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Girls: Art&Sci_Lab eröffnet!

In den letzten Jahren entwickelte Mirjana Peiter-Selakov für die soziokulturelle Drehscheibe „kunst ost“ den Themenschwerpunkt „FMTech_Lab!“, wo die Fragestellungen zu den Zusammenhängen „Frauen, Macht und Technik“ bearbeitet wurden, was schließlich zu einer neuen Praxisebene, der des Labors, führte.

Mirjana Peiter-Selakov

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FrauenMonat: Nächste Serie

Im Jahr 2011 war der FrauenMonat, den kunst ost alljährlich veranstaltet, von den feinen und geistreichen Arbeiten der Künstlerin Ulla Rauter dominiert. Im Jahr davor durften wir eine bewegende Schau mit Arbeiten von Jelena Juresa zeigen.

Ulla Rauter

Mir ist es sehr wichtig, daß wir unsere regionale Kunstpraxis stets auch mit Impulsen von außen anreichern können. Andere Sichtweisen, andere Verfahrensweisen, überraschende handwerkliche Modi… Hinzu kommt, daß wir seit einer Weile den Themenschwerpunkt „Frauen, Macht und Technik“ bearbeiten.

Das hat uns eine sehr verblüffende Überraschung ins Haus gebracht. Seit etwa einem halben Jahr scheint dieses Thema eine enorme Relevanz zu gewinnen, vor allem in den letzten Monaten ist es auch medial überaus präsent.

Das hat für uns zwei besondere Vorteile. Erstens sind wir in dieser Themenstellung mehr als fit und nun schon mit etlicher Praxis auf dem Set unterwegs, zweitens gehen auf einmal Türen auf, an die wir vorher noch gar nicht gedacht hatten.

Kommenden Juni wird demnach der FrauenMonat wieder dem Thema Frauen und Technik gewidmet sein, genauer: dem Auftakt eines FMTech_Lab, dessen Konzept unsere Kuratorin Mirjana Peitler-Selakov erarbeitet hat.

“Da sich die Energie-Region Weiz-Gleisdorf als Gebiet der Kreativität, Forschung und Innovation entwickelt und weiter entwickeln möchte, halten wir es für unverzichtbar, in diesen Bereichen Frauen bzw. Mädchen intensiv einzubeziehen. Diverse Quellen der Kreativität (Kunst, Kultur) sollen sich mit den Elementen der Wissenschaft und Technik bzw. der Neuen Technologien verbinden. Und zwar in einem speziell dafür vorgesehenem Modell: im FMTech_Lab.

Mirjana Peitler-Selakov ist nicht nur Kunsthistorikerin (sie schließt gerade ihre Dissertation ab), ihre aktuelle Funktion als Functional Safety Manager bei der MAGNA E-Car Systems GmbH stellt eine reale Verbindung zur Welt von Forschung und Entwicklung in der Technikwelt dar.

Nun zum kommenden FrauenMonat. Da werden einerseits Stefanie Wuschitz und Miss Baltazars Laboratory ordinieren, andrerseits haben wir Niki Passath dabei, mit dem schon ein paar sehr anregenden Sessions hinter uns liegen.

Ich darf versichern, daß wir auch heuer wieder sehr spannende Zusammenkünfte erleben werden, aus denen sich für die eigene Kunstpraxis, egal in welchem Genre, Anregungen mitnehmen lassen.

+) Miss Baltazars Laboratory
+) Interview with Stefanie Wuschitz, part 1: On Women, Technology and Hacking Playground
+) Interview with Stefanie Wuschitz, part 2: Don’t scare of technology, dismantle it!
+) Niki Passath

— [FrauenMonat] —

Gleisdorf als Angelpunkt

Das Laufende umsetzen, nächste Schritte herbeiführen, Neues planen… Ich geb’ zu, manchmal fällt es mir schwer, so einen Fluß der Dinge sicherzustellen. Es ist ein gravierendes Kräftespiel.

Aber genau diese Kontinuität scheint eine der Voraussetzungen zu sein, damit solche Art Kulturarbeit auch in Kommunen und Unternehmen ausreichend ernst genommen wird, um Kooperationen und Kofinanzierungen wert zu sein.

