„Also zum Mitschreiben: wir sind gerade uns selbst überlassen.“ (Martin Krusche am 12.5.2020 zur Kulturpolitik)
Intro Wir haben während der letzten 30 Jahre zugelassen, daß praktisch alle unserer Lebensbereiche durchökonomisiert wurden; bis hin zu unseren Beziehungen. Das drückt sich in vielen unserer Sprachregelungen deutlich aus. Wir haben diese Entwicklung zugelassen, nachdem meine Generation auf besondere Weise aufgewachsen ist. Damit meine ich die 1950er- und 1960er-Jahrgänge. Wir wurden zur überhaupt ersten Generation in der Menschheitsgeschichte, die in weiten Teilen Europas ein Ausmaß an Freiheit, Sicherheit und Wohlstand genießen durften, das es davor nie gegeben hat.
Die Headline beruht auf einer Begrifflichkeit und einem Arbeitsvorhaben von Forscher Franz Nahrada. Es deutet unter anderem an, daß wir darin natürliche Grenzen haben, die Welt sinnlich zu erfahren. Diese Grenzen konnten wir durch Technologie aufbrechen. Eine radikale Entwicklung, seit im Buchdruck die beweglichen Lettern eingeführt wurden.
Das „Austria-Forum“ ist ein großes Internet-Portal mit einem reichen Informationsangebot. Es hat aber auch eine kleine Kultursektion, die sich über einzelne Schritte in den Realraum verzweigt, also in die reale soziale Begegnung übergeht. Das ist ein wesentlicher Aspekt der Netzkultur, in welcher leibliche Anwesenheit an konkreten Orten ein primäres Ereignis bleibt. So ist dieses Experimentiertfeld zu verstehn.
Da saß ich mit Tierarzt Karl Bauer [link] in einem ruhigen Café in Hartberg. Im TV lief ein Schirennen und die Jungs hinter mir waren in einem Dart-Match lebhaft zugange. Fast auf Blickweite ruhte im Winterabend der Berufsschul-Bau, in dem ich als junger Kerl drei Jahre auf meine Lehrabschlußprüfung zugesteuert hatte.
Wir haben mit der „novi sad-session“ im Dezember 2010 die Reihe Talking Communities eröffnet und eingeführt: [link] Sie ist als Konferenz in Permanenz den Fragen der Kunst und der Kulturpolitik gewidmet. Nun werden daraus auch gewissermaßen Walking Communities ;-))
Für das kulturelle Engagement abseits des Landeszentrums bieten Telekommunikation und Teleworking eine Reihe von Vorteilen. Aber die reale soziale Begegnung bleibt unverzichtbar. Wo Kooperation gewünscht wird, sollten außerdem die herkömmlichen Muster des Verhältnisses „Zentrum/Provinz“ nicht reproduziert werden. Also „zentralisieren“ wir diesen Prozeß nicht, wir wandern mit unseren Arbeitstreffen stets durch die Region, suchen die verschiedenen Plätze auf, wo einzelne Personen oder Gruppen Kulturarbeit leisten.
Manchmal reisen wir gemeinsam ein Stück des Weges. So zum kommenden „Picknick im Kopfbahnhof“, wo wir eine „Konferenz in Permanenz“ realisieren. Das bedeutet, wir besuchen Künstlerin Kathi Velik, die im alten Bahnhof von Bad Gleichenberg wohnt und ihn zu einem kleinen Kulturzentrum umgestaltet hat. Wir machen das mit einer gemeinsamen Bahnfahrt Gleisdorf – Bad Gleichenberg; ein Teil der Leute von Graz aus.
So wird nun die neue, südlichste Position der Kulturspange [link] markiert. Basics: Bringen Sie individuellen Picknick-Proviant mit. Decke und/oder Klapphocker dürften nützlich sein. Kleingeld für den Fahrkarten-Automat nicht vergessen!
