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April-Festival 2012: Programmskizze

In diesen Tagen haben mehrere Arbeitsgespräche zu einer flotten Verdichtung geführt, in welcher nun das kommende „April-Festival“ ganz konkret Gestalt annimmt. Daran ist, neben den primären Inhalten, auch auffallend, daß wir a) eine interessante Kooperationslage mit mehreren Kultureinrichtungen haben und b) die Ereignisorte in drei LEADER-Regionen angeordnet sind: [link]

Im vorigen Eintrag [link] wurde schon deutlicher, wo es in diesen Fragen hin geht. Nun liegt die Detailarbeit an. In all dem haben wir einige Verzweigungen erarbeitet, die nun deutlich zu zwei inhaltlichen Ebenen geführt haben, die wir in Wechselwirkung bringen:
a) Die Präsentation von künstlerischen Arbeiten
b) Die inhaltliche Arbeit: Kulturtheorie und Praxis-Know how

Kunsthistorikerin Mirjana Peitler-Selakov

Diese Wechselwirkungen, diese zwei Ebenen, das halte ich für wichtig, wo es etwa um die Debatte über die Verwendung öffentlicher Mittel geht. Wir möchten praktisch demonstrieren, daß wir zwar einerseits an der Autonomie der Kunst festhalten müssen, daß wir aber andrerseits auch Bürgerinnen und Bürger der Region sind, die sich mit Lebenszusammenhängen und Sachfragen auseinandersetzen.

Apropos Lebenszusammenhängen und Sachfragen! Gestern hatte ich eine sehr interessante Debatte mit Winfried Lechner, einem Geschäftsführer von Ingenos-Gobiet: [link] Da ging es unter anderem um Fragen der Regionalität. Lechner betont aus seiner beruflichen Erfahrung heraus: „Jede Region hat für sich offenbar ihren eigenen Lebensstil, der den Ansässigen klar ist, aber Außenstehenden nicht.“ Dabei ginge es um regionale Codes und Hierarchien, die man eigentlich erst kennenlernen müsse, wenn man da etwas bewegen möchte.

Architekt Winfried Lechner

Lechner spricht von einem „kulturellen Wechsel“, wenn man in verschiedene Teile der Steiermark komme, das sei stets „eine Reise ins Unbekannte“. Wie erwähnt, das meint regionale Codes, ungeschriebene Regeln und gesellschaftliche Zusammenhänge.

Das wirft natürlich die Frage auf, die wir auch im jeweils Vertrauten stets vor der Nase haben: Darf es eine offene und öffentliche Diskussion über diese regionalen Eigenheiten und Codes geben? Und falls ja, gibt es überhaupt Instanzen, die derlei Kommunikation kontinuierlich tragen oder wenigstens begleiten würden?

Damit sind wir unter anderem beim Kulturbereich angelangt. Das ist traditionell jenes Feld, in dem sich sehr oft Menschen für genau solche Aufgaben interessieren und engagieren. Daraus ließe sich umgekehrt schließen: Die Befassung mit den ungeschriebenen Codes einer Gesellschaft kann zu den naheliegenden Aufgaben von Kulturschaffenden gezählt werden.

Das beschäftigt uns dann auch im Zusammenhang
mit dem regionalen Projekt „Vision 2050“: [link]

Das April-Festival 2012:
„Leben: Die Praxis der Zuversicht“ [link]

April-Festival 2012: Es wird greifbar

Für das kommende „April-Festival“ kristallisiert sich nun eine interessante Struktur heraus. Wir haben eine autonome „Location Crew“ [link] im Raum Gleisdorf, die von Malerin Irmgard Hierzer koordiniert wird. Diese Formation wird einen Beitrag für das „MIR“ („Museum im Rathaus“) erarbeiten.

Wir haben eine andere autonome „Location Crew“ im Raum Pöllau bei Markt Hartmannsdorf, welche die Malerin Michaela Knittelfelder-Lang koordiniert. Die Betonung des „Autonomen“ bedeutet: Jede Formation gibt sich ihre Regeln selbst, gestaltet ihre Station eigenständig, hat sich aber dem Kernteam von „kunst ost“ auf die Themenstellung verpflichtet und ist der Drehscheibe über eine Schlüsselperson verbunden.

Malerin Michaela Knittelfelder-Lang im "Herrenhof Lamprecht"

Die Pöllauer Formation agiert ihrerseits in Kooperation mit der Markt Hartmannsdorfer Initiative „Kultur & Begegnung“ [link] Damit sind wir übrigens einmal mehr der Nachbarregion, dem „Vulkanland“, verbunden. Eine andere Option führt in eine weitere Nachbarregion, in das „Hügelland östlich von Graz“. Dort hat uns das Unternehmerpaar Jaqueline und Tino Pölzer [link] wieder eingeladen, eine Station zu gestalten. Diese Station werden wir vom Kernteam aus entwerfen.

Einen dritten Modus für das „April-Festival“ repräsentiert die „Malerwerkstatt Gleisdorf“. Gernot Schrampf koordiniert deren alljährliche Malerwochen mit Gästen aus Ungarn und Deutschland diesmal wieder in Wetzawinkel. Die Ausstellung mit den Ergebnissen findet dann im Gleisdorfer „MIR“ statt. Wir werden im Rahmen dieser Aktivitäten und in Kooperation mit der „Malerwerkstatt Gleisdorf“ in Wetzawinkel eine Kulturkonferenz realisieren.