Kunsthistorikerin Mirjana Peitler-Selakov

Wir haben momentan im Zusammenspiel von kultur.at und kunst ost eine Reihe von Dingen auf die Schiene gebracht, die spannende Zeiten versprechen. Das lohnt dann die Anstrengung. Kunsthistorikerin Mirjana Peitler-Selakov schreibt gerade ihre Dissertation.

In dieser Phase hat sie aber auch den kommenden „Frauen-Monat“ („Frauen, Macht und Technik“) von kunst ost vorbereitet und, was dem eine erhebliche Perspektive gibt, die Grundlagen für ein „Tech-Lab“ geschaffen, in dem wir wohl einige neue Maßstäbe setzen werden, was den Kontext „Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft“ betrifft.

Darüber hinaus wird Mirjana Peitler-Selakov dann ihr Engagement auf dem Kunstfeld reduzieren, denn sie kehrt in die Automobilentwicklung zurück, hat eine leitende Funktion im E-Car-Bereich von Magna Steyr [link] übernommen.

Kunstsammler Erich Wolf

Eine andere Praxisvariante des Kontext „Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft“ realisieren wir in Kooperation mit dem Unternehmer und Kunstsammler Erich Wolf: [link] Daraus ergibt sich der heurige Herbst-Schwerpunkt von kunst ost, welcher traditionell der Gegenwartskunst im internationalen Rang gewidmet ist.

Erich Wolf ist federführend in der Entwicklung des Symposions „Regionalität und Realität // Globalität und Virtualität“, das wir am 7. und 8. September dieses Jahres im Hause von Binder+Co [link] realisieren werden.

Damit möchte ich deutlich machen, daß wir augenscheinlich eine nächste Stufe erreicht haben, Themenstellungen und Arbeitsweisen hier in der Provinz auf ein Niveau zu bewegen, wo wir weder den Vergleich mit Projekten im Landeszentrum scheuen müssen, noch beim Schritt über Landesgrenzen eine schlechte Figur machen. Das meint auch, der primäre Ereignisort Gleisdorf erweist sich als ein Angelpunkt kultureller Innovation.

zwischenbilanz

unser „frauenmonat“ ist abgeschlossen. damit endet auch das erste halbjahr in den heurigen aktivitäten, von „kunst ost“; genauer: in den nach außen gerichteten aktivitäten. das waren zugleich monate der neuordnung, da sich die rahmenbedingungen für den gesamtsteirischen kulturbetrieb über die budgetlage deutlich geändert haben.

wir konnten den lokalen und regionalen ausfall von budgets diesmal vor allem über privates engagement ausgleichen. landes- und bundesmittel sind auch hilfreich gewesen. die gesamtsituation legt offen, daß es zur zeit noch keinerlei regionale kulturpolitik gibt, die sich merklich über ortsgrenzen hinaus als wirksam erweist. aber das kommt ja vielleicht noch.

die abschließende session des „frauenmonats“ war heuer der malerin herta tinchon gewidmet

unser „frauenmonat“ war mit dem thema „frau, macht, technik“ befaßt. neben dem sachbezogenen teil haben wir uns wieder einmal bemüht, in der kunst generationsübergreifende eindrücke zu vernitteln. so waren mit ulla rauter, eva ursprung und herta tinchon drei generationen von künstlerinnen im programm präsent.

die diskursarbeit ist in eher ruhigen bahnen angelegt. der austausch von erfahrungen und die debatte von intentionen wie von künstlerischen strategien ist auf skurille art ein unterbewertetes genre in österreich. ursprung und tinchon waren ja in unserer reihe „talking communities“ [link] zu gast, wo unter anderem der frage „was sagen kunstwerke?“ nachgegangen wird.

da richtete uns etwa filmemacher heinz trenczak via web 2.0 aus: „wenn man sagen könnte, was kunstwerke ’sagen‘, bräuchte man sie nicht machen.“ das ist die art heimischer gemütlichkeit, die letztlich kulturpolitische debatten verstummen läßt, weil man plötzlich nicht mehr in der lage ist, seine gründe zu nennen. es könnte gerade der jetzige status quo in der steiermark nicht besser illustrieren, welche probleme sich verdichten, wenn kunstschaffende sich in selbstreferenziellen vorstellungen als „besonderes milieu“ hervortun, in dem angeblich besonderes gemacht wird, worüber zu reden weder möglich noch lohnend wäre.

