Ich habe nun eine Reihe von Arbeitsgesprächen geführt, um herauszufinden, welcher Art Wissens- und Kulturarbeit sein sollte, damit dem starken Anteil an bäuerlicher Welt in dieser Region gerecht werden kann.
Schlagwort-Archiv: zwischen landwirtschaft und high tech
Themenkonzentration und Praxisschritte
Heiße Quellen: Eine Intrada
Wir pflegen bei kunst ost schon geraume Zeit einen Themenschwerpunkt unter dem Titel „Zwischen agrarischer Welt und High Tech“. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Die Oststeiermark, ein einstiges „Armenhaus Österreichs“, bietet heute einen vorzüglichen Lebensstandard. In Teilbereichen, etwa zwischen Gleisdorf und Weiz, herrscht „Vollbeschäftigung“. Viele ansässige Betriebe würden mehr Fachkräfte brauchen als sie bekommen können.

Gleisdorf: Kooperation mit Kulturbüro und City-Management
Es hat sich für uns ein großer Themenzusammenhang herauskristallisiert, über den wir zu klären versuchen, wie aktuell KUNST, WIRTSCHAFT und WISSENSCHAFT zu einer Wechselwirkung kommen SOLLEN und KÖNNEN. Diese grundsätzliche Fragestellung ist unter anderem auf einen sehr konkreten REGIONALEN Zusammenhang bezogen, auf das Kräftespiel zwischen Landwirtschaft und High Tech.
Ich hab im vorigen Eintrag skizziert, welches Themen-Ensemble wir bei kunst ost nun für die laufende Praxis über eine konkrete Kooperationssituation mit versierten Akteuren abgedeckt haben: [link] Das betont einige Teilthemen besonders:
+) Mobilitätsgeschichte/Sozialgeschichte
+) Gegenwart zwischen Landwirtschaft und High Tech
+) Frauen & Technik
+) Kulturpolitik im Sinne eigenständiger Regionalentwicklung
+) Gegenwartskunst

Ganz klar, daß wir in der Summe unserer Arbeit manche Bereiche auf internationale Relevanz ausrichten und erklärtermaßen ein Beispiel für Best Practice in Europa zustande bringen wollen. Wir sind aber in anderen Aspekten auch auf die Oststeiermark und speziell auf die „Energie-Region Weiz Gleisdorf“ konzentriert.
Dabei hat sich nun über das Thema Verwaltungsreform eine aktuelle Brisanz ergeben, die einerseits Gleisdorf als Stadt, andrerseits die „Kleinregion Gleisdorf“ in besonderen Kontrast zu einander stellt. All das handelt von Umbrüchen, Neuorientierungen, Veränderungsschritten. (Derlei vollzieht sich freilich steiermarkweit.)
Gerwald Hierzi ist ein Bindeglied zwischen Gleisdorfs Kulturbüro (kommunal) und dem City-Management (privatwirtschaftlich). Für ihn lautet etwa die Frage nach Identität ganz konkret: Wer bin ich? Dabei beschäftigt ihn die Stadt mit ihren Geschichten, also mit ihren handelnden Personen.
Zur Frage verfügbarer Ressourcen sagt Hierzi einleuchtend: „Wer mittut, soll mehr Nutzen haben.“ Das betont PARTIZIPATION, die es neuerdings zunehmend schwer hat, sich gegenüber Haltungen der KONSUMATION zu behaupten. Und es korrespondiert mit meinem Prinzip für Projekte: Es soll mitreden, wer Verantwortung übernimmt.