Diese „Konferenz in Permanenz“ ist ein weiterer Beitrag, um zur Verständigung und zur Kooperation Kunst- und Kulturschaffender anzuregen. Ich hab im Intro zum „April-Festival“ 2012 [link] schon eine klare Position formuliert, die keine Bittsteller-Pose vorsieht, sondern davon handelt:
Wir vertreten unsere Sache in jeder denkbaren Situation. Wir haben in Fragen der Kulturpolitik eine deutliche Themenführerschaft aufgrund gebündelter Kompetenzen. Wir suchen die Kooperation mit anderen Kulturschaffenden, mit Funktionstragenden aus Politik und Verwaltung, mit Wirtschaftstreibenden.
Die Themen für unsere Zugfahrt und den Aufenthalt im Kopfbahnhof:
+) Kennenlernen neuer Leute
+) Vorbereitung der Station vom 5. Mai 2012
+) Kooperationsmöglichkeiten innerhalb der Kulturspange
+) EPU-Know how, Strategien gegen die Krisensituationen
Zum Teilthema EPU-Know how beziehe ich mich auf Inhalte der Gruppe „Amici delle SVA“: [link] Siehe dazu auch: „Wir sind 55,6 Prozent!“ [link]
Chris Hildebrandt präzisierte zur Frage, wer in dieser Community zur Debatte steht: „…selbstverständlich sehen wir — neben EPUs, neuen Selbstständigen, Freiberuflern und Kleingewerbetreibenden — auch Teilselbstständige mit (oft) Gering- oder Teilzeitanstellung als unsere Zielgruppe. Wie du ja weisst sind solche Fälle ja z.B. besonders bei Kunstschaffenden sehr häufig.“
Sonntag, 25. März 2012 Talking/Walking Communities
[link]
unser „frauenmonat“ [link] hat nun seine vorletzte 2011er-station. waren erste veranstaltungen der kunst und dem sachthema „frauen, macht & technik“ gewidmet, so folgen jetzt noch zwei stationen im rahmen der „talking communities“: [link]
das bedeutet, es geht in gesprächssituationen um künstlerische praxis, um kunstdiskurs und um rahmenbedingungen von kunstschaffenden. ein themenbereich, der auf merkwürdige art so ganz generell von allerhand „unaussprechlichkeiten“ umgeben ist. damit meine ich, es ist derzeit kaum möglich, in einem offenen diskurs über den steirischen kunstbetrieb an einer gewissen kontinuität solcher debatten anzuknüpfen.
unsere kunstkarten-edition ist nun vier ausgaben reicher.
diese diskursreihe realisieren wir heute über zwei themenlinien. die ebene „was sagen kunstwerke?“ soll anlaß und beispiel sein, daß wir über kunst zu reden haben, daß wir etwa zwischen gegenwartskunst und voluntary arts [link] zu unterscheiden haben. die „konferenz in permanenz“ ist eher den rahmenbedingungen dieses metiers und kulturpolitischen fragen gewidmet.
Wir gründen keinen neuen Verband, keine Dachorganisation für Kultureinrichtungen etc. (W. Seidl aus Straden: “Es ist eh schon alles gegründet worden.”)
die „konferenz in permanenz“ habe ich von meiner „konferenz der provinz“ abgeleitet. das protokoll #1 jener „kdp“ stammt aus dem frühjahr 1997. wir sind also jetzt im 14. jahr solcher arbeitslinien hier in der „provinz“, um in diesen fragen ein stück emanzipation gegenüber dem landeszentrum voranzubringen. durch die hier vorliegende dokumentation kann u.a. überprüft werden, was über die jahre an fragen akut war und was in den themenstellungen praktisch vorangegangen ist: [link]
eines meiner formellen gegenüber war damals günter getzinger, zu jener zeit kultursprecher der steirischen spö. folgendes zitat aus dem 1er-protokoll der „konferenz in permanenz“ dürfte manchen unter uns höchst vertraut klingen:
„Günter Getzinger betont, daß in der ZENTRALE die SICHTBARKEIT etwas entscheidendes sei. Das heißt wohl, man müsse für Funktionäre und Funktionärinnen in Zentralen BEMERKBAR und ERFAHRBAR werden. Wird ma nicht mit seichtem Aktionismus machen können. Da stellen sich schon mal die Fragen nach TRANSPARENZ und KOMMUNIKATION … auf allen Seiten der Beteiligung.“ [quelle]
meine damalige annahme, daß uns in der kulturpolitik „seichter aktionismus“ kaum voranbringen wüde, wäre heute vielleicht neu zu erörtern.