mirjana peitler-selakov geht nun für ihre dissertation in klausur

kunsthistorikerin mirjana peitler-selakov hat mit „FMTechnik!“ [link] einen fulminanten akzent gesetzt, der für unsere generelle themenstellung „zwischen landwirtschaft und high tech“ nun wegweisend war. denn der fokus auf den schwerpunkt „frauen und technik“ ist ein in diesem lebensraum höchst brisantes thema.

nun geht peitler-selakov für ihre dissertation in klausur. sie bearbeitet das thema „krieg, kunst und die politik des erinnerns“. auch nicht gerade ein plädoyer dafür, daß es über die aussage von kunstwerken nichts zu reden gäbe. wobei wir in der auseinandersetzung über solche fragen stets wieder zu klären haben, ob wir uns momentan eher auf den bereich der „regeln der kunst“ oder auf das „reich der sinnlichkeit“ konzentrieren.

damit meine ich vor allem: mindestens seit marcel duchamp gehen im westen kunst und diskurs hand in hand („regeln der kunst“). darauf muß man sich nicht zwingend einlassen. es kann einem ebenso genügen, sich ganz den eindrücken hinzugeben, die einen gerade erreichen und die der persönliche geschmack ordnet, bewertet („reich der sinnlichkeit“). wir haben bei „kunst ost“ gute gründe, zwischen beiden bereichen zu pendeln und gelegentlich auch beide bereiche in wechselwirkung zu bringen.

karl bauer ist – unschwer erkennbar – unser sachpromotor im themenbereich „agrarische welt“

kunstschaffende reagieren zwar auf einige der themen, die wir als kulturinitiative bearbeiten, aber die kunst ist natürlich kein „sozialdienst“ und auch keine abteilung des journalismus. damit meine ich: das aufgreifen von themen, die sich in dieser region als relevant erweisen, ist eine sache, künstlerische beiträge dazu sind eine andere angelegenheit. das bedingt einander nicht zwingend.

ich habe oben den themenbogen „zwischen landwirtschaft und high tech“ erwähnt. tierarzt karl bauer, selbst auf einer landwirtschaft aufgewachsen, ist unser sachpromotor im anderen themensegment. da haben wir grade gemeinsam die grundlagen für unser engagement in den kommenden jahren erarbeitet. nun folgen erste arbeitsgespräche mit kunstschaffenden der region, um zu erörtern, auf welche art wir da gemeinsame schritte tun könnten.

warum wir?

ich hab vorhin in „modalitäten und rahmenbedingungen“ erwähnt: „wichtig ist auch für das kulturelle engagement in der region, daß wir konzepte schaffen, die regionale betriebe bewegen, unsere aktivitäten mitzutragen.“ [link]

das ist einer der härtesten brocken, denn herkömmliche ideen von sponsoring lassen sich auf operettenabende und kammermusik anwenden, auf lesungen, die mit prominenten schauspielern besetzt sind und auf so manches theaterprojekt konventioneller art, auch auf den charity-bereich. herkömmliches sponsoring hat vor allem repräsentationsaufgaben.

kulturelle aufbauarbeit, wie wir sie leisten, und gegenwartskunst als beitrag dazu sind dafür auf anhieb nicht geeignet. damit meine ich, sie sind zur repräsentation nicht geeignet. sie wären ja ihrerseits eher das ziel von finanzierungen durch charity- und sponsoring-aktivitäten. sie können also nicht zugleich deren repräsentatives trägersystem sein.

das besagt auch: wo gegenwartskunst schon erheblichen rang und zum teil auch marktwert hat, sind eben markt, sammler und andere instanzen präsent, um in diesen bereich zu investieren. doch quasi das VORFELD solcher kunstbereiche, aus dem dann einzelne kunstschaffende mit jener reputation und auch jenem gehobenen marktwert hervorgehen werden, ist eine deutlich unterfinanzierte zone.