Einige andere Teilvorhaben sind derzeit in Arbeit und werden hier ausführlicher dargestellt, sobald sie spruchreif sind. Insgesamt hat „kunst ost“ also nun eine ausdifferenzierte Struktur, in der Kooperation und Eigenengagement jene Basis ergeben, auf der wir dann mit Mitteln, die wir zu lukrieren versuchen, verstärkend wirken können.

Fotograf Franz Sattler im "Museum im Rathaus"

Dazu gehört zum Beispiel ein Abend mit dem Fotografen Franz Sattler, wo er uns zu Fragen der Blick-Kompetenz das große Kunstthema REDUKTION nahebringen wird. Wir werden nicht nur solche inhaltliche Arbeit betonen. Es geht auch um jene Zusammenhänge, die wir bei „Kunst Wirtschaft Wissenschaft“ [link] bearbeiten. Nicht zu vergessen das Quintett, das nun schon seit Monaten in Sachen „Agrarische Welt“ [link] in der Region unterwegs ist.

Daraus ergibt sich in Summe, daß dieses „April-Festival“ ein vitales Beispiel für die Wechselbeziehung von Aktion und Reflexion wird. Theorie und Praxis der Kunst, soziokulturelle Themenstellungen, Fragen zum Leben in der Region…

Das April-Festival 2012: „Leben: Die Praxis der Zuversicht“ [link]
Vision 2050: [link]

2012 ist klar

Das kommende „April-Festival“ [link] ist nun nächster größerer Orientierungspunkt für die aktuelle Arbeitsweise bei „kunst ost“. Zentraler Angelpunkt des Geschehens ist eine „Location Crew“, eine in sich autonome Formation, die sich einem selbstgewählten Aspekt des Generalthemas widmet. (In Zukunft sollte es mehrere solche autonomen Einheiten geben.)

Irmgard Hierzer (links, neben Mirjana Peitler-Selakov) ist die Schlüsselperson der ersten eigenständigen „Location Crew“ von „kunst ost“

Die Kleingruppe hat sich gestern konkret formiert. Das bedeutet, hier ist ein künstlerischer Schwerpunkt fixiert, der NICHT als Sammelbecken für andere Interessierte dient, sondern ein Beispiel gibt, wie sich AUCH andere untereinander verständigen sollten, um einen Beitrag zum Generalthema zu erarbeiten.

Die „Location Crew“ ist dem Verein „kunst ost“ verbunden und bekommt von daher angemessenen Support. Einen anderen Modus demonstriert die „Malwerkstatt Gleisdorf“. Das ist eine völlig eigenständige Initiative von Kreativen, deren aktuelle Vorhaben im April 2012 einen Schnittpunkt mit unseren finden. Hier entsteht eine temporäre Kooperation mit „kunst ost“, die wir unter anderem in einer kleinen Kulturkonferenz einlösen werden. Siehe dazu: [link]

Im Themenzusammenhang „Tage der agrarischen Welt“ hat ferner ein „reisendes Quintett“ zusammengefunden, das augenblicklich mit Basisarbeit befaßt ist, mit Firmenbesuchen, bei denen erst einmal grundlegende Gespräche geführt werden. Schlüsselperson dieses Quintetts ist Karl Bauer. Siehe dazu den vorherigen Link und: [link]

Georg Enzinger und Michaela Knittelfelder-Lang

Einen speziellen Schwerpunkt ergibt unser wiederkehrender „Frauenmonat“ mit dem Fokus auf „Frauen, Macht und Technik“. Schlüsselperson ist dabei Mirjana Peitler-Selakov, die schon am Programm für 2012 arbeitet. Siehe dazu: [link] Damit ist unser Themenbogen, wie wir ihn für die Region definiert haben, konkret markiert: „Zwischen Landwirtschaft und High Tech“; siehe: [link]

So haben wir auch eine klare inhaltliche Orientierung für allfällige Beiträge zum regionalen Prozeß „Vision 2050“: [link] Dieser gedanklich Blick hinter nächste Horizonte berührt auch unsere Kooperation mit der „Sammlung Wolf“ (Schlüsselperson: Martin Krusche), in der wir über einen mehrjährigen Prozeß einen speziellen Akzent zum Thema Steirische Gegenwartskunst setzen möchten: [link]

Das werden wir im Herbst 2012 mit einem großen Symposion an die Öffentlichkeit tragen. Auf die Art ist der Jahreslauf 2012 nun einmal in Arbeitsvorhaben dargestellt. Wer auf diese oder jene Weise an der Mitwirkung Interesse hat, ist eingeladen, sich bei den laufenden Plenartreffen mit seinen/ihren Vorstellungen einzubringen. Die werden stets hier avisiert: [link]

Ich darf erneut empfehlen, sich für mögliche Vorhaben ganz eigenständig mit möglichen Kooperationspartnerinnen und -partnern in Verbindung zu setzen. Wir werden solche Kleingruppen gerne anlaßbezogen mit dem größeren Ganzen verknüpfen und gemäß unseren Möglichkeiten unterstützen.

Auf Stand gebracht

Lokal, regional, national… klar, fehlt noch international. Die Aktivitäten von „kunst ost“ sollten schrittweise eine Relevanz in all diesen Aktions-Radien entwickeln. Das verlangt Prozesse, in denen ZEIT ein enorm wichtiger Faktor ist. Und natürlich Kommunikation.

Es scheint auch, daß einige Funktionstragende der Kommunen zu verstehen beginnen, es habe einen WERT, solche Prozesse zu entwickeln und zu betreuen, Kulturarbeit solle nicht NUR in Events bzw. eröffenbare Veranstaltungen münden.