simon brault konstatiert: „keine kultur, keine zukunft“
ich überprüfe meine kulturpolitischen ansichten und meine einschätzung des steirischen status quo momentan speziell an den schriften zweier autoren, einer aus kanada, der andere aus den usa. die kulturpolitische streitschrift „no culture, no future“ von simon brault hat auf anregende art einen völlig anderen bezugsrahmen als unser regionales tun, vor dessen hintergrund das grundsätzliche, auf das auch ich mich beziehen mag, sehr gut sichtbar wird.
die schriften von gene sharp sind ebenso fundamentale wie fulminante auseinandersetzungen mit jenen systemen, wo regimes und bevölkerungen kooperieren, kollidieren, mitunter ein volk grundlegende umbrüche herbeiführt. siehe: „The Albert Einstein Institution“ [link]
solche diskurse sollten uns zu klären helfen, wie sich in österreich, in der steiermark, staat, markt und zivilgesellschaft tatsächlich zu einander verhalten. eine art kulturellen „kameradschaftsbund“, der sich einen „feind“ gestalt eines tyrannischen „systems“ träumt, der sich seine „heldenlegenden“ aus diesem oder jenem phantasierten „kultur-stalingrad“ zusammenklittert, müßte ich energisch ablehnen.
wir haben vermutlich umfassenden konsens: das ist eine krisensituation, die auf teils unredliche art zu lasten des sozial- und kulturbereiches geregelt wird. eine sehr enrste angelegenheit. aber eben deshalb und auch im sinne einer intellektuellen redlichkeit müssen unsere befunde einer überprüfung standhalten und sollte sich unsere sprache, in der wir die sache verhandeln, von jener der politischen opponenten unterscheiden.
abbau einer ausstellung; nun endete unser gastspiel in albersdorf und somit die letzte station des heurigen „april-festivals“. das führte mich mit fotograf franz sattler schließlich auf eine gut beschattete terrasse, wo wir unsere auf langzeit angelegt feldforschung zum thema „kaffee in schwarz und braun“ fortführten. diese überprüfung von kaffee-qualitäten hat als eine der rahmenbedingungen: über das leben und die kunst plaudern.
fotograf franz sattler ist reisender aus leidenschaft und auf unstillbare art blickhungrig
ästhetische erfahrungen verlangen nach reflexion, reflexion nährt die gespräche, gespräche bringen auf ideen, ideen sind das luftige futter für gewichtige vorhaben. so ungefähr hängt das alles zusammen … solange uns zuversicht und geld nicht ausgehen. apropos geld!
der abend war einer station unserer „talking communities“ [link] gewidmet, einem weiterführender teil unserer „konferenz in permanenz“, zu der heimo steps, vorsitzender des steirischen förderbeirates (land steiermark), uns denkanstöße brachte und für fragen wie debatten zur verfügung stand.
winfried kuckenberger leitet in gleisdorf das „büro für kultur und marketing“, repräsenentiert also die verwaltungsebene der stadt (rechts: fotograf christian strassegger)
bei der erörterung des status quo war von gleisdorfs kulturamtsleiter winfried kuckenberger zu erfahren, daß 2009 im kulturbereich der stadt noch rund 180.000,- euro verfügbar waren, jetzt seien es bloß noch etwa 40.000,- euro. das bedeutet, in gleisdorf ist das kulturbudget nicht UM sondern AUF zirka 25 prozent gekürzt worden.
heimo steps erwähnte zu diesen finanzfragen, daß die stadt graz durch das jahr 2003 („kulturhauptstadt europas“) ein totales debakel erlebt habe. bis heute seien die budgetären folgen dieses finanz-desasters noch nicht bewältigt, weshalb das land steiermark immer noch förderaufgaben übernehmen müsse, die eigentlich die stadt tragen sollte.