das kompensieren freilich auch keine lokalen geschäftsleute vor ort. sie sind über herkömmliche kulturelle aktivitäten nicht zu bewegen, nennenswerte beträge in ein kulturprojekt zu investieren.

eben diese geschäftsleute schätzen teilweise traditionelle kulturangebote, wie sie in den landeszentren oder an festspielorten angeboten werden. dank umfassender mobilität sind diese veranstaltungen beliebig erreichbar, was also kein mangelgefühl aufkommen ließe, wenn am eigenen wohnort das kulturgeschehen etwa auf ein level der 1970er-jahre zurückgefahren würde.

ich meine, es würde vorerst keine heftigen reaktionen geben, wenn sich die entwicklung von rund 30 jahren des heimischen kulturgeschehens plötzlich ungeschehen machen ließe.

kurioser weise würden die selben leute, die den status quo unter kulturschaffenden für überflüssg halten, händeringend zwar, aber mit aufgestickten ärmeln millionenbeträge in genau die „ergänzenenden“ maßnahmen schaufeln, mit denen sie jene stagnation und den rasenden kompetenzverlust dieser gesellschaft auszugleichen wünschen.

damit will ich ausdrücken: wir erleben eigentlich jetzt schon auf massive art, welche kompetenzmängel ein unterfinanzierter und teils auf repräsentation getrimmter kulturbetrieb zur folge hat. weil nämlich ein gesamtes kulturelles klima abkühlt und absackt, millionen von menschen dem boulevard und endlosem tv-konsum überläßt, was ja ganz offensichtlich nicht sehr inspirierend wirkt.

in all dem liegt einige brisanz, die wir in eine kulturpolitische debatte zu übersetzen haben. denn hier, in unserem metier, bei uns kunst- und kulturschaffenden, liegen etliche der kompetenzen, die dem etablierten betrieb offensichtlich abgehen. das hat mir allein schon der heurige programmschwerpunkt „frauen, macht & technik“ [link] gezeigt, mit dem wir erstaunlich offene türen fanden.

quelle: kronenzeitung vom 18. juli 2011

was lese ich nun kurz vor unserere letzten veranstaltung in der heurigen serie zu diesem thema? dem land fehlen rund 2.000 facharbeitskräfte und seitens der wirtschaft werde gewünscht, daß sich mehr frauen in berufen qualifizieren würden, die bisher eher nur von männern gewählt wurden.

es zeigt sich also, was wir als kulturinitiative gerade machen, korrespondiert mit wachsenden debatten über akute defizite in unserer gesellschaft. freilich ist die kunst nicht dazu da, solche probleme zu lösen. doch der kulturbereich gesamt ist ein „möglichkeitsraum“, um solche angelegenheiten zu thematisieren und zu bearbeiten.

damit möchte ich sagen: die kunst ist immer noch die kunst. sie hat keine anderen aufgaben, als das zu sein. soziale aufgabenstellungen müssen wir schon mit anderen mitteln anpacken. kunst ist kein soziales „reparatur-set“.

aber als KULTURschaffende sind wir gut gerüstet, soziale frage- und aufgabenstellungen zu bewältigen. dabei wiederum sind die komplexen erfahrungen aus der befassung mit kunst sehr fruchtbar. so hängt das zusammen. und darum WIR. darum wird es nicht möglich sein, unsere beträge zur entwicklung des gemeinwesens zu ignorieren.

zum ersten halbjahr

ich habe mich sehr darüber gefreut, was künstlerin ulla rauter uns zum auftakt des „frauenmonats“ gezeigt hat. diese feinen und raffinierten arbeiten bieten einige vorstellungen, was gegenwartskunst bedeutet und welche verfahrensweisen da genutzt werden.

medienkünstlerin ulla rauter (links) trasformiert bewegungen, visuelles und hörbares wechselseitig in neu erfahrbares

ähnlich wie in der philosophie werden aspekte, einzelne details, sehr genau auf ihre bedeutungen hin ausgelotet und in ihrer wirkung auf uns überprüft. da ist ein forschen teil des prozesses, mit dem die künstlerin ihre ergebnisse realisiert. solche ergebnisse sind nicht konsumierbar wie ein „schönes bild“. das folgt keinen anderen zwecken als den gewählten fragen- und aufgabenstellungen im künstlerischen zusammenhang.