Hierzi versteht die Stadt als Bühne, in der sich Lebensrealität und Inszenierung komplementär ereignen. Daran interessieren ihn die Rollen, die gefunden und/oder kreiert werden. Das paßt mir gut. Man erinnere sich an meine Lieblingsmetapher: Wenn diese Region eine Erzählung wäre, würde sich diese Geschichte selbst erzählen, wenn wir die Menschen, die hier leben und handeln, dazu brächten, ihre Stimmen zu erheben. Wobei „Stimme“ das individuell bevorzugte Medium meint, nicht unbedingt Text oder Sprache sein muß.
Mir scheint, hier korrespondieren einige Vorstellungen davon, wie man an solchen Themen und Aufgaben arbeiten kann. Deshalb sind wir nun auch eine fixe Kooperation eingegangen, die uns über einen längeren Zeitraum mit Erfahrungsaustausch und interessanten Ergebnissen erfreuen soll.
Wir haben uns regional auf das Projekt „Vision 2050“ eingelassen. Gerwald Hierzi sagt, der Zeithorizont 2050 sei ihm für die praktische Arbeit im Rahmen seiner jetzigen Aufgabenstellungen etwas zu fern, ihn beschäftige in der Kommunikation nach außen die Zone 2025, denn das sei quasi in „Griffweite“. Hier treffen sich etliche unserer Fragestellungen dahingehend, an welchen Zielvorstellungen sich und welche Handlungsweisen orientieren sollen…
— [Vision 2050] —
Themen und Arbeitsebenen
Das ursprüngliche „Trägersystem“, die Kulturinitiative kultur.at: verein für medienkompetenz, hat im Jahr 2009 ein Projekt realisiert, das inzwischen als kunst ost: soziokulturelle drehscheibe Eigenständigkeit erreichte.
Diese institutionelle Eigenständigkeit beider Formationen erweist sich als sinnvoll, weil ein thematisch sehr komplexer Prozeß entstanden ist. Aus den letzten Jahren hat sich eine Aufgabenstellung herauskristallisiert, die sich aus folgenden Genres zusammensetzt:
1) Kunstvermittlung und -präsentation
2) Diskursarbeit: a) Kunstdiskurs & b) kulturpolitische Diskurse
3) Lobby- und Communityarbeit
4) Dokumentation & Publikation
5) Grenzüberschreitende Kooperationen
Dazu sind im Hintergrund
+) laufende Basisarbeit und
+) Archivarbeit sowie
+) der Ausbau der Web-Präsenz nötig.
Wir verfolgen als thematische Hauptlinien folgende Bereiche
1) Gegenwartskunst
2) kulturelle Praxis auf der Höhe der Zeit
3) Frauen & Technik
4) Sozialgeschichte/Mobilitätsgeschichte
Das verzahnen wir regional in zwei Komplexe
1) Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft
2) Zwischen Landwirtschaft und High Tech
Aus diesem Themengefüge soll sich quer durchs Jahr eine Kontinuität der Ereignisse und Veranstaltungen ableiten lassen, in der eine heterogene Community vielfältige Kompetenzen zur Wirkung bringt.
Das zeigt sich in der Praxis grundsätzlich über drei Optionen:
+) Produktionen aus dem „Kernbereich“, von Mirjana Peitler-Selakov (Kunsthistorikerin) und Martin Krusche (Künstler) entwickelt.
+) Produktionen aus einem engeren Kreis von „Schlüsselpersonen“ der Drehscheibe kunst ost.
+) Kooperationen mit vollkommen eigenständigen Kulturinitiativen der Region.
Dazu kommen zwei Kooperationen gänzlich anderer Art, die im Sinne eigenständiger Regionalentwicklung Gewicht haben. Einerseits die mit dem Unternehmer und Kunstsammler Erich Wolf: [link] Andrerseits die mit dem Ziviltechniker Andreas Turk: [link]
Da erarbeiten wir gerade die Grundlagen eines längerfristigen Zusammenwirkens. Wie schon angedeutet, das Zusammenspiel von Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft hat aktuell Klärungen verlangt: Warum sollen wir überhaupt diese Genres verknüpfen? Wovon handeln mögliche Gemeinsamkeiten und wie sollte das in gemeinsames Tun überführt werden? Das ist inzwischen erheblich klarer und wird für den Rest des Jahres 2012 schon praktische Ergebnisse zeigen.
Wir und wer?
Ich hab es in letzter Zeit öfter betont, wir müssen neu klären, wie sich der Kulturbetrieb zur Privatwirtschaft verhalten soll, vice versa. In der sogenannten „Provinz“ helfen uns urbane Konzepte aus den Zentren nichts. Die Bedingungen sind zu verschieden.