im vergleich dazu: die französische stadt lille habe in der umsetzung des vorhabens „kulturhauptstadt europas“ einen gewinn in mehrfacher millionenhöhe gemacht, der danach in den kulturbereich investiert worden sei. das ergebe also zwei shr verschiedene varianten von „nahhaltigkeit“.
wir müssen uns also klar machen, wie problematisch die gesamte „förderlandschaft“ zur zeit aufgestellt ist. steps: „wenn jetzt die gemeinden bei euch auch nichts mehr haben …“ so ist es!
heimo steps, repräsentant der kulturverwaltung steiermarks und kenner von albert camus
denn wenn kommunen wie gleisdorf das kulturbudget im vorjahr um rund 60 prozent reduziert haben und heuer (gegenüber 2009) auf ein minus von rund 75 prozent kamen, dann heißt das auch: kleine gemeinden sind praktisch auf null. (was übrigens viele vorher schon gewesen sind!)
es bedeutet weiters: das ZENTRUM graz beansprucht gegenüber dem REST der steiermark eine unverhältnismäßig hohe förderleistung des landes. die situation hat sich für uns kulturschaffende im ländlichen raum also von wenigstens zwei seiten verschärft, einerseits sind diverse krisen inzwischen voll bei den gemeinden angekommen, andrerseits hat das zentrum graz das gesamte steirische system nachhaltig belastet.
hinzu kommt eine art schreckstarre, verbrämt mit allerhand trotzigen reaktionen regionalpolitscher kräfte angesichts der themen „gemeindezusammenlegung“ und „großgemeinde“. das heißt, die akute budgetnot der ländlichen kommunen ist mit akuten strukturproblemen gewürzt, die teil von vorgängen sind, aus denen längst eine neue welle der landflucht entstanden ist.
es nützt natürlich nichts, nun zu räsonieren. wir brauchen ideen zu lösungen und angemessene strategien. faktum ist: die budgets fehlen UND ein gutteil der demokratisch legitimierten gremien in den kommunen halten GEGENWARTSKUNST für KEIN thema von so hoher relevanz, daß jemand dafür auf anderen feldern für uns budgets erstreiten würde.
hinzu kommt ja das ganz reale problem der kommunen, daß sie momentan nötige sozialleistungen kaum schaffen, was vor allem pflegebedürftige menschen und leute mit allerhand anderen notfällen betrifft. da wird nun einerseits GEGEN die kunst polemisiert, was keineswegs neu ist, da besteht andererseits das nachvollziehbare problem, daß kein gemeinderat der region bewegt werden kann, den kommunal- und sozialbereich zugunsten der kunst stutzen zu wollen.
so haben wir augenblicklich zu klären, welche argumente und strategien, aber auch welche arbeitskonzepte überhaupt geeignet sind, uns in eben dieser situation etwas bodengewinn für die befassung mit kunst zu verschaffen. wir sehen ja auch, daß die öffentliche wahrnehmung kaum ausreicht, um sich den nöten von sozial bedürftigen menschen zu widmen. daß in diesem zusammenhang ein belebtes kulturelles klima eigentlich ebenso notwendig ist, wie die tägliche nahrungsversorgung, ist auf jedenfall NICHT herrschender common sense. (daran haben wir also auch zu arbeiten.)
eine unsere zentralen thesen für die kulturarbeit besagt: kooperationen zwischen den „drei sektoren“ könnten eine neue arbeitssituation ergeben. was mag damit gemeint sein? die drei sektoren sind 1.: der staat (politik & verwaltung), 2.: der markt (wirtschaftstreibende) und 3.: die zivilgesellschaft (privatpersonen, vereine etc.)
wenn wir da die KOOPERATION suchen, dann bedeutet das: aus den schnittpunkten in einigen interessen gemeinsame vorhaben entwickeln und realisieren. das bedeutet auch: a) niemand blickt auf die jeweils anderen herab. b) alle machen erfahrungen mit der situation, den bedingungen und prioritäten der jeweils anderen.
kooperation verlangt ferner, daß niemand seinen oder ihren beitrag höher als den der anderen einstuft. diese art eines gefälles im gemeinsamen ist störend, meist sogar ausgesprochen kontraproduktiv.