Mit dem Themenfokus KWW (Kunst Wirtschaft Wissenschaft) haben wir gerade eine Arbeitsbereich fix konstituiert, der vor allem einmal auf lokale und regionale Wirkung zielt. Siehe: [link] Das zuständige Team (Fickel, Flekatsch, Krusche, Peitler-Selakov) wird dazu am 25. Jänner 2012 in der Oststeiermark einen weiteren Akzent setzen.

Von links: Fotograf Christian Strassegger, Zuchtleiterin Johanna Winkler, Assistent Jure Kolaric, Tierarzt Karl Bauer

Eine andere Formation ist auf Tour über die Dörfer, um in Gesprächen mit höchst unterschiedlichen Menschen in größeren Unternehmen überhaupt erst einmal zu erfahren, womit wir es da wirtschaftlich in der Region konkret zu tun haben. Wir erleben in diesen Gesprächen, daß hier Kompetenzen wirken, die uns zu Facetten führen, auf die wir selbst teilweise nie gekommen wären. So wie kürzlich in der Lederfabrik Wollsdorf: [link] Oder jüngst bei der „Saatzucht Gleisdorf“: [link]

Dieses Team sind Tierarzt Karl Bauer, Malerin Michaela Knittelfelder-Lang, Künstler Martin Krusche, Kunsthistorikerin Mirjana Peitler-Selakov und Fotograf Christian Strassegger.

Die Kooperation mit Kunstsammler Erich Wolf und unser Ziel, eine regionale Plattform von internationalem Rang aufzubauen, welche der steirischen Gegenwartskunst gewidmet ist, habe ich schon mehrfach erwähnt: [link]

Dem stehen strukturell kleinere Initiativen gegenüber, die sich beispielsweise als eigenständige Location Crews formieren, um Beiträge für regionale Veranstaltungen zu erarbeiten. Ein Exempel dafür ist die Runde um Irmgard Hierzer, die ein konkretes Team für einen Beitrag zum kommenden April-Festival stellt: [link]

Der Gleisdorfer Maler Gernot Schrampf

Das April-Festival 2012 hat schon eine konzeptionelle Vorgeschichte, wird aber gerade dem neuen Stand der Dinge angepaßt: [link] Dazu gehört auch die Kooperation mit eigenständigen Kulturinitiativen der Region.

So hat eben ein Arbeitsgespräch mit Gernot Schrampf von der „Malwerkstatt Gleisdorf“ zu einer Verknüpfung von Vorhaben geführt. Diese Gruppe wird im Frühjahr in Wetzawinkel eine Klausur mit Gästen aus Deutschland und Ungarn realisieren. Das wollen wir für eine kleine Kulturkonferenz nutzen, in der wir uns Fragen nach Rahmenbedingungen und kulturpolitischen Anforderungen widmen wollen.

Die Ausstellung der Klausur-Ergebnisse im „Museum im Rathaus“ wird einen Beitrag zum April-Festival ergeben. So verdichten sich Verfahrensweisen, wo einerseits „kunst ost“ seine eigenen Schwerpunkt-Teams einsetzt, wo aber andrerseits der Kontakt und Austausch mit völlig eigenständigen Kultuformationen der Region gesucht wird.

Zusammenfassend:
Am Anfang des April-Festival 2011 stand folgende Idee: „Wenn diese Region eine Erzählung wäre, dann könnte sie sich selbst erzählen, falls die Menschen, die hier leben und arbeiten, ihre Stimmen erheben würden. …“ [Quelle]

Das ist die Grundidee, mit der wir auch in den Prozeß „Vision 2050“ einstimmen. Mit den Mitteln Kulturschaffender anregen, daß die Region sich quasi selbst erzählt…

[2050: Übersicht]

Prioritäten prüfen

Die Frage nach dem Rang Kultur- und Kunstschaffender

Diesmal ein sehr kleines Plenum mit der Arbeit an großen Vorhaben. Wir hatten uns in der Nachbarregion („Vulkanland“) getroffen, auf Schloß Hainfeld. Beim vorangegangenen Plenartreffen [link] waren schon einige Punkte deutlich geworden, die nun greifbarer gemacht werden müssen. Der Hintergrund all dessen ist heuer kontrastreich.

Zusammenfassend läßt sich sagen: Nun ist rund ein Jahr vergangen, seit die Konsequenzen mehrjähriger Krisenentwicklungen, national und international, ganz konkret und hart zur Basis regionaler Kulturschaffender durchgeschlagen haben.

Irmgard Hierzer (links) und Irmgard Eixelberger

Ende Oktober 2010 war klar, daß sich die Kommunen von uns zurückziehen, um sich mit allenfalls verbleibenden Kulturbudgets um ihre „hauseigenen“ Einrichtungen zu kümmern. Allein die Stadt Gleisdorf hat ihr Kulturbudget in zwei Jahresschritten (2010/2011) um 75 Prozent reduziert. Genau! Es blieb bloß noch ein Viertel übrig. Was das auf viele kleine Gemeinden umgelegt bedeutet, ist klar: Null Prozent Rest.

Inzwischen wurde sogar der Ausstellungsbetrieb im Gleisdorfer „Museum im Rathaus“ eingestellt und dieser wichtige wie zentrale Veranstaltungsort bleibt ab nun weitgehend privater Initiative überlassen. So schaut’s aus, punktum. Es gab keinen Moment, wo etwa das Kulturreferat bekanntermaßen engagierte Leute an einen Tisch gebeten hätte, so im Sinne von: „Wir sollten über den Status quo reden“.