man muß sich also auf die fragestellungen einlassen, die so einem werk zugrunde liegen. aber freilich ergibt das auch ästhetische qualitäten, die ohne rationalen diskurs erfahrbar sind. das heißt, die wahrnehmungserfahrungen können auch umgelkehrt angewandt werden, um die fragen aufztustöbern, die einem vorliegenden werk zugrunde liegen. ich hab auf der projekt-website nun auch eine doku-page aufgemacht, wo der rückblick auf den „frauenmonat“ gebündelt wird, so auch auf rauters arbeiten: [link]

moreau (2.v.l.) live in weng: wie hängen die dinge also genau zusammen?

mein weg nach weng [link] hat eine fülle von anregungen gebracht. das nimmt auch einfluß auf meine kulturpolitischen optionen. es dominieren im land offenbar immer noch menschen, die das für politik halten, was politische funktionärskreise produzieren. ich halte dagegen für politk, was aus dem wechselspiel zwischen diesen ebenen, der wirtschaft und verschiedenen bereichen der zivilgesellschaft als politik entsteht. siehe dazu den eintrag #356 und eintrag #357 im projekt-logbuch.

franz maunz vom kulturdachverband „r*e*x“ ist diesbezüglich an einer präzisierung der möglichkeiten interessiert. wir haben eine längerfristige kooperation ins auge gefaßt.

johanna klostermann von der technischen universität graz: "die vorbilder sind maßgeblich, damit junge frauen sich in technik und wissenschaft etwas vorstellen können."

die fachtagung zum thema frauen, macht & technik wurde zu einem vielversprechenden auftakt, um einen unserer inhaltlichen teilbereiche auszuloten und mit anderen kompetenzbereichen zu verknüpfen. hier eine kleine reflexion über diesen auftakt, dem mit sicherheit weiterführende schritte folgen werden: [link]

karl bauer: "es ist den menschen noch viel zu wenig klar, worin sich bäuerliche und industrielle landwirtschaft unterscheiden."

unser basiskonzept für die „tage der agrarischen welt“ ist nun auch so weit fertig und rund, daß karl bauer, unser sachpromnotor in diesem bereich, uns für startklar hält. damit ist der bogen „zwischen landwirtschaft und high tech“ aktuell mit inhalten belegt.

fußnote:
ich bin nun bei „info graz“ von heinz rüdisser als kolumnist an bord gegangen. ein weiterer bezugspunkt, um für „kunst ost“ sichtbarkeit im landeszentrum herzustellen.  im augenblick ist da von mir gerade eine kleine friedhofs-story online gegangen: [link]

klang und bewegung

der tag auf dem weg zu ulla rauters vernissage war von „belfast-wetter“ geprägt. das ganze spektrum von regen wind und sonne, mehrmals abwechselnd, kalt, warm und heiß im ständigen durchlauf. spaßige zustände! wie sehr wußte ich es zu schätzen, daß wir gerade zur ausstellungs-eröffnung, als ein arger regenguß sich über uns entlud, in einer mit glas bedeckten passage zugange waren.

künstlerin ulla rauter (mitte) und kuratorin mirjana peitler-selakov

kuratorin mirjana peitler-selakov hatte eine der interessantesten jungen künstlerinnen aus der klasse brigitte kowanz („angewandte“, wien) eingeladen. rauter arbeitet konsequent entlang einem klaren konzept, mit präziser umsetzung ihrer werke. an einer stelle im feature von peitler-selakov klingt das so:

„Das Ausgangsmaterial zu Sound Surfaces sind reale Ton-Quellen. Das ‚reale‘ Material wird durch das digitale Medium praktisch entfremdet und in einen einfachen Datenfluss übersetzt. So wird das Objekthafte, das Räumliche, zuerst auf reine Oberfläche reduziert und dann durch den Prozess des Lichtmalens transparent gestellt, in ein Konturenrelief verwandelt. Von der digitalen Spur wird aus dem Klang ein reduziertes Bild erstellt; oder die Bewegung initiiert.“

in der praxis war das dann an kuriosen technischen umsetzungen zu erfahren, die einerseits in ihren funktionen, andererseits in den ästhetischen qualitäten der erscheinung überraschen, um schließlich in ihrer anwendung denk- und erfahrungsprozesse anzustoßen.

