf realisiert. Bei der Eröffnung sprach Autor Gero Jenner zur Einführung, reflektierte das Verhältnis zwischen Technik und Kunst. Es habe vor allem in der Renaissance eine Blüte jenes Denkens gegeben, in dem die Gesetze der Naturwissenschaft und die Möglichkeiten der Kunst zusammengeführt worden seien. Jenner nannte Leonardo als die überragende Größe jener Ära.
Autor Gero Jenner eröffnete die Station in Markt Hartmannsdorf
Kleiner Einschub: Es ist aus dieser Ära ein Brief von Leonardo erhalten, eine Art Bewerbungsschreiben an Herzog Ludovico Sforza. Das ist insofern bemerkenswert, als es einerseits zusammenfaßt, welche Fertigkeiten der Künstler einem noblen Dienstherren anbieten konnte, andrerseits macht es deutlich, wo damals die „Schönen Künste“ rangierten; nämlich an letzter Stelle. Im Absatz 10 heißt es schon fast beiläufig:
„In Friedenszeiten wird es nützlich sein, zu allgemeinem Nutzen (benissimo a paragone di omni) Architektur zu pflegen, Gebäude für Private und die Öffentlichkeit, und die Wasser von Ort zu Ort zu führen. Ich beschäftige mich auch mit Skulpturen in Marmor, in Bronze und in Erden; ebenso fertige ich Gemälde, alles was man will. Ich würde auch an einer Reiterstatue in Bronze arbeiten können, welche zum unsterblichen Ruhme und ewiger Ehre, also auch zur glücklichen Erinnerung Eurer Herrlichkeit Vaters und des fürstlichen Hauses Sforza errichtet werden soll.“ [Quelle]
Gero Jenner bezog sich ins einer Einführung vor allem auch auf J. P. Snow, der gleichermaßen als Autor und als Wissenchafter von Format gegolten hat. Dessen Werk „Die zwei Kulturen“ [link] thematisiert jene unterschiedlichen Bezugssysteme (Kunst und Naturwissenschaften), welche Jenner so skizzierte: „Die Kunst kann einen neuen Kosmos über dieser physischen Grundlage erreichtem. Das hat sie seit jeher getan.“
J. P. Snow schilderte den Kontrast als überaus hart: „Literary intellectuals at one pole-at the other scientists, and as the most representative, the physical scientists. Between the two a gulf of mutual incomprehension-sometimes (particularly among the young) hostility and dislike, but most of all lack of understanding. They have a curious distorted image of each other.“
Medienkünstler Niki Passath schilderte in Brodingberg einige Kontraste zwischen künstlerischen und wissenschaftlichen Verahrensweisen (links Kunsthistorikerin Mirjana Peitler-Selakov, rechts Künstlerin Kirsty Boyle)
Wir hatten das schon am Vortag erörtert, als Medienkünstler Niki Passath Gast in unserer Reihe „Was sagen Kunstwerke?“ [link] gastierte. Passath erzählte von seinen Erfahrungen mit dem Kontrast in der Zusammenarbeit mit Wissenschaftern. Man teilt so manche Fragestellungen, doch in der Frage nach den Methoden trennen sich Wege mitunter energisch.
Von links: Kunsthistorikerin Mirjana Peitler-Selakvo, Elektronik-Musiker Winfried Ritsch und Medienkünstlerin Victoria Vesna
Vor einigen Jahren hatten wir Gelegenheit, die amerikanische Medienkünstlerin Victoria Vesna kennenzulernen. Sie repräsentiert Positionen auf diesem „Kreuzungsbereich“ in hohem Maße.
Für Vesna ist Buckminster Fuller ein wesentlicher Bezugspunkt. Von ihm stammt eine Auffassung, der gemäß diese Bereiche — Kunst & Wissenschaft — auf folgende Art als verbunden betrachtet werden: „Je entwickelter die Kunst ist, desto mehr ist sie Wissenschaft. Je entwickelter die Wissenschaft ist, desto mehr ist sie Kunst“.