Also kein kulturpolitischer Diskurs. Also minus 75 Prozent. Also keine Gespräche. So ist es gekommen. Wird es so bleiben? Zum Glück nicht ganz. Das war alles sehr anregend. (Ironie!) Die Politik beginnt nun doch noch, auf unser Bestreben zu reagieren. Worum geht es aber insgesamt?

Schloß Hainfeld war ja gerade erst unser Treffpunkt, um den Themenbrocken „Kunst Wirtschaft Wissenschaft“ in unsere Praxis herüberzuführen: [link] Siehe dazu auch die Notiz: [link] Das ist einer der Themenschwerpunkte im aktuellen Konzentrationsprozeß.

Gerhard Flekatsch

Ein anderer Aspekt betrifft die Frage nach dem Rang Kultur- und Kunstschaffender innerhalb der Regionalentwicklung. Da haben die Kommunen der „Energie-Region“ gerade einen anspruchsvollen Prozeß gestartet, der unter dem Aspekt von „BürgerInnenbeteiligung“ in die nächsten Jahre hinein wachsen soll. „Vision 2050“ ist für uns auf jeden Fall ein Anlaß, um zu demonstrieren, was kulturelle Kompetenzen in einer regionalen Gesellschaft sind und bedeuten.

Wir haben beim aktuellen Plenum erörtert und beschlossen, dem eine Serie von Arbeitstreffen folgen zu lassen. Die Themen-Website dazu gib schon einen Überblick, was in der Sache bisher zur Diskussion stand: [link] Nun wird „kunst ost“ seine Rolle in diesem Prozeß noch präzisieren.

Das bedeutet, wir bemühen uns, klarer erkennbar zu machen, daß zwar die künstlerische Praxis selbst kein soziales oder politisches Werkzeug ist und daß unsere künstlerische Arbeit sich selbst verpflichtet bleiben sollte, daß aber Kompetenzen, die wir aus der Befassung mit Kunst beziehen, im Gemeinwesen wichtig sind.

Wir haben außerdem erörtert, wo ein kulturpolitischer Diskurs ansetzen kann, da uns die letzten zwei Jahre mehr als deutlich gezeigt haben: Es gibt in den Kommunen der Region keinen breiten Konsens, sich für eine zeitgemäße Kulturpolitik zu engagieren, weil es darüber keine ausreichende Sachkenntnis gibt.

Landeszentren haben es da leichter, weil da historisch gewachsene Milieus bestehen, deren kulturelle Ansprüche und deren Kulturverständnis die Basis eines kulturellen Klimas ergeben, von dem die „Provinz“ keine Spur zeigt. Gut, es ist eben so und da bleiben momentan nur wir Kulturschaffende, die sich dem widmen mögen. Das heißt auch, Graz hat alle Vorteile materieller und immaterieller Art gegenüber der restlichen Steiermark, eine angemessene Wechselwirkung in der Frage findet kaum, eigentlich eher nicht statt.

Kernpunkt: Wenn wir den Leuten in Politik und Verwaltung klar machen möchten, warum es uns geben soll und warum Kommunen in den Kulturbereich investieren müssen, sollten wir das erst einmal uns selbst klar machen.

Dazu gehören auch Fragen nach Vermittlungsarbeit und Präsentation. Wir kennen die Falle. Alle Welt flötet: „Quoten sagen doch nichts aus.“ Aber unterm Strich fragt die Politik: „Wie viele Besucherinnen und Besucher waren da?“ Die konventionelle Verwertungslogik dominiert. Wir sind dem bisheute noch nie ausreichend streitbar entgegengetreten. Wir ließen es bisher an klaren Argumenten fehlen.

Wenn wir das nicht aufbrechen, wird es niemand sonst tun. Also haben wir auch uns selbst zu fragen: Warum soll es Ausstellungen geben? Welchen Sinn und welchen Stellenwert hat Präsentation? Wie viel davon sollte allenfalls zugunsten anderer Aktivitäten zurückgenommen werden?

Wir waren uns freilich einig: Das soll es weiter geben. Wir werden uns auch zukünftig über diesen Weg an eine Öffentlichkeit wenden, ein Publikum suchen. Doch insgesamt muß das Repertoire verschiedener Kulturveranstaltungen überdacht werden. Auf eine Kommunikation mit einem Publikum werden wir nicht verzichten. Aber es geht auch noch um ganz andere Settings und ganz andere Aufgabenstellungen.

Kunsthistorikerin Mirjana Peitler-Selakov mit Unternehmer Andreas Kindermann (Mitte) und Tierarzt Karl Bauer

Das kommende Aprilfestival bleibt natürlich auf der Checkliste: [link] Es wird allerdings konzeptionell gründlich zu überarbeiten sein. Unser „FrauenMonat“ bleibt auch auf dem Programm. Da hat Kuratorin Mirjana Peitler-Selakov aus dem letzten Sommer heraus offenkundig mehrere Durchbrüche geschafft. Siehe dazu auch die Notiz „Frauen, Technik, Kunst“: [link]

Für den Herbst 2012 ist ohnehin schon länger eines von zwei Symposien fixiert, mit dem wir auf die Ebene eines internationalen Kunstdiskurses gehen. Der kommende Herbst ist dem Thema „regionalität und realität // globalität und virtualität“ gewidmet; siehe: [link]

Wir sind also gerüstet, die Positionen Kulturschaffender jenseits des Landeszentrums neu zu besetzen und zu begründen.

nach dem plenum…

… ist vor dem plenum. anregungen schaffen arbeit. hat jemand etwas besseres vor?