Es geht ferner darum, neu zu klären, warum, womit und wozu sich diese Lager verständigen sollen. Da gibt es derzeit viel zu viele unüberprüfte Annahmen. Meine Erfahrung zeigt mir ja nicht „Die Unternehmer“, sondern höchst unterschiedliche Persönlichkeiten, deren Orientierungen und Prioritäten eigentlich stets individuell erfahren werden müssen.
Was jenseits davon allgemeine Zusammenhänge wären, die sich den Genres „Die Wirtschaft“ und „Der Kulturbetrieb“ zuschreiben ließen, halte ich ebenso für klärungsbedürftig. Es steht für mich außer Zweifel, daß diese Klärungsprozesse zu fruchtbaren Ergebnissen führen können. Ebenso halte ich für evident, daß wir dazu einige Ressourcen einsetzen müssen und daß wir dafür Zeit brauchen. Es gibt in dieser Sache keine „schnellen Ergebnisse“.
Folgendes ist vermutlich da wie dort konsenstauglich und kann zur Ausstattung „erster Gemeinsamkeiten“ gehören: Wir übernehmen Verantwortung für ein vorteilhaftes kulturelles Klima in unserem Lebensraum. Ein stark entwickeltes kulturelles Klima erleichtert uns
+) die Alltagsbewältigung,
+) den Umgang mit besonderen Aufgaben.
Dies ist eine Zeit, die uns beides in hohem Maß abverlangt. Aber wie sollen so unterschiedliche Metiers und Genres zusammenwirken? Das zu lösen, sind sozio-kulturelle Agenda.
Bei aller Verschiedenheit von Aufgaben und Milieus, von Codes und Jargons, kann sicher auch das zur Ausstattung „erster Gemeinsamkeiten“ gehören:
+) Gibt es Fragen, die uns gleichermaßen interessieren?
+) Führt uns das zu Themen, die uns gemeinsam beschäftigen?
+) Lassen sich daraus Aufgabenstellungen ableiten, für die eine Bündelung unserer sehr unterschiedlichen Kompetenzen vielversprechend wäre?
In der Annäherung und Verständigung nützt uns sicher auch, wenn wir klären, welche Kompetenzen wir individuell zur Verfügung haben, die über unsere „primäre Zuständigkeit“ hinausreichen. Damit meine ich, daß ich ja nicht nur meine Profession repräsentiere, sondern auch ein Bürger bin, der als Teil des Gemeinwesens weiterreichende Ambitionen und Interessen hat.
Das halte ich für vorrangig klärungsbedürftig in Auftaktphasen der Annäherung:
+) Was sind meine berufsspezifischen Schwerpunkte und Fragen?
+) Was habe ich, darüber hinaus, als Privatperson an Interessen und Kompetenzen, die ich hier einbringen würde?
Ein konkretes Beispiel:
Ich bin von Beruf Künstler und bestehe da auch auf dem Prinzip der Autonomie der Kunst, wofür ich in künstlerischer Arbeit eigenen Regeln folge. Aber ich befasse mich ebenso mit anderen Themenkomplexen und den Inhalten anderer Berufsfelder. Darin folge ich NICHT den Regeln der Kunst.
Durch mein spezielles Interesse an Sozialgeschichte findet ich aktuelle Bezugspunkte zu jenen Themen angelegt, die das 20. Jahrhundert ausmachen. Das betrifft vor allem die Verhältnisse zwischen agrarischer Welt und Industrialisierung, das betont Mobilitätsgeschichte (Die Motorisierung einer Massengesellschaft) und das bearbeite ich in Fragen zum „Denkmodell Zentrum/Provinz“. Dazu kommt — übergreifend — meine Medien-Kompetenz bezüglich der Wechselbeziehungen zwischen Print, Radio und Internet.
Es sind vorrangig einmal solche Aspekte, über welche ich die Verständigung mit Wirtschaftstreibenden suche. Ob sich das dann auch in künstlerischen Optionen einlöst, muß der jeweilige Prozeß zeigen, falls es eben nach der Anbahnung zu Formen von Work in Progress kommt.
Für den Arbeitsbereich „Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft“ hat sich ein Quartett formiert, das solche Möglichkeiten bearbeitet. KWW auf Facebook: [link]
Zum großen Thema Mobilitätsgeschichte läuft momentan auf Facebook eine Leiste im Plauderton: [link]
Bezüglich Regionalentwicklung liegt für uns ein Arbeitsansatz in der Frage nach einer „Vision 2050“ (Projekt „iEnergy“): [link]
2012 ist klar
Das kommende „April-Festival“ [link] ist nun nächster größerer Orientierungspunkt für die aktuelle Arbeitsweise bei „kunst ost“. Zentraler Angelpunkt des Geschehens ist eine „Location Crew“, eine in sich autonome Formation, die sich einem selbstgewählten Aspekt des Generalthemas widmet. (In Zukunft sollte es mehrere solche autonomen Einheiten geben.)