unsere gesellschaft ist so sehr von polarisierenden bildern geprägt, daß es einiger anstrengung bedarf, in diesem gewirr von gerüchten und unterstellungen, von unüberprüften und bestätigten annahmen, klare positionen herauszuarbeiten.
heimo steps als gast der „talking communities“
unsere reihe „talking communities“ ist zum teil solchen aufgaben gwidmet. die reihe „was sagen kunstwerke?“ wird gegen sommer wieder belebt werden. im augenblick dominiert die „konferenz in permanenz“, wo es hauptsächlich um strukturfragen und -details geht, auch um deren grundlagen.
heimo steps, eben erst gast der „talking communities“, hat mir nun jenes arbeitspapier geschickt, auf dem die erste session mit ihm beruhte: [link] Ich zitiere hier noch einmal vier von mehreren grundlegenden Punkten, die im Kulturförderungsgesetz schon im ersten paragraphen angeführt sind:
Die Kultur- und Kunstförderung des Landes hat insbesondere folgende Ziele zu beachten: 1. die Unabhängigkeit und Freiheit kulturellen Handelns in seiner gegebenen Vielfalt;
2. die schöpferische Selbstentfaltung jedes Menschen durch aktive kulturelle Kreativität und die Teilhabe jedes Menschen am kulturellen und künstlerischen Prozess in jeder Region des Landes;
3. eine zum Verständnis und zur Kritik befähigte Öffentlichkeit;
4. die Öffnung gegenüber neuen kulturellen und künstlerischen Entwicklungen im In- und Ausland; […] [quelle]
heinz boxan (links) und winfried kuckenberger bei einer vorbesprechung für unere „talking communities“
bleibt zu klären: was heißt das für die praxis? (vor allem auch abseits des landeszentrums.) wie werden ende des monats noch eine zweite session mit steps absolvieren, die selbstverständlich allgemein zugänglich ist.
doch davor gibt es eine station mit heinz boxan, einer schlüsselperson im fall herberstein. auch dieser abend dient dem einblick in bereiche und hintergründe, hier freilich eines skurrilen kriminalfalles, der übrigens das gesamte förderwesen der steiermark in mehreren bereichen grundlegend verändert hat.
in summe sollte es uns quer durchs land gelingen, etwas klarer zu sehen, wir regionalpolitik funktioniert, wo sie in fallen oder sackgassen führt und wie wir die dinge trotz solcher blockaden in gang halten können.
stagnation ist erfahrungsgemäß ein riesenproblem, weil darin schon erreichtes sich einfach verflüchtigt, als wäre es nicht da gewesen. wir bleiben also der anforderung ausgeliefert, selbnst durch krisensituationen hindurch unsere vorhaben voranzubringen und … gute gründe dafür nennen zu können
rein in räume, rauf auf leitern, runter auf den boden der tatsachen, rüber ins nächste cafe. vorbereitungen. letzte klärungsschritte. jetzt liegen noch zwei vernissagen vor uns und gegen ende des monats werden wir den „nikola tesla-tag„ absolvieren.
fotograf franz sattler auf fact finding mission in albersdorf
der „boden der tatsachen“ ist ja vor allem auch ein „deutungsraum“, ein terrain, wo verhandelt wird, was die dinge seien. künstlerische verfahrensweisen als einer von mehreren wegen, um reflexion und deutung vorzunehmen, auch selbstvergewisserung.
warum ist das wichtig? aus wenigstens zweierlei gründen. wir sind sinnsuchende wesen, denen bloße alltagsbewältigung gewöhnlich nicht reicht, um damit ein leben auszufüllen. da treffen sich dann im günstigsten fall etliche intentionen von kunstschaffenden und publikum.
ein letzter lokalaugenschein im "business park"; von links: franz lukas, manuela petermann (von "ingenos"), richard mayr und andreas turk
das „april-festival“ ist heuer mehr denn je zu einem ereignis geworden, in dem äußerst verschiedene kreative menschen sich aus einer größeren themenstellung ein teilthema wählten, um es mit ihren bevorzugten mitteln zu bearbeiten.