seit dem sommer (frauenmonat) war nun pause, was veranstaltungen und „außenauftritte“ von „kunst ost“ angeht. es hat die programm-arbeit dominiert. es waren viele arbeitsgespräche vorrangig, um a) den status quo der region klarer herauszubekommen und b) möglichkeiten zu kooperationen auszuloten.

von links: irmgard eixelberger, irmgard hierzer, michaela knittelfelder-lang und herta tinchon

das sind arbeiten, die auch viel vergnügen machen, weil sie nie ohne ergebnisse bleiben und weil sie sichtweisen verändern. das aktuelle plenartreffen von „kunst ost“ hat mir gezeigt, wie gut etliche leute verstanden haben, wohin nun die reise gehen mag.

wir sind kein „event-betrieb“, also zählt publikums-maximierung auch nicht zu unseren prioritäten. es ist fein, wenn sich zu einzelnen vorhaben nennenswertes publikum einfindet und wenn da lebhafte situationen entstehen. aber es war beim plenum offenbar konsens: unser fokus liegt a) auf gewichtigen themenstellungen und b) auf einer anregenden arbeit an diesen themen; und zwar im kollektiv.

wolfgang seereiter und angelika haas

malerin herta tinchon sagte unmißverständlich: „ich male ja nicht für andere leute, sondern für mich.“ es sind ihre fragestellungen und das eingehen auf anforderungen, die sich aus ihrem kunstverständis ergeben, woraus dann ihre künstlerische praxis erwächst. das ist gewissermaßen der nach innen gerichtet teil solcher prozesse. die schritte nach außen sind dann ein völlig anderer teil der geschichte.

wir haben also konsens: THEMENSTELLUNGEN ergeben FRAGESTELLUNGEN, daraus leiten wir AUFGABENSTELLUNGEN ab. darauf kann mit künstlerischen verfahrensweisen reagiert werden, aber auch mit anderen methoden. etliche von uns bevorzugen mischformen der möglichkeiten, sich mit themen zu befassen. ANTWORTVIELFALT!

wir sehen überdies, wie fruchtbar wachsende KOMMUNIKATIONSNETZWERKE sind. das macht nebenher sichtbar, welch interessante kulturelle arbeitsansätze quer durch die region wirksam werden. so hat etwa wolfgang seereiter in gleisdorf eben einen raum gemietet, den er als eine werkstatt für zeitgeschichte und kultur etablieren möchte. das eröffnet sehr interessante perspektiven.

kathrin velik

ferner war kathrin velik beim plenum. sie hat den alten bahnhof von bad gleichenberg gekauft, renoviert, und damit ein gravitationsfeld für kunst und und kultur geschaffen, einen neuen möglichkeitsraum. wenig überraschend, daß wir diesen bahnhof in das kommende april-festival [link] einbeziehen möchten und uns einig sind: diese station werden wir von gleisdorf aus per eisenbahn ansteuern, die zugfahrt selbst solle auch teil des geschehens werden.

ich darf erinnern, daß wir diese zugstrecke im jahr 2005 schon einmal mit einem symposion bespielt haben, das bis ins wiener museumsquartier geführt wurde: [link] eine äußerst fröhliche erfahrung, an die nun zeitgemäß angedockt werden soll.

karl bauer

in summe sind wir uns freilich einig, daß das kommende festival von der dimension her etwas kleiner als die vergangenen angelegt festivals sein soll, dafür thematisch konzentrierter und stärker auf die möglichkeiten kollektiver kreativität konzentriert.

das verlangt natürlich auch nach leuten, die sich auf andere einlassen können. das herkömmlich dominante modell „man möge mir künstler einen roten teppich ausrollen“ ist da ebenso irrelevant wie unerwünscht. derlei flausen mögen sich auf dem konventionellen markt bewähren, dagegen ist ja nichts einzuwenden. hier und bei uns geht es längst um andere zugänge…

notiz zum thema: [link]

umbrüche

es sind oft feine kräftespiele, die eine position vom feld des kunsthandwerkes hinüber zur kunst verschieben. irmgard eixelberger bewegt sich gerade als grenzgängerin zwischen diesen zonen. ihre profunde kenntnis des brauchtums im agrarischen leben ergab nun einen anknüpfungspunkt für uns, um zu einer ersten „erweiterten runde“ zusammenzufinden, in der wir einige künstlerische optionen der „tage der agrarischen welt“ debattierten.

tierarzt karl bauer, die künstlerinnen herta tinchon, michaela knittelfelder-lang und irmgard eixelberger

auch hier gilt, daß kunstschaffende nicht zu einem „dekorationsgeschäft“ aufgerufen sind. es geht darum, daß sie mit ihren bevorzugten mitteln auf gemeinsam festgelegte frage- und aufgabenstellungen reagieren. im dialog mit leuten, die genau das mit anderen mitteln tun. dieser zugang basiert auf einer vorstellung, die wir dem „april-festival“ 2011 zugrunde gelegt hatten:

„Wenn diese Region eine Erzählung wäre, dann könnte sie sich selbst erzählen, falls die Menschen, die hier leben und arbeiten, ihre Stimmen erheben würden. Die Stimmen zu erheben ist in diesem Fall auch metaphorisch gemeint und bezieht sich auf das Einsetzen der jeweils bevorzugten Kommunikations- und Gestaltungsmittel.“ [quelle]

medienkünstler niki passath (links) und unternehmer tino pölzer bei den startvorbereitungen der „essigrakete“

das bedeutet zum beispiel ebenfalls, kunstschaffende von auswärts mit verschiedenen akteuren des regionalen gemeinwesens in interaktion zu bringen. ein beispiel dafür war die session beim unternehmer-ehepaar jaqueline und tino pölzer, bei der wir experimentalbäckerin ida kreutzer, medienkünstler niki passath und fotograf emil gruber zu gast hatten. [die crew]

nun arbeiten wir am kommenden „april-festival“ das den titel „leben: die praxis der zuversicht“ [link] tragen wird. mit dem eingangs erwähnen arbeitstreffen ist auch eine erste laborgruppe formiert worden, zu der sich noch der fotograf christian strassegger und die künstlerin renate krammer zählen. strassegger arbeitet übrigens auch an einem eigenen konzept für einen beitrag zu den „tagen der agrarischen welt“.

wir gehen gerade daran, unseren aktuellen arbeitsansatz mit landesrat christian buchmann zu debattieren. aus unserer konzeption ergibt sich nämlich ein ganz anderer modus als herkömmlich zirkulierende „geschäftsmodelle“, wie wirtschaftstreibende und kunstschaffende mit einander zu tun haben können. dieser modus steht auch im kontrast zu gängigen befürchtung, die wirtschaft werde die kunst vereinnahmen. wenn sich dieser ausgangspunkt klar markieren läßt, nämlich eine gemeinsamen fragen- und aufgabenstellung, dann ergeben phantasien vom vereinnahmen keinen sinn.

der kanadier simon brault gibt in seiner streitschrift “no culture, no future” einen anregenden hinweis auf solche zusammenhänge: „We are still locked in a restrictive mode that is preventing us from taking full advantage of the potential of the arts and culture, which are incredible vectors of creativity, the principal driver of economic and social growth.“

brault sagt ebenso unmißverständlich: „Culture is not a parasite of economic and social development, but it can be a motor for it.“

apotheker richard mayr (links) und büchsenmacher franz lukas als akteure im kunstgeschehen

das verlangt etwa, herkömmliche rollenzuschreibungen aufzugeben. als beispiel: wenn ich mich bemühe, versierte unternehmer für ein projekt zu gewinnen, und zwar als akteure, dann betrachte ich sie nicht als „geldquelle auf zwei beinen“, sondern als personen, die a) interessante kompetenzen einbringen und b) ihrerseits sehr konkrete erfahrungen mit unserem milieu und unseren arbeitsweisen machen.

das bringt nicht bloß interessante ergebnisse, wie sich etwa im fall von „ist gleich/ungleich“ gezeigt hat. da ging es mir darum einen kaufmann (richard mayr), einen ingenieur (andreas turk) und einen handwerker (franz lukas) für ein gemeinsames vorhaben zu gewinnen: [link]. derlei modi verändern auch die kulturelle situation eines ortes.

nun geht es darum, solchen wechselseitigen erfahrungsprozessen mit ihrer gemeinsamen wirkung nach außen als ein spezielles kulturelles geschehen dauer zu verleihen. dabei spielt zwar die gegenwartskunst eine wichtige, aber nicht die einzige rolle.

ich hab übrigens gerade zusammengefaßt, welche art von rolle ich in solchen zusammenhängen für kunstschaffende sehe: [link]

es geht mir da um eine klare position, sich den verschiedenen varianten simpler verwertungslogik zu entziehen. was sich nun interessanterweise zeigt: genau darin, nämlich im ablehnen simpler verwertungslogik, finden wir dann auch mit manchen wirtschaftstreibenden und einzelnen leuten aus politik und verwaltung konsens. offenbar ein tauglicher ansatz, um begegnung und umgang in augenhöhe zu erproben.

konkret in gang

nun hat ein tag zwei wesentliche zwischenergebnisse für unsere arbeit erbacht. es geht im die beiden teilthemen „agrarische welt“ und „high tech-zone“, von denen das leben in der „energie-region“ maßgeblich geprägt ist.

zum einen haben wir klar, wie es inhaltlich mit dem „frauenmonat“ weitergeht. kunsthistorikerin mirjana peitler-selakov, in ihrem früheren berufsleben diplomingenieurin in der motorenentwicklung, hat das projekt FMTechnik! konzipiert. zum anderen haben wir klar, wie es nach dem „tag der agrarischen welt“ weitergeht. ich durfte mich mit tierarzt karl bauer und künstler christian strassegger über konsens für die nächsten praktischen schritte freuen.

frauen und technik: diplomingenieurin mirjana peitler-selakov (mitte) neben robotikerin kirsty boyle (links) und kunsthadwerkerin ida kreutzer bei unserem "tag der trivialen mythen" auf dem gut pölzer

das kürzel FMT meint „Frauen, Macht und Technik“. petler-selakov: „Seit Jahren wird versucht, mit Hilfe diverser Förderungsprogramme Frauen für technische Berufe zu interessieren. Leider beweisen die Untersuchungen, dass diese frauenfördernden Aktionen bisher wenig Effekt gebracht haben. An der TU Graz beträgt der Frauenanteil beispielsweise im Durchschnitt knapp 20%, im Wintersemmestar 2010/2011 waren es 21,4%. In den klassischen Ingenieursfächern sind noch immer fast keine Studentinnen zu finden. Warum ist das auch heute, im 21. Jahrhundert, so?“

peitler-selakov konstatiert: „Technische Kompetenzen werden der männlichen Geschlechtsidentität zugeschrieben. Sie sind fast Teil der männlichen Kultur, die in Kommunikation und Beziehungen zu anderen Männern zum Ausdruck kommt.“

so haben wir, in korrespondenz mit unserer arbeit an der „nikola tesla-doktrin“, einen gewichtigen aspekt der fragen rund um unseren „industrie-komplex“ formuliert bekommen. ich meine damit, im themenbogen „zwischen landwirtschaft und high tech“, den wir für diese region als relevant erachten, sehen wir hier einen sinnvollen ansatz, unser soziokulturelles engagement, das wir mit vorhaben im künstlerischen bereich verknüpfen, auf einige besondere themenstellungen zu fokussieren.