Die Kleingruppe hat sich gestern konkret formiert. Das bedeutet, hier ist ein künstlerischer Schwerpunkt fixiert, der NICHT als Sammelbecken für andere Interessierte dient, sondern ein Beispiel gibt, wie sich AUCH andere untereinander verständigen sollten, um einen Beitrag zum Generalthema zu erarbeiten.
Die „Location Crew“ ist dem Verein „kunst ost“ verbunden und bekommt von daher angemessenen Support. Einen anderen Modus demonstriert die „Malwerkstatt Gleisdorf“. Das ist eine völlig eigenständige Initiative von Kreativen, deren aktuelle Vorhaben im April 2012 einen Schnittpunkt mit unseren finden. Hier entsteht eine temporäre Kooperation mit „kunst ost“, die wir unter anderem in einer kleinen Kulturkonferenz einlösen werden. Siehe dazu: [link]
Im Themenzusammenhang „Tage der agrarischen Welt“ hat ferner ein „reisendes Quintett“ zusammengefunden, das augenblicklich mit Basisarbeit befaßt ist, mit Firmenbesuchen, bei denen erst einmal grundlegende Gespräche geführt werden. Schlüsselperson dieses Quintetts ist Karl Bauer. Siehe dazu den vorherigen Link und: [link]

Einen speziellen Schwerpunkt ergibt unser wiederkehrender „Frauenmonat“ mit dem Fokus auf „Frauen, Macht und Technik“. Schlüsselperson ist dabei Mirjana Peitler-Selakov, die schon am Programm für 2012 arbeitet. Siehe dazu: [link] Damit ist unser Themenbogen, wie wir ihn für die Region definiert haben, konkret markiert: „Zwischen Landwirtschaft und High Tech“; siehe: [link]
So haben wir auch eine klare inhaltliche Orientierung für allfällige Beiträge zum regionalen Prozeß „Vision 2050“: [link] Dieser gedanklich Blick hinter nächste Horizonte berührt auch unsere Kooperation mit der „Sammlung Wolf“ (Schlüsselperson: Martin Krusche), in der wir über einen mehrjährigen Prozeß einen speziellen Akzent zum Thema Steirische Gegenwartskunst setzen möchten: [link]
Das werden wir im Herbst 2012 mit einem großen Symposion an die Öffentlichkeit tragen. Auf die Art ist der Jahreslauf 2012 nun einmal in Arbeitsvorhaben dargestellt. Wer auf diese oder jene Weise an der Mitwirkung Interesse hat, ist eingeladen, sich bei den laufenden Plenartreffen mit seinen/ihren Vorstellungen einzubringen. Die werden stets hier avisiert: [link]
Ich darf erneut empfehlen, sich für mögliche Vorhaben ganz eigenständig mit möglichen Kooperationspartnerinnen und -partnern in Verbindung zu setzen. Wir werden solche Kleingruppen gerne anlaßbezogen mit dem größeren Ganzen verknüpfen und gemäß unseren Möglichkeiten unterstützen.
zwischenbilanz
unser „frauenmonat“ ist abgeschlossen. damit endet auch das erste halbjahr in den heurigen aktivitäten, von „kunst ost“; genauer: in den nach außen gerichteten aktivitäten. das waren zugleich monate der neuordnung, da sich die rahmenbedingungen für den gesamtsteirischen kulturbetrieb über die budgetlage deutlich geändert haben.
wir konnten den lokalen und regionalen ausfall von budgets diesmal vor allem über privates engagement ausgleichen. landes- und bundesmittel sind auch hilfreich gewesen. die gesamtsituation legt offen, daß es zur zeit noch keinerlei regionale kulturpolitik gibt, die sich merklich über ortsgrenzen hinaus als wirksam erweist. aber das kommt ja vielleicht noch.