und während sich dieses festival dem ende zuneigt, sind schon die ersten arbeitsschritte für das von 2012 in gang: [link] so wollen wir einen ausreichend großen zeitraum öffnen, damit a) jene für nächste „location crews“ zusammenfinden, die in neuen frage- und aufgabenstellungen harmonieren und damit b) um genug zeit zu haben, die anspruchsvolle themenstellung auszuloten.
im mai tagen dann wieder die „talking communities“. einmal geht es um grundlagen der kulturförderung: [link] zum anderen sehen wir uns ein kurioses stück regionalgeschichte etwas näher an. heinz boxan, vormals verwalter auf gut herberstein, wird uns einblicke bieten, wie das ausplündern der republik gelingt, wenn leute aus unseren eliten zusammengreifen.
heinz boxan ist insider eines spektakulären betrugsfalles in der oststeiermark.
das verspricht ein aufschlußreicher abend zu werden: [link] in tagen der einbrechenden budgets dürfte die verlockung zu solchen machenschaften ja da und dort ansteigen. apropos einbrechende budgets! wie sehr wir davon im kulturbereich betroffen sind, habe ich schon skizziert. aber da gib es noch ganz andere problemlagen.
das leben schwer behinderter menschen ist ebenso belastet wie das ihrer angehöriger. bisher haben kompetente assistenzleistunen deren existenz stabilisiert. und genau da drohen nun streichungen, die etliche betroffene an den rand von panik bringen. ich trage hier einige diesbezügliche informationen zusammen: [link]
unsere „konferenz in permanenz“ ist hauptsächlich der laufenden erörterung von kulturpolitischen fragen und anforderungen zeitgemäßer medienkompetenz gewidmet. sie hat eine vorgeschichte, die über mehrere jahre in sehr verschiedene formen stattfand: [link]
mit unserer „novi sad-session“ haben wir einige unserer inzwischen erprobten verfahrensweisen gebündelt. es geht um die möglichkeit, diskurs und reale soziale begegnung zu verknüpfen und damit (teils) auch markierungen im öffentlichen raum zu setzen. damit betonen wir a) die notwendigkeit kritischer debatten und b) die konkrete körperliche anwesenheit im öffentlichen raum als politische kategorie.
kunsthistorikerin mirjana peitler-selakov (links) in der debatte mit "diagonale"-chefin barbara pichler (mitte) und deren mitarbeiterin brigitte bidovec. thema: visuelle codes verstehen
damit drücken wir ferner kulturpolitische ansprüche aus, gestützt auf eine simple bedingung: „nennen sie ihre gründe!“ das hat uns in seiner aktuellen umsetzungsform zum konzept der „talking communities“ geführt: [link]
kunsthistorikerin mirjana peitler-selakov ist gerade damit befaßt, dies arbeitsebene um eine spezielle version zu ergänzen, die kunstschaffende und publikum in eine gemeinsame debatte führt.
es geht bei all dem auch um aktuelles rüstzeug, speziell um medienkompetenzen, die uns nützen sollen, a) eine von medienanwendungen durchdrungene gesellschaft besser zu verstehen und b) einiges davon in künstlerischer praxis nützen zu können.
philosoph dragan prole bei unserer "novi sad-session"
in der notiz #1 ist der aktuelle auftakt skizziert, den wir im serbischen novi sad realisiert haben. die notiz #2 erläutert einige basics und den zusammenhang mit einem wesentlichen schlüsselerlebnis; als osvaldo puccio, der damalige botschafter chiles, meiner einladung nach gleisdorf folgte.
die notiz #3 nimmt bezug auf prozesse, die zu einer position „jenseits der salons“ führen mußten. um es etwas polemisch auszudrücken: wenn die burgeoisie zu einem die welt umspannenden konzept geworden ist und die „neue landflucht“ urbanes leben betont wie nie zuvor, wenn überdies eine anachronistische bohéme die spaßnummer zwischen „alles karajan!“ und „es bellen die rebellen“ gibt, haben wir einigen klärungsbedarf, auf welche arten wir uns wo und wozu treffen möchten, um der gegenwartskunst boden zu sichern. vor allem jenseits des landeszentrums …