der leib als teil des instrumentes

ein beispiel für gegenwartskunst, die zum einen theoriegeleitet ist, also auf komplexen deutungen unseres technischen und medialen status quo beruht, zum anderen ein ästhtetisches ereignis sind, was meint: wahrnehmungserfahrungen initiieren, um dann, drittens, weiterführende denkprozesse zu triggern.

wir haben hier in der region noch vorherrschende auffassungen, vom erbauungs-, erfreuungs- und letztlich unterhaltungscharakter, der sich dem kunstgeschehen aufbürden ließe. so wie vernissagen, allerdings zu recht, mit der funktion eines sozialen ereignisses befrachtet sind.

würde das in summe bloß zu einem fröhlichen KONSUM von wein, brötchen und sinneseindrücken führen, bliebe das ein ereignistyp, den man beruhigt an den sozialausschuß für eine kooperation mit dem tourismus-büro abgeben könnte.

hier ist das dann doch wesentlich anders angelegt und genau nicht so aufbereitet, um den prinzipien unserer konsumkultur zu dienen.

geselliges ereignis UND rahmen für denkanstöße

der abend mit ulla rauter hat zu einigen debatten geführt. dabei stand erneut klar im fokus: die kunst ist die kunst und hat keine anderen aufgaben, als ihren eigenen möglichkeiten gewidmet zu sein. aber die BEFASSUNG mit kunst, egal ob schaffend oder rezipierend, führt zu erfahrungen und kompetenzen, auf die ein gemeinwesen dringend angewiesen ist.

spät am abend waren wir in einer verbleibenden runde auch dabei angelangt, daß wir dieser unserer gesellschaft einen rasenden KOMPETENZVERLUST zuschreiben dürfen, der ziemlich viele lebensbereiche betrifft. das gipfelt unter anderem in der tatsache, daß eines der reichsten länder der welt eines der teuersten bildungssysteme europa mit einem der schlechtesten ergebnisse europas hat.

auch die aktuellen ereignisse in den kontroversen zwischen kommunen, land und bund lassen sich ohne probleme als ausdruck eines zusammenbrechens von kommunikationslagen anläßlich gescheiterter problemlösungsmomente erkennen.

in eben diesen zusammenhängen können wir geltend machen und nachweisen, daß ein kulturelles engagement auf der höhe der zeit möglich ist, welches solche probleme nicht gleich aus der welt schafft, wo aber strategien und verfahrensweisen erprobt werden, in denen sich auf lokaler und regionaler ebene wieder wege öffnen lassen. wege der kommunikation, der selbst- und fremderfahrung, des begreifens immer komplexerer gesellschaftlicher zustände, bei gleichzeitiger praxis des HERUNTERBREMSENS jener schnell-schnell-welterklärungsmethoden, die ja offensichtlich immer tiefer in stagnation hineinführen.

– [frauenmonat 2011: FMTechnik!] –

weiterführende verknüpfungen

stellen sie sich vor, sie wollten den hauptfilm beim festival „diagonale“ [link] sehen, konnten aber keine karte dafür bekommen. so erging es manchen menschen zuletzt mit marie kreutzers „die vaterlosen“: [link] aber nun wäre dieses filmfestival nach gleisdorf verzweigt und sie bekämen noch eine chance.

christina seyfried (links, „diesel kino“) und brigitte bidovec („diagonale“) beim ersten ausloten einer kooperationsmöglichkeit

das ist einer der aspekte, den ich eben mit repräsentantinnen des gleisdorfer „diesel-kinos“ [link] und der „diagonale“ debattiert habe. die hiesige „diesel“-filiale ist ja keineswegs bloß ereignisstätte für den mainstream. eine eigene filmreihe war schon bisher an cineastischen aspekten bzw. themen orientiert, nämlich „film anders“: [link]

ich hatte vergangenen märz, anläßlich eines besuches von regisseurin elisabeth scharang, gelegenheit, mit christina seyfried über weiterführende optionen zu sprechen: [link] medienkompetenzen verlangen ästhetische erfahrungen und einblicke in die funktionsweisen von medien. es müssen demnach andere als nur mainstream-filme überhaupt noch in realen kino-sälen gezeigt werden.