tierarzt karl bauer ist unsere schlüsselperson für fachfragen zur agrarischen welt

im ausloten des status quo der agrarischen welt haben wir nun sechs weiterführende stationen definiert, zu denen wir teilveranstaltungen und künstlerische vorhaben entwerfen, für die wir professionals aus verschiedenen bereichen der landwirtschaft einbeziehen wollen.

wir haben für die nächsten eineinhalb jahre sechs HAUPTTHEMEN ausfindig gemacht, an denen deutlich wird, was die region zur zeit im wesentlichen darstellt. alphabetisch gereiht: apfel, kürbis, mais und pferde.

der apfeld steht für jene sonderkulturen, über die das einstige „armenhaus österreichs“, die oststeiermark, wirtschaftliche voteile gewonnen hat. an kürbis und mais hängen nicht nur ernährungsfragen der menschen, daran knüpfen sich auch schweinemast und hühnerzucht. das pferd war einst nur den sehr gutgestellten bauern als zugtier zur verfügung, heute ist es im bereich sport und freizeit zu einem wichtigen wirtschaftsfaktor geworden.

das sind also 4 von sechs „stations-themen“. zwei stationen sollen dem wichtigen thema „kleinbäuerliche strukturen“ gewidmet sein. in summe wollen wir ein verständis davon fördern, daß heute zwischen bäuerlicher und industrieller landwirtschaft unterschieden werden muß.

künstler christian strassegger führt oft knifflige themenaspekte in viduelle codes über

was haben wir? was brauchen wir? im zusammenhang mit dieser fragestellung wollen wir das gesamte vorhaben auch um die behandlung sozialgeschichtlicher aspekte ergänzen. da war ein erster vortrag von historiker robert f. hausmann in wetzawinkel extrem anregend. es muß auch mehr an solchen informationsangeboten geben, um den stand der dinge zu begreifen und so an der gestaltung der zukunft mitzuwirken.

die künstlerische spange, mit der all diese bereiche verknüpft werden, haben wir einerseits im „april-festival“ angelegt, sie wird aber andrerseits mit dem kunstprojekt „close to nature“ verdichtet. so erwarten wir eine sachlich relevante und in der umsetzung gut realisierbare verzahnung der teilthemen, die wir in zusammenschau betrachten und bearbeiten möchten.

Das April-Festival 2012
„Leben: Die Praxis der Zuversicht“
[link]

wohin und wie?

unser engagement für die gegenwartskunst hat vor- und rahmenbedingungen. wir haben gewissermaßen boden zu bereiten, um neue verfahrensweisen abseits des landeszentrums zu entwickeln und zu erproben. es geht um akzente von der basis her und um impulse von außen, um den blick über den tellerrand, aber auch um konkrete schritte über solche ränder hinaus.

das heißt für’s „basis-team“ konkret, die prägenden sozialen und kulturellen kräftespiele der region zu beachten, in die arbeit einzubeziehen. die grundlage dafür ist auf kontinuität ausgelegtes themenzentriertes arbeiten. das hat einen speziellen fokus im alljährlichen „april-festival“, dessen 2012-version wir nun schon vorbereiten:

Leben: Die Praxis der Zuversicht

wir haben einige themenbereiche und arbeitsansätze festgelegt, um die gegenwart der agrarischen welt in der „energie-region“ auszuleuchten. meine primären gesprächspartner für die entwicklung einer diesbezüglichen schwerpunkt-linie von „kunst ost“ sind der tierarzt karl bauer und der künstler christian strassegger. (zum aktuellen hintergrund siehe den beitrag brisanz und idylle!)

christian strassegger, präziser fotograf und schöpfer humorvoll gehaltener objekte

über die befassung mit der „nikola tesla-doktrin“ entwickeln wir außerem einen technologie-schwerpunkt, den ich augenblicklich mit kunsthistorikerin mirjana peitler-selakov detaillierter ausarbeite.

sie kommt ursprünglich aus der motorenentwicklung (avl list), ist also mit beiden metiers, der technik und dem kulturbetrieb, vertraut. bei diesem teilthema sind wir via teleworking mit dem, belgrader forscher branimir jovanovic im einvernehmen und im austausch. (er war eben unser gast beim „april-festival“ 2011.)

eine der arbeiten, mit der malerin michaela knittelfelder-lang auf einen besuch im elin-werk für elektromotoren reagiert hat

so bemühen wir uns um die erzeugung eines „möglichkeitsraumes“, aus dem kunstschaffende anregungen für weitere vorhaben finden. es sind nicht nur die inhalte, es sind auch ambiente und inventare im bereich der genannten themen, aus denen sich ästhetische impulse beziehen lassen, wie etwa die aktuelle arbeit von malerin michaela knittelfelder-lang belegt.

mirjana peitler-selakov befaßt sich zur zeit auch mit dem thema „frauen und technik“, womit der bereich „frauenemonat“ weiter geführt wird. sie bereitet überdies für den herbst unseren tradtionellen kunst-schwerpunkt mit internationalem bezug vor.