unser „frauenmonat“ war mit dem thema „frau, macht, technik“ befaßt. neben dem sachbezogenen teil haben wir uns wieder einmal bemüht, in der kunst generationsübergreifende eindrücke zu vernitteln. so waren mit ulla rauter, eva ursprung und herta tinchon drei generationen von künstlerinnen im programm präsent.
die diskursarbeit ist in eher ruhigen bahnen angelegt. der austausch von erfahrungen und die debatte von intentionen wie von künstlerischen strategien ist auf skurille art ein unterbewertetes genre in österreich. ursprung und tinchon waren ja in unserer reihe „talking communities“ [link] zu gast, wo unter anderem der frage „was sagen kunstwerke?“ nachgegangen wird.
da richtete uns etwa filmemacher heinz trenczak via web 2.0 aus: „wenn man sagen könnte, was kunstwerke ’sagen‘, bräuchte man sie nicht machen.“ das ist die art heimischer gemütlichkeit, die letztlich kulturpolitische debatten verstummen läßt, weil man plötzlich nicht mehr in der lage ist, seine gründe zu nennen. es könnte gerade der jetzige status quo in der steiermark nicht besser illustrieren, welche probleme sich verdichten, wenn kunstschaffende sich in selbstreferenziellen vorstellungen als „besonderes milieu“ hervortun, in dem angeblich besonderes gemacht wird, worüber zu reden weder möglich noch lohnend wäre.

kunsthistorikerin mirjana peitler-selakov hat mit „FMTechnik!“ [link] einen fulminanten akzent gesetzt, der für unsere generelle themenstellung „zwischen landwirtschaft und high tech“ nun wegweisend war. denn der fokus auf den schwerpunkt „frauen und technik“ ist ein in diesem lebensraum höchst brisantes thema.
nun geht peitler-selakov für ihre dissertation in klausur. sie bearbeitet das thema „krieg, kunst und die politik des erinnerns“. auch nicht gerade ein plädoyer dafür, daß es über die aussage von kunstwerken nichts zu reden gäbe. wobei wir in der auseinandersetzung über solche fragen stets wieder zu klären haben, ob wir uns momentan eher auf den bereich der „regeln der kunst“ oder auf das „reich der sinnlichkeit“ konzentrieren.
damit meine ich vor allem: mindestens seit marcel duchamp gehen im westen kunst und diskurs hand in hand („regeln der kunst“). darauf muß man sich nicht zwingend einlassen. es kann einem ebenso genügen, sich ganz den eindrücken hinzugeben, die einen gerade erreichen und die der persönliche geschmack ordnet, bewertet („reich der sinnlichkeit“). wir haben bei „kunst ost“ gute gründe, zwischen beiden bereichen zu pendeln und gelegentlich auch beide bereiche in wechselwirkung zu bringen.

kunstschaffende reagieren zwar auf einige der themen, die wir als kulturinitiative bearbeiten, aber die kunst ist natürlich kein „sozialdienst“ und auch keine abteilung des journalismus. damit meine ich: das aufgreifen von themen, die sich in dieser region als relevant erweisen, ist eine sache, künstlerische beiträge dazu sind eine andere angelegenheit. das bedingt einander nicht zwingend.
ich habe oben den themenbogen „zwischen landwirtschaft und high tech“ erwähnt. tierarzt karl bauer, selbst auf einer landwirtschaft aufgewachsen, ist unser sachpromotor im anderen themensegment. da haben wir grade gemeinsam die grundlagen für unser engagement in den kommenden jahren erarbeitet. nun folgen erste arbeitsgespräche mit kunstschaffenden der region, um zu erörtern, auf welche art wir da gemeinsame schritte tun könnten.
frauenmonat 2011: FMTechnik!
unsere kuratorin mirjana peitler-selakov stellte folgende frage: „Seit Jahren wird versucht, mit Hilfe diverser Förderungsprogramme, Frauen für technische Berufe zu interessieren. Leider beweisen die Untersuchungen, dass diese frauenfördernden Aktionen bisher wenig Effekt gebracht haben. In den klassischen Ingenieursfächern sind noch immer fast keine Studentinnen zu finden. Warum ist das auch heute, im 21. Jahrhundert, so?“