und es sollte ab und zu gelegenheit geben, mit erfahrenen leuten über das zu sprechen, was man dabei erlebt hat. vergangenen februar hatten wir über derlei zusammenhänge mit „diagonale“-chefin barbara pichler und ihrer mitarbeiterin brigitte bidovec besprochen: [link]

sandra kocuvan, zuständig für film und regionale kulturbelange, mit dem programm zu unserem „frauenmonat“

dazu kommt die möglichkeit, an themenstellungen wesentlicher filme anzuknüpfen. ich meine damit, es könnten unterschiedlich große kulturinitiativen an manchen inhalten und aspekten davon mit ihrer arbeit andocken. so entstünde ein kulturelles beziehungsgeflecht ungewöhnlicher art. ich mag vor allem diesen teil der idee, daß so höchst unterschiedliche instanzen eines kulturellen geschehens quer durch einen konkreten lebensraum momente der kooperation ansteuern würden.

das dürfte auch sandra kocuvan von der kulturabteilung des landes steiermark interessant finden, die als fachreferentin für den bereich film und ebenso für unsere kulturellen vorhaben in der region zuständig ist. wir starten übrigens heute mit der veranstaltungsserie unseresfrauenmonats („FMTechnik!“): [link]

auftakt ist die vernissage mit arbeiten der medienkünstlerin ulla rauter. wir bespielen hier ein leerstehendes geschäft in der innenstadt gleisdorfs, an dem die großen schaufenster eine wichtige rolle spielen. der übliche galeriebetrieb ist ja ein kulturgeschichtlich sehr junges phänomen. einen „white cube“ mehrere wochen offen und besetzt zu halten, das gehört zu den strukturellen anforderungen, die sich heute meist nicht einmal in vielen bereichen der landeshauptstadt einlösen lassen. umso weniger in der „provinz.

kuratorin mirjana peitler-selakov beim aufbau in der „popcorner-passage“

also brauchen wir flexible lösungen, die geringere kosten verursachen, um eine initiatve wie „kunst ost“ nicht mit running costs zu überlasten. es zeigen ja andere beispiele in der „provinz“, daß ein fixes haus den großteil von ressourcen frißt und dabei dann nur ein sehr viel geringeres potenzial für das eigentliche programm bleibt.

andrerseits ist es für künstlerinnen und kuratorinnen natürlich viel schwieriger, einen platz angemessen zu bespielen, der überhaupt nicht für die präsentation von kunstwerken konzipiert wurde. ein kniffliges thema, an dem wir noch einige arbeit haben werden.

frauenmonat: aufbau

künstlerin ulla rauter bei der aufbauarbeit in der „popcorner-passage“ von gleisdorf. wir haben dort ein leerstehendes geschäftslokal gemietet, um im zentrum der stadt einen teil des „frauenmonats“ von „kunst ost“ zu realisieren.

beginn der tausend handgriffe: künstlerin ulla rauter vor ort

diese tausend handgriffe, um in eine komplexe themenstellung hineinzugelangen. dieses völlig andere bezugssystem der kunst, um einen stand der dinge erfahrbar zu machen. „FMTechnik!“ fokussiert auf die zusammenhänge von frauen, macht und technik. dazu hat kuratorin mirjana peitler-selakov die kleine veranstaltungsreihe in die reale wirtschaftswelt verzweigt, hat ein stück meta-ebene und diskurs einbezogen, schließlich mehrere passagen durch zonen der kunst gelegt.

künstler christian strassegger und kunsthistorikerin mirjana peitler-selakov

dieses changieren zwischen alltagspraxis, theorie und kunst ergibt nach unserer erfahrung sehr interessante möglichkeiten, komplexe themen transparenter und greifbar zu machen. das handelt im gesamten jahresverlauf auch von querverbindungen zum „kuratorium für triviale mythen“: [link]