mit dem oben erwähnten christian strassegger arbeiten wir ferner an der „künstlerischen klammer“, die zwischen den genannten themenbereichen vermitteln und sie zusätzlich auf das reale gebiet der „energie-region“ übertragen soll. das realisieren wir unter dem titel „close to nature“, inhaltlich 2010 von mirjana peitler-selakov erarbeitet.

mirjana peitler-selakov (rechts) mit zwei "schlüsselpersonen" des heurigen "april-festivals", den malerinnen irmgard hierzer (links) und michaela knittelfelder-lang

zu all diesen vorhaben, die auf künstlerische und themenbezogene schwerpunkte ausgerichtet sind, kommt begleitend die serie talking communities, in der es vor allem darum geht, know how zu mehren.

dabei verfolgen wir zwei linien. mit dem einen teil „konferenz in permanenz“ bieten wir vor allem anregungen zu kulturpolitischen fragen an, mit dem anderen teil „was sagen kunstwerke?“ erschließen wir möglichkeiten der debatte über kunst und kunstwerke. den auftakt dazu hatten wir mit medienkünstler niki passath: [link]

das ist die aktuelle aufgabenstellung von „kunst ost“, an der wir mit engagierten menschen arbeiten möchten. das bedeutet vor allem, wir sehen es NICHT als unsere aufgabe, FÜR andere eine bühne zu bauen und so „kulturprogramm“ zu fahren. wir sehen es als unsere aufgabe, MIT anderen an der kulturellen situation dieser region zu arbeiten.

brisanz und idylle

wir haben von unserem ersten „tag der agrarischen welt“ vor allem dieses motiv mitgenommen: ernährung ist das große geschäft der zukunft. international tätige companies kaufen schon heute riesige flächen auf. das wird abhängigkeiten in ganz neuem ausmaß hervorbringen.

wir werden von der geschäftswelt mit idyllischen bildern verwöhnt, was den blick darauf verstellt, daß sich schon jahrzehnte eine bipolare anordnung durchgesetzt hat, in welcher die bäuerliche landwirtschaft gegenüber der industriellen landwirtschaft den völligen nachrang hinnehmen muß. die dominante agrar-industrie verkauft uns ihre produkte vorzugsweise mit werbebildern, die sozusagen der bäuerlichen landwirtschaft heruntergerissen wurden.

tierarzt karl bauer wuchs in der agrarischen welt auf

ich hab diese zusammenhänge gerade erneut mit tierarzt karl bauer debattiert. wir sind uns einig, daß wir diesen themenkomplex für unsere kulturellen vorhaben erschließen wollen. es ist ein feld radikaler zusammenhänge, die unser aller leben erreichen; in jedem winkel der welt.

in den letzten fünfzig jahren ging in österreich – bei steigendem überfluß – die zahlt der menschen, welche in der landwirtschaft tätig sind, von 21 auf 3,9 prozent zurück. bei gleichbleibenden flächen hat die anzahl der landwirtschaftlichen betriebe laufend abgenommen. (das bedeutet: vergrößerung und rationalisierung vieler betriebe.)

der produzenenseite steht gegenüber: hierzulande wird der gesamte lebensmittelmarkt von genau drei konzernen kontrolliert. spar hat sich 29,5 prozent des marktes erarbeitet, rewe rund 31 prozent und hofer zirka 20 prozent. das bedeutet, etwa 80 prozent des lebensmittelmarktes sind in der hand von bloß drei international tätigen companies.

georg keuschnigg in „forum land“, ferbuar 2011

das läßt die fragen nach ernährungssicherheit und ernährungssouveränität einigermaßen brisant erscheinen. hier muß die rede von verfügbarkeit, qualität und preisen der nahrungsmittel sein. wenn man darüber nachdenkt und wenn man einrechnet, daß steigende energiepreise ein hauptereignis sind, um den agrarischen markt zu beeinflussen, wenn ich dann noch über das transportwesen, über verkehrskonzepte und regionale strukturprobleme nachdenke, dann wird sofort deutlich, was diese dinge mit den möglichen themen der „energie-region“ zu tun haben.

übrigens! „forum land“ (die zeitung für den ländlichen raum) titelte auf dem cover der ausgabe ferbuar 2011: „gemeindefinanzen: kippt der ländliche raum weg?“ der individualverkehr wird immer teurer, der öffentliche verkehr wird merklich reduziert. die neue landflucht ist längst realität. ganz klar, daß sich in der befasung damit auch soziokulturelle aufgabenstellungen abzeichnen. und diese ergeben ferner einladungen an kunstschaffende.

verleger reinhard wernbacher ist gelaunt, sich in das kulturprojekt einzubringen

ich habe also mit karl bauer und einigen anderen leuten konsens: das ist eine große themenstellung, die wir uns schrittweise, in einzelnen veranstaltungen und mit der konzentration auf teilthemen, erschließen möchten. dazu diskutiere ich nun auch die arbeit an einem buch, das uns gewissermaßen zu diesem thema führt und welches interessierten laien eine grundlegende orientierung bietet. das findet verleger reinhard wernbacher recht interessant. vor allem, weil wir einige grundlegende themenaspekte und speziell regionale zusammenhänge bündeln möchten.

das läuft übrigens auf einen weiteren schritt in dem hinaus, was mir als kulturelle option vorschwebt: die region erzählt sich selbst, indem die menschen, die hier leben und arbeiten ihre stimmen erheben: mit ihren jeweils bevorzugten mitteln und medien.

— [tag der agrarischen welt 2011] —
— [april-festival 2012]  —