peitler-selakov ist grenzgängerin im bewohnen verschiedener felder. als kunsthstorikerin widmet sie sich momentan für ihre dissertation ganz speziell den methoden kollektiven erinenerns. doch davor war sie rund eineinhalb jahrzehnte als diplomingenieurin in der motorenentwicklung tätig. sie verkörpert damit ein ganz spezielles beispiel der kombination verschiedener genres, wie wir das bei „kunst ost“ kängerfristig umzusetzen versuchen.
das hat nach unserer auffassung vor allem auch in der „energie-region weiz-gleisdof“ erhebliche relevanz, da hier die agrarische welt durch eine ganze kette von high tech-unternehmen kontrastiert wurde, die teilweise auf dem weltmarkt reüssiert haben.
der „Frauenmonat 2011“ steht unter dem titel „FMTechnik!“, damit ist der themenbogen „frauen, macht, technik“ zur diskussion gestellt. mittlerweile ist das programm ausgearbeitet, zwischen grundlagen, alltagspraxis und kunst verzweigt: [link]
die gegenwartskunst spielt dabei keinesfalls eine „dekorative“ rolle, sondern ist einer von mehreren handlungs- und erfahrungsbereichen, in denen die reflexion, die debatte, aber auch der dort entstehende ausdruck wichtige beiträge zu diesen gesellschaftlichen prozessen ergeben, in denen stets neu geklärt wird, wo wir stehen und wohin wir uns orientieren möchten.
so finden sie in dieser veranstaltungsreihe frauen aus verschiedenen genres der theorie UND praxis im dialog mit einander und mit den kommenden gästen.
ein kurzer überblick
Die soziokulturelle Drehscheibe „kunst ost“ verknüpft verschiedene soziale und kulturelle Agenda mit Optionen der Gegenwartskunst, wobei wir aus unserer langjährigen Erfahrung schöpfen, solche Vorhaben jenseits des Landeszentrums, in der sogenannten „Provinz“ zu realisieren. Dabei beziehen wir Kompetenzen aus der Praxis im Bereich eigenständiger Regionalentwicklung und haben auch auf dem Kunstfeld Zugänge entwickelt, die uns erlauben, für unseren Arbeitsbereich geltend zu machen: „Provinz war gestern!“

Wir bemühen uns, das gesamte Geflecht an soziokulturellen und sozialgeschichtlichen zusammenhängen angemessen zu bearbeiten. Das bezieht sich in den großen Schwerpunkten auf unsere
+) Tage der agrarischen Welt
und den momentanen Fokus auf
+) Frauen und Technik
sowie verschiedene thematische Querverbindungen, die das
+) Kuratorium für triviale Mythen
bearbeitet, welches sich in den Kunstbereich verzweigt, aber stellenweise auch stark sachbezogen arbeitet. In diesen Zusammenhängen greifen wir momentan auch verstärkt das Thema
+) Mobilitätsgeschichte
auf.

Wir entwickeln unsere Projekte vor dem Hintergrund eines Themen-Horizonts, an dem zwei große Teil-Themen ineinander gehen, welche diesen Lebensraum, die „Energie-Region“, ausmachen:
+) die agrarische Welt
+) und die High Tech-Zonen.
Im Zentrum unserer Aufgaben steht die Befassung mit Gegenwartskunst und ihren Bedingungen. Die Bedingungen der Kunst sind über quasi benachbarte Genres berührbar:
+) die Alltagskultur
+) das Kunsthandwerk und
+) die Voluntary Arts,
… also jener sehr populäre Bereich, in dem sich interessierte Menschen außerberuflich mit künstlerischen Verfahrensweisen befassen.
Einige dieser Bereiche verknüpfen wir quer durch das Jahr mit künstlerischen Aktivitäten im Rahmen der Reihe „close to nature“. So fügt sich „kunst ost“ als Ganzes zu einem Gesamtvorhaben, in dem diese verschiedenen Themen- und Aufgabenstellungen in Theorie und Praxis verbunden werden.
[kuratorium für triviale mythen]
[Frauenmonat: FMTechnik!]
[april-festival 2012]
[close to nature]
[was ist kunst?]