– [frauenmonat 2011: FMTechnik!] –
– [ulla rauter] –

zu den frühen akteuren des kuratoriums gehört norbert gall, brand manager von abarth österreich: [link] während rauter im abgedunkelten geschäftsraum erste anordnungen für ihre kommende ausstellung festlegte, landete gall in gleisdorf.

ich habe in ihm ein sachkundiges gegenüber zur erörterung gegenwärtiger zustände jener mobilitätsgeschichte, die in der ersten hälfte des 19. jahrhunderts bemerkenswerte kontroversen zeigte, die zwischen schiene und straße polarisierten; da gab es noch gar keine automobile im heutigen sinn.

norbert gall ist profunder kenner vor allem der entwicklungen in der zweiten hälfte des 20. jahrhunderts: [link] als manager der zum haus fiat gehörenden sportwagen-marke abarth habe ich in ihm freilich auch einen sachkundigen diskussionspartner, was gegenwärtige entwicklungen angeht.

im blickfeld

was ist bewerkenswert und was wir leicht übersehen? was drängt sich uns auf und was verbirgt sich genau hinter diesen „sensationen“?

wir sind seit jahren in enorme umbrüche verwoben. diverse krisen in der weltweiten finanz- und wirtschaftswelt haben das nicht erst in gang gebracht, sondern unlängst bloß stärker in unser bewußtsein gerückt. eine neue landflucht macht sich in ganz europa bemerkbar. („die menschen flüchten nicht einfach in die nächste größere stadt, sondern auf die nächste autobahn.“) also sind wir gut beraten, über dragen wie mobilität, ernährungssicherheit und aktuelle schübe im neu wachsenden stadt-land-gefälle nachzudenken.

wichtigkeit ist meist eine frage von definitionsmacht

aber warum sollte das in summe thema und arbeitsinhalt für eine kulturinitiative sein, die sich überdies im uentrum ihres tuns der gegenwartskunst widmet?

ich hab in was ist kunst“ #17 skizzierert, welch hohen rang die „freiheit der kunst“ ausdrücklich in unseren gesetzen eingeäumt bekommt und welchen inhalten dieser aspekt von freiheit gewidmet ist. während die kunst selbst die kunst ist und kein mittel oder wirkzeug, sondern sich selbst gewidmet, hat die befassung mit kunst auch ganz andere zusammenhänge. (befassung mit kunst meint gleichermaßen praxis, vermittlung und rezeption.)

sieht man sich zum beispiel näher an, wovon das leben in der agrarischen welt über wenigstens die letzten hundert generationen geprägt war, findet man manche aufschlüsse über rahmenbedingungen des status quo. wir durchleuchten die gegenwart dieses gesellschaftlichen bereiches vor den historischen hintergründen, um zu einer brauchbaren deutung der regionalen gegenwart zu kommen.

karl bauer ist ein profunder kenner der agrarischen wlet in dieser region

das heißt konkret, wir bearbeiten bei „kunst ost“ die „tage der agrarischen welt“ 2011-2013 in korrespondenz mit anderen veranstaltungsreihen, welche folgenden teilthemen gewidmet sind, die in der oststeiermark und in der „energie-region weiz-gleisdorf“ ebenso zur debatte stehen wie in überregionalen zusammenhängen:
+) moblitätsgeschichte
+) frauen in der technik
+) die „nikola tesla-doktrin“
+) triviale mythen und alltagskultur

das wird sich stellenweise auch in künstlerische vorhaben verzweigen. und es wird von einer debatten-reihe begleitet, der serie „talking communities“: [link]

im augenblick bereiten wir den „frauenmonat“ 2011 vor, zu dem kuratprin mirjana peitler-selakov das rhema „FMTechnik!“, also „frauen, macht und rechnik“, erarbeitet hat.

der programmfolder zu "FMTechnik!" ist verfügbar (gestaltung nina strassegger-tipl)

damit ist nun auch langsam der blick auf den kommenden herbst frei, wofür wir einen internationalen kunst-schwerpunkt vorbereiten. dazu demnächst genaueres!

— [FMTechnik! Das Programm] —